Der Kampf gegen SSGSS wächst und weitet sich zunehmend auf alle Gesellschaftsgruppen aus. Die jüngst steigende Zahl der Aktionen von Arbeitern deutet auf nichts anderes hin als auf die Entwicklung des Kampfes in Richtung eines neuen Generalstreikes und Generalwiderstandes. 01. April 2008 / Internationales Bulletin / Nr. 68
Am 13. März fanden in der Türkei und Nordkurdistan Massenaktionen gegen den Gesetzesentwurf der Sozialversicherung und Allgemeinen Gesundheitsversicherung (SSGSS) statt, das Gesundheitsversorgung je nach Geldbeutel und der Rente im Grab gleichkommt. Am 14. März folgten zehntausende Arbeiter und Werktätigen dem Aufruf der Plattform für Arbeit und gingen auf die Straße, um einen zweistündigen Warnstreik durchzuführen und die Abschaffung dieses Gesetzes zu fordern. Trotz des Verbots eines Streiks ausgesprochen durch Ministerpräsident Erdogan stand landesweit alles, der Verkehr miteinbezogen, still. Obwohl die Regierung am Anfang Drohungen ausgesprochen hatte, musste sie nach den Aktionen am 14. März einlenken und sich an den Verhandlungstisch setzen. Am 24. März kamen das Arbeitsministerium und die Vertreter der Plattform für Arbeit, bestehend aus 17 Arbeitsorganisationen, zusammen, um über den Gesetzesentwurf von SSGSS zu verhandeln. Als Resultat der Verhandlungen wurde bekannt gegeben, dass einige Paragraphen des Gesetzesentwurfs geändert werden, nicht jedoch der Paragraph, der die Erhöhung des Rentenalters für Männer und Frauen auf 65 Jahre. Die Anzahl der Prämientage für den Rentenanspruch wird auf 7200 Tage heraufgesetzt. Während die gelbe Gewerkschaft Turk-Is, die sich ebenfalls an den Verhandlungen beteiligte, sich an die Linie des Arbeitsministeriums hielt, bewerteten besonders die Gewerkschaften DISK , KESK und die Vereinigung der türkischen Ärzte ( TTB ) die Ergebnisse der Verhandlungen als unzureichend und gaben bekannt, den Kampf gegen den Gesetzesentwurf weiterhin fortzusetzen. Das Arbeitsministerium jedoch informierte die Presse und Öffentlichkeit nach den Verhandlungen darüber, dass man sich in vielen Punkten “geeignigt” hätte, doch mehr als diesen Satz gab sie auch nicht bekannt. Während die Verhandlungen andauerten, gingen die Arbeiter auf die Straße, um ihren Unmut über SSGSS auf der Straße lautstark freien Lauf zu lassen. In Istanbul versammelten sich rund 500 Arbeiter und Werktätige entsprechend dem Aufruf der Plattform für Gesundheit und eine Sichere Zukunft für Alle , an der sich 76 verschiedene Gewerkschaften, Organisationen und Parteien wie z.B. neben der DISK und KESK auch die ESP , EMEP und DTP beteiligen, und führten eine Sitzaktion an der Metrostation in Aksaray und am Iskele-Platz in Kadiköy durch. Auf der Aktion wurden Slogans wie “Arbeiter und Beamte, Hand in Hand vorwärts zum Generalstreik” gerufen, mit der auch ein Appel an die Arbeitsplattform entsendet; statt einer Einigung wurde die Forderung nach einem Generalstreik betont und die völlige Abschaffung des Gesetzes gefordert. Die Plattform für Gesundheit und eine Sichere Zukunft für Alle veröffentlichte am 27. März eine Erklärung mit dem Titel “Wir haben uns nicht geeignet!”. In ihrer Erklärung wurde hervorgehoben, dass SSGSS nicht eine “Gesundheits- und Sozialversicherungsreform sondern ein Abbau” ist. Die Plattform veröffentlichte auch ihren Aktionsplan für den kommenden Zeitraum. Nach dem Zusammenkommen der Plattform für Arbeit machten am 29. März die die DISK, KESK und die TTB eine Erklärung, um bekannt zu geben, dass sie die Spielchen der Regierung und des Arbeitsministeriums bezüglich des Rechts der Gesellschaft auf eine Gesundheitsversorgung aufdecken und nicht vom Kampf für eine sichere Zukunft ablassen wird. Die Arbeiter und Werktätigen, die mit ihren Aktionen gegen den Gesetzesentwurf SSGSS zeigten, dass sie nur eine Abschaffung akzeptieren, führten am 1. April um 14 Uhr erneut einen Streik durch. Zehntausende Arbeiter und Werktätigen, vor allem aus den Städten Ankara, Istanbul und Izmir, stoppten die Produktion und gingen auf die Straße. Die Massen marschierten zum lokalen Hauptgebäude der AKP und gaben lautstark bekannt, dass sie das Gesetz SSGSS niemals akzeptieren werden. Auch in Ankara leisteten die Werktätigen militanten Widerstand gegen die brutalen Angriffe der Polizei und zogen mit der Parole “Generalstreik, Generalwiderstand” auf die Plätze. Obwohl die Gewerkschaftsführungen der Hak-Is und Türk-Is nicht zur Beteiligung am Streik aufgerufen hatten, beteiligten sich eine satte Anzahl von Gewerkschaften der Turk-is an dem Streik. Die Plattform für Gesundheit und eine Sichere Zukunft für Alle wird am 6. April eine Kundgebung in Istanbul-Kadiköy organisieren, um somit ihren Kampf gegen den Gesetzesentwurf fortzusetzen. Der Kampf gegen SSGSS wächst und weitet sich zunehmend auf alle Gesellschaftsgruppen aus. Die jüngst steigende Zahl der Aktionen von Arbeitern deutet auf nichts anderes hin als auf die Entwicklung des Kampfes in Richtung eines neuen Generalstreikes und Generalwiderstandes. Nun ist es unsere Aufgabe, den Bemühungen von regierungsanhänglichen Gewerkschaften wie die Türk-Is und Hak-Is, den Kampf zu stoppen, keinen Freiraum zu geben und die Forderung nach einem Generalstreik und Generalwiderstand auf die Tagesordnung der Arbeiterklasse zu setzen. Wir Kommunisten müssen heute mehr arbeiten als gestern und unsere Aktivitäten zur Aufklärung und Organisierung der Arbeiterklasse verstärken.
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