Geschlechtsbewusstsein und Klassenbewusstsein
Share on Facebook Share on Twitter
 
weitere Artikel
 

 

Roter Morgen / Ausgabe 17 / Herbst 2018

Es ist eine der Realitäten in den kommunistischen und revolutionären Reihen, dass im Namen des Klassenbewusstseins Zweifel am Geschlechtsbewusstsein gehegt werden, dieses als feministische Abweichung von der Revolution oder des Marxismus-Leninismus gesehen wird und der Glaube daran besteht, dass die Propaganda um den Begriff des Geschlechtsbewusstseins herum das „Klassenbewusstsein" und den „Klassenkampf" schwächt. Die Situation ist ungleich. Während sich dieses Verständnis in einigen Parteien und Organisationen auf die männlichen Kräfte beschränkt, ist es in anderen Parteien und Organisationen allgemeingültig.
Das ist nicht verwunderlich, denn jede Suche und Forderung des Freiheitskampfes der Frauen ist auf ähnliche Fragen gestoßen. Auch das „Frauenwahlrecht", was heute indiskutabel ist, wurde 1907 infolge patriarchaler, reaktionärer Zweifel in der ersten sozialistischen Fraueninternationale erst nach intensiven Kämpfen akzeptiert. Die Idee eigener Frauenorganisationen hat unter der Führung Clara Zektin's in der Kommunistischen Partei Deutschlands erst nach großen Kämpfen Leben gefunden.
Diejenigen, die heute einen Widerspruch zwischen Geschlechts- und Klassenbewusstsein sehen, werden zugleich zu vielen der Themen und Herangehensweisen, die noch im 20. Jahrhundert ähnliche Diskussionen hervorgerufen haben, sagen, dass sie diese Themen und Herangehensweisen „natürlich akzeptieren".

Das Proletariat für die Befreiung der gesamten Menschheit

Im Kapitalismus ist mit der materiellen Grundlage für die vollständige Aufhebung des Privateigentums und der Klassengesellschaften (für eine vergesellschaftete Produktion, die diese Aufhebung sowohl möglich, als auch notwendig macht), die gesellschaftliche Kraft (das Proletariat), welches das Subjekt dieser Aufhebung ist, entstanden. Das Proletariat ist sowohl durch den Platz, den es innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise einnimmt, als auch auf Grund seiner Beziehung zum Eigentum (seiner Eigentumslosigkeit), die Klasse, die aufgrund ihrer objektiven Interessen alle Klassen mitsamt seiner eigenen Klasse aufhebt. Als Klasse, die in Bezug auf die gesamte Menschheit die gesellschaftliche Befreiung in ihrer qualitativen Beschaffenheit einschließt, als Klasse, die die Totengräberin des Kapitalismus ist, ist sie die Vorhut der klassenlosen Gesellschaft und hat somit eine historische Mission.
Der Kampf zwischen dem unterdrückenden männlichen Geschlecht und dem unterdrückten weiblichen Geschlecht ist eine der Erscheinungen des Klassenkampfes und eine der gesellschaftlichen Dynamiken die zur Liquidation des Privateigentums führen.
Das Proletariat kann also aus seinen Qualitäten zur Befreiung aller anderen unterdrückten und ausgebeuteten Schichten heraus diese an vorderster Front und am konsequentesten vertreten und es spielt diese seine historische Rolle eben insoweit, wie es diese tatsächlich vertritt. Mit den Worten, die Lenin an Karl Kautsky richtet, beschreibt er, dass der Kampf der Arbeiter*innenklasse nicht gleich der Kampf für den Sozialismus ist:

„(...)das sozialistische Bewußtsein als das notwendige direkte Ergebnis des proletarischen Klassenkampfes.‘ Das ist aber falsch. Der Sozialismus als Lehre wurzelt allerdings ebenso in den heutigen ökonomischen Verhältnissen wie der Klassenkampf des Proletariats, entspringt ebenso wie dieser aus dem Kampfe gegen die Massenarmut und das Massenelend, das der Kapitalismus erzeugt; aber beide entstehen nebeneinander, nicht auseinander, und unter verschiedenen Voraussetzungen." [Was tun, II Spontaneität der Massen und Bewußtheit der Sozialdemokratie]

Was ist das „Klassenbewusstsein" für das Proletariat?

"Das Bewußtsein der Arbeiterklasse kann kein wahrhaft politisches sein, wenn die Arbeiter nicht gelernt haben, auf alle und jegliche Fälle von Willkür und Unterdrückung, von Gewalt und Mißbrauch zu reagieren, welche Klassen diese Fälle auch betreffen mögen, und eben vom sozialdemokratischen und nicht von irgendeinem anderen Standpunkt aus zu reagieren. (...) Wer die Aufmerksamkeit, die Beobachtungsgabe und das Bewußtsein der Arbeiterklasse ausschließlich oder auch nur vorwiegend auf (...) sie selber lenkt, der ist kein Sozialdemokrat, denn die Selbsterkenntnis der Arbeiterklasse ist untrennbar verbunden mit der absoluten Klarheit nicht nur der theoretischen (...) sogar richtiger gesagt: nicht so sehr der theoretischen als vielmehr der durch die Erfahrung des politischen Lebens erarbeiteten Vorstellungen von den Wechselbeziehungen aller Klassen der modernen Gesellschaft." [Lenin, Was tun?]

Lenin beschreibt damit nicht nur das Klassenbewusstsein, er erklärt auch, warum die Kommunist*innen gleichzeitig auch das Verhältnis aller Klassen in ihrer revolutionären Aktion thematisieren müssen:

„Das politische Klassenbewußtsein kann dem Arbeiter nur von außen gebracht werden(...) Deshalb darf man auf die Frage: Was ist zu tun, um den Arbeitern politisches Wissen zu vermitteln? - nicht allein die Antwort geben, mit der sich in den meisten Fällen die Praktiker begnügen - von den Praktikern, die zum „Ökonomismus" neigen, ganz zu schweigen -, nämlich die Antwort: „Zu den Arbeitern gehen". Um den Arbeitern politisches Wissen zu vermitteln, müssen die Sozialdemokraten in alle Klassen der Bevölkerung gehen, müssen sie die Abteilungen ihrer Armee in alle Richtungen aussenden." [Lenin, Was tun?]

Also gehören der Gedanke und die Aktion, denen zu Folge lediglich das Proletariat für sich genommen das Ziel ist und das Klassenbewusstsein nur ein Bewusstsein für dieses ist, nicht den Kommunist*innen, sondern den Ökonomist*innen. Die gesamte Kampfgeschichte der Kommunist*innen hat sich ohnehin zugleich als ideologische und politische Kampfgeschichte gegen diese Strömungen entwickelt.

Gesellschaftliche Geschlechter als gesellschaftliche Differenzierung innerhalb der unterdrückten Klasse

Welche Rolle spielt denn das Geschlechtsbewusstsein unter den Bedingungen, in denen die Gesellschaft nicht nur in Klassen, sondern gleichzeitig auch in gesellschaftliche Geschlechter geteilt ist und in denen auch die Klassen diese Geschlechter beinhalten?
Die gesellschaftlichen Geschlechter (unterdrückendes männliches Geschlecht und unterdrücktes weibliches Geschlecht) haben sich in sich selbst voneinander in Klassen differenziert. Beide Geschlechter (eines als Unterdrücker, das andere als Unterdrücktes) haben innerhalb ihres Geschlechts gemeinsame Geschlechtsinteressen. Aber wenn wir über das unterdrückte Geschlecht diskutieren, führt die Klassendifferenzierung innerhalb des gesellschaftlichen Geschlechts dazu, dass die Frauen der herrschenden Klasse in einem solchen Grade befriedende Klassenprivilegien haben, dass sie sich mit lediglich begrenzten Gewinnen für ihr Geschlecht begnügen. Auch die Mitglieder des unterdrückenden Geschlechts gleicher Klasse können Zugeständnisse solcher Art machen und haben dies in der Geschichte auch getan. Diese Klassenprivilegien und diese Form der Beziehung mit dem Privateigentum sind so stark, dass sogar der Widerspruch zwischen bürgerlicher Frau und bürgerlichem Mann nicht mehr antagonistisch ist.
Andersherum haben sich die Klassen auch in gesellschaftliche Geschlechter differenziert. Wenn wir die Sache nun hinsichtlich der unterdrückten und ausgebeuteten Arbeiter*innenklasse diskutieren, stützen sich die Privilegien des unterdrückenden Geschlechts nicht auf die Verfügungsgewalt über Großeigentum, wodurch ein Interesse bestünde, das Privateigentum an Produktionsmitteln beizubehalten. Hinsichtlich des Widerspruchs zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie des unterdrückenden Geschlechts führen die Geschlechtsprivilegien nicht zu einer Beseitigung des antagonistischen Charakters dieses Widerspruchs. Aus diesem Grund können beide Teile der Geschlechterdifferenzierung innerhalb der Arbeiter*innenklasse eine Rolle im Kampf gegen das Privateigentum spielen.
Den Frauen in der Position des unterdrückten Geschlechts hingegen, wird aufgrund der objektiven Realität, dass sie ihre Befreiung nicht erlangen können, solange nicht die gesamte materielle Grundlage aufgehoben wird, auf der das Privateigentum sowohl an Produktions- als auch an individuellen Konsummitteln/-gütern besteht, eine besondere Rolle in der gesellschaftlichen Revolution zu Teil.
Welche Rolle spielt die gesellschaftliche Geschlechterdifferenzierung, die, mit Engels Worten gesprochen, „erste Klassenunterdrückung", welche sich mit der „Entwicklung des Antagonismus zwischen Frau und Mann in der monogamen Ehe" und mit „der Unterdrückung des weiblichen Geschlechts durch das männliche Geschlecht" festigt, im Bezug auf das Klassenbewusstsein?
Der Kampf zwischen dem unterdrückenden männlichen Geschlecht und dem unterdrückten weiblichen Geschlecht ist eines der Aspekte des Klassenkampfes und eine der gesellschaftlichen Dynamiken zur Liquidierung des Privateigentums.
Die aufklärende Beschreibung und organisierende Führung dieser gesellschaftlichen Dynamik durch das revolutionäre Subjekt wird den Klassenkampf zum Vorteil aller unterdrückten Teile zuspitzen und stärken. Nicht das Geschlechtsbewusstsein sondern im Gegenteil, die Verwirrungen, die innerhalb des Proletariats bezüglich der gesellschaftlichen Geschlechterdifferenzierung bestehen, trüben das Klassenbewusstsein.
„Geschlechtsunbewusstheit" trübt das Klassenbewusstsein des proletarischen Mannes, denn er hat aufgrund seiner Zugehörigkeit zum unterdrückenden Geschlecht Privilegien, was zu einer Kette, zu einer Fußfessel, zumindest zu einem erschwerenden Faktor dabei wird, seine revolutionäre Rolle zu spielen.
Dadurch, dass der proletarische Mann nicht die richtige Position im Frauenfreiheitskampf einnimmt oder sich zumindest nicht positioniert, wird die Gefahr lebendig gehalten, dass er zur Reserve für reaktionäre und konterrevolutionäre Ansätze, Organisationen und Kräfte wird. Nicht umsonst wurden Kommunist*innen seit vielen Jahren in unzähligen Regionen der Welt mit dem Vorwurf „die verkollektivieren auch die Frauen" angegriffen. Hierin liegt die Bestrebung, gestützt auf das rückschrittliche Bewusstsein der Männer innerhalb der unterdrückten Klassen den Klassenkampf des Proletariats zu schwächen. Dieses zurückgebliebene Bewusstsein hat keine Chance einflussreich zu sein, geschweige denn richtig zu sein. Es ist ohnehin auch möglich eine solche „Geschlechtsunbewusstheit", gleichzeitig als „Geschlechtsbewusstsein" aber als das rückschrittliche Geschlechtsbewusstsein des Unterdrücker-Geschlechts, als ein spontanes Männer-„Geschlechtsbewusstsein" zu definieren.
Also, solange die materielle Realität besteht, dass Menschen einem Geschlecht angehören und dass zwischen jenen Geschlechtern eine gesellschaftliche Differenzierung besteht, solange also werden jeder proletarische Mann und jede proletarische Frau, spontan oder organisiert, klassenbewusst oder unbewusst unbedingt Stellung auf einer der Seiten dieser Differenzierung beziehen müssen. Denn die gesellschaftliche Realität in der die Geschlechter leben ist unterschiedlich und es ist nicht möglich, dass sie außerhalb dieser Realität denken und handeln. „Geschlechtsunbewusstheit" trübt auch das Klassenbewusstsein der proletarischen Frau. (Ja, ganz genau, denn unter „Proletariat" wird ja wohl nicht nur der proletarische Mann verstanden, nicht wahr!)
Nicht zu verstehen, dass die proletarische Frau doppelter Ausbeutung, Unterdrückung und Männergewalt ausgesetzt ist, weil sie einem gesellschaftlichen Geschlecht angehört, und keinen Kanal für gesellschaftliche Kämpfe dagegen zu finden, erschwert ihre Beteiligung in den Reihen des Kampfes. Die patriarchalen Traditionen sind die stärkste ideologische Waffe gegen die Frau, um die kapitalistische Ausbeutung als natürlich darzustellen und zu legitimieren. Solange darüber hinaus sogar die Männergewalt, Unterdrückung und Behinderungen durch die Person des Vater-Mannes, des Ehe-Mannes und des Bruder-Mannes verwirklicht werden und die Frau nicht das Bewusstsein entwickelt direkt dagegen zu kämpfen, sind diese Männer zu einem praktisch-physischen Hindernis, dass die Frau darin behindert, sich am gesellschaftlichen Kampf zu beteiligen. Die geschlechtsbewusste Frau wird ein noch stärkeres Subjekt im Kampf darum, die Welt zu verändern. Hinsichtlich beider Geschlechter wird die richtige Beziehung mit dem Freiheitskampf der Frau ihr jeweiliges politisches Klassenbewusstsein stärken.

