Die USA und Großbritannien haben den Irak mittels ihrer weiten militärischen Überlegenheit besetzt. Jetzt versuchen sie, den Irak und den Mittleren Osten in Übereinstimmung mit ihren strategischen Interessen und Bedürfnissen neu zu gestalten: eine koloniale Protektoratsregierung zu errichten.
Diesen Pyrrhussieg erlangten die USA durch den 1. Golfkrieg, Abrüstung des Irak durch die UN seit 10 Jahren und massakrieren tausender von Irakern durch das Wirtschaftsembargo und starke Bombardierungen. Auf diese Weise kamen die falschen Wahrheiten der imperialistischen Banditen wie "irakischer Frieden", "die vom Irak ausgehende Bedrohung beseitigen", "Zerstörung chemischer Waffen" sofort ans Licht.
Als die wahren Gründe des imperialistischen Krieges gegen den Irak deutlich wurden, wurden auch die Haltung, Richtung und Erklärungen verschiedener internationaler und regionaler Mächte klar. Man begann sich nach neuen Bündnissen umzugucken und Versuche zu unternehmen. Deutschland, Frankreich und Belgien haben einen gemeinsamen Gipfel organisiert, um die "Verteidigungsbedürfnisse" der EU zu diskutieren. Und sie haben erklärt, dass eine EU ohne starke Verteidigung auch keine starke Außenpolitik haben wird. Andere EU-Länder wie Spanien, Italien und Großbritannien haben sich ablehnend gegenüber dem Gipfel verhalten. Die Komplizen des imperialistischen Krieges, darunter auch Polen, das sich mit 200 Soldaten an dem Angriff beteiligt hat, haben begonnen darüber zu sprechen, wie sie die Kriegsbeute ausplündern und die Auschreibungen im Irak unter sich aufteilen können.
Obwohl die USA Syrien und den Iran als "Schurkenstaaten" bezeichnet haben und trotz der Kriegsdrohungen, hat die Türkei, "strategischer Partner" der USA, ihre Beziehungen zu diesen beiden Staaten wegen der "kurdischen Frage" verstärkt. Der Außenminister A. Gül besuchte Syrien.
Die USA haben Schwierigkeiten bei der Bildung einer neuen Regierung Im Irak. Sie sind mit neuen Widerständen konfrontiert. Schon jetzt sind Widersprüche zwischen der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP) und der Patriotischen Union Kurdistan (KYB) bezüglich der Anwesenheit der USA in Südkurdistan aufgetreten. Einige der kurdischen Parteien und Organisationen haben den Zusammenbruch des Saddam-Regimes und die Besatzung Südkurdistans begrüßt und "den Koalitionskräften und der kurdischen Nation gratuliert". Im Rahmen der Widersprüche zwischen Kurden und Arabern, Kurden und Turkmenen, schiitischen Arabern und sunnitischen Arabern und zwischen Arabern und Turkmenen sind die Konfliktrisiken gestiegen. Besonders die ethnischen und religiösen Konflikte können sich mit der Zeit bei der Bildung einer Regierung im Irak zuspitzen.
Die Besatzungskräfte werden weiterhin unter dem Vorwand der Sicherheit der Ölmonopole und Baufirmen Angriffe organisieren, Massaker veranstalten, Frauen und Kinder töten. Im Mittleren Osten ist eine neue Situation entstanden. Die internationalen und regionalen Kräfteverhältnisse und Beziehungen haben sich geändert.
Die existierende Ordnung der internationalen Beziehungen hat sich geändert. Der in den 1920er Jahren gegründete Völkerbund wurde Mitte der 1930er Jahre ineffektiv. Es bestand keine sanktionierende Rolle des Völkerbundes mehr. Italien und Deutschland hatten erklärt, dass sie das System internationaler Beziehungen nicht anerkennen. Diese Krise wurde durch eine neue internationale Ordnung und ein neues Recht überwunden, die nach 1945, nach dem Ende des 2. Verteilungskrieges entstanden. Die internationale Ordnung brach erneut 1990, durch den Zusammenbruch des modernen Revisionismus, des sozialimperialistischem Systems, zusammen. Danach konnte noch kein neues System gebildet werden. Die sogenannte "unipolare Welt" wurde zu einer Übergangsphase.
