Ein weiteres besonderes Merkmal dieser Aktionen ist, dass die Studenten gerade in einer Zeit, in der die Arbeiter und Werktätigen in diversen Arbeitsplätzen Streiks und Widerstände organisieren, mit ihren eigenen akademisch demokratischen Forderungen am gesellschaftlichen Kampf, der sich gegen die Wirtschaftskrise entwickelt, teilnehmen. 01 September 2009 /Internationales Bulletin / Nr. 85
Die studentische Jugendbewegung hat unter der Führung von Genc-Sen noch vor Beginn des neuen Studienjahres 2009-2010 einen Erfolg errungen. Nach einem intensiven Kampf unter dem Motto: "Erhöhung der Löhne, nicht der Studiengebühren!" wurde die geplante Erhöhung der Studiengebühren um 500% zurückgenommen und eine Erhöhung um 8% beschlossen. Unter der Führung von Genc-Sen organisierten die Studenten in der Türkei und Nordkurdistan Sitzaktionen, Pressekundgebungen, sammelten Unterschriften und protestierten gegen die geplante Erhöhung der Studiengebühren. Während sich das Kabinett am 10. August das letzte Mal in Ankara zum Thema Studiengebühren versammelte, verwirklichten die Jugendlichen in diversen Städten, insbesondere in Ankara, Aktionen, die den ganzen Tag andauerten. In Ankara versammelten sich die Jugendlichen vor dem Ministerpräsidium. Sie übergaben dem Kabinett ein Dossier und erklärten zum Thema Studiengebühren: "Wir akzeptieren nicht einmal 1% Erhöhung". Die ein Treffen mit dem Ministerpräsident Erdogan fordernden Jugendlichen wurden von der Polizei mit Gasbomben angegriffen. Während die Jugendlichen mit Steinen gegen diesen Angriff Widerstand leisteten, wurden 12 Studenten unter Schlägen festgenommen. Auch nach der Versammlung, auf der die Erhöhung der Studiengebühren auf 8% festgelegt wurde, schwiegen die Studenten nicht. Mit den Aktionen am 11. August in Ankara, Istanbul und Izmir gingen die Jugendlichen nochmals auf die Straße, riefen die Regierung dazu auf, auf die Erhöhung der Studiengebühren zu verzichten und forderten die Freilassung der Festgenommenen. Am 16. August gingen die Studenten der Gewerkschaft Genc-Sen zeitgleich in insgesamt 6 Städten, wie in Izmir, Ankara, Istanbul, Kocaeli, Balikesir und Eskisehir auf die Straße und sagten: „Wir haben es geschafft, dass die 500% zurückgenommen wurden, wir werden es auch schaffen, dass die 8% Studiengebührenerhöhung zurückgenommen werden". Die Demonstration in Istanbul, welche die Jugendlichen im Zentrum von Istanbul in der Istiklal Caddesi veranstalteten, wurde von der DTP, EHP, ESP und den Werktätigen von ATV-Sabah, die sich im Streik befinden, unterstützt. Die Regierung versucht die Last der Wirtschaftskrise neben den Arbeitern und Werktätigen auch auf die Schultern der Studenten abzuladen, jedoch hat es die studentische Jugendbewegung auch in der Vergangenheit geschafft, dass die Regierung des Öfteren den Rückzug antreten musste. Es darf nicht in Vergessenheit geraten, dass diese Jugendbewegung über die Erfahrungen von Taksim und Kizilay verfügt. Im Studienjahr 1995-1996 besetzten sozialistische Jugendliche, aufgrund der Erhöhung der Studiengebühren um 300%, einen Hörsaal in der Universität unter dem Motto: „Wir zahlen keine horrenden Gebühren mehr!" und begannen mit dem Hungerstreik, der trotz all den Repressionen 45 Tage lang andauerte. Im Anschluss daran fanden die Aktionen vom 4.-5. Februar statt, an denen 5000 Studenten teilnahmen und das erste Mal nach dem Putsch des 12. Septembers auf dem Taksim Platz demonstrierten. Die Jugendlichen, die in Ankara auf den Kizilay Platz gingen, besetzten am 15. Februar in Istanbul die IÜ (Universität von Istanbul). Diese große Demonstrationswelle sorgte dafür, dass die Studiengebühren in den darauffolgenden Studienjahren nur geringfügig erhöht wurden. Die Aktionsphase, die Genc-Sen angesichts der Studiengebührenerhöhung entwickelt hat, ist von großer Bedeutung. Die Studentengewerkschaft, die gerade einmal eine Vergangenheit von zwei Jahren hat und in der Türkei und Nordkurdistan im studentischen Kampf ein ganz neues Mittel ist, zeigte mit diesen Aktionen, dass sie ein Kandidat dafür ist, eine der Hauptorganisationsformen im akademisch-demokratischen Kampf der breiten Jugendmassen zu werden. Die Studentenbewegung, die in den letzten Jahren durch die Angriffe der zivilfaschistischen Organisationen an den Universitäten und aufgrund der Kollaboration des Rektorats mit der Polizei schweren Schläge erlitten hat, gewann durch diese Aktionen neue Kräfte. Die Aktionen wurden in der Sommerzeit, in der die Universitäten geschlossen und allgemein in der Jugendbewegung die lebloseste Jahreszeit ist, zustande gebracht. Diese Situation war auch ein wichtiges Anzeichen dafür, dass das bevorstehende Studienjahr hinsichtlich der Jugendbewegung aktionsreich verlaufen wird. Ein weiteres besonderes Merkmal dieser Aktionen ist, dass die Studenten gerade in einer Zeit, in der die Arbeiter und Werktätigen in diversen Arbeitsplätzen Streiks und Widerstände organisieren, mit ihren eigenen akademisch demokratischen Forderungen am gesellschaftlichen Kampf, der sich gegen die Wirtschaftskrise entwickelt, teilnehmen. Diese Situation deutet darauf hin, dass die Studenten in den bevorstehenden Zeiten im gesellschaftlichen Kampf eine herausragende Komponente sein werden und in einen Prozess eintreten, der wichtige Möglichkeiten für die Überwindung der seit Jahren andauernden Stagnation der Jugendbewegung, beinhaltet.
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