Die gesellschaftlichen Klassen als gesellschaftliche Differenzierung innerhalb des unterdrückten Geschlechts

Das ist der Zustand hinsichtlich der Geschlechterdifferenzierung innerhalb des Proletariats. Aber nun fragt die Auffassung, welches das „Geschlechtsbewusstsein" im Namen des „Klassenbewusstseins" zweifelnd betrachtet und darin eine Abweichung von der revolutionären Linie oder vom Marxismus-Leninismus sieht: Aber handelt es sich nicht um eine Klassenversöhnung insbesondere mit den Frauen der herrschenden Klasse, da das „Geschlechtsbewusstsein" nicht nur die proletarischen Frauen umfasst, sondern das gesamte Geschlecht thematisiert? Die Sache ist, wird noch hinzugefügt, dass es bei „Frauenarbeit" nicht um Kämpfe mit dem Thema Frau geht; die Sache ist, dass im Namen des Geschlechtsbewusstseins die Frauen aller Klassen als Unterdrückte klassifiziert werden und zum revolutionären Subjekt gezählt werden, wodurch der Klassenstandpunkt gestört wird und so von der kommunistischen Perspektive abgewichen wird! Das Thema wird sogar durch Vergleiche und Beispiele, die keiner großen theoretischen Abstraktion bedürfen, mit Condelezza Rice, Tansu Çiller und Angela Merkel diskutiert und das Problem wird mit einem Schlag gelöst: „Werden die etwa auch unterdrückt?" „Streben wir auch deren Befreiung an?".
Lasst uns das Thema mit Blick auf das gesellschaftliche Geschlecht und der Klassensituation des unterdrückten Geschlechts in die Hand nehmen und diese Ansicht bzw. diesen Einwand, diese Frage oder These berücksichtigen: Wie oben bereits gesagt, besteht auch innerhalb des gesellschaftlichen Geschlechts eine Klassendifferenzierung. Das unterdrückte Geschlecht Frau umfasst sowohl die Frauen der herrschenden Klasse als auch die proletarischen Frauen sowie die Frauen verschiedener unterdrückter Klassen und Schichten.
(Bevor wir weiter machen müssen wir hier noch anmerken: Eigentlich können wir bis zu einem bestimmten Zeitabschnitt des Kapitalismus nicht von Frauen, die einer bestimmten Klasse „angehörten", sprechen sondern nur von Frauen, die einer bestimmten Klasse „gehörten". Denn alle Frauen bis hin zu den Ehefrauen des Padischahs waren folglich das „Eigentum" des Mannes einer bestimmten Klasse gewesen, in Folge dessen sie die Privilegien oder Nachteile eben jener Klasse erlebt haben, bis dass die kapitalistische Ordnung die Frau in Berührung mit der „Außenwelt" gebracht hatte. Sie waren keine sich selbst gehörende, für sich selbst bestehende Existenzen. Im Kapitalismus hingegen hat die Frau den Zustand erreicht, sich selbst zu gehören, eine Sache in ihrem eigenen Besitz zu sein. Die Gewinne der bürgerlichen Frauen bezüglich des Erb- und Eigentumsrechtes, das „Recht" der proletarischen Frau auf Lohnsklaverei und die Gesamtheit dieser Verhältnisse haben im Allgemeinen dazu geführt, dass die Frauen wirkliche Angehörige einer Klasse geworden sind. Letztendlich folgt aus beiden Umständen heraus der Zustand einer Frau, die mit der herrschenden Klasse in Beziehung tritt, was hinsichtlich unseres Themas ein und dasselbe ist und so wie unten beschrieben ist!)
Es ist nun denn auch möglich, eine solche „Geschlechtsunbewusstheit" des proletarischen Mannes - welches zugleich das „Geschlechtsbewusstsein" aber das rückschrittliche Geschlechtsbewusstsein des unterdrückenden Geschlechts ist - als spontanes „Geschlechtsbewusstsein" der Männer zu definieren. Der Besitz des Mannes an Arbeit und Körper der Frau, egal von welcher Klasse oder gesellschaftlichen Schicht, wurde in der kapitalistischen Ordnung vergesellschaftet. In der kapitalistischen Ordnung wird die Frau als Hausbedienstete/werktätige, Arbeiterin, Werktätige und als allgemeine Ware ausgebeutet und wird sie unter jedweden Bedingungen ausgebeutet. Der Körper der Frau ist nicht der Körper der Frau A oder B, sondern es handelt sich um eine allgemeine Existenz des Körpers der Frau, um ein allgemeines Waren- und Kapitalinvestitionsgebiet. Die Bourgeoisie hat die Zange des Patriarchats für einen bestimmten Teil der Frauen, die Frauen der bürgerlichen Klasse, so locker wie möglich gemacht. Das, was ihnen auf Grundlage der Klassenprivilegien gehört, ist weit mehr als das, was sie auf Grundlage der Geschlechterdifferenzierung erleiden. Dadurch können die Frauen dieser Klasse sogar auf zwei Arten in Frieden mit der Ordnung des Privateigentums und der patriarchalen Ordnung leben: Erstens, als Klasse, als Personen, welche diese Ordnung selbst aufrecht erhalten, als Regierende, Besitzerinnen von Eigentum und Bürokratinnen dieser Ordnung. Zweitens können sie als Geschlecht an den Folgen der Akkumulation von Kapital für die Frauen als Vertraute der herrschenden Klasse mit den Privilegien des Klassenregimes feilen. Die Hauswerktätigkeit haben diese Frauen anderen Frauen überlassen, gegen die patriarchalen Drohungen von außerhalb ihrer Klasse verfügen sie über Schutzwälle, die Gesetze sind für sie nicht nur machtloses Papier, sondern nutzen ihnen auch praktisch usw. Sie sind die Ausführerinnen frauenfeindlicher Politik und die Fortsetzerinnen der Ordnung. Für einen Teil der kleinbürgerlichen Frauen können tief greifende Zugeständnisse innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Ordnung verwirklicht werden. Zum Beispiel wurde in europäischen Ländern im Zusammenhang mit der Entwicklung der kleinbürgerlichen feministischen Bewegung der Zugang zu gesetzlichen Rechten, Kinderbetreuung und ähnliche Möglichkeiten gewonnen, ebenso wie die Entwicklung individueller sexueller Rechte mitsamt unzähliger Gewinne. Dass diese Zugeständnisse zugelassen worden sind, hat mit dem Niveau des Frauenkampfes zu tun sowie mit der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Situation des jeweiligen Landes und ist in letzter Analyse ein periodisches Phänomen.
Aber für die anderen Frauen der unterdrückten und ausgebeuteten Klassen können tiefgreifende Veränderungen mit wirklich praktischem Nutzen nur zu Punkten auf der Tagesordnung werden, wenn in politischer und gesellschaftlicher Hinsicht revolutionäre Verhältnisse entstehen. Trotz alle dem, die kapitalistische Ökonomie ist darüber hinaus eine großflächige Ökonomie, eine gesellschaftliche Ökonomie und ausnahmslos alle materiell-gesellschaftlichen Verhältnisse zwischen allen Klassen und Schichten werden in gesellschaftlichem Ausmaß gebildet: Alle Männer unterdrücken alle Frauen und unterdrücken sie direkt. Die Kommodifikation [Anm. Übers.: = Umwandlung zur Ware] des Körpers der Frau und das Privileg Waren zu betrachten, die den nackten Körper der Frau zur Schau stellen sind für alle Männer vergesellschaftet, auch wenn es keine gleiche Verteilung gibt. Vielleicht mag der kommodifizierte nackte Körper dieser konkreten Frau, unter Berücksichtigung der Klassendimension, weit mehr durch diesen konkreten Mann konsumiert werden, aber so oder so bedeutet jede Aktion der Verwendung dieser Ware auf Grund der dank dem Kapitalismus hervorgebrachten Verhältnisse, die den Körper der Frau gesellschaftlich kommodifiziert haben, die Nutzung dieser patriarchalen Privilegien. In dieser Ordnung können alle Frauen außerhalb des Hauses auf der Straßen belästigt und vergewaltigt werden. Alle Frauen, Präsidentinnen, Ministerinnen, Firmenbesitzerinnen und Chefinnen etc. inbegriffen, können (auch aus ihren eigenen Reihen) durch die Beleidigung ihres Geschlechts unterdrückt werden. Die ganze Liste von Beispielen, die endlos verlängert werden kann, beinihaltet ohne jeden Zweifel Formen der Unterdrückung, Erniedrigung und Tyrannei die alle Frauen jeder Klasse betreffen.
Zu behaupten, dass die Marxist*innen-Leninist*innen-Kommunist*innen, im besonderen die kommunistischen Frauen, die das Verhältnis zwischen Mann und Frau richtig als gesellschaftliches Verhältnis verstehen und dieses Verhältnis in seiner spezifischen Form erst im Kontext des Kapitalismus und später im Kontext der Bedingungen der Imperialistischen Globalisierung definieren (innerhalb welcher die Männer im Gesamten als Teil der Gesellschaft die Frauen als Teil der Gesellschaft unterdrücken), insbesondere die kommunistischen Frauen, die die spezifische Form, in der die Unterdrückung der Frau außerhalb der Grenzen von Haus und Familie auftritt und in gesellschaftlichem Ausmaß verwirklicht wird, die das Geschlechtsbewusstsein auf dieser Achse verstehen, zu behaupten, dass diese Frauen zum Beispiel mit Tansu Çiller eine Klassenversöhnung auf Grundlage des Geschlechtsbewusstseins verfolgen, das wäre ungefähr dasselbe, wie wenn zum Beispiel denjenigen, die den objektiv antiimperialistischen Charakter verschiedener islamischer Kräfte gegen die Besatzung der USA im Irak herausstellen, angehängt wird, sie wären potentielle Unterstützer der rassistisch-faschistischen Daesh.
Es gibt einen riesigen Unterschied dazwischen, ein gesellschaftliches Gesetz, ein gesellschaftliches Verhältnis und eine objektive Realität als Fragestellung der Theorie/des Programms richtig zu definieren, und der strategisch-taktischen Frage, was für ein Verhältnis mit welcher der Kräfte, die in dieser objektiven Realität agieren, aufgebaut werden soll. Ja, das Geschlechtsbewusstsein ist das Bewusstsein darüber, dass eine gesellschaftliche Ordnung besteht, in der alle Frauen von allen Männern unterdrückt werden. Aber nein, das bedeutet nicht, dass diese genannten Frauen alle über Geschlechtsbewusstsein verfügen oder gegen die patriarchale Ordnung kämpfen können. Welche Rolle auf welchem Niveau die Frauen verschiedener Klassen im Frauenfreiheitskampf spielen werden, hat auch damit zu tun, inwieweit sie jeweils eine fortschrittliche Rolle auf Grund der Realität ihrer Klasse und der gesellschaftlich-materiellen Realität des gegebenen Landes spielen können. Wichtig ist, dass auch in diesen Verhältnissen Geschlechtsbewusstsein nicht eine Klassenversöhnung unter Frauen meint, sondern eine differenzierende Rolle spielt. Denn Frauen verschiedener Klassen haben sehr unterschiedliche Haltungen zu den verschiedenen Fragen des Frauenfreiheitskampfes. Es wird den Klassenkampf in jeder Situation stärken und entwickeln, wenn möglichst breite Schichten der Frauen für ein revolutionäres Frauenfreiheitsprogramm, für das Programm der Frauenrevolution vereint werden und mit den organisierten Vertreterinnen dieser Schichten Bündnisse für aktuelle Taktiken die das Programm stärken geschlossen werden. Es wird die Polarisierung der unterdrückten und werktätigen Mengen gegen die kapitalistische Ordnung vereinfachen.
Die Frage ist, inwieweit die Vertreter*innen des oben aufgeführten Verständnisses die Frauen dieser oder jener Klasse als reifes Subjekt sehen, welches selbst über sein eigenes Leben bestimmen kann. Natürlich können diejenigen, die die Geschichte als eine Bühne der Männer betrachten, auf der die großen Geschäfte zwischen Männern abgewickelt werden, und die denken, dass Frauen hierbei nur eine stärkende Reserverolle spielen, je nachdem welcher Klasse/Schicht sie angehört, keine richtige Beschreibung der gesellschaftlichen Schichten haben und entsprechend daraus keine Strategie entwickeln.

Geschlechtsbewusstsein und das Entwicklungsniveau der Klassenbewegung

Unser Thema muss auf Grundlage der folgenden sehr einfachen aber sehr funktionalen Frage diskutiert werden und wir brauchen, wie bei jeder Realität, sehr reale, sehr revolutionäre Antworten auf diese Frage: Was sagen uns die spontanen Bewegungen der Massen und die konkreten Erfahrungen des Klassenkampfes?
Schließlich bedeutet doch das „Klassenbewusstsein" für die proletarische Frau und den proletarischen Mann das Begreifen ihrer eigenen historischen Mission, nämlich ihrem kompromisslosen Widerspruch zur Ordnung des Privateigentums, oder nicht?
Ist es denn ein Merkmal der Rückschrittlichkeit oder der Fortschrittlichkeit des Niveaus des Klassenbewusstseins des proletarischen Mannes, wenn er eines der Privilegien der Ordnung des Privateigentums annimmt, wenn er sich zu eine der „Gottesgaben" der patriarchalen kapitalistischen Ordnung herablässt? Ist denn das Klassenbewusstsein eines mit einem Bewusstsein der Privilegiertheit geschlagenen Proletarier in einem rückschrittlichen oder in einem fortschrittlichen Zustand? Ein bedeutender Teil derjenigen, deren Hände vom Blut ermordeter Frauen beschmutzt sind, sind Arbeiter oder Abseitslose - die Männer aus den Reihen der Arbeiter*innenklasse! Den übrigen Teil bilden im Wesentlichen wieder die grundlegenden Verbündeten der Revolution, die Bauern und die Städtearmut! Steht etwa dieses rückschrittliche Bewusstsein dem Kampf für Freiheit und Sozialismus näher? Ist es nicht eine der wichtigsten Lehren der Schule der Demokratie, durch die die Arbeiter*innenklasse gehen muss, die Entwicklung von Geschlechtsbewusstsein der Frauen und das Zurückschlagen der patriarchalen Gewalt, der Denkweise und der Aktion der patriarchalen Gewalt? Zeugt es denn von einem rückschrittlichen oder von einem fortschrittlichen Zustand des Klassenbewusstseins der proletarischen Frau, wenn sie die patriarchale Reaktion, die die Ordnung des Privateigentums legitimiert und ihre eigene revolutionäre Aktion einschränkt, akzeptiert oder desinteressiert demgegenüber ist und wenn sie unsensibel gegenüber den Problemen der Unterdrückten ihres eigenen Geschlechts ist? Ist es nicht eine ganz einfache, offensichtliche Wahrheit, dass geschlechtsbewusste Frauen, die im Kampf mit der patriarchalen Ordnung stehen, ein fortschrittlicheres revolutionäres Potential haben, als Frauen, die im Frieden mit der patriarchalen Ordnung leben? Ist die Klassenbewegung dort weiter fortgeschritten, wo die demokratischen Bewegungen von Frauen verschiedener Klassen entwickelt sind, oder wo sie schwächer sind? Wurden die letzten Aufstandsbewegung in Ägypten, Tunesien, Chile, Spanien und unzähliger anderer Länder mit der Jugend an ihrer Spitze, sich zudem auszeichnend durch die Beteiligung von Frauen auf massenhaftem, zum Teil überwiegendem Niveau und aus allen unterdrückten und ausgebeuteten Schichten, wurden diese Aufstandsbewegungen etwa nicht von dem Entstehen breiter Bewegungen für die Rechte und Freiheiten der Frauen und einer Reihe von Frauenorganisationen und -institutionen begleitet?
Ist die Frauenbewegung denn nicht in jedem einzelnen Beispiel, überall und ausnahmslos sowohl das Produkt, als auch die avantgardistische Kraft der sich entwickelnden Klassenkämpfe?

