Roter Morgen / Ausgabe 17 / Herbst 2018 Der utopische Sozialist Fourier sagte einst "Die Veränderung einer geschichtlichen Epoche lässt sich immer aus dem Verhältnis des Fortschritts der Frauen zur Freiheit bestimmen, weil hier im Verhältnis des Weibes zum Mann, des Schwachen zum Starken, der Sieg der menschlichen Natur über die Brutalität am evidentesten erscheint. Der Grad der weiblichen Emanzipation ist das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation." Die Beteiligung und Gewinne der Frauen in den gesellschaftlichen Kämpfen, aber auch Niveau, Kraft und gesellschaftliche Umwälzungskraft der gesellschaftlichen Kämpfe selbst müssen unter diesem Blickwinkel bewertet werden. Erst einmal muss gesagt werden, dass der Geschlechterkampf selbst ein eigenständiger und grundlegender gesellschaftlicher Kampf ist. Aus diesem Grund sind alle diese Kämpfe, von den Kämpfen fürs Wahlrecht bis hin zum Kampf für gleichen Lohn für gleiche Arbeit, von der Organisierung bis hin zum Recht auf Schwangerschaftsabbruch und dem Kampf gegen Gewalt an Frauen auch gesellschaftliche Kämpfe. Darum wäre es das Ergebnis einer mangelhaften Herangehensweise die Diskussion über die Rolle und den Beitrag der Frauen in den gesellschaftlichen Kämpfen im wesentlichen und so gut wie nur auf Einschätzungen darüber zu beschränken, wie viel Prozent der Frauen sich in einem bestimmten Land an der Guerilla beteiligen oder in welchem Bereich des Bürgerkrieges eines anderen Landes die Frauen mehr beigetragen haben etc. Frauen tragen nicht nur zur Entwicklung gesellschaftlicher Kämpfe bei, indem sie an ihren verschiedenen Fronten teilnehmen, sondern auch, indem sie gleichzeitig für die Freiheit der Frauen, für die Forderungen und Sehnsüchte der Frauen kämpfen. Kämpfe, die alleinig mit Forderungen im Bezug auf die Frau geführt werden, entwickeln gesellschaftliche Kämpfe, indem sie die bürgerliche Gesellschaft anprangern, indem Kämpfen anderer gesellschaftlicher Sektoren der Weg geebnet wird und das demokratische Bewusstsein der Arbeiter*innenklasse und der Unterdrückten entwickelt wird etc. Obendrein bilden die Frauen die Hälfte der Gesellschaft, die Hälfte der Arbeiter*innenklasse und der Unterdrückten, die für verschiedene Forderungen und mit verschiedenen Losungen Kämpfe führen. Aus diesem Grund darf unter dem Titel „Frauen in gesellschaftlichen Kämpfen" nicht lediglich im Zentrum stehen, eine Beweisführung über die Reife der Frauen in den gesellschaftlichen Kämpfen, eine Messung ihrer Tauglichkeit durchzuführen. Der Erfolg bzw. die Entwicklungskraft der gesellschaftlichen Kämpfe in jeder Zeitperiode bzw. in jedem Gebiet müssen an Hand ihrer Reife hinsichtlich der Problemstellung der geschlechtlichen Freiheit und an Hand ihres Nutzens für die geschlechtliche Freiheit gemessen werden. Einschätzungen, die mit dieser Herangehensweise getroffen werden, führen vor Augen, was Fourier bereits 1808 gesagt hatte und was sich in den Klassenkämpfen und Revolutionen der Geschichte oftmals als richtig erwiesen hat.
Die Entwicklung Der Kampfdynamiken Der Frauen Es ist möglich die aktive Rolle der Frauen innerhalb der gesellschaftlichen Kämpfe in fast jedem revolutionären Krieg, in fast jedem Volksaufstand und sogar in Teilkämpfen, Streiks und Widerständen zu sehen. Wir sehen, dass die Qualität der Beteiligung der Frauen im Verlauf der Geschichte linear stärker wird, dass das Niveau der Einflussnahme auf gesellschaftliche Kämpfe stetig steigt, und zugleich sehen wir eine Entwicklung der Geschlechtsidentität, der kollektiven Beteiligung der Frauen und des Niveaus ihrer gesonderten und eigenständigen Organisierung. Frauen nehmen aktiv in allen Bereichen des Lebens und Kampfes teil: In Kämpfen für national-demokratische Forderungen und Sehnsüchte, in Widerständen gegen imperialistische Kriege und Besatzungen, gegen Diktaturen, in politisch-freiheitlichen Aufständen gegen repressive Regime und in revolutionären Kriegen, die die bürgerliche Ordnung direkt ins Visier nehmen. Diese Beteiligung entwickelt sich zunehmend dahin, führendes politisches Subjekt dieser Kämpfe zu sein, eigene spezifische Organisationen zu bilden, innerhalb der Bewegung mit