Nach monatelangen Diskussionen über die Besatzung Südkurdistans begann die türkische Armee, unterstützt von den USA, am 15. Dezember die Kandil-Berge zu bombardieren, Die Bombardierungen aus der Luft dauern in allen Gebieten Südkurdistans an, wo die PKK sich aufhalten könnte. Bezüglich der militärischen Ergebnisse der Operation behauptet der Generalstabschef, die PKK habe große Verluste erlitten. Die HPG (Volksverteidigungskräfte) jedoch erklärte, dass kein Guerillakämpfer bei den Kämpfen ums Leben gekommen sei. Es wurde außerdem bekannt, dass bei der Operation auch zivile Ziele angegriffen wurden, zahlreiche kurdische Dörfer wurden durch die Bombenangriffe vollkommen zerstört und 1800 Menschen mussten emigrieren.
Der nationalen Befreiungsbewegung, die sich in Nordkurdistan unter der Führung der PKK entwickelt hat, ist es praktisch gelungen, die 80jährige Politik der Leugnung und Vernichtung des türrkischen Staates zu brechen und sie hat der Welt die Existenz der kurdischen Nation und Nordkurdistans verkündet. Die Entstehung eines kurdischen Staates in Südkurdistan infolge der Situation, die durch die Irak-Besatzung durch die USA entstanden ist, hat die Situation für die türkische Bourgeoisie noch weiter verschärft. Die Situation, die sich in Südkurdistan nach der Besatzung durch die USA entwickelt hat, ist ein legitimer Prozess der Staatsbildung. Die aktuelle Lage lässt die Alpträume des kolonialistischen türkischen Faschismus wahr werden.
In diesem Rahmen will insbesondere die Front der faschistischen Armee nicht nur jede Form des nationalen Kampfes und restlos alle Kräfte der PKK in Nordkurdistan unterdrücken, sondern auch die Entwicklung eines kurdischen Staates in Südkurdistan verhindern. Die
CHP , einer der pro-Armee Flügel der Bourgeoisie, geht sogar noch einen Schritt weiter und fordert eine Ausweitung der türkischen Grenze, so dass Südkurdistan (Nordirak) ein Teil der Türkischen Republik sein würde.
Da die seit Jahren angewendete Strategie der Leugnung und Vernichtung der kurdischen Nation keinen Erfolg hatte und Südkurdistan unter dem Schutz der USA steht, haben einige Teile der türkischen Bourgeoisie sich nach anderen Lösungen umgeguckt. In dieser Lage ist ein Lösungsplan in den Vordergrund getreten, nach dem die kurdische Formation im Süden - zumindest solange die Interessen der USA dies erfordern - garantiert ist und der auch im Sinne der Irak und Mittlerer Osten Politik der USA eine ideale Lösung wäre, nach dem die PKK besiegt wird, parallel zu der militärischen Umzinglung der Guerilla auch die demokratischen kurdischen Einrichtungen einer politischen Belagerung unterworfen und zur Aufgabe gezwungen werden und so der nationale kurdische Kampf mit einigen unbedeutenden Zugeständnissen zum Aufgeben gebracht wird.
Das Treffen des türkischen Premierministers Tayyip Erdogan mit Bush in Washington war ein wichtiges Ereignis, das den Diskussionen unter den Cliquen der türkischen Bourgeoisie über die kurdische Frage und den Parlamentsbeschluss zur Besatzung eine konkrete Form gegeben hat.
Auf diesem Treffen wurden einige Schritte zur Unterstützung des US-Plans zur Lösung unternommen. Die Führung von Südkurdistan wurde überzeugt, dass nicht sie im Visier sein werde und schlug daraufhin leichtere Töne an als zuvor, als der türkische Staat drohte Operationen zu beginnen und schwieg auch zu den Militäreinsätzen gegen die PKK auf ihrem Territorium.
Die Operation gegen Kandil basierte auf diesem Plan, der Aufklärungsunterstützung durch die USA, das Schweigen der Führung von Südkurdistan und begleitet von heftiger Aggression gegen das kurdische Volk und seine Stellungen in der Türkei/Nordkurdistan. Gleichzeitig dauerten die Operationen in Nordkurdistan ebenfalls an. Die Repression und der Druck zur politischen Isolierung der DTP, vor allem auf die Parlamentsabgeordneten und die Führer der Partei, wird verschärft. Der Vorsitzende der DTP Nurettin Demirtas wurde inhaftiert. Dadurch versuchen die USA und der türkische Staat die DTP, die sie als schwaches Glied der Bewegung betrachten, in den Plan des zum Aufgeben bringen mit einzubeziehen. Außerdem wurde ein neues Reuegesetz mit dem Namen „Gesetz der Rückkehr nach Hause" auf die Tagesordnung gesetzt um das Drängen zur Aufgabe zu stärken.
Die Operation entsprach der Psychologie der türkischen Arbeiter und werktätigen Massen, in die diese durch die chauvinistische Propaganda versetzt worden waren. Die Oligarchie des Kapitals und die
AKP sind ziemlich zufrieden mit der aktuellen Situation. Die Clique der Generäle versucht Imageverlust, den sie nach der Niederlage bei den letzten Wahlen erlitten haben, zu einem gewissen Grad wieder auszugleichen.
Auch das eigentliche Ziel der Verhinderung einer Staatsbildung in Südkurdistan besitzt weiterhin Gültigkeit. Dieses Ziel wird in den Streitigkeiten zwischen den Cliquen der Bourgeoisie und in den Beziehungen mit den USA wieder auf die Tagesordnung kommen und die Generale werden dem US-Plan weiterhin Widerstand entgegensetzen. Das bedeutet, dass die Widersprüche zwischen diesen Kräften weiterhin bestehen. Das Ausmaß des Einflusses des US-Lösungsplans wird durch die Haltung der Kräfte der nationalen kurdischen Bewegung und der türkischen Arbeiter und Werktätigen entschieden werden.
Sich gegen die Operation des kolonialistischen türkischen Regimes in Südkurdistan zu wenden ist gleichzeitig eine internationale Pflicht der Völker und der Arbeiterklasse der Welt. Unsere Partei MLKP ruft alle fortschrittlichen und revolutionären Kräfte dazu auf, das kurdische Volk mit Solidaritätsaktionen, Protestaktionen vor den türkischen Konsulaten und Faxen und Protestschreiben an den türkischen Staat zu verteidigen.