Geschlechtsbewusstsein und Klassenbewusstsein

Ja, wenn sich der Klassenkampf entwickelt, entwickelt sich auch das Geschlechtsbewusstsein der Frauen. Und umgekehrt werden die Frauen zu einer der entwickelnden Dynamiken des Klassenkampfes in jeder Situation, in der sich ihr Geschlechtsbewusstsein entwickelt und sie auf die Straßen zieht. Egal aus welchem Grund sich die Frau am gesellschaftlichen Kampf beteiligen will (nationaler, klassenspezifischer), die erste Hürde, die es zu überwinden gilt, ist die Türschwelle ihres zu Hauses! Und genauso wie die Proletarier*innen, die nicht in der Schule der Demokratie geschult worden sind, kein Klassenbewusstsein entwickeln können werden, genauso kann sich auch keine geschlechtsbewusste Frau entwickeln, weder individuell noch kollektiv, wenn sie nicht den Kampf gegen das Patriarchat in die tägliche politische Arbeit einbezieht, sondern in eine unbestimmte Zukunft im Sozialismus und danach verschiebt.
Gleichzeitig schaffen die Errungenschaften der Kämpfe innerhalb der bürgerlichen Ordnung den Frauen breitere Spielräume innerhalb der politischen und gesellschaftlichen Rechte und Freiheiten verbessern somit die Bedingungen für die Organisierung und Politisierung der Frauen. Genauso wie der 8-Stunden-Arbeitstag bessere Bedingungen für die Organisierung der Arbeiter*innenklasse geschaffen hat.
Das Wahlrecht, Gleichheit vor dem Recht angefangen mit dem Zivilrecht und Strafrecht, das Scheidungsrecht, der Rückgang der Männergewalt gegen Frauen, all das hat den Frauen verbesserte Möglichkeiten für ihre Subjektwerdung im gesellschaftlichen Kampf eröffnet und die Frauen haben in diesen Kämpfen ein kollektives Bewusstsein sowie die Fähigkeit, gemeinsam zu agieren, gestärkt und ihre politische Kampferfahrung vermehrt. Wenn diese offensichtliche Wahrheit akzeptiert wird, dass die Entwicklung des Frauenfreiheitskampfes und die Entwicklung des politischen Kampfes der Arbeiter*innenklasse ganz von selbst, spontan ineinander greifen, wogegen wird sich hier also positioniert? Geht es vielleicht darum, dass Kommunist*innen diese Realität theoretisch abstrahieren, auf revolutionären Willen treffen lassen und sich der geschlechtsspezifischen Organisierung zuwenden?
Es ist kein Kunstwerk diesen „spontanen" Fortschritt der Frauenbewegung, ihren Namen in den revolutionären Reihen und den „spontanen Aufstieg" ihrer Subjektwerdung zu erkennen, zu definieren und anzuerkennen. Der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem privaten Charakter des Eigentums, also der Grundwiderspruch des Kapitalismus, wirkt auch innerhalb der gesellschaftlichen Geschlechterdifferenzierung. So sehr, wie die Bourgeoisie ihre ideologischen Apparate und Gewaltmittel der patriarchalen Reaktion braucht und stärkt, so sehr stärkt sie zugleich die Bedingungen für die Zerstörung des Privateigentums durch die ständige Steigerung und Vermehrung der Mittel zur doppelten Ausbeutung der Frau, ihrer Arbeitskraft und ihres Körpers, wodurch sie heraus aus dem Haus auf die Straßen und ins gesellschaftliche Leben gezogen wird.
Die Folgen dieser einfachen Realität sehen nicht nur die Marxist*innen-Leninist*innen sondern, mit all ihren Strömungen und Institutionen, auch die Bourgeoisie. Die Tendenzen der bürgerlichen Parteien, Kaderinnen zu gewinnen und sich unter den Frauen zu verbreiten, Frauenquoten in den Firmen- und Monopolvorständen zu diskutieren, Frauen vermehrt in den Vitrinen wirtschaftlicher und politischer Institutionen auszustellen sind allesamt Versuche, diese gesellschaftliche Dynamik in die herrschende Ordnung einzusaugen. Eine revolutionäre Haltung gegenüber dieser Realität ist es nicht, das Wissen über diese Realität gezwungenermaßen „erstarrt" zu akzeptieren, sondern das Programm, die Strategie und die organisatorischen Mittel zu bilden, die diese gesellschaftliche Dynamik gegen die herrschende Ordnung in Stellung bringt und die tägliche Politik und Taktik auf dieser Grundlage zu gestalten. Die These, dass „das Geschlechtsbewusstsein das Klassenbewusstsein trübt", bildet für das Hinausgehen über das Definieren und Akzeptieren der Wirklichkeit und genau vor dieser revolutionären Haltung eine Barrikade. Lenin sagte, als er die avantgardistische Mission des Proletariats diskutierte:

„Es genügt nicht, sich „Avantgarde", Vortrupp zu nennen - man muß auch so handeln, daß alle übrigen Trupps erkennen und gezwungen sind anzuerkennen, daß wir an der Spitze marschieren. Und wir fragen den Leser: Sind denn die Vertreter der übrigen „Trupps" solche Dummköpfe, daß sie uns die „Avantgarde" aufs Wort glauben?" [Lenin, Was tun? - Hervorhebungen von uns]

Muss das Proletariat etwa nicht der demokratischen Frauenbewegung mit seinen politischen Aktion beweisen, dass es die Vorhut ist, dass es die fortschrittlichsten Kämpfe für das Gewinnen ihrer Rechte führt? Wer wird die Vorhut des Proletariats in dieser Aktion sein? Wer, wenn nicht seine geschlechtsbewussten Vertreterinnen?

Mit wem sollen sich die Kommunist*innen beschäftigen?

Diejenigen, die einen kompromisslosen Widerspruch zwischen Geschlechtsbewusstsein und Klassenbewusstsein sehen und die darüber hinaus so tun, als handele es sich dabei nicht um die Linie einer politischen Partei, sondern nur um die Linie der Frauen, diejenigen, die den Kommunistinnen sagen, „statt sich mit uns zu beschäftigen, kümmert euch um die kapitalistische Ordnung, um die patriarchale Ordnung", sind sich sicher, dass sie den höchsten Gradmesser der Gerechtigkeit anwenden und die fortschrittlichste, reinste ML Haltung einnehmen. Aber das ist nur eine altbekannte Form der Arroganz der herrschenden Nationen, Konfessionen und Klassen, die wir hier bei dem herrschenden Geschlecht wieder treffen!
Was nicht verstanden wird: Gerade weil wir uns mit der patriarchalen, kapitalistischen Ordnung beschäftigen, können wir diese Haltungen nicht beiseite lassen, denn genau das sind Haltungen der Versöhnung mit der patriarchal-kapitalistischen Ordnung und sie vertreten kein fortschrittliches Klassenbewusstsein sondern ein rückschrittliches Klassenbewusstsein. Denn wir dürfen nicht zulassen, dass das Proletariat ein Bewusstsein hat, das durch die Ideologie der Ordnung und ihre Privilegien getrübt ist. Denn wir organisieren die Führung-Werdung der proletarischen Frauen, Männer und LGBTI im gesellschaftlichen Kampf, im Kampf gegen alle Privilegien der patriarchalen und kapitalistischen Ordnung, im Kampf gegen die Ordnung des Privateigentums. Aus diesem Grund müssen wir uns mit Neigungen und Verhaltensweisen beschäftigen, die das Klassenbewusstsein auf den niedrigen Stand eines spontanen Bewusstsein, auf den Stand täglicher Kämpfe um ökonomische Forderungen herabsetzen.
Seit Jahren stecken wir auf dem Niveau fest, zu sagen: „Frau und Mann, Hand in Hand." Das liegt nicht etwa daran, dass das Erbe von Engels und Zetkins Errungenschaften für die kommunistische Bewegung davon handeln würden, sondern daran, dass wir uns diese Beiträge nicht produktiv aneignen konnten. Darum können solcher Art Konfrontationen innerhalb der nur begrenzten theoretischen, organisatorischen und politischen Fortschritt zeigenden kommunistischen Bewegung, vor allem unter den kommunistischen Männern, als „neue Situation" Verwunderung und Verärgerung auslösen.
Aber diese Konfrontation ist nicht neu für die kommunistische Frau sondern im Wesentlichen für den kommunistischen Mann! Sowieso stößt die kommunistische Frau in jedem Stadium ihrer eigenen Entwicklung und Aktion an die Grenzen des Patriarchats. Also handelt es sich bei dem Begriff und bei der Herangehensweise des „Geschlechtsbewusstseins" nicht um den Aufbau und die Erschaffung einer Geschlechterdifferenzierung und einem Geschlechtergegensatz zwischen der proletarischen Frau und dem proletarischen Mann, zwischen der kommunistischen Frau und dem kommunistischen Mann!
Worum es geht ist, die materielle Realität, einen objektiven Widerspruch mit Bewusstsein und Willen zu Gunsten des bestehenden und für den Sozialismus geführten Kampfes zu kanalisieren!
Worum es geht ist, das Frauenbewusstsein zu schaffen für die Frau, die als Individuum und in vielen Situationen nicht weiß, was das ist, womit sie am kämpfen ist, und ihr ein kollektives Kampffeld zu öffnen! Und natürlich darüber hinaus noch fortschrittlicher: Es geht um die Akzeptanz, um das Bewusstsein und um die Aktion dafür, dass die Frau eine noch revolutionärere gesellschaftliche Dynamik und ein noch revolutionäreres Subjekt sein wird. Das gesamte Verständnis des Geschlechtsbewusstsein und der Frauenrevolution mitsamt der entsprechenden Praxis zielt eigentlich gar nicht auf den revolutionären Mann und auf den kommunistischen Mann ab! Der kommunistische Mann macht sich selbst zur Zielscheibe durch die Schwäche seiner eigenen revolutionären Veränderungsaktion, durch sein Desinteresse, durch die völlig ungenügende Umsetzung und das völlig ungenügende Verständnis der marxistischen Frauenrevolutionslinie. Selbst in diesem Zustand, steht er jedoch nicht im Zentrum des ideologischen Kampfes entsprechend der politischen Leitlinien der Frauenrevolution, sondern ist nur Randobjekt dieses Kampfes. Die Diskussionen darüber, „mit wem" sich eigentlich beschäftigt werden sollte, rühren daher, dass der Mann durch seine entsprechend der dominierenden Kultur geformte Art zu denken und zu fühlen geneigt ist, sich bei allen Themen selbst ins Zentrum zu setzen. Ansonsten ist das „eigentliche" Ziel der kommunistischen Frauen mit ihrem gesamten politischen Programm und ihrer Aktion, sogar ihr an oberster Stelle stehendes Ziel die Gewinnung der Frauen aus den Schichten der Arbeiter*innen und Werktätigen für die Revolution, die Gewinnung der Revolution für die Frauen, die Führung des endgültigen Sieges der neuen Gesellschaft. Bei diesem Thema müssen die kommunistischen Männer etwas tun, was nicht gerade ihren Gewohnheiten entspricht, sie müssen sich nämlich verantwortlich zeigen, zu begreifen, dass sie nicht das Zentrum der Aktion der Frauen sind sondern ein Detail; und sie müssen begreifen, dass diese Rolle Resultat ihrer eigenen Schwächen hinsichtlich der individuellen wie kollektiven Lossagung von ihren Geschlechtsprivilegien und hinsichtlich der Aktion der Aufgabe ihres gesellschaftlichen Geschlechtes ist.

Was die praktischen Erfahrungen des Sozialismus gelehrt haben

Das hier behandelte Verständnis des „Klassenbewusstseins", beschränkt nicht nur den Kampf der Kommunist*innen gegen die patriarchale und kapitalistische Ordnung sondern kann sich auch zu einer wirklich beschränkten Herangehensweise im Aufbau der sozialistischen Gesellschaft entwickeln.
Geschlechtsbewusstsein ist die kollektive Subjektwerdung der Frau, ihr Dasein als kollektive gesellschaftliche Dynamik, es ist die Stütze ihrer kollektiven Organisierung und als ihre ideologische Basis ist es zugleich eine Absicherung für den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft. Die Befreiung der Frau und das Ende der gesellschaftlichen Geschlechterteilung ist von grundlegender Bedeutung für den Aufbau des Sozialismus und für die Errichtung der kommunistischen Gesellschaft. Die sozialistische Gesellschaft schafft es nur sich zum Kommunismus zu entwickeln, wenn sie nicht nur die Gegensätze zwischen Stadt und Land sowie zwischen Kopf- und Handarbeit abschafft sondern zugleich auch den gesellschaftlichen Geschlechterwiderspruch und alle Erscheinungen des Sexismus beseitigt.
Das Patriarchat hat - sich mit allen Klassengesellschaften zusammen fügend, durch die Formung der Denkweise, Kultur, Traditionen, des Verständnisses, der Gefühle der Gesellschaft sich tausende Jahre selbst produzierend - den Anschein erlangt, „von Gott gegeben" zu sein. Die kapitalistische Gesellschaft ist das letzte Kettenglied in dieser Reihe. Aus diesem Grund ist die Sache viel tief greifender als bloß die Veränderung des Verhältnisses zu den Produktionsmitteln. Der neue Mensch, der in einer neuen Sprache denkt, der ein neues Herz gewonnen hat und seine Denkweise, Kultur, Traditionen, seine Mentalität und seine Gefühle auf dieser Basis formt, dieser Mensch muss „typisch" werden. Mit anderen Worten: Die Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln wird lediglich die Voraussetzungen für eine gesellschaftliche Umwälzung schaffen, die die Geschlechterteilung aufhebt; die Aufhebung des Privateigentums kann nicht automatisch oder von selbst das Problem lösen. Dekrete und Gesetze reichen nicht dazu aus, diese Veränderung zu verwirklichen. All das, was die Formung der Gesellschaft durch das Patriarchat widerspiegelt, würde dieser Veränderung mit der Bildung von Widerstand begegnend weiter bestehen.
Auch die objektive Grundlage für die Geschlechterteilung wird im Sozialismus noch nicht ganz aufgehoben sein. Solange wie die neue Gesellschaft nicht das Produktivitätsniveau erreicht hat, mit dem sie erstens innerhalb des Bereiches der Reproduktion die Hausarbeit und die Kindererziehung vergesellschaften wird und zweitens das Privateigentum an Konsumgütern, welche die Grundlage für persönliche Akkumulation [von Eigentum - Anm. Übers.] im familiären Kontext bildet, beseitigen wird, solange bestehen das Familien- und Erbrecht sowie auf dieser Grundlage über die Positionierung der Frau als zweites Geschlecht die gesellschaftliche Geschlechterteilung weiter.
Keine Dimension der Aufgabe des Aufbaus einer neuen Gesellschaft kann auf Grundlage einer spontanen ökonomischen Entwicklung in die Hand genommen werden. Der Einfluss und die Beteiligung der Frau nicht nur im Unterbau sondern auch im Überbau, in den politischen Institutionen ist notwendig, damit sich der Sozialismus in diese Richtung entwickeln kann. Ja, es braucht ein bestimmtes Produktivitätsniveau, damit die Hausarbeiten und Kinderbetreuung im gesamten vergesellschaftet werden, aber das Ebnen des Weges für diese Vergesellschaftung, die Entwicklung hin zu dieser Produktivität und die Gewinnung der Frauen zur Erlangung dieses Produktivitätsniveaus kann nur unter der Führung des Frauengeschlechts entwickelt und garantiert werden.
Sonst wird persönliche Akkumulation, die Fortführung der sexistischen Arbeitsteilung und Familie zum Hindernis und zum zurückwerfenden Einflussfaktor sowohl für die Frauen als auch für die gesamte sozialistische Gesellschaft. Gewohnheiten und Kultur der Männlichkeit werden zu einem Faktor der den Sozialismus in der Wirtschaft, Politik und der gesellschaftlichen Organisierung destabilisiert. Auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Grundlage des Sozialismus ist die Freiwerdung der Frau notwendig. Dadurch, dass die Arbeiten und Mühen der Frau wirklich frei werden können, wird es möglich, dass die Produktivkräfte im Sozialismus sich voll und ganz entwickeln können. Damit ist die vollständige Beteiligung der Frau an der gesellschaftlichen Produktion und am gesellschaftlichen Leben gemeint. Eines der grundlegenden Elemente der Aufhebung des „Widerspruchs zwischen dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse".
Lenin hat 1919 in seiner Rede auf der 4. Konferenz parteiloser Arbeiterinnen in Moskow diese Worte an die Frauen gerichtet, nachdem er die revolutionäre Wichtigkeit der sofortigen rechtlichen Gleichsetzung zwischen Mann und Frau vor dem Gesetz betont hat:

„Solange die Frau von der Hauswirtschaft vollständig in Anspruch genommen ist, bleibt ihre Lage immer noch beengt. (...) Wir bereiten uns jetzt ernstlich darauf vor, den Boden für den sozialistischen Aufbau herzurichten, der eigentliche Aufbau der sozialistischen Gesellschaft aber wird erst dann beginnen, wenn wir die vollständige Gleichstellung der Frau durchgesetzt haben und gemeinsam mit der von dieser abstumpfenden, unproduktiven Kleinarbeit befreiten Frau an die neue Arbeit gehen werden. Das ist eine Arbeit, die uns für viele, viele Jahre zu tun gibt. (...) Wir sagen, die Befreiung der Arbeiter muß das Werk der Arbeiter selbst sein, und genauso muß auch die Befreiung der Arbeiterinnen das Werk der Arbeiterinnen selbst sein. Die Arbeiterinnen selbst müssen sich um die Schaffung solcher Einrichtungen kümmern, und diese Tätigkeit wird dazu führen, daß die Frau eine völlig andere Stellung einnimmt als in der kapitalistischen Gesellschaft." [LW30, S. 26. f.,Anm. Übers.: Hervorhebungen im Zitat durch uns]

Nichts anderes als die ideologische Schlussfolgerung aus diesen Worten von Lenin ist die organisatorische und politische Linie im Rahmen des Geschlechtsbewusstseins und der Frauenrevolution, die von den Marxist*innen-Leninist*innen-Kommunist*innen verfolgt wird. Innerhalb der Ansätze und Erfahrungen der Sowjets konnten hinsichtlich dieser Idee und dieses Bedürfnisses, hinsichtlich der organisatorischen und politischen Führung, hinsichtlich der Organisation, hinsichtlich der theoretischen Herangehensweise und der politischen Praxis keine vollständigen Antworten gefunden werden und schließlich hat die Sowjetrevolution das von ihr erreichte Niveau nicht sichern und bewahren können, weil es ihr nicht gelungen ist, die Mittel für die kollektive Organisierung der Frauenkraft, die notwendige Quantität und Qualität zu erringen. Die von Marx und Engels geteilte und betonte Feststellung des utopischen Sozialisten Fourier,

„die Veränderung einer geschichtlichen Epoche läßt sich immer aus dem Verhältnis des Fortschritts der Frauen zur Freiheit bestimmen, weil hier im Verhältnis des Weibes zum Mann, des Schwachen zum Starken, der Sieg der menschlichen Natur über die Brutalität am evidentesten erscheint. Der Grad der weiblichen Emanzipation ist das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation"

hat sich nicht nur an Hand der Ansätze und Erfahrungen der Sowjets sondern auch an Hand der sich heute abspielenden revolutionären Kämpfe als richtig erwiesen. Muss das Proletariat, damit es von der demokratischen Frauenbewegung als Avantgarde akzeptiert wird, sich etwa nicht durch seine politische Aktion, durch die Führung der fortschrittlichsten Kämpfe beweisen, um dieses Recht zu gewinnen? Wer wird die Vorhut des Proletariats in dieser Aktion sein? Wer, wenn nicht seine geschlechtsbewussten Vertreterinnen? Zur Zeit des revolutionären bewaffneten Krieges in Nepal war das wichtigste Anzeichen der Veränderung innerhalb der gesellschaftlichen Situation der Frau, die Beteiligung von 40% der Frauen in der Guerilla; trotzdem wurde das Thema in einer grob gleichsetzenden Weise verstanden und es wurde erwartet, dass die gesellschaftliche Geschlechterteilung sich in der Partei automatisch zurecht fügen werde und eine patriarchale Mentalität innerhalb der Partei niemals Boden finden werde. Es wurde nicht das Verständnis und Niveau eines Kommandant*innentums entwickelt, das Quantität und Qualität verändert, und, weil die Sache nicht in dieser Weise in die Hand genommen worden ist, ist die Zahl der Frauen in der Guerilla allein in den ersten beiden Jahren der Friedenszeit auf Grundlage der Versöhnung mit Familie und Traditionen auf 12% gesunken. Während die gesamte Zahl der Guerillakräfte sank, waren es als erstes die Frauen, die in ihre Häuser zurückgekehrt sind! Welchen Anteil innerhalb diesem völligen Fehlen der Schaffung von Widerstand gegen diesen Zustand die Unbewusstheit als Geschlecht und die Organisationslosigkeit innerhalb der Organisation der Frauen hatte, ist nicht schwer festzustellen. Wer unorganisiert ist, wird schnell liquidiert.
Es wurde viel über die Rolle der Gebärfähigkeit der Frauen in Palästina gesprochen. Israel‘s völkermordender Krieg ist eine materielle Realität, die eine Bevölkerungspolitik dagegen erzwang, die jedoch nicht mit einem Minimum an Geschlechtsbewusstsein geleitet wurde. Ja, die Aufrechterhaltung der Rasse ist notwendig und darüber hinaus auch die Schaffung der grundlegenden Voraussetzungen und die Formung der Gestalt des Krieges. Aber die Umsetzung dessen wurde auf Grundlage einer als „natürlich" betrachteten traditionellen gesellschaftlichen Arbeitsteilung geführt; ohne besondere revolutionäre Politik, die die gesellschaftliche Arbeitsteilung verändert hätte. Sind die Folgen dessen denn nur für die Frauen sehr schwerwiegend gewesen? Nein, im Rahmen dieser gesellschaftlichen Arbeitsteilung hat sich in Palästina ein Kämpfer*innentypus herausgebildet, der aus Männern besteht, die ihre Familien versorgen müssen, und trotz der hohen Entschlossenheit dieser Kämpfer und ihrer außerordentlichen Opferbereitschaft für sich und ihre Familien wurde objektiv ein System in der Art eines bezahlten Militärdienstes entwickelt. Das hat sowohl die Beziehungen der palästinensischen Organisationen mit den arabischen Staaten beeinflusst und rückschrittliche Haltungen befördert als auch mit dazu geführt, dass der politisch-islamischen Reaktion keine ideologische Alternative entgegengesetzt werden konnte.
Auch in der kurdischen Frauenbewegung wurden ähnliche Zeiten durchlebt. Wir können sagen, dass von Beginn der Geschichte der PKK an fast jede liquidatorische Welle gleichzeitig oder im Wesentlichen sich um die Frage der Freiheit der Frau gedreht hat. „Sozialreform", „Ehefreiheit" und ähnliches Gerede im Rahmen des amerikanischen Liquidationsplans sind die besten Beispiele dessen. Es ist total klar, dass es das Organisierungsniveau der Frauen gewesen ist, dass die Möglichkeit der Entwicklung eines Auswegs hieraus sowohl für die kurdische Frauenbewegung als auch für die Führung der PKK- KCK aufgezeigt hat. Dabei ist die gegebene gesellschaftlich-materielle Realität in Kurdistan natürlich dazu geeignet, dass das revolutionäre Subjekt gegenüber dem Patriarchat in der Gesellschaft einen Willensbruch erleidet, aber mit einem organisierten und kollektiven Willen der Frau konnten diese Probleme gelöst werden!
Lenin hat die Gewinne der Oktoberrevolution folgendermaßen erklärt:

Die bolschewistische, die sowjetische Revolution legt die Axt so tief an die Wurzeln der Unterdrückung und Ungleichheit der Frauen, wie keine Partei und keine Revolution auf der Welt es je gewagt haben. Von der gesetzlichen Ungleichheit zwischen Mann und Frau ist bei uns, in Sowjetrussland, auch nicht eine Spur übriggeblieben. Die besonders niederträchtige, gemeine, heuchlerische Ungleichheit im Ehe - und Familienrecht, die Ungleichheit in Bezug auf das Kind ist durch die Sowjetmacht vollständig aufgehoben worden." [Lenin, Grüße an den allrussischen Sowjetkongress, 6. April 1920; veröffentlicht am 8. März 1921 in der Beilage zu Nr. 51 der Prawda - Hervorhebungen von uns]

Wir möchten unsere Aufmerksamkeit auf die Betonung „es je gewagt haben" in Lenins Worten richten, die klar das revolutionäre Wesen des Marxismus-Leninismus und wie es sich auf den Frauenfreiheitskampf auswirkt hervor hebt. Die Sowjetmacht hat sofort und unverzüglich die vollständige rechtliche Gleichstellung der Frau anerkannt, welche noch nicht einmal in bürgerlichen Ländern getan worden war, die sich in einem weiter fortgeschrittenen gesellschaftlichen Entwicklungsniveau bewegten, als das gesellschaftliche Entwicklungsniveau, welches bei der Machtübernahme durch Sowjetrussland vorhandenen gewesen ist. Das war Ausdruck von sehr großem politischen Mut und eine sehr große revolutionäre Aktion! Ihr ergreift eine zerbrechliche Macht, schultert die Aufgabe der ersten konkreten Anwendung des Sozialismus, die bis dato noch nie versucht worden ist, und das auch noch in einem Land, das hinsichtlich der materiellen Voraussetzungen für den Sozialismus ungeeignet ist, und diese Macht werdet ihr nicht auf den in den Gewohnheiten fest verankerten sicheren Hafen des Patriarchats sondern auf das „abstrakte Potential" der Befreiung der Frau stützen. Und dabei steht ihr auf einem Standpunkt der weit weit entfernt ist von den Sorgen „um die Trübung des Klassenbewusstseins" oder „eine nun folgende Gefährdung der Klassengewinne", welche der patriarchalen Kultur und Mentalität anhängig sind!
Und lasst uns heute dazu noch Zweifel, wie „die Ablenkung der Klasse", „die Berücksichtigung der Sensibilitäten der Gesellschaft" zählen und Herangehensweisen, die Aufgabe des Zurückschlagens der patriarchalen Moralvorstellungen, Traditionen usw. an die Gesellschaft auflösende Kraft der Bourgeoisie abzudrücken, von der wir wissen, dass sie ihre Fahne des Fortschritts, ihre fortschrittliche Mission bereits vollständig verbraucht hat. Lasst uns dem Herangehensweisen hinzufügen, welche die Freiheit der Frau mit gesellschaftlichen Rückschrittlichkeiten in unzähligen Bereichen wie Familie, Ehe, Scheidung, Kleidung und Sexualität versöhnen und erst dann, wenn der Kampf der feministischen Bewegung oder die zerstörerische, auflösende und enteignende Verstädterung aus der Wirkung ihres eigenen Verlaufes heraus eine andere Bewegung legitimiert hat, und dann lediglich mit einem einzigen Schritt begnügen. Lasst uns daneben Herangehensweisen stellen, die, während sie den Anspruch haben, den Feminismus zu bekämpfen, objektiv die Führung des Feminismus akzeptieren, die, während sie den Anspruch haben, das reinste Klassenbewusstsein gegen die bürgerliche Klasse erheben, objektiv die Führung der Bourgeoisie akzeptieren.
Die Oktoberrevolution hatte auf all diese grundlegenden Problemstellungen des Frauenfreiheitskampfes der damaligen Zeit sofort und mutig geantwortet: Gesetzliche Rechte, Vergesellschaftung der Hausarbeit und die Einbeziehung der Frau ins politisch-gesellschaftliche Leben. Es gibt keinen Zweifel, dass die Wiederholung von Lenins Worten und die Erinnerung an die unter den damaligen Bedingungen gegangenen Schritte nicht die heutigen revolutionären Führungsaufgaben lösen wird. Was geschafft werden muss ist, leninistisch zu denken und zu handeln. Ist es möglich, das auf andere Weise zu schaffen als auf dem Wege, sich alle grundlegenden Fragen des Frauenfreiheitskampfes zu Eigen zu machen, sie auf die Tagesordnung zu setzen und dadurch eine Stellung als politische Avantgarde zu beziehen?

Das Recht und die Aufgabe der revolutionären Theorie und Aktion

Die kommunistische Bewegung hat sich bezüglich des gesellschaftlichen Geschlechtes im wesentlichen mit dem theoretischen Erbe von Engels und dem Gebrauch des praktischen Erbes der Oktoberrevolution begnügt und konnte somit in diesem Thema sehr wenige Erkenntnisse erlangen. Dadurch wurde dieses Feld theoretisch wie ideologisch und auch hinsichtlich des Einflusses dem Feminismus überlassen. Anstatt die Fragen ihrer Zeit konkret zu diskutieren, hat sich die kommunistische Bewegung in der Enge und Unproduktivität der Vergangenheit (Zitationen) oder der Zukunft (im Sozialismus wird es gelöst) eingesperrt. Sie hat es noch nicht einmal geschafft den Erfolg von Clara Zetkin und Lenin herauszustellen, die in ihrer Beschäftigung mit ihrem Verhältnis zu Marx und Engels eine Inspiration sind. Heute ist es eine der überlegenen Seiten der Marxist*innen-Leninist*innen-Kommunist*innen, dass sie sich in der Frauenfreiheitsfrage - ob theoretisch, organisatorisch oder politisch-praktisch - ständig entwickeln, verändern und erneuern. Einen anderen Entwicklungsweg der Kommunist*innen kann es auch nicht geben. Mit Marx wurde im Wesentlichen die Idee des Sozialismus mit wissenschaftliche Fakten verbunden, mit Lenin wurde sie in die Realität umgesetzt, auf Grundlage konkreter Anwendung erneuert, aktualisiert und entwickelt. Wir wissen alle, in was für eine Situation diejenigen in Kurdistan geraten sind, die die verschiedenen Formen des Klassenkampfes nicht erkennen konnten und die die marxistisch-leninistische Methode starr aufgefasst haben. Diejenigen, die nicht verstehen, das der nationale Kampf in Kurdistan die schärfste Form des Klassenkampfes ist, können keine Entwicklung vorweisen, die dazu fähig wäre die Gesellschaft auf den Kopf zu stellen. Die Arbeiter*innen, sowie die armen Bäuer*innen haben sich bezüglich dieser Fragestellung polarisiert. Auch das Geschlechtsbewusstsein ist ein solches Thema und diejenigen, die den Kampf gegen die gesellschaftliche Geschlechterteilung nicht als Form des Klassenkampfes verstehen, kehren einer mächtigen Dynamik des Klassenkampfes, einer umwälzenden Kraft ihren Rücken zu. Das führt nicht nur zu politischem sondern auch zu ideologischem Verlust und Beschränkung.
Lenin hat in der Diskussion mit den Ökonomist*innen über das Klassenbewusstsein, die oben häufig zitiert wurde, denjenigen, die fragten „bedeutet die Arbeit unter all den anderen Klassen nicht einen Rückschritt aus Sicht des Klassenkampfes? Was ist mit der Qualität als Klasse unserer Bewegung, wenn wir diese ganzen Arbeiten auf uns nehmen?" zusammengefasst folgende einfache aber klare Antwort gegeben: Alle diese Arbeiten werden unsere Partei und standhafte Sozialdemokraten führen! (Zusammengefasst von uns, Was tun)
Auch wir möchten die Fragen über das Geschlechtsbewusstsein auf dieselbe Realität verweisend beantworten: Diese ganze Arbeit werden die kommunistische Partei und die kommunistischen Frauen führen und sie wird mit einem kommunistischen Programm, dem Programm der Frauenrevolution geführt werden! Diejenigen, die die theoretische und politische Arbeit im Rahmen des Begriffs des Geschlechtsbewusstseins entwickeln, sind die Kommunistische Partei und die kommunistischen Frauen, die marxistisch-leninistischen Frauen, die organisatorischen und politischen Führer*innen, Organisator*innen, Macher*innen und Aktionsvollbringer*innen der äußerst ruhmreichen Praxis der unterschiedlichsten Bereiche, die die Geschichte der Marxist*innen-Leninist*innen-Kommunist*innen ausmachen.
Eine andere Garantie haben wir nicht.


