Die Völker der Türkei und Nordkurdistan wurden mit der faschistischen Verfassung des 12. Septembers massakriert. Das Streikrecht wurde aufgehoben. Zwei Tage nach dem Putsch wurden die Streiks in verschiedenen Arbeitsplätzen, an denen insgesamt 54.000 Arbeiter teilnahmen, beendet. Die Arbeitsorganisationen, Gewerkschaften und Konföderationen wurden verboten. Etliche Vorhutarbeiter und Revolutionäre wurden ermordet. 01 September 2009 /Internationales Bulletin / Nr. 85
Der Streik von ATV-Sabah, welcher am 13. Februar begann und am 17. Juli seitens des 2. Arbeitsgerichts mit dem Beschluss "Beendigung des Streiks" gestoppt wurde, besitzt die Besonderheit, der erste Streik in der Pressebranche, nach dem Militärputsch 1980 in der Türkei zu sein. Nachdem die Tarifverhandlungen mit ATV-Sabah, welche zur Mediengruppe Turkuvaz gehört und dessen Besitzer Ahmet Calik bekanntlich eine enge Beziehung zum Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan pflegt, scheiterten, gab die türkische Journalistengewerkschaft (TGS) den Streikbeschluss bekannt. Am 5. Tag des Streiks wurden 10 Journalisten ungesetzlich entlassen. 154 Tage lang haben die entlassenen Journalisten in verschiedenen Formen versucht sich Gehör zu verschaffen, bis der Streik mit dem Beschluss des Gerichts gestoppt wurde. Nuh Köklü, die Vertreterin der entlassenen Journalisten und zugleich die Betriebsvertreterin der TGS, bemerkte in ihrer Erklärung, dass sie diesen Streik für eine unabhängige und freie Presse begonnen haben. Am Tag des faschistischen Militärputsches, am 12. September 1980, wurde der Streik der Arbeiter der Banknot Druckerei am 3. Tag seitens der Militärführung verboten, die Führer und Vertreter des Streiks angeklagt, und unter der Behauptung, die noch nicht gedruckten Banknoten geklaut zu haben, bekamen viele von ihnen bis zu mehreren Jahren Gefängnistrafen. 15 Jahre lang waren sie von ihrem Beruf suspendiert. Heute, nach 29 Jahren folgen die ATV-Sabah Streikenden den Spuren diesen Streiks. Jeden Tag gehen sie voller Disziplin vor ihre Arbeitsplätze, als würden sie arbeiten gehen, und ziehen sich ihre Streikwesten an. Sie erwarten Unterstützung von ihren Arbeitskollegen, die zum Arbeiten an ihnen vorbeigehen. Sie bringen zum Ausdruck, dass sie nicht böse auf ihre Kollegen sind, die nicht am Streik teilnehmen und darauf warten, dass sie in diesem gerechten Kampf an ihrer Seite sein werden. Der Grund dafür ist, dass nach Beginn des Streiks unter den Rundfunkunternehmen eine schwarze Liste gebildet wurde und alle Arbeiter, die am Streik teilnehmen in diese Liste eingetragen werden und letztlich in keinem Presse- und Rundfunkunternehmen Arbeit finden werden. Der ATV-Sabah Streik ist ein Streik, der trotz aller Einschränkungen und dem Verbot der Berichterstattung von Tag zu Tag immer mehr unterstützt wird. Organisationen wie u.a. Türk-Is, Disk, die türkische Schriftstellergewerkschaft, Egitim-Sen, Tekstil-Sen, der Europäische Journalistenverband (EFJ), ESP und BEKSAV erklärten, dass sie diesen Streik unterstützen. Zudem treffen sich die streikenden Journalisten jeden Samstag an der Straßenbahnhaltestelle in Taksim, Istanbul und organisieren einen Demonstrationszug gegen die Pressezensur. Bei diesen Demonstrationen, die traditionell geworden sind, erklärten die Werktätigen der Presse, dass ihr Ziel neben den finanziellen Forderungen auch Forderungen beinhaltet, die auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen abzielen. Die Werktätigen aus dem Pressebereich verteilen außerdem die Streikzeitung, die sie selber veröffentlichen und äußern ihre Meinung zu diversen Themen. Nach dem Beschluss des Gerichts über die Beendigung des Streiks erklärte die TGS, dass sie dem Beschluss des Gerichts Folge leisten werden. Somit haben sie das Streikverbot, dass die faschistische Verfassung des 12. September zur Anwendung gebracht hat, de facto legitimiert. Diese Situation muss in unserem Land auch als Anzeichen des Rückgangs im gewerkschaftlichen Kampf nach 1980 betrachtet werden. Die Völker der Türkei und Nordkurdistan wurden mit der faschistischen Verfassung des 12. Septembers massakriert. Das Streikrecht wurde aufgehoben. Zwei Tage nach dem Putsch wurden die Streiks in verschiedenen Arbeitsplätzen, an denen insgesamt 54.000 Arbeiter teilnahmen, beendet. Die Arbeitsorganisationen, Gewerkschaften und Konföderationen wurden verboten. Etliche Vorhutarbeiter und Revolutionäre wurden ermordet. Mit der Verfassung von 1982 entzog man den Arbeitern das Organisierungsrecht. Unter dem Vorwand der Krise wurde versucht, der Arbeiterklasse von 1980 bis heute zahlreiche Rechte zu nehmen, die sie im Kampf um gewerkschaftliche Rechte errungen hatten. Unter diesen Bedingungen begannen die Pressearbeiter unter dem Motto: „die Würde der Arbeit ist, Mitglied der Gewerkschaft zu sein" ihren Streik und führen diesen aufgrund der Pressezensur mit begrenzten Mitteln weiter. Diesen Streik zu unterstützen und zum Erfolg zu führen, wird für die Arbeiterklasse und die Werktätigen eine neue Errungenschaft in ihrem Kampf sein. Dass die TGS den Beschluss für die Beendigung des Streiks anerkannt hat führte nicht dazu, dass die Journalisten den Rückzug antraten. Ganz im Gegenteil sie sagen sogar, dass ihr Streik weitergeht, dieser Streik die Funktion einer Schule ist und sie sich weiterhin in Taksim treffen werden. Recep Tayyip Erdogan, der unaufhörlich davon spricht, dass die Wirtschaftskrise die Türkei streifen wird, wird die Tatsache, dass die Türkei eines der drei Länder auf der Welt ist, die von der Wirtschaftskrise am schlimmsten betroffen sind, nicht verheimlichen können. Früher oder später werden die Arbeiterklasse und die unterdrückten Völker diejenigen, die versuchen unter dem Vorwand der Krise, die Last auf die Schultern der Arbeiter abzuwälzen, von ihren Sesseln herunterstoßen und die Verfassung von 1980 auf den Müllhaufen der Geschichte werfen.
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