diesen Organisationen teilzunehmen, prozentual mehr innerhalb der politischen Strukturen vertreten zu sein und die Kämpfe anzuführen. Frauen verbinden ihren gegen das Patriarchat gerichteten Wunsch nach Freiheit mit dem Bedürfnis einer gesellschaftlichen Umwälzung. In vielen Situationen sieht die Frau die Möglichkeit die Ketten des patriarchalen Jochs zu zerreißen in den gesellschaftlichen Kämpfen. Die Frau nimmt beispielsweise genauso einen Platz in einem nationalen Kampf ein, weil sie erfüllt von Verlangen und Sehnsucht nach Rettung der Nation ist, wie auch aus dem Grund, dass sie in diesem Kampf die Antwort sieht auf ihr Verlangen nach Aufständigkeit gegen die Unterdrückung durch ihre persönlichen Lebensbedingungen, durch Familie, durch einen Ehemann - die Antwort auf ihr Verlangen nach Widerstand und Befreiung. Sie beteiligt sich an einem städtischen Aufstand, weil sie den einzigen Weg aus ihren persönlichen Lebensbedingungen und den sie umzingelnden patriarchalen Moral- und Wertvorstellungen in der Veränderung der gegebenen Ordnung und des gesellschaftlichen Bewusstseins sieht. Diese Art der Beteiligung verläuft nicht immer auf einer von Geschlechtsbewusstsein geprägten Grundlage. Nicht immer trifft sie unmittelbar mit den Losungen für die Freiheit der Frau zusammen. Aber fast immer beinhaltet sie einen Protest gegen die bestehenden Lebensbedingungen. Im Verlauf der Geschichte hat sich diese Beteiligung auf der Linie des Geschlechtsbewusstseins entwickelt. Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Entwicklung der Städte und der Industrie, vor allem die objektiven Folgen der Phase der imperialistischen Globalisierung, einen Anteil an diesen Entwicklungen haben. Ausschlaggebend sind jedoch zweifelsohne die politischen, ideologischen, theoretischen und organisatorischen Errungenschaften des Kampfes für die Freiheit der Frau. Frauen haben sich mit den Rollen, die sie in vielen Aufständen und Widerständen der Arbeiter*innenklasse und der Unterdrückten des 19. Jahrhunderts und vor allem des 20. Jahrhunderts sowie mit den unabhängigen Kämpfen für ihre eigenen Forderungen und Sehnsüchte eingenommen haben, den Wunsch nach einer Gesellschaft ohne Geschlechtertrennung und das Frauenfreiheitsbewusstsein der fortschrittlichen Ansammlung der Menschheitsgeschichte zu eigen gemacht. Sie haben in solchem Maße ideologische Stellungen erobert, dass keine Kraft mit fortschrittlichem, mit revolutionärem Anspruch, mit entsprechenden Absichten die Aufrichtigkeit dieses Anspruchs unter Beweis stellen kann, ohne zu akzeptieren, dass diese Ansammlungen existieren, dass die Frauen im Besitz dieser Stellungen sind. Neben dem Verständnis der gesonderten Organisierung, sind organisatorische Stellungen wie Quoten, gleichberechtigte Repräsentation und das Reißverschluss-System von den Frauen erobert worden, und diese Mechanismen sind zur kollektiven Ansammlung der fortschrittlichen und revolutionären Bewegung geworden. Und das in solchem Maße, dass immer mehr politische Subjekte mit linker werktätiger Qualität und demokratische Massenorganisationen diese Mechanismen für sich in Anspruch nehmen. Die politischen Gewinne der Kämpfe für die Freiheit der Frau haben die Lage der Frauen in der Gesellschaft bereits verändert und sie haben in den Grenzen der bürgerlichen Ordnung, auch wenn sie natürlich nicht die Frage der Freiheit der Frau lösen und die gesellschaftliche Geschlechterteilung aufheben konnten, die Bedingungen dafür entwickelt, dass sich Frauen, insbesondere die werktätigen Frauen, am gesellschaftlichen Leben und Kampf beteiligen konnten. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde die Besonderheit der Frau in Kämpfen nicht mehr nur sichtbar, sondern zu einer hegemonialen Besonderheit und dadurch, dass LGBTI-Menschen sich dem Knüpfen eines stärkeren Bandes mit anderen gesellschaftlichen Kämpfen zugewandt haben, hat fast jeder Widerstand, Aufstand und Kampf die Qualität eines Aufstands der unterdrückten Geschlechtsidentitäten gewonnen. Ein Faktor von deutlich auffallender Qualität innerhalb der Aufstands- und Revolutionswelle, welche die arabischen Länder erschüttert hat, war die aktive Beteiligung und avantgardistische Haltung der Frauen, insbesondere der jungen Frauen. Einer der grundlegenden Einflussfaktoren dieser Beteiligung war die Forderung nach individuellen Rechten für Frauen/Personen der unterdrückten Sexual- und Geschlechtsidentitäten. Die am meisten genannten Sehnsüchte und Forderungen der jungen Frauen in diesen Aufständen, am deutlichsten in den Aufständen von Tunesien und Ägypten, die in den sozialen Medien, in Reportagen, selbst in Agitationsreden und Slogans verbreitet worden sind, waren die Forderung den eigenen Wünschen entsprechend heiraten zu können, nicht zwangsverheiratet zu werden, die Forderung nach der Freiheit den Kopf zu entblößen oder zu bedecken, nach der Möglichkeit sich frei am soziokulturellen Leben beteiligen zu können, frei mit dem Geliebten spazieren gehen zu können und die Forderung, dass der Zwang durch Familie und Gesellschaft gelockert werden soll. Die jungen Frauen beteiligten sich an den Aufständen, erfüllt von der Idee und dem Gefühl, dass die Unterdrückung auf Grund des Geschlechts, der sie ausgesetzt sind, mit der politischen Repression, der die Gesellschaft ausgesetzt ist, zusammenhängt, und sie agierten in diesen Aufständen ihre individuellen Freiheiten nutzend mit einem spontanen Bewusstsein, dass nach Freiheit der Gesellschaft strebt, mit einem spontanen Bewusstsein über die Problemstellung der politischen Freiheit. Für Frauen mittleren Alters waren Faktoren bestimmend wie die Wut und der Hass, die aus Armut und Ausbeutung, für muslimische Frauen aus „laizistischem Zwang" und für Frauen aus nicht muslimischen Völkern aus „islamischem Zwang", aus antidemokratischer Repression und aus dem Vorgehen gegen ihre Familienmitglieder, Verwandte und ihnen nahestehende Personen resultiert. In den Aufständen, die sich über Europa und die USA ausgebreitet haben war die Wut gegen den Kapitalismus, gegen Arbeitslosigkeit, Armut, patriarchale Gewalt und die zerstörerischen Folgen der imperialistischen Globalisierung für Körper und Arbeit der Frau ausschlaggebend. Auch in diesen Aufständen waren es wieder die jungen Frauen, die hervor gestochen sind, aber ihre geschlechtliche Identität ist hier deutlicher zum Ausdruck gebracht worden, da die Traditionen der Massenorganisationen hier, anders als in der arabischen Welt, entwickelter sind. Im Gezi-Juni-Aufstand in der Türkei hat nicht nur die quantitative Beteiligung der Frauen sondern auch ihre qualitative Beteiligung, ihre Losungen, ihre Aktionsformen, ihre Fähigkeit, richtungsweisend für die ideologisch-politische Umgebung des Aufstands zu sein, gemeinsam mit der starken Verschmelzung von LGBTI mit dem gesellschaftlichen Kampf, dazu geführt, dass dieser Massenaufstand zum stärksten Massenaufstand gegen das Patriarchat und für die geschlechtliche Freiheit in der Geschichte der Türkei geworden ist. Frauen wurden zur Vorhut des Aufstands gegen Trump, dem rassistischen, chauvinistischen, schwarzen- und migrantenfeindlichen unverschämten Präsidenten der USA, und haben dabei unausweichlich den Parallelismus zwischen all diesen reaktionären Eigenschaften sowie Frauenfeindlichkeit und männlichem Chauvinismus öffentlich hervor gehoben. Und schließlich die Rojava Revolution, die erste Revolutionserfahrung des 21. Jahrhunderts und das ruhmreiche Banner der regionalen, revolutionären Situation im Mittleren Osten, welche sich gleichzeitig als Frauenrevolution verwirklicht hat. Vor allem in der Zeit des Widerstands von Kobanê, der sich gegen den IS, den unbändigsten und blutigsten Vertreter des Patriarchats gerichtet hat, ist die Revolution, symbolisiert in den Kämpferinnen, zu vorderst in Arin Mirkan, und durch diese bedingt, zum Zeichen der Frauenfreiheit auf der ganzen Welt geworden. In einem Gebiet, das eine viel rückständigere sozioökonomische Struktur hat als viele andere Länder auf der Welt und in der die politische, sowie gesellschaftliche Reaktion hegemonial ist, wurde ein politisch-gesellschaftliches System etabliert, das den Doppelvorsitz und die Doppelvertretung beinhaltet und sich darüber hinaus bemüht, diese bis in die abgelegensten Dörfer hinein aufzubauen, wurde der Mangel der Frauenvertretung in den