 

 

Archiv

 

2019
März
2018
November September
Juni
2006
Januar
2005
April
2004
September
2003
November

 

Geschlechtsbewusstsein und Klassenbewusstsein
fc Share on Twitter
 

 

Roter Morgen / Ausgabe 17 / Herbst 2018

Es ist eine der Realitäten in den kommunistischen und revolutionären Reihen, dass im Namen des Klassenbewusstseins Zweifel am Geschlechtsbewusstsein gehegt werden, dieses als feministische Abweichung von der Revolution oder des Marxismus-Leninismus gesehen wird und der Glaube daran besteht, dass die Propaganda um den Begriff des Geschlechtsbewusstseins herum das „Klassenbewusstsein" und den „Klassenkampf" schwächt. Die Situation ist ungleich. Während sich dieses Verständnis in einigen Parteien und Organisationen auf die männlichen Kräfte beschränkt, ist es in anderen Parteien und Organisationen allgemeingültig.
Das ist nicht verwunderlich, denn jede Suche und Forderung des Freiheitskampfes der Frauen ist auf ähnliche Fragen gestoßen. Auch das „Frauenwahlrecht", was heute indiskutabel ist, wurde 1907 infolge patriarchaler, reaktionärer Zweifel in der ersten sozialistischen Fraueninternationale erst nach intensiven Kämpfen akzeptiert. Die Idee eigener Frauenorganisationen hat unter der Führung Clara Zektin's in der Kommunistischen Partei Deutschlands erst nach großen Kämpfen Leben gefunden.
Diejenigen, die heute einen Widerspruch zwischen Geschlechts- und Klassenbewusstsein sehen, werden zugleich zu vielen der Themen und Herangehensweisen, die noch im 20. Jahrhundert ähnliche Diskussionen hervorgerufen haben, sagen, dass sie diese Themen und Herangehensweisen „natürlich akzeptieren".

Das Proletariat für die Befreiung der gesamten Menschheit

Im Kapitalismus ist mit der materiellen Grundlage für die vollständige Aufhebung des Privateigentums und der Klassengesellschaften (für eine vergesellschaftete Produktion, die diese Aufhebung sowohl möglich, als auch notwendig macht), die gesellschaftliche Kraft (das Proletariat), welches das Subjekt dieser Aufhebung ist, entstanden. Das Proletariat ist sowohl durch den Platz, den es innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise einnimmt, als auch auf Grund seiner Beziehung zum Eigentum (seiner Eigentumslosigkeit), die Klasse, die aufgrund ihrer objektiven Interessen alle Klassen mitsamt seiner eigenen Klasse aufhebt. Als Klasse, die in Bezug auf die gesamte Menschheit die gesellschaftliche Befreiung in ihrer qualitativen Beschaffenheit einschließt, als Klasse, die die Totengräberin des Kapitalismus ist, ist sie die Vorhut der klassenlosen Gesellschaft und hat somit eine historische Mission.
Der Kampf zwischen dem unterdrückenden männlichen Geschlecht und dem unterdrückten weiblichen Geschlecht ist eine der Erscheinungen des Klassenkampfes und eine der gesellschaftlichen Dynamiken die zur Liquidation des Privateigentums führen.
Das Proletariat kann also aus seinen Qualitäten zur Befreiung aller anderen unterdrückten und ausgebeuteten Schichten heraus diese an vorderster Front und am konsequentesten vertreten und es spielt diese seine historische Rolle eben insoweit, wie es diese tatsächlich vertritt. Mit den Worten, die Lenin an Karl Kautsky richtet, beschreibt er, dass der Kampf der Arbeiter*innenklasse nicht gleich der Kampf für den Sozialismus ist:

„(...)das sozialistische Bewußtsein als das notwendige direkte Ergebnis des proletarischen Klassenkampfes.‘ Das ist aber falsch. Der Sozialismus als Lehre wurzelt allerdings ebenso in den heutigen ökonomischen Verhältnissen wie der Klassenkampf des Proletariats, entspringt ebenso wie dieser aus dem Kampfe gegen die Massenarmut und das Massenelend, das der Kapitalismus erzeugt; aber beide entstehen nebeneinander, nicht auseinander, und unter verschiedenen Voraussetzungen." [Was tun, II Spontaneität der Massen und Bewußtheit der Sozialdemokratie]

Was ist das „Klassenbewusstsein" für das Proletariat?

"Das Bewußtsein der Arbeiterklasse kann kein wahrhaft politisches sein, wenn die Arbeiter nicht gelernt haben, auf alle und jegliche Fälle von Willkür und Unterdrückung, von Gewalt und Mißbrauch zu reagieren, welche Klassen diese Fälle auch betreffen mögen, und eben vom sozialdemokratischen und nicht von irgendeinem anderen Standpunkt aus zu reagieren. (...) Wer die Aufmerksamkeit, die Beobachtungsgabe und das Bewußtsein der Arbeiterklasse ausschließlich oder auch nur vorwiegend auf (...) sie selber lenkt, der ist kein Sozialdemokrat, denn die Selbsterkenntnis der Arbeiterklasse ist untrennbar verbunden mit der absoluten Klarheit nicht nur der theoretischen (...) sogar richtiger gesagt: nicht so sehr der theoretischen als vielmehr der durch die Erfahrung des politischen Lebens erarbeiteten Vorstellungen von den Wechselbeziehungen aller Klassen der modernen Gesellschaft." [Lenin, Was tun?]

Lenin beschreibt damit nicht nur das Klassenbewusstsein, er erklärt auch, warum die Kommunist*innen gleichzeitig auch das Verhältnis aller Klassen in ihrer revolutionären Aktion thematisieren müssen:

„Das politische Klassenbewußtsein kann dem Arbeiter nur von außen gebracht werden(...) Deshalb darf man auf die Frage: Was ist zu tun, um den Arbeitern politisches Wissen zu vermitteln? - nicht allein die Antwort geben, mit der sich in den meisten Fällen die Praktiker begnügen - von den Praktikern, die zum „Ökonomismus" neigen, ganz zu schweigen -, nämlich die Antwort: „Zu den Arbeitern gehen". Um den Arbeitern politisches Wissen zu vermitteln, müssen die Sozialdemokraten in alle Klassen der Bevölkerung gehen, müssen sie die Abteilungen ihrer Armee in alle Richtungen aussenden." [Lenin, Was tun?]

Also gehören der Gedanke und die Aktion, denen zu Folge lediglich das Proletariat für sich genommen das Ziel ist und das Klassenbewusstsein nur ein Bewusstsein für dieses ist, nicht den Kommunist*innen, sondern den Ökonomist*innen. Die gesamte Kampfgeschichte der Kommunist*innen hat sich ohnehin zugleich als ideologische und politische Kampfgeschichte gegen diese Strömungen entwickelt.

Gesellschaftliche Geschlechter als gesellschaftliche Differenzierung innerhalb der unterdrückten Klasse

Welche Rolle spielt denn das Geschlechtsbewusstsein unter den Bedingungen, in denen die Gesellschaft nicht nur in Klassen, sondern gleichzeitig auch in gesellschaftliche Geschlechter geteilt ist und in denen auch die Klassen diese Geschlechter beinhalten?
Die gesellschaftlichen Geschlechter (unterdrückendes männliches Geschlecht und unterdrücktes weibliches Geschlecht) haben sich in sich selbst voneinander in Klassen differenziert. Beide Geschlechter (eines als Unterdrücker, das andere als Unterdrücktes) haben innerhalb ihres Geschlechts gemeinsame Geschlechtsinteressen. Aber wenn wir über das unterdrückte Geschlecht diskutieren, führt die Klassendifferenzierung innerhalb des gesellschaftlichen Geschlechts dazu, dass die Frauen der herrschenden Klasse in einem solchen Grade befriedende Klassenprivilegien haben, dass sie sich mit lediglich begrenzten Gewinnen für ihr Geschlecht begnügen. Auch die Mitglieder des unterdrückenden Geschlechts gleicher Klasse können Zugeständnisse solcher Art machen und haben dies in der Geschichte auch getan. Diese Klassenprivilegien und diese Form der Beziehung mit dem Privateigentum sind so stark, dass sogar der Widerspruch zwischen bürgerlicher Frau und bürgerlichem Mann nicht mehr antagonistisch ist.
Andersherum haben sich die Klassen auch in gesellschaftliche Geschlechter differenziert. Wenn wir die Sache nun hinsichtlich der unterdrückten und ausgebeuteten Arbeiter*innenklasse diskutieren, stützen sich die Privilegien des unterdrückenden Geschlechts nicht auf die Verfügungsgewalt über Großeigentum, wodurch ein Interesse bestünde, das Privateigentum an Produktionsmitteln beizubehalten. Hinsichtlich des Widerspruchs zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie des unterdrückenden Geschlechts führen die Geschlechtsprivilegien nicht zu einer Beseitigung des antagonistischen Charakters dieses Widerspruchs. Aus diesem Grund können beide Teile der Geschlechterdifferenzierung innerhalb der Arbeiter*innenklasse eine Rolle im Kampf gegen das Privateigentum spielen.
Den Frauen in der Position des unterdrückten Geschlechts hingegen, wird aufgrund der objektiven Realität, dass sie ihre Befreiung nicht erlangen können, solange nicht die gesamte materielle Grundlage aufgehoben wird, auf der das Privateigentum sowohl an Produktions- als auch an individuellen Konsummitteln/-gütern besteht, eine besondere Rolle in der gesellschaftlichen Revolution zu Teil.
Welche Rolle spielt die gesellschaftliche Geschlechterdifferenzierung, die, mit Engels Worten gesprochen, „erste Klassenunterdrückung", welche sich mit der „Entwicklung des Antagonismus zwischen Frau und Mann in der monogamen Ehe" und mit „der Unterdrückung des weiblichen Geschlechts durch das männliche Geschlecht" festigt, im Bezug auf das Klassenbewusstsein?
Der Kampf zwischen dem unterdrückenden männlichen Geschlecht und dem unterdrückten weiblichen Geschlecht ist eines der Aspekte des Klassenkampfes und eine der gesellschaftlichen Dynamiken zur Liquidierung des Privateigentums.
Die aufklärende Beschreibung und organisierende Führung dieser gesellschaftlichen Dynamik durch das revolutionäre Subjekt wird den Klassenkampf zum Vorteil aller unterdrückten Teile zuspitzen und stärken. Nicht das Geschlechtsbewusstsein sondern im Gegenteil, die Verwirrungen, die innerhalb des Proletariats bezüglich der gesellschaftlichen Geschlechterdifferenzierung bestehen, trüben das Klassenbewusstsein.
„Geschlechtsunbewusstheit" trübt das Klassenbewusstsein des proletarischen Mannes, denn er hat aufgrund seiner Zugehörigkeit zum unterdrückenden Geschlecht Privilegien, was zu einer Kette, zu einer Fußfessel, zumindest zu einem erschwerenden Faktor dabei wird, seine revolutionäre Rolle zu spielen.
Dadurch, dass der proletarische Mann nicht die richtige Position im Frauenfreiheitskampf einnimmt oder sich zumindest nicht positioniert, wird die Gefahr lebendig gehalten, dass er zur Reserve für reaktionäre und konterrevolutionäre Ansätze, Organisationen und Kräfte wird. Nicht umsonst wurden Kommunist*innen seit vielen Jahren in unzähligen Regionen der Welt mit dem Vorwurf „die verkollektivieren auch die Frauen" angegriffen. Hierin liegt die Bestrebung, gestützt auf das rückschrittliche Bewusstsein der Männer innerhalb der unterdrückten Klassen den Klassenkampf des Proletariats zu schwächen. Dieses zurückgebliebene Bewusstsein hat keine Chance einflussreich zu sein, geschweige denn richtig zu sein. Es ist ohnehin auch möglich eine solche „Geschlechtsunbewusstheit", gleichzeitig als „Geschlechtsbewusstsein" aber als das rückschrittliche Geschlechtsbewusstsein des Unterdrücker-Geschlechts, als ein spontanes Männer-„Geschlechtsbewusstsein" zu definieren.
Also, solange die materielle Realität besteht, dass Menschen einem Geschlecht angehören und dass zwischen jenen Geschlechtern eine gesellschaftliche Differenzierung besteht, solange also werden jeder proletarische Mann und jede proletarische Frau, spontan oder organisiert, klassenbewusst oder unbewusst unbedingt Stellung auf einer der Seiten dieser Differenzierung beziehen müssen. Denn die gesellschaftliche Realität in der die Geschlechter leben ist unterschiedlich und es ist nicht möglich, dass sie außerhalb dieser Realität denken und handeln. „Geschlechtsunbewusstheit" trübt auch das Klassenbewusstsein der proletarischen Frau. (Ja, ganz genau, denn unter „Proletariat" wird ja wohl nicht nur der proletarische Mann verstanden, nicht wahr!)
Nicht zu verstehen, dass die proletarische Frau doppelter Ausbeutung, Unterdrückung und Männergewalt ausgesetzt ist, weil sie einem gesellschaftlichen Geschlecht angehört, und keinen Kanal für gesellschaftliche Kämpfe dagegen zu finden, erschwert ihre Beteiligung in den Reihen des Kampfes. Die patriarchalen Traditionen sind die stärkste ideologische Waffe gegen die Frau, um die kapitalistische Ausbeutung als natürlich darzustellen und zu legitimieren. Solange darüber hinaus sogar die Männergewalt, Unterdrückung und Behinderungen durch die Person des Vater-Mannes, des Ehe-Mannes und des Bruder-Mannes verwirklicht werden und die Frau nicht das Bewusstsein entwickelt direkt dagegen zu kämpfen, sind diese Männer zu einem praktisch-physischen Hindernis, dass die Frau darin behindert, sich am gesellschaftlichen Kampf zu beteiligen. Die geschlechtsbewusste Frau wird ein noch stärkeres Subjekt im Kampf darum, die Welt zu verändern. Hinsichtlich beider Geschlechter wird die richtige Beziehung mit dem Freiheitskampf der Frau ihr jeweiliges politisches Klassenbewusstsein stärken.

