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Sexistische Gesellschaft, Patriarchat und Frauenrevolution
11. Die Vorherrschaft über das weibliche Geschlecht und dessen Versklavung durch das männliche Geschlecht ist der erste Klassenkonflikt, der mit der Geburt des Privateigentums auf die Bühne der Geschichte getreten ist. Sexistische Gesellschaft, patriarchale Gesellschaftsordnung und Sklavensystem bilden eine organische Einheit, welche die ökonomischen, politischen und ideologischen Institutionen der Geschlechter- und Klassenunterdrückung hervorbringen. Im Laufe der historischen Entwicklung gewann diese Struktur zudem einen heterosexistischen Charakter. 12. In der kapitalistischen Ordnung sind sämtliche Verhältnisse zwischen den Geschlechtern in gesamtgesellschaftlichem Maß gebildet worden. Die Verfügungsgewalt der Männer über Arbeit und Körper der Frauen hat sich vergesellschaftet. Genauso wie die Männermacht aufbauend auf der bürgerlichen Familie, welche sich auf die Haussklaverei stützt, inhärenter Bestandteil sämtlicher gesellschaftlicher Organisationen ist, stehen Frauen sowohl als Ware Arbeitskraft als auch als sexuelle Ware in unmittelbarer Beziehung mit dem Kapital. Die Frau wird als Hauswerktätige und als Lohnarbeiterin ausgebeutet; ihr Körper ist zu einer allgemeinen Ware und einem allgemeinen Kapitalinvestitionsbereich geworden. 13. Die Einheit von Kapitalismus und Patriarchat ist eine widersprüchliche Einheit. Der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem privaten Charakter des Eigentums stößt die Frauen einerseits als Arbeitskraft und Ware ins gesellschaftliche Leben hinein, während er andererseits für die Fortsetzung ihrer häuslichen Abhängigkeit sorgt. Insgesamt stärkt dieser Widerspruch die objektiven und subjektiven Bedingungen für die Aufhebung des Patriarchats. 14. Für die Befreiung der Frau müssen vorrangig die materiellen Grundlagen, auf die sich das Patriarchat in der Ordnung des Kapitals stützt, aufgehoben werden. Dem entsprechen das Privateigentum an Produktionsmitteln und der sich darauf stützende bürgerliche Staat, der eine politisch-ökonomisch-militärisch-ideologische institutionelle Struktur ist. Der bürgerliche Staat ist die Institutionalisierung von Gewalt und Zwang des Patriarchats zur Aufrechterhaltung der sexistischen Ausbeutung innerhalb und außerhalb des Hauses. 15. Die Frauenrevolution ist das revolutionäre Programm der Frauenbefreiung. Die Frauenrevolution überschneidet sich mit der Beseitigung des bürgerlichen Staates, mit einer gesellschaftlichen Revolution, die auf den Sozialismus ausgerichtet ist, und mit dem Sozialismus. Ihr Abenteuer vollendet sich erst im Kommunismus. Die gemeinsame gesellschaftliche Revolution des unterdrückten Geschlechts und der unterdrückten Klasse trägt den Charakter einer vereinigten Revolution. 16. Die unterdrückten und unterdrückenden Geschlechter sind jeweils in sich selbst in antagonistische Klassen gespalten. Angesichts der Notwendigkeit der Beseitigung des Privateigentums verbindet sich das Schicksal des proletarischen Mannes, mit dem Freiheitskampf der durch ihn sexistisch unterdrückten Frau, sowohl auf Grundlage der Klasseneinheit als auch als eine Bündniskraft. 17. Die Frauen positionieren sich innerhalb der gesellschaftlichen Revolution sowohl im Rahmen der an dieser Revolution interessierten Klassen und Schichten im Namen dieser Klassen als auch zugleich als Geschlecht mit einem Interesse an dieser Revolution, das eine eigene gesellschaftliche Dynamik darstellt, im Namen dieses Geschlechts. Die Beziehung zwischen dem unterdrückten Geschlecht und der unterdrückten Klasse hat einen doppelten Charakter; sie bilden ein Bündnis und sind zugleich ineinander inbegriffen. Der Geschlechterkampf erfolgt innerhalb dieses Bündnisses in Form von ideologischen und politischen Kämpfen.
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