imperialistischen Metropolen verdeutlicht. Diese Revolution hat die Grenzen der Frauenfreiheit in der bürgerlichen Ordnung veranschaulicht. Dieses Niveau, an welches selbst die fortgeschrittensten kapitalistischen Länder mit den fortgeschrittensten Beispielen der Frauengleichberechtigung nicht im Entferntesten heran reichen können, ist zu einem neuen Maßstab, einer neuen Erwartung an die Subjekte des Frauenfreiheitskampfes und die revolutionären politischen Subjekte der Welt geworden. Das alles und die Frauenkämpfe, die sich von der Ukraine bis nach Polen, von Indien bis nach Argentinien in unzähligen Ländern erhoben haben, zeigen, dass das 21. Jahrhundert gleichzeitig das Jahrhundert der Frauenrevolutionen sein wird. Die Beteiligung der Frauen an gesellschaftlichen Kämpfen und sexistische Arbeitsteilung Die Rolle, welche Frauen in gesellschaftlichen Kämpfen spielen und der Beitrag dieser Rolle für die Freiheit der Frau und die gesellschaftliche Befreiung sind eine unerschütterliche Realität, die allerdings nicht ohne Stacheln, nicht gerade ein gemütlicher Spaziergang ist. Solange es sexistische Arbeitsteilung in der Gesellschaft gibt, ist es unausweichlich, dass in der Beteiligung der Frauen am Kampf die sexistische Arbeitsteilung in diesem oder jenem Grad weiterhin besteht. Das gilt insbesondere, wenn wir von den politischen Subjekten weg in Richtung der Ebene der Massen-Subjekte schauen. Das heißt also, ab einem gewissen Punkt, dort, wo sie massenhafter werden gilt diese Realität für alle Kämpfe. In dieser geschlechtlichen Arbeitsteilung übernehmen die Frauen im wesentlichen die Aufgabe, die Kontinuität der kämpfenden Gemeinschaft sicher zu stellen. Das zeigt sich an Hand der Fruchtbarkeit, der Fürsorgearbeit sowie an Hand der Bemühungen zur Organisierung und Führung des sozialen Lebens. Von einzelnen Streiks bis hin zu Widerständen in Stadtteilen und Vierteln, überall zeigt sich dieser Zustand - in allen kleineren Kämpfen und noch viel mehr in langfristigen harten Kriegszeiten oder bei von Völkermord geprägten Angriffen. Die Produktion „neuer Generationen von Kriegern" sowie die Erfüllung der gesundheitlichen und anderer Bedürfnisse des Volkes im Hinterland oder eines Kämpfers an der Front sowie unter den Bedingungen des Krieges die Übernahme all solcher Aufgaben wie der gesellschaftlichen Produktion (Landwirtschaft und Industrie), drehen sich um die Fortführung des „Hauses", des gesellschaftlichen Lebens. Solange wir von einer sexistischen Gesellschaft sprechen, ist es an und für sich weder gut noch schlecht, sondern nur eine Realität, wenn die Frau im Kampf und damit auch in den Kämpfen, welche sich gegen die Geschlechtergesellschaft richten, als Mutter-Frau, Betreuungs-Frau und Frau-im-Haus teilnimmt. Es geht im Wesentlichen darum, wie sich mit dieser Realität in Beziehung gesetzt wird. Eine Seite dieser Realität ist folgendes: In den Phasen solcher Art gesellschaftlicher Kämpfe wird die Sorgearbeit vergesellschaftet oder zeigt die Tendenz einer Vergesellschaftung, wodurch schnell die Grundlage für die Umwandlung der Frau zu einem gesellschaftlichen Subjekt entsteht. Zu ignorieren, dass sich diese Entwicklung auf dem Boden der sexistischen Arbeitsteilung realisiert, diesen Zustand ausreichend zu finden, das bewirkt eine Schwächung des Frauenfreiheitskampfes. Zugleich ist es aber auch möglich diese Achse der Umwandlung zu einem gesellschaftlichen Subjekt als revolutionäre Möglichkeit zu begreifen, sie zu einem Hebel für die Entwicklung der Frauenorganisation zu machen und das gesellschaftliche Bewusstsein zu ändern. Wichtig ist, die Rolle der Frau, die sie in den verschiedenen gesellschaftlichen Kämpfen auf dieser Grundlage spielt, nicht zu ignorieren und nicht zuzulassen, dass die Arbeit und die Aktion der Frauen unsichtbar gemacht wird, weil die geschlechtliche Arbeitsteilung abgelehnt wird. Es ist nicht notwendig, einer Frau, die aus dem gesamten gesellschaftlichen Leben, vor allem aus den Bereichen die „den Männern gehören" gedrängt wird, nicht das geringste Bisschen „Lob auf Frau und Mutter" zuzugestehen, ihre Aktion und Arbeit, ihren Beitrag und dessen Wert als bedeutungslos herunter