Die gesellschaftlichen Klassen als gesellschaftliche Differenzierung innerhalb des unterdrückten Geschlechts

Das ist der Zustand hinsichtlich der Geschlechterdifferenzierung innerhalb des Proletariats. Aber nun fragt die Auffassung, welches das „Geschlechtsbewusstsein" im Namen des „Klassenbewusstseins" zweifelnd betrachtet und darin eine Abweichung von der revolutionären Linie oder vom Marxismus-Leninismus sieht: Aber handelt es sich nicht um eine Klassenversöhnung insbesondere mit den Frauen der herrschenden Klasse, da das „Geschlechtsbewusstsein" nicht nur die proletarischen Frauen umfasst, sondern das gesamte Geschlecht thematisiert? Die Sache ist, wird noch hinzugefügt, dass es bei „Frauenarbeit" nicht um Kämpfe mit dem Thema Frau geht; die Sache ist, dass im Namen des Geschlechtsbewusstseins die Frauen aller Klassen als Unterdrückte klassifiziert werden und zum revolutionären Subjekt gezählt werden, wodurch der Klassenstandpunkt gestört wird und so von der kommunistischen Perspektive abgewichen wird! Das Thema wird sogar durch Vergleiche und Beispiele, die keiner großen theoretischen Abstraktion bedürfen, mit Condelezza Rice, Tansu Çiller und Angela Merkel diskutiert und das Problem wird mit einem Schlag gelöst: „Werden die etwa auch unterdrückt?" „Streben wir auch deren Befreiung an?".
Lasst uns das Thema mit Blick auf das gesellschaftliche Geschlecht und der Klassensituation des unterdrückten Geschlechts in die Hand nehmen und diese Ansicht bzw. diesen Einwand, diese Frage oder These berücksichtigen: Wie oben bereits gesagt, besteht auch innerhalb des gesellschaftlichen Geschlechts eine Klassendifferenzierung. Das unterdrückte Geschlecht Frau umfasst sowohl die Frauen der herrschenden Klasse als auch die proletarischen Frauen sowie die Frauen verschiedener unterdrückter Klassen und Schichten.
(Bevor wir weiter machen müssen wir hier noch anmerken: Eigentlich können wir bis zu einem bestimmten Zeitabschnitt des Kapitalismus nicht von Frauen, die einer bestimmten Klasse „angehörten", sprechen sondern nur von Frauen, die einer bestimmten Klasse „gehörten". Denn alle Frauen bis hin zu den Ehefrauen des Padischahs waren folglich das „Eigentum" des Mannes einer bestimmten Klasse gewesen, in Folge dessen sie die Privilegien oder Nachteile eben jener Klasse erlebt haben, bis dass die kapitalistische Ordnung die Frau in Berührung mit der „Außenwelt" gebracht hatte. Sie waren keine sich selbst gehörende, für sich selbst bestehende Existenzen. Im Kapitalismus hingegen hat die Frau den Zustand erreicht, sich selbst zu gehören, eine Sache in ihrem eigenen Besitz zu sein. Die Gewinne der bürgerlichen Frauen bezüglich des Erb- und Eigentumsrechtes, das „Recht" der proletarischen Frau auf Lohnsklaverei und die Gesamtheit dieser Verhältnisse haben im Allgemeinen dazu geführt, dass die Frauen wirkliche Angehörige einer Klasse geworden sind. Letztendlich folgt aus beiden Umständen heraus der Zustand einer Frau, die mit der herrschenden Klasse in Beziehung tritt, was hinsichtlich unseres Themas ein und dasselbe ist und so wie unten beschrieben ist!)
Es ist nun denn auch möglich, eine solche „Geschlechtsunbewusstheit" des proletarischen Mannes - welches zugleich das „Geschlechtsbewusstsein" aber das rückschrittliche Geschlechtsbewusstsein des unterdrückenden Geschlechts ist - als spontanes „Geschlechtsbewusstsein" der Männer zu definieren. Der Besitz des Mannes an Arbeit und Körper der Frau, egal von welcher Klasse oder gesellschaftlichen Schicht, wurde in der kapitalistischen Ordnung vergesellschaftet. In der kapitalistischen Ordnung wird die Frau als Hausbedienstete/werktätige, Arbeiterin, Werktätige und als allgemeine Ware ausgebeutet und wird sie unter jedweden Bedingungen ausgebeutet. Der Körper der Frau ist nicht der Körper der Frau A oder B, sondern es handelt sich um eine allgemeine Existenz des Körpers der Frau, um ein allgemeines Waren- und Kapitalinvestitionsgebiet. Die Bourgeoisie hat die Zange des Patriarchats für einen bestimmten Teil der Frauen, die Frauen der bürgerlichen Klasse, so locker wie möglich gemacht. Das, was ihnen auf Grundlage der Klassenprivilegien gehört, ist weit mehr als das, was sie auf Grundlage der Geschlechterdifferenzierung erleiden. Dadurch können die Frauen dieser Klasse sogar auf zwei Arten in Frieden mit der Ordnung des Privateigentums und der patriarchalen Ordnung leben: Erstens, als Klasse, als Personen, welche diese Ordnung selbst aufrecht erhalten, als Regierende, Besitzerinnen von Eigentum und Bürokratinnen dieser Ordnung. Zweitens können sie als Geschlecht an den Folgen der Akkumulation von Kapital für die Frauen als Vertraute der herrschenden Klasse mit den Privilegien des Klassenregimes feilen. Die Hauswerktätigkeit haben diese Frauen anderen Frauen überlassen, gegen die patriarchalen Drohungen von außerhalb ihrer Klasse verfügen sie über Schutzwälle, die Gesetze sind für sie nicht nur machtloses Papier, sondern nutzen ihnen auch praktisch usw. Sie sind die Ausführerinnen frauenfeindlicher Politik und die Fortsetzerinnen der Ordnung. Für einen Teil der kleinbürgerlichen Frauen können tief greifende Zugeständnisse innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Ordnung verwirklicht werden. Zum Beispiel wurde in europäischen Ländern im Zusammenhang mit der Entwicklung der kleinbürgerlichen feministischen Bewegung der Zugang zu gesetzlichen Rechten, Kinderbetreuung und ähnliche Möglichkeiten gewonnen, ebenso wie die Entwicklung individueller sexueller Rechte mitsamt unzähliger Gewinne. Dass diese Zugeständnisse zugelassen worden sind, hat mit dem Niveau des Frauenkampfes zu tun sowie mit der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Situation des jeweiligen Landes und ist in letzter Analyse ein periodisches Phänomen.
Aber für die anderen Frauen der unterdrückten und ausgebeuteten Klassen können tiefgreifende Veränderungen mit wirklich praktischem Nutzen nur zu Punkten auf der Tagesordnung werden, wenn in politischer und gesellschaftlicher Hinsicht revolutionäre Verhältnisse entstehen. Trotz alle dem, die kapitalistische Ökonomie ist darüber hinaus eine großflächige Ökonomie, eine gesellschaftliche Ökonomie und ausnahmslos alle materiell-gesellschaftlichen Verhältnisse zwischen allen Klassen und Schichten werden in gesellschaftlichem Ausmaß gebildet: Alle Männer unterdrücken alle Frauen und unterdrücken sie direkt. Die Kommodifikation [Anm. Übers.: = Umwandlung zur Ware] des Körpers der Frau und das Privileg Waren zu betrachten, die den nackten Körper der Frau zur Schau stellen sind für alle Männer vergesellschaftet, auch wenn es keine gleiche Verteilung gibt. Vielleicht mag der kommodifizierte nackte Körper dieser konkreten Frau, unter Berücksichtigung der Klassendimension, weit mehr durch diesen konkreten Mann konsumiert werden, aber so oder so bedeutet jede Aktion der Verwendung dieser Ware auf Grund der dank dem Kapitalismus hervorgebrachten Verhältnisse, die den Körper der Frau gesellschaftlich kommodifiziert haben, die Nutzung dieser patriarchalen Privilegien. In dieser Ordnung können alle Frauen außerhalb des Hauses auf der Straßen belästigt und vergewaltigt werden. Alle Frauen, Präsidentinnen, Ministerinnen, Firmenbesitzerinnen und Chefinnen etc. inbegriffen, können (auch aus ihren eigenen Reihen) durch die Beleidigung ihres Geschlechts unterdrückt werden. Die ganze Liste von Beispielen, die endlos verlängert werden kann, beinihaltet ohne jeden Zweifel Formen der Unterdrückung, Erniedrigung und Tyrannei die alle Frauen jeder Klasse betreffen.
Zu behaupten, dass die Marxist*innen-Leninist*innen-Kommunist*innen, im besonderen die kommunistischen Frauen, die das Verhältnis zwischen Mann und Frau richtig als gesellschaftliches Verhältnis verstehen und dieses Verhältnis in seiner spezifischen Form erst im Kontext des Kapitalismus und später im Kontext der Bedingungen der Imperialistischen Globalisierung definieren (innerhalb welcher die Männer im Gesamten als Teil der Gesellschaft die Frauen als Teil der Gesellschaft unterdrücken), insbesondere die kommunistischen Frauen, die die spezifische Form, in der die Unterdrückung der Frau außerhalb der Grenzen von Haus und Familie auftritt und in gesellschaftlichem Ausmaß verwirklicht wird, die das Geschlechtsbewusstsein auf dieser Achse verstehen, zu behaupten, dass diese Frauen zum Beispiel mit Tansu Çiller eine Klassenversöhnung auf Grundlage des Geschlechtsbewusstseins verfolgen, das wäre ungefähr dasselbe, wie wenn zum Beispiel denjenigen, die den objektiv antiimperialistischen Charakter verschiedener islamischer Kräfte gegen die Besatzung der USA im Irak herausstellen, angehängt wird, sie wären potentielle Unterstützer der rassistisch-faschistischen Daesh.
Es gibt einen riesigen Unterschied dazwischen, ein gesellschaftliches Gesetz, ein gesellschaftliches Verhältnis und eine objektive Realität als Fragestellung der Theorie/des Programms richtig zu definieren, und der strategisch-taktischen Frage, was für ein Verhältnis mit welcher der Kräfte, die in dieser objektiven Realität agieren, aufgebaut werden soll. Ja, das Geschlechtsbewusstsein ist das Bewusstsein darüber, dass eine gesellschaftliche Ordnung besteht, in der alle Frauen von allen Männern unterdrückt werden. Aber nein, das bedeutet nicht, dass diese genannten Frauen alle über Geschlechtsbewusstsein verfügen oder gegen die patriarchale Ordnung kämpfen können. Welche Rolle auf welchem Niveau die Frauen verschiedener Klassen im Frauenfreiheitskampf spielen werden, hat auch damit zu tun, inwieweit sie jeweils eine fortschrittliche Rolle auf Grund der Realität ihrer Klasse und der gesellschaftlich-materiellen Realität des gegebenen Landes spielen können. Wichtig ist, dass auch in diesen Verhältnissen Geschlechtsbewusstsein nicht eine Klassenversöhnung unter Frauen meint, sondern eine differenzierende Rolle spielt. Denn Frauen verschiedener Klassen haben sehr unterschiedliche Haltungen zu den verschiedenen Fragen des Frauenfreiheitskampfes. Es wird den Klassenkampf in jeder Situation stärken und entwickeln, wenn möglichst breite Schichten der Frauen für ein revolutionäres Frauenfreiheitsprogramm, für das Programm der Frauenrevolution vereint werden und mit den organisierten Vertreterinnen dieser Schichten Bündnisse für aktuelle Taktiken die das Programm stärken geschlossen werden. Es wird die Polarisierung der unterdrückten und werktätigen Mengen gegen die kapitalistische Ordnung vereinfachen.
Die Frage ist, inwieweit die Vertreter*innen des oben aufgeführten Verständnisses die Frauen dieser oder jener Klasse als reifes Subjekt sehen, welches selbst über sein eigenes Leben bestimmen kann. Natürlich können diejenigen, die die Geschichte als eine Bühne der Männer betrachten, auf der die großen Geschäfte zwischen Männern abgewickelt werden, und die denken, dass Frauen hierbei nur eine stärkende Reserverolle spielen, je nachdem welcher Klasse/Schicht sie angehört, keine richtige Beschreibung der gesellschaftlichen Schichten haben und entsprechend daraus keine Strategie entwickeln.

Geschlechtsbewusstsein und das Entwicklungsniveau der Klassenbewegung

Unser Thema muss auf Grundlage der folgenden sehr einfachen aber sehr funktionalen Frage diskutiert werden und wir brauchen, wie bei jeder Realität, sehr reale, sehr revolutionäre Antworten auf diese Frage: Was sagen uns die spontanen Bewegungen der Massen und die konkreten Erfahrungen des Klassenkampfes?
Schließlich bedeutet doch das „Klassenbewusstsein" für die proletarische Frau und den proletarischen Mann das Begreifen ihrer eigenen historischen Mission, nämlich ihrem kompromisslosen Widerspruch zur Ordnung des Privateigentums, oder nicht?
Ist es denn ein Merkmal der Rückschrittlichkeit oder der Fortschrittlichkeit des Niveaus des Klassenbewusstseins des proletarischen Mannes, wenn er eines der Privilegien der Ordnung des Privateigentums annimmt, wenn er sich zu eine der „Gottesgaben" der patriarchalen kapitalistischen Ordnung herablässt? Ist denn das Klassenbewusstsein eines mit einem Bewusstsein der Privilegiertheit geschlagenen Proletarier in einem rückschrittlichen oder in einem fortschrittlichen Zustand? Ein bedeutender Teil derjenigen, deren Hände vom Blut ermordeter Frauen beschmutzt sind, sind Arbeiter oder Abseitslose - die Männer aus den Reihen der Arbeiter*innenklasse! Den übrigen Teil bilden im Wesentlichen wieder die grundlegenden Verbündeten der Revolution, die Bauern und die Städtearmut! Steht etwa dieses rückschrittliche Bewusstsein dem Kampf für Freiheit und Sozialismus näher? Ist es nicht eine der wichtigsten Lehren der Schule der Demokratie, durch die die Arbeiter*innenklasse gehen muss, die Entwicklung von Geschlechtsbewusstsein der Frauen und das Zurückschlagen der patriarchalen Gewalt, der Denkweise und der Aktion der patriarchalen Gewalt? Zeugt es denn von einem rückschrittlichen oder von einem fortschrittlichen Zustand des Klassenbewusstseins der proletarischen Frau, wenn sie die patriarchale Reaktion, die die Ordnung des Privateigentums legitimiert und ihre eigene revolutionäre Aktion einschränkt, akzeptiert oder desinteressiert demgegenüber ist und wenn sie unsensibel gegenüber den Problemen der Unterdrückten ihres eigenen Geschlechts ist? Ist es nicht eine ganz einfache, offensichtliche Wahrheit, dass geschlechtsbewusste Frauen, die im Kampf mit der patriarchalen Ordnung stehen, ein fortschrittlicheres revolutionäres Potential haben, als Frauen, die im Frieden mit der patriarchalen Ordnung leben? Ist die Klassenbewegung dort weiter fortgeschritten, wo die demokratischen Bewegungen von Frauen verschiedener Klassen entwickelt sind, oder wo sie schwächer sind? Wurden die letzten Aufstandsbewegung in Ägypten, Tunesien, Chile, Spanien und unzähliger anderer Länder mit der Jugend an ihrer Spitze, sich zudem auszeichnend durch die Beteiligung von Frauen auf massenhaftem, zum Teil überwiegendem Niveau und aus allen unterdrückten und ausgebeuteten Schichten, wurden diese Aufstandsbewegungen etwa nicht von dem Entstehen breiter Bewegungen für die Rechte und Freiheiten der Frauen und einer Reihe von Frauenorganisationen und -institutionen begleitet?
Ist die Frauenbewegung denn nicht in jedem einzelnen Beispiel, überall und ausnahmslos sowohl das Produkt, als auch die avantgardistische Kraft der sich entwickelnden Klassenkämpfe?

