01. Mai 2008 / Internationales Bulletin / Nr. 69
Nach langen Jahren in der Geschichte der Türkei haben die Studenten wieder einmal eine große Aktion gemeinsam mit den Arbeitern organisiert und so ihre Solidarität gezeigt. Die Jugendlichen machten sich von verschiedenen Universitäten in Istanbul und Ankara mit der Parole: „Die Türkei soll nicht zu Tuzla werden" auf den Weg nach Tuzla, um den Kampf der Werftarbeiter insbesondere gegen die tödlichen Arbeitsunfälle und die unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu unterstützen. Am morgen des 19. April 2008 eröffneten die Studenten ihre Aktion mit einer Pressekundgebung in Istanbul-Kadiköy und marschierten von dort 12 km bis nach Tuzla, wo sie am Nachmittag ankamen. Während dem Marsch erregten sie viel Aufmerksamkeit durch ihre T-Shirts mit der Aufschrift: „Alleine gibt es keine Befreiung. Entweder zusammen oder keiner!" und „Hoch die Solidarität unter den Studenten und Arbeitern" sowie ihre Transparente mit Aufschriften wie: „Der Widerstand ist so global wie das Kapital" und „Solidarisiert euch mit den Werftarbeitern". In einer Erklärung der Studenten zu der Solidaritätsaktion hieß es: „Die Türkei soll nicht zu Tuzla werden. Wir schämen uns, weil wir nichts getan haben, bis Dutzende von Werftarbeitern in Tuzla gestorben sind, weil wir die Bedeutung davon, unser eigenes Leben und unsere eigenen Rechte zu verteidigen erst erkannt haben, nachdem Dutzende Werftarbeiter von Tuzla gestorben sind." Die Studenten, die unterwegs immer mehr wurden, verteilten während dem Marsch auch Flugblätter, in denen sie ihre Ziele darlegten.
Als sie an der Selah-Werft, die auch zu Tuzla gehört, ankamen, wurden die Jugendlichen von der Gewerkschaft
Limter-Is und den Werftarbeitern mit folgendem Transparent begrüßt: „Ein Gespenst geht um: Der Geist von 1968. Wir begrüßen ihn!"
Durch das Rufen von Parolen wie „Die Einheit der Arbeiter wird das Kapital besiegen", „Wir sind alle Hafenarbeiter" und „Schluss mit den tödlichen Arbeitsunfällen" zeigten die Studenten den Weg, dem sie folgen werden: Die Studenten haben ihre Schulen, Universitäten und Hörsäle verlassen, um sich aktiv an dem Kampf gegen die gesellschaftlichen Probleme zu beteiligen. Die Parolen der Studenten: „Der Weg von Tuzla wird nach Taksim führen" und „Nein zum SSGSS, für freie Bildung und freie Gesundheit" zeigen ihre Entschlossenheit, am 1. Mai gemeinsam mit der Arbeiterklasse und allen Verboten und Drohungen des Staates zum Trotz nach Taksim zu marschieren. Der Kampf gegen den Häuserabriss, für freie Gesundheitsversicherung und freie Bildung, für eine sichere Zukunft und menschenwürdige Arbeitsbedingungen kann nicht nur von einigen Gruppen der Gesellschaft geführt werden, sondern wird mit dem Widerstand der ganzen Gesellschaft möglich werden. Aus diesem Grund sagen die Studenten: „Tuzla zu verteidigen bedeutet auch unser eigenes Leben zu verteidigen".
Der Kampf der Werftarbeiter von Tuzla gegen die tödlichen Arbeitsunfälle und der Streik, der vom 28.-29. Februar auf dem ganzen Werfgelände durchgeführt wurde, erzeugte fiel Energie und stärkte die Entschlossenheit des gesellschaftlichen Kampfes. Dieser Marsch der Studenten muss als eine wichtige Errungenschaft des Streiks von Tuzla betrachtet werden.
Am 40. Jahrestag der Jugendbewegung von 1968 gedenkt die Jugend einerseits den Führern der ´68 Bewegung und trifft sich andererseits mit den Arbeitern und Werktätigen im Geist der ´68 Bewegung und trägt die Dynamik und den Aufklärungsgeist der Jugend zu ihnen.