Gestern und heute ist der 19. Dezember 2000 einerseits die Geschichte eines brutalen Massakers, aber andererseits auch die Geschichte eines Widerstandes, der zu einem Epos wurde. 01 Januar 2010 /Internationales Bulletin / Nummer 89 Die "Operation Rückkehr zum Leben", die am 19. Dezember 2000 ausgeführt wurde, ist das größte Gefängnismassaker der jüngsten Geschichte. Kurz vor dem Massaker hatte der faschistische türkische Staat mit den Massakern in Ulucanlar und Burdur bereits die Proben absolviert und am 19. Dezember 2000 begann die Operation zeitgleich in 20 Gefängnissen und jede nur mögliche Form von Gewalt wurde bei diesem Massaker brutal eingesetzt. 28 Revolutionäre wurde ermordet und Hunderte von ihnen verwundet, teilweise mit bleibenden Schäden. Die faschistische Diktatur verfolgte das Ziel, die sich im Todesfasten und Hungerstreik befindenden Gefangenen zum Aufgeben zu bringen, indem sie bei lebendigem Leib verbrannt und gefoltert wurden. Auch die Überzeugung der Revolutionäre, deren Körper in Gefangenschaft sind, sollten gefangen werden. Das Ziel des Massakers „Rückkehr zum Leben" war absolut klar. Angefangen mit den Gefängnissen, wo die Revolutionären der Türkei und Kurdistans einen Epos des Widerstandes schrieben, sollte die revolutionäre Bewegung zerschlagen, von den Massen isoliert, marginalisiert und insgesamt zum Aufgeben gebracht werden. Denn das faschistische Regime durchlebte eine tiefe und umfassende wirtschaftliche und politische Krise. Es wollte die Kräfte schwächen, die die Krise in eine revolutionäre Massenbewegung verwandeln konnten. Um sich aus der Krise zu retten und die Stabilität des System wieder zu garantieren hielten der IWF, die USA, die EU die Road Map zur Rettung der herrschenden Klassen der türkischen Kollaborateure fertig in der Hand. Um die politische Krise im Land überwinden zu können mussten die in den Vordergrund tretenden politischen Kräfte liquidiert werden. In dem Prozess, der am 28. Februar 1997 mit der Auflösung der Koalitionsregierung der DYP -RP durch den MGK begann und der als Putsch vom 28. Februar bezeichnet wird, plante das faschistische Regime den politischen Islam, die kurdische Bewegung und die revolutionären Kräfte einen nach dem anderen zu vernichten. Mit dem Putsch vom 28. Februar gelang es dem Regime, den politischen Islam in die herrschende Ordnung zu integrieren. Anschließend wollte es mit der Gefangennahme des Führers der nationalen kurdischen Bewegung Abdullah Öcalan durch den Komplott vom 15. Februar 1999 den Willen der nationalen Bewegung bezwingen. Die Hauptachse des Vernichtungsangriffs auf die revolutionäre Bewegung, die die dritte große politische Kraft darstellte, war das als "Operation Rückkehr zum Leben" bezeichnete Gefängnismassaker vom 19. Dezember. Die Gefängnisse waren in der Geschichte der revolutionären Bewegung der Türkei und Nordkurdistan immer ein Zentrum der Aufklärung; viele revolutionäre Kader wurden in den Gefängnissen ausgebildet und die ununterbrochenen Operationen des faschistischen Regimes sowie Verhaftungs- und Einkerkerungsangriffe machten die Gefängnisse zu Stützpunkten revolutionärer Erziehung, die erfahrene revolutionäre Kader mit jungen Revolutionären zusammenbrachten. Die Angriffe auf die Arbeiterklasse und die Werktätigen fanden gleichzeitig mit den Angriffen und der Repression in den Gefängnissen und der Verabschiedung neuer Gesetze statt. Neben dieser Situation in der Zeit nach dem 28. Februar entschied sich der faschistische türkische Staat bewusst und geplant für ein Gefängnismassaker, weil sich damals die größte und organisierteste Kraft der revolutionären Bewegung in den Gefängnissen befand. Er verfolgte die Absicht die revolutionäre Bewegung zu zerschlagen, indem er dort angriff und gleichzeitig die politischen Gefangenen in die F-Typ genannten Isolationszellen zu verschleppen. Bei diesem Angriff, den das faschistische Regime zwei jahrelang vorbereitet hatte, wurden 28 Revolutionäre vor den Augen der gesamten Öffentlichkeit und der Weltpresse massakriert indem man sie erschoss, erschlug und bei lebendigem Leib