zu spielen. Natürlich muss diesen Frauen, die ihr Leben der Zuwendung für ihre Geliebten gewidmet und sich selbst über diese Aktion verwirklicht haben, ihre Fähigkeiten und ihren Verstand jahrelang für diese Arbeit mobilisiert haben, wodurch sie ihre Beitragskraft für den Kampf darauf beschränkt gesehen haben, zeigen und beibringen, dass es auch andere Wege gibt in diesem Leben zu leben, zu lieben und geliebt zu werden, wertvoll und nützlich zu sein. Aber das bedeutet nicht, dass die Aktion der Frau, die in Wirklichkeit sehr wertvoll für die Gesellschaft ist und auch unverzichtbar, solange die gesamte Gesellschaft nicht von oben bis unten über andere Bedingungen der Organisierung verfügt, abgewertet und abgestoßen werden sollte. Kurz gesagt wird in den gesellschaftlichen Kämpfen, in denen die gesellschaftliche Arbeitsteilung, die sich in diesem oder jenem Grad in der „Welt als Haus des Mannes" und dem „Haus als Welt der Frau" symbolisiert, nun als Arbeitsteilung zwischen Hinterland und Zwischenfront reproduziert. Aus Sicht des Hinterlands wird dadurch erneut die Aktion und Arbeit der Frau abgewertet, dabei gibt es keine Front ohne Hinterland (im türkischen "Hinterfront"). Der Platz der Frau als „Mutter" in den Kämpfen, der in den Müttern der Plaza de Mayo und den Samstagsmütter sein Symbol hat, gehört zu den Frauen, gehört zu dem Frauenfreiheitskampf. Auch die Rolle der Frau als „gebärdender" Mensch in Palästina, der Sowjetunion oder Kurdistan zum Beispiel gehört den Frauen. Viele Widerstände gegen Besatzungen haben sich auf den Schultern der Frauen erhoben, die die Produktion der Fabriken gestemmt haben und damit die gesamte Gesellschaft auf den Beinen gehalten haben, während die Männer im Krieg waren. Frauen waren in all dem einzelne Subjekte und keine Opfer, auch wenn sie geschlechtliche Ungleichheit und Ungerechtigkeit erlitten. Wenn dem so ist, dürfen Frauen bei der Geschichtslesung gesellschaftlicher Kämpfe niemals zulassen, dass die Rolle, die Frauen im Hinterland gespielt haben, abgewertet wird. Allerdings zeigen die Ergebnisse der Geschichtslesung bezüglich der Gegenwart und Zukunft, dass ein ununterbrochener Einfluss auf die geschlechtliche Arbeitsteilung zwischen Front und Hinterland notwendig ist und dass ein politisches Subjekt, welches diesen Zustand nicht systematisch und zunehmend zu verändern sucht, oder diesen sogar für natürlich hält und weiterführt, in Bezug auf die Umwälzung der Gesellschaft und die gesellschaftliche Revolution nicht weit kommen wird . Es kann nichts Gutes dabei heraus kommen und es ist auch nie etwas gutes dabei heraus gekommen für den gesamtgesellschaftlichen Kampf, geschweige denn für die Freiheit der Frau, wenn die Frau im Hinterland als ausreichend betrachtet wird, ihr dazu geraten wird, Mutter zu sein, und auf sexistischer Arbeitsteilung beharrt wird. Ohne Intervention innerhalb der gesellschaftlichen Kämpfe bezüglich der sexistischen Arbeitsteilung ist es unmöglich einen revolutionären Weg bis zum Schluss zu verfolgen. Ein Krieg, Aufstand oder Kampf, der durch „männliche Kämpfer" und „männliche Kommandanten" geführt wird, braucht unausweichlich eine Familienordnung, welche die Kontinuität der Kämpfer und des Krieges gewährleistet. Dabei ist es nicht die Gesellschaft selber, sondern die vorhandene gesellschaftliche Ordnung, die zu geschlechtlicher Arbeitsteilung verurteilt ist, um sich aufrecht zu erhalten. Ein Kampf der diese Ordnung zerstören will, kann sich nicht auf dieselben Grundlagen stützen, die diese Ordnung aufrecht erhalten. Familie und geschlechtliche Arbeitsteilung bilden eine Ordnung, die auf die Haussklaverei der Frau gegründet sind; es handelt sich um die Ordnung einer Gesellschaft der Klassen und Geschlechterrollen und, über die Berücksichtigung der gesellschaftlichen Stellung der Frau hinaus zu versuchen diese Stellung als normal zu betrachten und diese sogar weiterführen zu wollen, das reproduziert die alte Ordnung und so kann und wird keine neue Gesellschaft geboren werden. Der Einfluss der sexistischen Arbeitsteilung auf die Beteiligung der Frau in den gesellschaftlichen Kämpfen Die Beteiligung der Frau in den gesellschaftlichen