Der 3. Kongress der Marxistischen Leninistischen Kommunistischen Partei hat in manchen Kreisen eine Unzu-friedenheit, die verständlich ist, hervorgerufen. Verständlich deshalb, weil der 3. Kongress eine Abrechnung mit "revolutionärer Spontaneität", mit "Büro-kratismus und Opportunismus" war, und jeden, der im Namen der Revolution und des Sozialismus von ähnlichen Krankheiten gequält wird, aufs Korn nahm. Die Zeitschrift "Devrimci Prole-terya" (dt.: Revolutionäres Proletariat), die in Organisationsproblemen versank und einen ideologischen Kampf mit sich führte, griff den 3. Kongress der MLKP mit einer unglaublichen Oberfläch-lichkeit an. Nun ist es angebracht, auf dieses Thema einzugehen. Denn die Besserwisserei, die sich auf der ge- nannten Oberflächlichkeit erhebt, hat hier eine relative Rolle als Versuchska-ninchen.
Als "Devrimci Proleterya" (DP) in seinem Artikel "Die imperialistische Besatzung und der "3. Weg" des natio-nalen Reformismus" KADEK kritisierte, schrieb es unter anderem:
"Das föderative System, das im Irak aufgebaut werden wird, wird die Basis für eine "Föderation eines demokrati-schen Mittleren Ostens" sein. "Die Luft wurde schwer wie Blei."
Und in der Fußnote fügte DP hinzu:
"Folgender Beschluss steht unter dem Punkt "Programmänderungen" des 3. Kongresses der MLKP: "Der 3. Kongress unserer Partei hat die Grün-dung von demokratischen oder sozialistischen Föderationen mit Völkern des Balkans, des Kaukasus und des Mittleren Ostens auf die Tagesordnung gesetzt." (aus: "Politik Rapor", dt.: "Politischer Bericht", S. 101) Wir wollen wahrlich nicht behaupten, dass vom nationalen Reformismus das Programm der nationalen Frage übernommen wurde; doch die Idee der MLKP von solch breiten Föderationen mit Völkern des Balkans und des Kaukasus stützt sich vollkommen auf aktuelle Gegebenheiten, wobei dies unter den aktuellen Bedin-gungen verständ-lich ist, doch ein Kongress, der vom politischen Inhalt aus be- trachtet nicht einmal eine Antwort darauf gibt; wel-che Antwort lie-fert er auf die praktischen Be-dürfnisse, auf welche politische Grund-lage stützt er sich, abgesehen von der "Brüderlichkeit der Völker", und in welchem Punkt unterscheidet er sich vom Föderationsverständnis des kurdi-schen nationalen Reformismus". (DP, S.25).
Es heißt: "Wir behaupten sicherlich nicht, dass das Programm der nationalen Frage vom nationalen Reformismus übernommen wurde", doch eigentlich könnte man auch dies von den Redakteuren der Zeitschrift DP erwarten. In der Tat haben sie sich etwas genierend so verhalten. Doch was auffällt, ist die Tatsache, dass DP die Frage überhaupt nicht verstanden hat. Sonst hätte man wenigstens erwarten können, dass sie bei dieser Gelegenheit anfangen würden, über die Frage der "Internationalen Perspektiven der vereinten Revolution in der Türkei und Nordkurdistan" nachzudenken. Doch es ging einfach nicht; treffen die Vorliebe für Kritik, Eingebildetheit und Selbstüberschätzung aufeinander, ist dies eben das Produkt.
In dem Maße, in dem dies die internationalen Perspektiven der vereinigten Revolution in der Türkei und Nordkur-distan betrifft, betrifft es in demselben Maße die Theorie von der Revolution. Un-ser 3. Kongress hat, indem er vom sozialen und politischen Stand-punkt aus den heutigen Zustand der Welt ana-lysiert hat, Schlussfolgerungen gezogen, die die Theorie der Revolution der MLKP aktualisieren und bereichern. Um nur ein Beispiel zu nennen: "Die Widersprüche und Kämpfe zwischen den Imperialisten und das Gesetz der ungleichen Entwicklung des Kapitalis-mus haben, angefangen von der Oktoberrevolution, gezeigt, dass die Revolution einzelner Glieder der imperialistischen Kette oder anders ausgedrückt die Revolution in einem einzelnen Land möglich ist. Und sie werden es auch weiterhin tun. Doch der aktuelle Stand zeigt, im Zusammenhang mit dem erreichten Niveau der Internationa-lisierung der Technologie, des Handels, des Kapitals und der vertikalen und horizontalen Ausdehnung des Kapita-lismus, dass die Möglichkeit von regionalen Revolutionen neben der Revolution in einzelnen Ländern realistischer geworden ist." (aus: Politischer Bericht, S. 42).
