Internationales Bulletin / Ausgabe 201 / August 2019
Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) haben auf ihrer letzten Konferenz beschlossen, die Verwaltung der gesamten Streitkräfte in Nord- und Ostsyrien durch „Militärräte" zu organisieren. Nach dieser Entscheidung, die darauf abzielte demokratische Methoden und Praktiken auch im militärischen Bereich umzusetzen, haben die Militärversammlungen mit mehreren Kommandanturen aus Kantonen, Provinzen, Brigaden, Regimentern und der YPJ sowie mehrere Expertenbüros gebildet. Nach der Umstellung auf das Regimentsystem, in dem die Streitkräfte von YPG und QSD zusammengeschlossen sind, wurden mehrere Rekrutatierungs-Komitees organisiert. Diese Komitees haben eine Art Massenarbeit geleistet und sind von Haus zu Haus gegangen, um die lokale Bevölkerung über das neue Militärsystem zu informieren. Als die Völker Nord- und Ostsyriens dieses System eingeführt haben, begann die Zahl der Beteiligungen zuzunehmen. Eines dieser Regimenter, bestehend aus 4 Brigaden und einem Hauptquartier, wird von den MLKP-Streitkräften in Serekaniye/Rojava organisiert und ist nach dem Genossen Alişer Deniz benannt. Alişer Deniz ist der Nom de Guerre des Kommandanten Hüseyin Akçiçek, dessen Beiträge zur Verteidigung und zum Aufbau der Rojava-Revolution unvergesslich bleiben. Nachdem er seinen revolutionären Dienst in Rojava erfüllt hatte, ging er als Kommandant der MLKP Land-Guerilla-Einheiten in die Berge Nordkurdistans und marschierte im August 2017 im Kampf gegen die kolonialistische türkische Armee in die Unsterblichkeit. Die meisten Kämpfer des Alişer-Deniz-Regiments sind arabische Jugendliche, die nicht nur eine militärische, sondern auch eine ideologisch-politische Ausbildung absolviert haben. Neben Grundkursen über den Sozialismus und revolutionärem Kampf erhalten die Kämpfer des Alişer Deniz-Regiments Bildung zu den Themen „Rojava-Revolution", „Geschichte des Mittleren Ostens", „Die kurdische, nationale Revolution", „Beteiligung des arabischen Volkes an der Revolution", „Der vereinigte Charakter der Revolution", „Frauenrevolution", „Frauenbefreiungskampf", „Männlichkeit", „Kampf gegen die Männlichkeit auf dem Kriegsfeld" etc. Um die intellektuelle und praktische Entwicklung der Kämpfer in der Frage der Frauenbefreiung zu leiten, fordern die Kommandanten des Alişer-Deniz-Regiments jeden Kämpfer nachdrücklich dazu auf, alle zwei Monate einen persönlichen Bericht abzugeben. Die Fragen des ersten Berichts, nach denen die Kämpfer befragt wurden, lauteten wie folgt: „Wie definierst du den Begriff der Frauenrevolution?", „Wie ist deine Sichtweise zu deiner Mutter, Schwester und Frau innerhalb der Familie und der Gesellschaft?", „Was denkst du über Themen wie Brautaustausch, Kinderehe, Vielehe und Brautmitgift?" Hier veröffentlichen wir einige Eindrücke aus einem Interview mit drei arabischen Kämpfern des Alişer-Deniz-Regiments: Mazlum, Ebu Leyla und Dijvar. Alle drei gaben eine ähnliche Antwort auf die Frage, aus welchen Gründen sie sich dem MLKP-Regiment angeschlossen haben: „Kommunist*innen kämpfen für Freiheit und Gleichheit. Sie verteidigen die Geschwisterlichkeit der Völker. " Was ist mit ihrer Meinung über die Frauenrevolution in Rojava? Mazlum antwortet: „Die Revolution hat meine Meinung über die Frauen verändert. Jetzt glaube ich auch an die Gleichstellung. Wir brauchen jedoch mehr Zeit, um diese Sichtweise in die Praxis umzusetzen." Mazlum ist verheiratet und hat drei Kinder. Als er gefragt wurde, wie er sich fühlen würde, wenn aus seiner Frau eine Kämpferin werden sollte, stellt er fest: „Meine Frau hat früher in verschiedenen Institutionen der Revolution gearbeitet. Aber jetzt haben wir Kinder. Was würde aus unseren Kindern werden, wenn sie sich als Kämpferin dem Regiment anschließt? Aber wenn die Revolution einen gemeinsamen Ort für die Kinderbetreuung organisieren würde, warum denn nicht?" Wie fühlen sie sich als junge arabische Kämpfer in einer Revolution, die vom kurdischen Volk angeführt wird? Ebu Leyla antwortet: „Es waren die Kurd*innen, die sich zuerst erhoben und zur Avantgarde der Revolution geworden sind. Das Assad-Regime hat uns immer gesagt, dass die Kurd*innen uns unterdrücken werden. Aber später stellten wir fest, dass das nicht stimmt, denn die YPG kämpfte für uns. Meine Familie war sowohl vom IS als auch vom Assad-Regime unterdrückt worden. Wir haben uns jedoch weder dem Assad-Regime noch dem IS angeschlossen. Wir standen zur Revolution." Auch Dijvar wies darauf hin, dass die Rojava-Revolution den Völkern Nordsyriens gehört: „YPG hat für alle Völker gekämpft", sagt er und fügt hinzu: „Auch wenn der IS seine Vorherrschaft auf dem Gebiet verloren hat, ist er immer noch eine Gefahr für uns, weil sein Einfluss auf einige Teile immer noch besteht." Die letzten Worte kommen von Mazlum mit einer Kritik: „Wir müssen mehr gegen die Armut kämpfen. Wir können nicht mit der gleichen Armut weitermachen wie in den Jahren des Assad-Regimes. Wir müssen eine Lösung dafür finden. "
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