Kämpfen, selbst in ihren spontansten Zuständen, auch wenn sie die oben aufgeführte sexistische Arbeitsteilung beinhaltete, führte zugleich zur Überwindung des selbigen. Jeder revolutionäre Kampf, jeder Massenaufstand, jeder Arbeiter*innenstreik und jeder Guerillakrieg führte dazu, dass Frauen an allen Fronten des Kampfes, in jedem Bereich teilnahmen und dass sich die alten Beziehungsformen veränderten sowie die traditionellen Rollen hinterfragt wurden. Jeder gesellschaftliche Kampf, egal in welchem Maß Frauen sich daran beteiligten, brachte Schläge gegen die Versklavung der Frau im Haus, Reinigung, Vergesellschaftung dieser hervor. In fast jedem Kampf unserer revolutionären Weltgeschichte sind Pionierinnen hervorgetreten, die zu Symbolen geworden sind. Das ist eines der offensichtlichsten Merkmale für die Notwendigkeit die sexistische Arbeitsteilung zu beenden, die Grenzen der alten Ordnung zu druchbrechen und die Notwendigkeit eine neue Ordnung im Bewusstsein der Arbeiter*innenklasse und Unterdrückten, sowie natürlich allen voran im Bewusstsein der Frauen aufzubauen. Im Verstand und Herzen der Unterdrückten ist die Freiheit der Frau die Verkörperung der Möglichkeit von Freiheit und ein Zeichen dafür, dass die Unterdrückten sich von ihren Fesseln befreien können. Eine frei gewordene Frau ist die Hoffnung der gesamten Gesellschaft auf die Möglichkeit einer neuen Gesellschaft. Dieser Umstand verkörpert sich vor allem in den Pionierinnen, die zu Symbolen geworden sind. Leila Khaled spiegelt zum Beispiel nicht die durchschnittliche Form und Qualität der Beteiligung palästinensischer Frauen an der Intifada wieder, sondern sogar nur eine kleine Minderheit. Palästinensische Frauen spielten eine große Rolle im Widerstand und spielen sie immer noch, aber sie haben sich mehr auf Grundlage traditioneller Rollen am Kampf beteiligt, denn als Kämpferinnen und politische Führerinnen. Zum Beispiel hatte die PLO in ihrer gesamten Geschichte nicht eine einzige Frauenvertretung. Andererseits ist Leila Khaled nicht nur zum Symbol der palästinensischen Frauen, sondern zu einem der wichtigsten Symbole des Palästinensischen Freiheitskampfes geworden. Das Foto von Vida Mohaved, welche im kürzlich stattgefundenen Aufstand im Iran ihr Kopftuch abnahm und es als Fahne wehen ließ, wurde zum Symbol, dass das Bild eines voraus gehenden/avantgardistischen Teils der Frauen des Aufstands zeichnete. Dabei stehen die Ansichten der unterdrückten Männer, die sich an dem Aufstand beteiligten, wahrscheinlich weit hinter der Bedeutung des Symbols zurück, trotzdem ist es das Herz und Gewissen dieses Aufstands geworden. Kurzum verändert der Kampf selber auch den Verstand der Männer und Frauen, während er ihre Aktion verändert, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht. Indem die Frau als kollektive Existenz mit ihren eigenen Forderungen und Losungen ihren Platz in den Kämpfen einnimmt und in verschiedenen Bereichen Stellung bezieht, beschleunigt sich hingegen diese Bewusstseinsveränderung und bereichert den gesellschaftlichen Kampf mit einer inneren Dynamik und Veränderungskraft. Ein wichtiger Teil der Freiheitskämpfe der Frau, vor allem vieler derjenigen Frauenkämpfe, die eine bestimmte Schwelle bezüglich der Massenhaftigkeit, dem Einflussniveau und der Errungenschaften überwunden haben, entwickelten sich, indem sie sich erst mal in einer Phase, die schon gegeben war, auf Grundlage eher allgemeiner gesellschaftlicher Probleme, Forderungen und Losungen an den Kämpfen beteiligten und innerhalb dieser Kämpfe immer mehr kollektive Identität gewannen und Kämpfe zu Tagesordnungspunkten im Zusammenhang mit frauenspezifischen Themen begonnen haben. Hinsichtlich der eigenen Entwicklung des Frauenfreiheitskampfes ist das eine wichtige Erscheinung. Die Beteiligung der Frau im Guerillakampf, ihre Beteiligung am Kampf mit militärischen Mitteln als die intensivste Form der Politik löst schon für sich genommen die alten Verhältnisse auf. Sogar wenn diese unter den Frauen sowie gesamtgesellschaftlich keine besondere frauenbezogene Organisierung und Arbeit umfasst, schafft sie große Umwälzungen. In diesen Zeiten des Kampfes hallt die Tatsache, dass die Frauen sich in dieser Weise „beteiligen können" laut schallend im Bewusstsein der Gesellschaft, sodass es in anderen Zeiten möglich wird zu hinterfragen, dass die Frauen sich in diesen Zeiten „nicht derart beteiligen können", und die Ursächlichkeit der durch die patriarchale Ordnung vorliegenden Hindernisse dafür herauszustellen.