verbrannte. Die Operation, die in 20 Gefängnissen zeitgleich begann, wurde zu einem Epos des Widerstandes der Revolutionäre. Auch wenn der faschistische türkische Staat die Gefangenen in vier Wänden gefangen hält und ihre Körper gefangen nimmt ist es ihm nicht gelungen, auch ihrer Überzeugung Ketten anzulegen. Der intensive Einsatz von Gewalt bei diesem Massaker, der Einsatz von schweren Maschinengewehren und chemischen Bomben verfolgte zweifelsohne nicht nur das Ziel, den Widerstand der Gefangenen zu unterdrücken und sie in die F-Typ Isolationszellen zu bringen, sondern auch, die sozialen Kämpfe sowie die Arbeiter und Werktätigen durch Live-Übertragungen von all dem einzuschüchtern. Die Gefangenen haben in allen Gefängnissen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln Widerstand geleistet. Obwohl die Staatskräfte bis an die Zähne bewaffnet waren, die Wände der Gefängnisse mit Baumaschinen einrissen, die Gefangenen mit chemischen und Gasbomben angriffen und das Feuer auf sie eröffneten, dauerte der Widerstand in den Gefängnissen mehrere Tage. Als die Gefangenen infolge der Operation in die F-Typ-Gefängnisse gebracht wurden zeigten sie mit dem Widerstand des Todestastens, dass der revolutionäre Wille der Gefangenen auch in den Isolationsgefängnissen nicht gebrochen werden kann und die Isolationszellen den organisierten Kampf nicht aufhalten können. Gestern und heute ist der 19. Dezember 2000 einerseits die Geschichte eines brutalen Massakers, aber andererseits auch die Geschichte eines Widerstandes, der zu einem Epos wurde. Es ist das Datum jener, die sagten „eher sterben wir als aufzugeben" und ohne Furcht den Tod überwanden, das Datum der Widerstand leistenden revolutionären Tradition. Das Datum jener, die nichts von ihren Überzeugungen und ihrem Willen preisgegeben haben. Obwohl seit dem Massaker vom 19. Dezember bereits 9 Jahre vergangen sind, ereignen sich noch immer ernsthafte Probleme und Angriffe in den Gefängnissen. Der F-Typ-Isolation folgten willkürliche Strafmaßnahmen, Folter und sexuelle Übergriffe. Heute befinden sich in den Knästen des faschistischen türkischen Regimes 36 Journalisten und tausende politischer Gefangene. Angriffe auf die politischen Gefangenen in den Gefängnissen der Türkei und Nordkurdistans sind nach wie vor aktuell. Die Behandlung, der A- Öcalan in Imrali ausgeliefert ist und die willkürlichen Maßnahmen und Angriffe auf die Revolutionäre in verschiedenen Gefängnissen des Landes lassen das Problem auch weiterhin aktuell sein. Solange der Klassenkampf andauert werden die Gefängnisse ein Bereich davon sein. Die Revolutionären der Türkei und Nordkurdistans werden die von ihnen geschaffene Widerstandtradition fortführen. 01 Januar 2010 /Internationales Bulletin / Nummer 89 Die Milizen unserer Partei MLKP verurteilten das Massaker mit Aktionen Am 18. Dezember haben Militante unserer Partei MLKP das Büro der zivilfaschistischen und rassistischen Partei BBP in Maras bombardiert und das Massaker vom 19. Dezember 2000 verurteilt. In Istanbul haben Militante unserer Partei MLKP in verschiedenen Vierteln der Stadt Aktionen organisiert. Am Abend des 20. Dezember blockierte Militante die Erzincan Straße im Viertel Cumhuriyet mit Molotowcocktails und riefen Slogans wie „Es lebe unser Widerstand vom 19. Dezember" und „Die Mörder werden vor der Partei Rechenschaft ablegen". Im Viertel Gazi wurde die Straße Ismet Pasa durch eine bewaffnete Aktion blockiert. Frauen der MLKP haben in Esenkent, Maltepe in Istanbul ein Transparent mit der Aufschrift „Wir begrüßen die kämpferischen Frauen des 19. Dezembers" aufgehängt. Außerdem wurden von revolutionären und demokratischen Organisationen zahlreiche Aktionen und Aktivitäten in Istanbul, Ankara, Malatya, Eskisehir, Bolu und vielen weiteren Städten organsiert, um gegen das Massaker zu protestieren und den Gefallenen des 19. Dezember und des Todesfastens zu gedenken. Es fanden auch Aktionen in den folgenden Städten Deutschlands: Köln, Frankfurt, Nürnberg, Hamburg und in der belgischen Stadt Verviers statt.
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