Geschlechtsbewusstsein und Klassenbewusstsein

Ja, wenn sich der Klassenkampf entwickelt, entwickelt sich auch das Geschlechtsbewusstsein der Frauen. Und umgekehrt werden die Frauen zu einer der entwickelnden Dynamiken des Klassenkampfes in jeder Situation, in der sich ihr Geschlechtsbewusstsein entwickelt und sie auf die Straßen zieht. Egal aus welchem Grund sich die Frau am gesellschaftlichen Kampf beteiligen will (nationaler, klassenspezifischer), die erste Hürde, die es zu überwinden gilt, ist die Türschwelle ihres zu Hauses! Und genauso wie die Proletarier*innen, die nicht in der Schule der Demokratie geschult worden sind, kein Klassenbewusstsein entwickeln können werden, genauso kann sich auch keine geschlechtsbewusste Frau entwickeln, weder individuell noch kollektiv, wenn sie nicht den Kampf gegen das Patriarchat in die tägliche politische Arbeit einbezieht, sondern in eine unbestimmte Zukunft im Sozialismus und danach verschiebt.
Gleichzeitig schaffen die Errungenschaften der Kämpfe innerhalb der bürgerlichen Ordnung den Frauen breitere Spielräume innerhalb der politischen und gesellschaftlichen Rechte und Freiheiten verbessern somit die Bedingungen für die Organisierung und Politisierung der Frauen. Genauso wie der 8-Stunden-Arbeitstag bessere Bedingungen für die Organisierung der Arbeiter*innenklasse geschaffen hat.
Das Wahlrecht, Gleichheit vor dem Recht angefangen mit dem Zivilrecht und Strafrecht, das Scheidungsrecht, der Rückgang der Männergewalt gegen Frauen, all das hat den Frauen verbesserte Möglichkeiten für ihre Subjektwerdung im gesellschaftlichen Kampf eröffnet und die Frauen haben in diesen Kämpfen ein kollektives Bewusstsein sowie die Fähigkeit, gemeinsam zu agieren, gestärkt und ihre politische Kampferfahrung vermehrt. Wenn diese offensichtliche Wahrheit akzeptiert wird, dass die Entwicklung des Frauenfreiheitskampfes und die Entwicklung des politischen Kampfes der Arbeiter*innenklasse ganz von selbst, spontan ineinander greifen, wogegen wird sich hier also positioniert? Geht es vielleicht darum, dass Kommunist*innen diese Realität theoretisch abstrahieren, auf revolutionären Willen treffen lassen und sich der geschlechtsspezifischen Organisierung zuwenden?
Es ist kein Kunstwerk diesen „spontanen" Fortschritt der Frauenbewegung, ihren Namen in den revolutionären Reihen und den „spontanen Aufstieg" ihrer Subjektwerdung zu erkennen, zu definieren und anzuerkennen. Der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem privaten Charakter des Eigentums, also der Grundwiderspruch des Kapitalismus, wirkt auch innerhalb der gesellschaftlichen Geschlechterdifferenzierung. So sehr, wie die Bourgeoisie ihre ideologischen Apparate und Gewaltmittel der patriarchalen Reaktion braucht und stärkt, so sehr stärkt sie zugleich die Bedingungen für die Zerstörung des Privateigentums durch die ständige Steigerung und Vermehrung der Mittel zur doppelten Ausbeutung der Frau, ihrer Arbeitskraft und ihres Körpers, wodurch sie heraus aus dem Haus auf die Straßen und ins gesellschaftliche Leben gezogen wird.
Die Folgen dieser einfachen Realität sehen nicht nur die Marxist*innen-Leninist*innen sondern, mit all ihren Strömungen und Institutionen, auch die Bourgeoisie. Die Tendenzen der bürgerlichen Parteien, Kaderinnen zu gewinnen und sich unter den Frauen zu verbreiten, Frauenquoten in den Firmen- und Monopolvorständen zu diskutieren, Frauen vermehrt in den Vitrinen wirtschaftlicher und politischer Institutionen auszustellen sind allesamt Versuche, diese gesellschaftliche Dynamik in die herrschende Ordnung einzusaugen. Eine revolutionäre Haltung gegenüber dieser Realität ist es nicht, das Wissen über diese Realität gezwungenermaßen „erstarrt" zu akzeptieren, sondern das Programm, die Strategie und die organisatorischen Mittel zu bilden, die diese gesellschaftliche Dynamik gegen die herrschende Ordnung in Stellung bringt und die tägliche Politik und Taktik auf dieser Grundlage zu gestalten. Die These, dass „das Geschlechtsbewusstsein das Klassenbewusstsein trübt", bildet für das Hinausgehen über das Definieren und Akzeptieren der Wirklichkeit und genau vor dieser revolutionären Haltung eine Barrikade. Lenin sagte, als er die avantgardistische Mission des Proletariats diskutierte:

„Es genügt nicht, sich „Avantgarde", Vortrupp zu nennen - man muß auch so handeln, daß alle übrigen Trupps erkennen und gezwungen sind anzuerkennen, daß wir an der Spitze marschieren. Und wir fragen den Leser: Sind denn die Vertreter der übrigen „Trupps" solche Dummköpfe, daß sie uns die „Avantgarde" aufs Wort glauben?" [Lenin, Was tun? - Hervorhebungen von uns]

Muss das Proletariat etwa nicht der demokratischen Frauenbewegung mit seinen politischen Aktion beweisen, dass es die Vorhut ist, dass es die fortschrittlichsten Kämpfe für das Gewinnen ihrer Rechte führt? Wer wird die Vorhut des Proletariats in dieser Aktion sein? Wer, wenn nicht seine geschlechtsbewussten Vertreterinnen?

Mit wem sollen sich die Kommunist*innen beschäftigen?

Diejenigen, die einen kompromisslosen Widerspruch zwischen Geschlechtsbewusstsein und Klassenbewusstsein sehen und die darüber hinaus so tun, als handele es sich dabei nicht um die Linie einer politischen Partei, sondern nur um die Linie der Frauen, diejenigen, die den Kommunistinnen sagen, „statt sich mit uns zu beschäftigen, kümmert euch um die kapitalistische Ordnung, um die patriarchale Ordnung", sind sich sicher, dass sie den höchsten Gradmesser der Gerechtigkeit anwenden und die fortschrittlichste, reinste ML Haltung einnehmen. Aber das ist nur eine altbekannte Form der Arroganz der herrschenden Nationen, Konfessionen und Klassen, die wir hier bei dem herrschenden Geschlecht wieder treffen!
Was nicht verstanden wird: Gerade weil wir uns mit der patriarchalen, kapitalistischen Ordnung beschäftigen, können wir diese Haltungen nicht beiseite lassen, denn genau das sind Haltungen der Versöhnung mit der patriarchal-kapitalistischen Ordnung und sie vertreten kein fortschrittliches Klassenbewusstsein sondern ein rückschrittliches Klassenbewusstsein. Denn wir dürfen nicht zulassen, dass das Proletariat ein Bewusstsein hat, das durch die Ideologie der Ordnung und ihre Privilegien getrübt ist. Denn wir organisieren die Führung-Werdung der proletarischen Frauen, Männer und LGBTI im gesellschaftlichen Kampf, im Kampf gegen alle Privilegien der patriarchalen und kapitalistischen Ordnung, im Kampf gegen die Ordnung des Privateigentums. Aus diesem Grund müssen wir uns mit Neigungen und Verhaltensweisen beschäftigen, die das Klassenbewusstsein auf den niedrigen Stand eines spontanen Bewusstsein, auf den Stand täglicher Kämpfe um ökonomische Forderungen herabsetzen.
Seit Jahren stecken wir auf dem Niveau fest, zu sagen: „Frau und Mann, Hand in Hand." Das liegt nicht etwa daran, dass das Erbe von Engels und Zetkins Errungenschaften für die kommunistische Bewegung davon handeln würden, sondern daran, dass wir uns diese Beiträge nicht produktiv aneignen konnten. Darum können solcher Art Konfrontationen innerhalb der nur begrenzten theoretischen, organisatorischen und politischen Fortschritt zeigenden kommunistischen Bewegung, vor allem unter den kommunistischen Männern, als „neue Situation" Verwunderung und Verärgerung auslösen.
Aber diese Konfrontation ist nicht neu für die kommunistische Frau sondern im Wesentlichen für den kommunistischen Mann! Sowieso stößt die kommunistische Frau in jedem Stadium ihrer eigenen Entwicklung und Aktion an die Grenzen des Patriarchats. Also handelt es sich bei dem Begriff und bei der Herangehensweise des „Geschlechtsbewusstseins" nicht um den Aufbau und die Erschaffung einer Geschlechterdifferenzierung und einem Geschlechtergegensatz zwischen der proletarischen Frau und dem proletarischen Mann, zwischen der kommunistischen Frau und dem kommunistischen Mann!
Worum es geht ist, die materielle Realität, einen objektiven Widerspruch mit Bewusstsein und Willen zu Gunsten des bestehenden und für den Sozialismus geführten Kampfes zu kanalisieren!
Worum es geht ist, das Frauenbewusstsein zu schaffen für die Frau, die als Individuum und in vielen Situationen nicht weiß, was das ist, womit sie am kämpfen ist, und ihr ein kollektives Kampffeld zu öffnen! Und natürlich darüber hinaus noch fortschrittlicher: Es geht um die Akzeptanz, um das Bewusstsein und um die Aktion dafür, dass die Frau eine noch revolutionärere gesellschaftliche Dynamik und ein noch revolutionäreres Subjekt sein wird. Das gesamte Verständnis des Geschlechtsbewusstsein und der Frauenrevolution mitsamt der entsprechenden Praxis zielt eigentlich gar nicht auf den revolutionären Mann und auf den kommunistischen Mann ab! Der kommunistische Mann macht sich selbst zur Zielscheibe durch die Schwäche seiner eigenen revolutionären Veränderungsaktion, durch sein Desinteresse, durch die völlig ungenügende Umsetzung und das völlig ungenügende Verständnis der marxistischen Frauenrevolutionslinie. Selbst in diesem Zustand, steht er jedoch nicht im Zentrum des ideologischen Kampfes entsprechend der politischen Leitlinien der Frauenrevolution, sondern ist nur Randobjekt dieses Kampfes. Die Diskussionen darüber, „mit wem" sich eigentlich beschäftigt werden sollte, rühren daher, dass der Mann durch seine entsprechend der dominierenden Kultur geformte Art zu denken und zu fühlen geneigt ist, sich bei allen Themen selbst ins Zentrum zu setzen. Ansonsten ist das „eigentliche" Ziel der kommunistischen Frauen mit ihrem gesamten politischen Programm und ihrer Aktion, sogar ihr an oberster Stelle stehendes Ziel die Gewinnung der Frauen aus den Schichten der Arbeiter*innen und Werktätigen für die Revolution, die Gewinnung der Revolution für die Frauen, die Führung des endgültigen Sieges der neuen Gesellschaft. Bei diesem Thema müssen die kommunistischen Männer etwas tun, was nicht gerade ihren Gewohnheiten entspricht, sie müssen sich nämlich verantwortlich zeigen, zu begreifen, dass sie nicht das Zentrum der Aktion der Frauen sind sondern ein Detail; und sie müssen begreifen, dass diese Rolle Resultat ihrer eigenen Schwächen hinsichtlich der individuellen wie kollektiven Lossagung von ihren Geschlechtsprivilegien und hinsichtlich der Aktion der Aufgabe ihres gesellschaftlichen Geschlechtes ist.

Was die praktischen Erfahrungen des Sozialismus gelehrt haben

Das hier behandelte Verständnis des „Klassenbewusstseins", beschränkt nicht nur den Kampf der Kommunist*innen gegen die patriarchale und kapitalistische Ordnung sondern kann sich auch zu einer wirklich beschränkten Herangehensweise im Aufbau der sozialistischen Gesellschaft entwickeln.
Geschlechtsbewusstsein ist die kollektive Subjektwerdung der Frau, ihr Dasein als kollektive gesellschaftliche Dynamik, es ist die Stütze ihrer kollektiven Organisierung und als ihre ideologische Basis ist es zugleich eine Absicherung für den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft. Die Befreiung der Frau und das Ende der gesellschaftlichen Geschlechterteilung ist von grundlegender Bedeutung für den Aufbau des Sozialismus und für die Errichtung der kommunistischen Gesellschaft. Die sozialistische Gesellschaft schafft es nur sich zum Kommunismus zu entwickeln, wenn sie nicht nur die Gegensätze zwischen Stadt und Land sowie zwischen Kopf- und Handarbeit abschafft sondern zugleich auch den gesellschaftlichen Geschlechterwiderspruch und alle Erscheinungen des Sexismus beseitigt.
Das Patriarchat hat - sich mit allen Klassengesellschaften zusammen fügend, durch die Formung der Denkweise, Kultur, Traditionen, des Verständnisses, der Gefühle der Gesellschaft sich tausende Jahre selbst produzierend - den Anschein erlangt, „von Gott gegeben" zu sein. Die kapitalistische Gesellschaft ist das letzte Kettenglied in dieser Reihe. Aus diesem Grund ist die Sache viel tief greifender als bloß die Veränderung des Verhältnisses zu den Produktionsmitteln. Der neue Mensch, der in einer neuen Sprache denkt, der ein neues Herz gewonnen hat und seine Denkweise, Kultur, Traditionen, seine Mentalität und seine Gefühle auf dieser Basis formt, dieser Mensch muss „typisch" werden. Mit anderen Worten: Die Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln wird lediglich die Voraussetzungen für eine gesellschaftliche Umwälzung schaffen, die die Geschlechterteilung aufhebt; die Aufhebung des Privateigentums kann nicht automatisch oder von selbst das Problem lösen. Dekrete und Gesetze reichen nicht dazu aus, diese Veränderung zu verwirklichen. All das, was die Formung der Gesellschaft durch das Patriarchat widerspiegelt, würde dieser Veränderung mit der Bildung von Widerstand begegnend weiter bestehen.
Auch die objektive Grundlage für die Geschlechterteilung wird im Sozialismus noch nicht ganz aufgehoben sein. Solange wie die neue Gesellschaft nicht das Produktivitätsniveau erreicht hat, mit dem sie erstens innerhalb des Bereiches der Reproduktion die Hausarbeit und die Kindererziehung vergesellschaften wird und zweitens das Privateigentum an Konsumgütern, welche die Grundlage für persönliche Akkumulation [von Eigentum - Anm. Übers.] im familiären Kontext bildet, beseitigen wird, solange bestehen das Familien- und Erbrecht sowie auf dieser Grundlage über die Positionierung der Frau als zweites Geschlecht die gesellschaftliche Geschlechterteilung weiter.
Keine Dimension der Aufgabe des Aufbaus einer neuen Gesellschaft kann auf Grundlage einer spontanen ökonomischen Entwicklung in die Hand genommen werden. Der Einfluss und die Beteiligung der Frau nicht nur im Unterbau sondern auch im Überbau, in den politischen Institutionen ist notwendig, damit sich der Sozialismus in diese Richtung entwickeln kann. Ja, es braucht ein bestimmtes Produktivitätsniveau, damit die Hausarbeiten und Kinderbetreuung im gesamten vergesellschaftet werden, aber das Ebnen des Weges für diese Vergesellschaftung, die Entwicklung hin zu dieser Produktivität und die Gewinnung der Frauen zur Erlangung dieses Produktivitätsniveaus kann nur unter der Führung des Frauengeschlechts entwickelt und garantiert werden.
Sonst wird persönliche Akkumulation, die Fortführung der sexistischen Arbeitsteilung und Familie zum Hindernis und zum zurückwerfenden Einflussfaktor sowohl für die Frauen als auch für die gesamte sozialistische Gesellschaft. Gewohnheiten und Kultur der Männlichkeit werden zu einem Faktor der den Sozialismus in der Wirtschaft, Politik und der gesellschaftlichen Organisierung destabilisiert. Auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Grundlage des Sozialismus ist die Freiwerdung der Frau notwendig. Dadurch, dass die Arbeiten und Mühen der Frau wirklich frei werden können, wird es möglich, dass die Produktivkräfte im Sozialismus sich voll und ganz entwickeln können. Damit ist die vollständige Beteiligung der Frau an der gesellschaftlichen Produktion und am gesellschaftlichen Leben gemeint. Eines der grundlegenden Elemente der Aufhebung des „Widerspruchs zwischen dem Entwicklungsstand der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse".
Lenin hat 1919 in seiner Rede auf der 4. Konferenz parteiloser Arbeiterinnen in Moskow diese Worte an die Frauen gerichtet, nachdem er die revolutionäre Wichtigkeit der sofortigen rechtlichen Gleichsetzung zwischen Mann und Frau vor dem Gesetz betont hat:

„Solange die Frau von der Hauswirtschaft vollständig in Anspruch genommen ist, bleibt ihre Lage immer noch beengt. (...) Wir bereiten uns jetzt ernstlich darauf vor, den Boden für den sozialistischen Aufbau herzurichten, der eigentliche Aufbau der sozialistischen Gesellschaft aber wird erst dann beginnen, wenn wir die vollständige Gleichstellung der Frau durchgesetzt haben und gemeinsam mit der von dieser abstumpfenden, unproduktiven Kleinarbeit befreiten Frau an die neue Arbeit gehen werden. Das ist eine Arbeit, die uns für viele, viele Jahre zu tun gibt. (...) Wir sagen, die Befreiung der Arbeiter muß das Werk der Arbeiter selbst sein, und genauso muß auch die Befreiung der Arbeiterinnen das Werk der Arbeiterinnen selbst sein. Die Arbeiterinnen selbst müssen sich um die Schaffung solcher Einrichtungen kümmern, und diese Tätigkeit wird dazu führen, daß die Frau eine völlig andere Stellung einnimmt als in der kapitalistischen Gesellschaft." [LW30, S. 26. f.,Anm. Übers.: Hervorhebungen im Zitat durch uns]

Nichts anderes als die ideologische Schlussfolgerung aus diesen Worten von Lenin ist die organisatorische und politische Linie im Rahmen des Geschlechtsbewusstseins und der Frauenrevolution, die von den Marxist*innen-Leninist*innen-Kommunist*innen verfolgt wird. Innerhalb der Ansätze und Erfahrungen der Sowjets konnten hinsichtlich dieser Idee und dieses Bedürfnisses, hinsichtlich der organisatorischen und politischen Führung, hinsichtlich der Organisation, hinsichtlich der theoretischen Herangehensweise und der politischen Praxis keine vollständigen Antworten gefunden werden und schließlich hat die Sowjetrevolution das von ihr erreichte Niveau nicht sichern und bewahren können, weil es ihr nicht gelungen ist, die Mittel für die kollektive Organisierung der Frauenkraft, die notwendige Quantität und Qualität zu erringen. Die von Marx und Engels geteilte und betonte Feststellung des utopischen Sozialisten Fourier,

„die Veränderung einer geschichtlichen Epoche läßt sich immer aus dem Verhältnis des Fortschritts der Frauen zur Freiheit bestimmen, weil hier im Verhältnis des Weibes zum Mann, des Schwachen zum Starken, der Sieg der menschlichen Natur über die Brutalität am evidentesten erscheint. Der Grad der weiblichen Emanzipation ist das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation"

hat sich nicht nur an Hand der Ansätze und Erfahrungen der Sowjets sondern auch an Hand der sich heute abspielenden revolutionären Kämpfe als richtig erwiesen. Muss das Proletariat, damit es von der demokratischen Frauenbewegung als Avantgarde akzeptiert wird, sich etwa nicht durch seine politische Aktion, durch die Führung der fortschrittlichsten Kämpfe beweisen, um dieses Recht zu gewinnen? Wer wird die Vorhut des Proletariats in dieser Aktion sein? Wer, wenn nicht seine geschlechtsbewussten Vertreterinnen? Zur Zeit des revolutionären bewaffneten Krieges in Nepal war das wichtigste Anzeichen der Veränderung innerhalb der gesellschaftlichen Situation der Frau, die Beteiligung von 40% der Frauen in der Guerilla; trotzdem wurde das Thema in einer grob gleichsetzenden Weise verstanden und es wurde erwartet, dass die gesellschaftliche Geschlechterteilung sich in der Partei automatisch zurecht fügen werde und eine patriarchale Mentalität innerhalb der Partei niemals Boden finden werde. Es wurde nicht das Verständnis und Niveau eines Kommandant*innentums entwickelt, das Quantität und Qualität verändert, und, weil die Sache nicht in dieser Weise in die Hand genommen worden ist, ist die Zahl der Frauen in der Guerilla allein in den ersten beiden Jahren der Friedenszeit auf Grundlage der Versöhnung mit Familie und Traditionen auf 12% gesunken. Während die gesamte Zahl der Guerillakräfte sank, waren es als erstes die Frauen, die in ihre Häuser zurückgekehrt sind! Welchen Anteil innerhalb diesem völligen Fehlen der Schaffung von Widerstand gegen diesen Zustand die Unbewusstheit als Geschlecht und die Organisationslosigkeit innerhalb der Organisation der Frauen hatte, ist nicht schwer festzustellen. Wer unorganisiert ist, wird schnell liquidiert.
Es wurde viel über die Rolle der Gebärfähigkeit der Frauen in Palästina gesprochen. Israel‘s völkermordender Krieg ist eine materielle Realität, die eine Bevölkerungspolitik dagegen erzwang, die jedoch nicht mit einem Minimum an Geschlechtsbewusstsein geleitet wurde. Ja, die Aufrechterhaltung der Rasse ist notwendig und darüber hinaus auch die Schaffung der grundlegenden Voraussetzungen und die Formung der Gestalt des Krieges. Aber die Umsetzung dessen wurde auf Grundlage einer als „natürlich" betrachteten traditionellen gesellschaftlichen Arbeitsteilung geführt; ohne besondere revolutionäre Politik, die die gesellschaftliche Arbeitsteilung verändert hätte. Sind die Folgen dessen denn nur für die Frauen sehr schwerwiegend gewesen? Nein, im Rahmen dieser gesellschaftlichen Arbeitsteilung hat sich in Palästina ein Kämpfer*innentypus herausgebildet, der aus Männern besteht, die ihre Familien versorgen müssen, und trotz der hohen Entschlossenheit dieser Kämpfer und ihrer außerordentlichen Opferbereitschaft für sich und ihre Familien wurde objektiv ein System in der Art eines bezahlten Militärdienstes entwickelt. Das hat sowohl die Beziehungen der palästinensischen Organisationen mit den arabischen Staaten beeinflusst und rückschrittliche Haltungen befördert als auch mit dazu geführt, dass der politisch-islamischen Reaktion keine ideologische Alternative entgegengesetzt werden konnte.
Auch in der kurdischen Frauenbewegung wurden ähnliche Zeiten durchlebt. Wir können sagen, dass von Beginn der Geschichte der PKK an fast jede liquidatorische Welle gleichzeitig oder im Wesentlichen sich um die Frage der Freiheit der Frau gedreht hat. „Sozialreform", „Ehefreiheit" und ähnliches Gerede im Rahmen des amerikanischen Liquidationsplans sind die besten Beispiele dessen. Es ist total klar, dass es das Organisierungsniveau der Frauen gewesen ist, dass die Möglichkeit der Entwicklung eines Auswegs hieraus sowohl für die kurdische Frauenbewegung als auch für die Führung der PKK- KCK aufgezeigt hat. Dabei ist die gegebene gesellschaftlich-materielle Realität in Kurdistan natürlich dazu geeignet, dass das revolutionäre Subjekt gegenüber dem Patriarchat in der Gesellschaft einen Willensbruch erleidet, aber mit einem organisierten und kollektiven Willen der Frau konnten diese Probleme gelöst werden!
Lenin hat die Gewinne der Oktoberrevolution folgendermaßen erklärt:

Die bolschewistische, die sowjetische Revolution legt die Axt so tief an die Wurzeln der Unterdrückung und Ungleichheit der Frauen, wie keine Partei und keine Revolution auf der Welt es je gewagt haben. Von der gesetzlichen Ungleichheit zwischen Mann und Frau ist bei uns, in Sowjetrussland, auch nicht eine Spur übriggeblieben. Die besonders niederträchtige, gemeine, heuchlerische Ungleichheit im Ehe - und Familienrecht, die Ungleichheit in Bezug auf das Kind ist durch die Sowjetmacht vollständig aufgehoben worden." [Lenin, Grüße an den allrussischen Sowjetkongress, 6. April 1920; veröffentlicht am 8. März 1921 in der Beilage zu Nr. 51 der Prawda - Hervorhebungen von uns]

Wir möchten unsere Aufmerksamkeit auf die Betonung „es je gewagt haben" in Lenins Worten richten, die klar das revolutionäre Wesen des Marxismus-Leninismus und wie es sich auf den Frauenfreiheitskampf auswirkt hervor hebt. Die Sowjetmacht hat sofort und unverzüglich die vollständige rechtliche Gleichstellung der Frau anerkannt, welche noch nicht einmal in bürgerlichen Ländern getan worden war, die sich in einem weiter fortgeschrittenen gesellschaftlichen Entwicklungsniveau bewegten, als das gesellschaftliche Entwicklungsniveau, welches bei der Machtübernahme durch Sowjetrussland vorhandenen gewesen ist. Das war Ausdruck von sehr großem politischen Mut und eine sehr große revolutionäre Aktion! Ihr ergreift eine zerbrechliche Macht, schultert die Aufgabe der ersten konkreten Anwendung des Sozialismus, die bis dato noch nie versucht worden ist, und das auch noch in einem Land, das hinsichtlich der materiellen Voraussetzungen für den Sozialismus ungeeignet ist, und diese Macht werdet ihr nicht auf den in den Gewohnheiten fest verankerten sicheren Hafen des Patriarchats sondern auf das „abstrakte Potential" der Befreiung der Frau stützen. Und dabei steht ihr auf einem Standpunkt der weit weit entfernt ist von den Sorgen „um die Trübung des Klassenbewusstseins" oder „eine nun folgende Gefährdung der Klassengewinne", welche der patriarchalen Kultur und Mentalität anhängig sind!
Und lasst uns heute dazu noch Zweifel, wie „die Ablenkung der Klasse", „die Berücksichtigung der Sensibilitäten der Gesellschaft" zählen und Herangehensweisen, die Aufgabe des Zurückschlagens der patriarchalen Moralvorstellungen, Traditionen usw. an die Gesellschaft auflösende Kraft der Bourgeoisie abzudrücken, von der wir wissen, dass sie ihre Fahne des Fortschritts, ihre fortschrittliche Mission bereits vollständig verbraucht hat. Lasst uns dem Herangehensweisen hinzufügen, welche die Freiheit der Frau mit gesellschaftlichen Rückschrittlichkeiten in unzähligen Bereichen wie Familie, Ehe, Scheidung, Kleidung und Sexualität versöhnen und erst dann, wenn der Kampf der feministischen Bewegung oder die zerstörerische, auflösende und enteignende Verstädterung aus der Wirkung ihres eigenen Verlaufes heraus eine andere Bewegung legitimiert hat, und dann lediglich mit einem einzigen Schritt begnügen. Lasst uns daneben Herangehensweisen stellen, die, während sie den Anspruch haben, den Feminismus zu bekämpfen, objektiv die Führung des Feminismus akzeptieren, die, während sie den Anspruch haben, das reinste Klassenbewusstsein gegen die bürgerliche Klasse erheben, objektiv die Führung der Bourgeoisie akzeptieren.
Die Oktoberrevolution hatte auf all diese grundlegenden Problemstellungen des Frauenfreiheitskampfes der damaligen Zeit sofort und mutig geantwortet: Gesetzliche Rechte, Vergesellschaftung der Hausarbeit und die Einbeziehung der Frau ins politisch-gesellschaftliche Leben. Es gibt keinen Zweifel, dass die Wiederholung von Lenins Worten und die Erinnerung an die unter den damaligen Bedingungen gegangenen Schritte nicht die heutigen revolutionären Führungsaufgaben lösen wird. Was geschafft werden muss ist, leninistisch zu denken und zu handeln. Ist es möglich, das auf andere Weise zu schaffen als auf dem Wege, sich alle grundlegenden Fragen des Frauenfreiheitskampfes zu Eigen zu machen, sie auf die Tagesordnung zu setzen und dadurch eine Stellung als politische Avantgarde zu beziehen?

Das Recht und die Aufgabe der revolutionären Theorie und Aktion

Die kommunistische Bewegung hat sich bezüglich des gesellschaftlichen Geschlechtes im wesentlichen mit dem theoretischen Erbe von Engels und dem Gebrauch des praktischen Erbes der Oktoberrevolution begnügt und konnte somit in diesem Thema sehr wenige Erkenntnisse erlangen. Dadurch wurde dieses Feld theoretisch wie ideologisch und auch hinsichtlich des Einflusses dem Feminismus überlassen. Anstatt die Fragen ihrer Zeit konkret zu diskutieren, hat sich die kommunistische Bewegung in der Enge und Unproduktivität der Vergangenheit (Zitationen) oder der Zukunft (im Sozialismus wird es gelöst) eingesperrt. Sie hat es noch nicht einmal geschafft den Erfolg von Clara Zetkin und Lenin herauszustellen, die in ihrer Beschäftigung mit ihrem Verhältnis zu Marx und Engels eine Inspiration sind. Heute ist es eine der überlegenen Seiten der Marxist*innen-Leninist*innen-Kommunist*innen, dass sie sich in der Frauenfreiheitsfrage - ob theoretisch, organisatorisch oder politisch-praktisch - ständig entwickeln, verändern und erneuern. Einen anderen Entwicklungsweg der Kommunist*innen kann es auch nicht geben. Mit Marx wurde im Wesentlichen die Idee des Sozialismus mit wissenschaftliche Fakten verbunden, mit Lenin wurde sie in die Realität umgesetzt, auf Grundlage konkreter Anwendung erneuert, aktualisiert und entwickelt. Wir wissen alle, in was für eine Situation diejenigen in Kurdistan geraten sind, die die verschiedenen Formen des Klassenkampfes nicht erkennen konnten und die die marxistisch-leninistische Methode starr aufgefasst haben. Diejenigen, die nicht verstehen, das der nationale Kampf in Kurdistan die schärfste Form des Klassenkampfes ist, können keine Entwicklung vorweisen, die dazu fähig wäre die Gesellschaft auf den Kopf zu stellen. Die Arbeiter*innen, sowie die armen Bäuer*innen haben sich bezüglich dieser Fragestellung polarisiert. Auch das Geschlechtsbewusstsein ist ein solches Thema und diejenigen, die den Kampf gegen die gesellschaftliche Geschlechterteilung nicht als Form des Klassenkampfes verstehen, kehren einer mächtigen Dynamik des Klassenkampfes, einer umwälzenden Kraft ihren Rücken zu. Das führt nicht nur zu politischem sondern auch zu ideologischem Verlust und Beschränkung.
Lenin hat in der Diskussion mit den Ökonomist*innen über das Klassenbewusstsein, die oben häufig zitiert wurde, denjenigen, die fragten „bedeutet die Arbeit unter all den anderen Klassen nicht einen Rückschritt aus Sicht des Klassenkampfes? Was ist mit der Qualität als Klasse unserer Bewegung, wenn wir diese ganzen Arbeiten auf uns nehmen?" zusammengefasst folgende einfache aber klare Antwort gegeben: Alle diese Arbeiten werden unsere Partei und standhafte Sozialdemokraten führen! (Zusammengefasst von uns, Was tun)
Auch wir möchten die Fragen über das Geschlechtsbewusstsein auf dieselbe Realität verweisend beantworten: Diese ganze Arbeit werden die kommunistische Partei und die kommunistischen Frauen führen und sie wird mit einem kommunistischen Programm, dem Programm der Frauenrevolution geführt werden! Diejenigen, die die theoretische und politische Arbeit im Rahmen des Begriffs des Geschlechtsbewusstseins entwickeln, sind die Kommunistische Partei und die kommunistischen Frauen, die marxistisch-leninistischen Frauen, die organisatorischen und politischen Führer*innen, Organisator*innen, Macher*innen und Aktionsvollbringer*innen der äußerst ruhmreichen Praxis der unterschiedlichsten Bereiche, die die Geschichte der Marxist*innen-Leninist*innen-Kommunist*innen ausmachen.
Eine andere Garantie haben wir nicht.