Die Geschlechterpolarisierung innerhalb gesellschaftlicher Kämpfe In allen gesellschaftlichen Kämpfen, in denen Frauen Teil haben, bestehen der Geschlechterwiderspruch und die Geschlechtspolarisierung fort. Vor allem die Neigung den Zustand der Vergesellschaftung, welcher während der Kampfphasen der Frauen, gleich in welcher Form und in welchem Bereich, auftritt, als „vorübergehend" zu betrachten, ist weit verbreitet. Egal ob ein gesellschaftlicher Kampf mit einer Niederlage oder einem Gewinn endet: Danach wird die Frage der „Rückkehr ins Haus" der Frauen zur grundlegenden Frage. Natürlich findet nach keinem gesellschaftlichen Kampf eine vollständige „Rückkehr nach Hause" statt. Der Kampf ändert die am Kampf beteiligten und auch ihre Lebensverhältnisse. Die „Rückkehr ins Haus" verwirklicht sich unter nun anderen Bedingungen aber nichtsdestotrotz stellt sich die Frage: Wird die Frau nach einem Platz für sich streben, der hinter ihrer jetzigen Aktivität und Einflusskraft zurück steht, oder nach einem dem jetzigen Stand gegenüber fortschrittlicheren Platz? Werden die Mütter, die für ihre Kinder auf die Straßen gegangen sind, zu Hause die alte Ordnung aufrecht erhalten? Wird in den Häusern, in denen Revolutionäre empfangen wurden und von Kuriertätigkeiten bis hin zu medizinischer Versorgung verschiedene Bedürfnisse befriedigt wurden, die alte Ordnung und Arbeitsteilung andauern? Wird eine junge Frau, die sich an einem städtischen Aufstand beteiligt hat, heiraten und ein 'glückliches' Leben führen, oder aktiv im politischen Kampf sein und einen neuen Weg ebnen? Wird eine Guerilla-Kämpferin nach dem Krieg einen Kampfgenossen heiraten und zu einer gewöhnlichen Hauswerktätigen werden, während er in irgendeinem Bereich seine Aktivität fortsetzt? Wird eine Frau, die ins Gefängnis kommt, unter neuen Bedingungen den Krieg mit anderen Mitteln führen oder abwarten bis ihre Zeit abgesessen ist? Und wenn der Sieg gewonnen wurde, wird dann das Niveau der Positionierung der Frau als gesellschaftliche Person mit revolutionären Vorstößen entwickelt und fortschreiten, oder wird sich mit geschlechtlicher Arbeitsteilung versöhnt werden und die Frau zurück nach Hause geschickt werden? Einer der grundlegenden Punkte, um den sich der Geschlechterkampf in gesellschaftlichen Kämpfen dreht, umfasst die Frage, wie viel Platz die Sehnsüchte und Losungen, Bedürfnisse und Wünsche der Frauen und LGBTI in diesen Kämpfen einnehmen. In der Geschichte der Kämpfe war der Kampf für das „Wahlrecht" als spalterisch für die Arbeiter*innenklasse und den Weg vernebelnd, das „Recht auf Schwangerschaftsabbruch" als verantwortungslos und individuell, gleichzeitig als marginal, die Forderungen im Rahmen der „sexuellen Freiheit" als bürgerlich, degenerierend und unnötig, Forderungen der LGBTI als die Volksmassen verärgernd und deren Entfremdung bewirkend befunden worden. Eigentlich ist jede Forderung des Geschlechterkampfes in gewissem Maße mit derartigen Reaktionen begrüßt worden. Sei es von der kämpfenden Arbeiter*innenklasse, sei es von einer bestimmten unterdrückten Nation oder einer anderen Schicht: Wenn die Gesellschaft die Unterstützung der „Selbstbefreiung der Frau" verlangt und erwartet, umfasst diese „Unterstützung" in unterschiedlichem Maß auch das Aufgeben der eigenen Forderungen. Dieser geschlechtliche Widerspruch wird in letzter Analyse durch die Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass die Frauen die „Ehre" und den „Erfolg" der Bewegung repräsentieren. Wird das Wahlrecht verlangt, um die Freiheit von Unterdrückung auf Grund des Geschlechts zu erlangen? Welches Geschlechterverständnis führt zum Recht auf Schwangerschaftsabbruch? Was für einen Zweck haben Forderungen auf eine Änderung des Ehe- und Scheidungsrechts? Was werden die anderen Teile der Gesellschaft sagen, wenn die Frauen