In den 1990er Jahren haben die imperialistischen Kräfte die UN und die NATO als Mittel benutzt, um "Interventionen zu legitimieren" und gegen "Schurkenstaaten" und "internationalen Terrorismus" vorzugehen. Somalia, der 1. Golfkrieg, die militärische Intervention in Bosnien Herzegowina und im Kosovo, die Teilung Jugoslawiens und die Aufteilung des Balkans sowie die Invasion in Afghanistan sind einige Beispiele dafür.
In dieser Situation tauchten Krisen in den wichtigsten Institutionen der internationalen Beziehungen wie UN, EU und NATO auf. Diese grundlegenden Institutionen der Ordnung der internationalen imperialistischen Beziehungen wurden in die Krise gezogen. Und die Krise des imperialistischen Systems hat sich verschärft. Die Krise und die sich verschärfenden Widersprüche lösen alle alten Strukturen und Beziehungen auf.
Der gemeinsame Gipfel, der während der imperialistischen Kriegsaggression gegen den Irak und den Mittleren Osten von Bush, Blair und Aznar auf den Azoren organisiert wurde, war eine Ankündigung eines neuen Systems internationaler Beziehungen. In diesem neuen Prozess wird das Gleichgewicht zwischen der imperialistischen Allianz angeführt von den USA und Großbritannien, und der Allianz angeführt von Deutschland und Frankreich, eine sehr wichtige Rolle bei der Entstehung einer neuen Ordnung der internationalen Beziehungen spielen.
Entwicklungen und Tatsachen wie die Krise in der Ordnung der imperialistischen Beziehungen, Hegemoniekämpfe zwischen den Allianzen USA-Großbritannien und Deutschland-Frankreich, ökonomische, gesellschaftliche und politische Folgen der imperialistischen Besetzung Iraks, mögliche Entwicklungen in Südkurdistan, die Palästinafrage usw. haben zu einer Fokussierung, Verdeutlichung und Verschärfung der Widersprüche im Mittleren Osten geführt. Diese Situation hat auch die Türkei zu einem Gebiet des Hegemoniekampfes gemacht. Die Türkei ist in der Klemme zwischen den USA und der EU. Auf der einen Seite will sie ihre strategische Kollaboration mit den USA fortsetzen, und auf der anderen Seite will sie ihr strategisches Ziel weiterverfolgen, Mitglied der EU zu werden.
Die Zukunft von UN, EU und NATO ist ungewiss geworden und beinhaltet innere Widersprüche und Konflikte.
Die Widersprüche zwischen der Türkei und den USA bezüglich der Frage Südkurdistans (Irakisch-Kurdistan) sind während dem Prozess des Krieges deutlich geworden.
Die EU hat bezüglich der Zypern- und Kurdenfrage, die zu internationalen Fragen geworden sind, eine andere Richtung eingeschlagen. Sprecher der EU haben angefangen, die Türkei als Besatzungsmacht in Zypern zu betrachten.
Während dem Prozess des Krieges haben TÜSIAD (Verband Türkischer Industrieller und Geschäftsleute) und die AKP (islamisch orientierte Partei der Gerechtigkeit und Entwicklung), die dem Annan-Plan (dem Plan des Generalsekretärs der UN) zur Zypernfrage, zu den EU-Integrationsgesetzen und zur Reduzierung des Einflusses der Armee auf die Politik zugestimmt hatten, die Politik des türkischen Generalstabs zu der Frage Zyperns und Kurdistans übernommen. Der Annan-Plan zu Zypern wurde abgelehnt. Die traditionelle Politik die kurdische Frage zu leugnen wird in verschiedenen Formen weiterlaufen.
In der Türkei werden die politischen, militärischen und ökonomischen Folgen des Krieges im Irak und Mittleren Osten, die Frage Südkurdistans, Mossul und Kirkuk, die Frage der Turkmenen, die Beziehungen mit der EU, die kurdische Frage, die Zypernfrage, das Problem der religiös motivierten Kopfbedeckung und das Problem, dass eine Gruppe ihre eigenen Leute in staatliche Institutionen setzt, weiterhin Elemente der Krise und Thema der Konflikte sein.
In dieser neuen Phase bergen die Grundlagen der Aktionen und Bewegungen der Arbeiter, Werktätigen und unterdrückten Völker starke Dynamiken und Möglichkeiten in der Türkei, der Region und auf internationaler Ebene.
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