anziehen was sie wollen? Werden Forderungen auf Grundlage der Befreiung der unterdrückten Geschlechter (obwohl sie zumeist nicht einmal darüber hinaus gehen das Recht der Selbstbestimmung der Frauen über ihre eigene Sexualität zu verlangen) nicht den Kampf vollständig entehren? Weil es in Wirklichkeit um den Widerspruch zwischen den Geschlechtern geht, sind selbst die allgemeinsten politischen Forderungen mit dem Problem verbunden, dass auf dem weiblichen Geschlecht lastendes Männerrecht und Männerprivilegierung geschützt werden. Innerhalb sämtlicher grundlegenden Stellungen der gesellschaftlichen Kämpfe müssen Frauen ihren Platz in den vordersten Reihen einnehmen. In gewissem Sinne sind sie in der Situation, der Gesellschaft ihre Eignung/Reife beweisen zu müssen. Das ist die Voraussetzung für Führung und Avantgarde. Kein Teil der Gesellschaft mit einem Anspruch auf Avantgarde/Führung kann dem ausweichen. Außerdem sind sie aus der Perspektive des Menschen als gesellschaftliches Wesen in der Situation, die gesellschaftliche Realität, in der der Frauenkampf stattfindet, zu schützen. Aber dieses sich-selbst-beweisen hat absolut nichts damit zu tun, die Augen vor dem patriarchalen Joch zu verschließen, die Freiheit des männlichen Geschlechts zu schützen und sich den vorhandenen Moralregeln zu beugen, die nichts anderes bedeuten, als die Fortführung seiner Privilegien. Vor allem wird die härteste moralische Prüfung, die jeden gesellschaftlichen Kampf erwartet, die Frage, ob, wie alle Elemente, die einen Platz in den Reihen des Kampfes einnehmen, auch die Frauen die Freiheit besitzen, ihre eigenen Forderungen selbst zu bestimmen. Der Punkt ist, in sehr vielen Situationen wird darauf gewartet, dass sich die Frauen unter in Kaufnahme „des Fortbestehen der alten Situation" am Kampf beteiligen. Auch die Massen und die politischen Subjekte werden in Bezug auf die gesellschaftliche Geschlechterfrage eine harte Demokratieprüfung durchlaufen. Die Kräfte eines gesellschaftlichen Kampfes können nur die Stärke haben, die herrschende Ordnung zu verändern, wenn es ihnen gelingt, die simple (aber sicher nicht leichte) Demokratie-Prüfung zu durchlaufen, die Forderungen und Losungen der Frauen, egal was diese Forderungen und Losungen auch sein mögen, anzuerkennen, sich zu Eigen zu machen und vor allem es als natürlich zu erachten, dass die Frauen diese selber bestimmen. Politische und organisatorische Kontinuität Weil in jedem gesellschaftlichen Kampf auch der Widerspruch und die Konfrontation zwischen den Geschlechtern besteht, ist es ein grundlegendes Element der Analyse der Beteiligung der Frauen an gesellschaftlichen Kämpfen, dass Frauen in diesen Kämpfen nicht einzelne Individuen sind sondern als kollektive Identität existieren und dass die Frau als Geschlecht ein organisatorisches Niveau/eine organisatorische Ebene darstellt. Hinsichtlich der Gewinnung von Kraft, unabhängige Forderungen und Sehnsüchte im gesamten gesellschaftlichen Kampf zu etablieren, hinsichtlich der Entwicklung und Leitung der Beteiligung der Frauen im Kampf, durch die das Ende der geschlechtlichen Arbeitsteilung herbeigeführt wird, hinsichtlich der Schaffung von revolutionären Lösungen für das Problem der „Rückkehr ins Haus" sowie hinsichtlich der Sicherung und Entwicklung der Gewinne im Kampf ist die Organisierung der Frau als Geschlecht eine unverzichtbare Stellung. Es gibt wirklich viele Dimensionen der Geschichte der Frauen in den gesellschaftlichen Kämpfen, die bezüglich der Gegenwart und Zukunft diskutiert werden können. Aber es muss noch einmal betont werden, dass die gesamte Richtung der Entwicklung, mit der Subjektwerdung - einzeln wie kollektiv - der Frauen in den gesellschaftlichen Kämpfen, mit Fortschreiten von Fragestellung und Prozess der gesellschaftlichen Revolution immer mehr einen Zustand der Verwobenheit mit der Frauenrevolution annimmt. Die gemeinsame Botschaft der vergangenen und andauernden Kämpfe ist die, dass die Revolutionen des 21. Jahrhundert gleichzeitig einzelne Frauenrevolutionen sein werden und ohnehin eben dazu verpflichtet sind, wenn sie siegen wollen.
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