"Die Eigenschaften des kapitalistischen Imperialismus, die betont werden, bedingen, dass mittels proletarischer Revolutionen und der antiimperialisti-schen Revolutionen immer mehr die Basis für eine Weltrevolution geschaffen wird. Heutzutage schaffen die militärisch-technischen Vorteile der imperialistischen Staaten und das technische Entwicklungsniveau im Verkehr direkt Möglichkeiten für die imperialisti-schen Staaten, irgendeine revolutionäre Entwicklung in der Welt sofort zu bekämpfen. Diese Situation stärkt die Rolle des Einflusses der internationalen und regionalen revolutionären Beding-ungen, die als direkte Reserven gelten, und den regionalen und internationalen revolutionären Einfluss der siegreichen Revolutio-nen. Der Kampf des Pro-letariats gegen die Bour-geoisie ist auch in diesem Hinblick noch internationaler geworden. Die Rolle von nationalen Fak-toren bei der Revolution in einzelnen Ländern ist immer noch sehr wichtig. Aber sowohl die Rolle der internationalen revolutionären Bedin-gungen als auch die regionale und internationale Rolle von Revolutionen in einzelnen Ländern wurde verstärkt." (ebenda, S. 40)
"All dies hat die materiellen Bedingun-gen noch günstiger dafür werden lassen, dass das internationale Prole-tariat sich noch stärker an die Diktatur des Weltproletariats als grundlegendes und programmatisches Ziel gegen den Imperialismus bindet. Auch die ökonomisch-gesellschaftlichen Bedin-gungen liegen günstiger dafür, dass das Proletariat, das die Völker im Kampf gegen den Imperialismus anführt, sich mittels einer antiimperialistischen Welle innerhalb der Weltrevolution vereint. Andererseits zeigen die heutigen Tatsachen, dass, um den Sieg der Revolution zu erreichen, internationale Aktionen und die Einheit des revolutionären Proletariats, der Völker und kommunistischen Führer notweniger sind denn je. Sowohl aus diesen Gründen als auch aus dem Grund, dass die Imperialisten und die lokale Bourgeoisie die Völker zu chauvinisti-schen Auseinandersetz-ungen treiben, sind regionale Föderationen, als eine Form der Brüderlichkeit der Völker, von besonderer Bedeu-tung. Dies trifft heutzutage besonders auf die Regionen Mittlerer Osten, den Balkan und den Kaukasus zu, die am meisten von imperialisti-scher Aggression und Kriegen betroffen waren und sind. Unsere Partei verteidigt die revolutionäre Föderation unserer Völker in unserer Region. Obwohl die Bedingungen für vereinte und internationale Aktionen heranreifen, werden die Revolutionen sich ungleich ent- wickeln. Unsere Partei stellt für die Revolutionen der Völker unserer Region, die nicht zur gleichen Zeit den Sieg erringen werden, die föderative Einheit der Völker als Programm auf und wird versuchen, dieses mögliche Ziel zu erreichen." (ebenda, S. 41).
"Die sich verschärfenden grundlegenden Widersprüche des kapitalistischen Imperialismus lassen die ökonomi-schen, gesellschaftlichen und mate-riellen Bedingun-gen der Weltre-volution des internationalen Prole-tariats immer mehr heranreifen, ge-bunden an das Programm der proletarischen Weltdiktatur gegen den Imperialis-mus." (ebenda, S. 43)
Zuletzt wollen wir noch an folgende Aussage im Politi-schen Bericht erinnern:
"Sowohl für die kommunistische als auch für die antifaschistische, antiimperialistische Einheit und Front sind nicht nur allgemeine oder weltweite sondern auch regionale Organisationen notwendig, bedeutungsvoll und wichtig." (ebenda, S.52)
Nahezu alle Revolutionen des 20. Jahrhunderts waren Zeuge, wie die imperialistische Kette an ihrem schwächsten Glied zerbrach. Die imperialistische Globalisierung ändert nichts an dieser Situation. Zweifellos sind die Revolution in einem einzelnen Land und das Zerbrechen der imperialistischen Kette an ihrem schwächsten Glied auch heute noch gültige Tatsachen. Trotz-dem; Sowohl die Tendenz zur Regiona-lisierung, die sich parallel zur imperialistischen Globalisierung entwickelt, als auch die imperialistischen Globalisie-rungsbedingungen haben die "Wahr-scheinlichkeit der regionalen Revo-lution" und die Möglichkeiten der "regionalen Revolu-tion" erhöht. Während die ökono-mischen, gesell-schaftlichen und materiellen Bedin-gungen für eine Weltrevolution vollständig heranreifen, können folgende Aussagen zusammenfassend gemacht werden:
a) Das Zerbrechen der imperialistischen Kette an ihrem schwächsten Glied und die Theorie der "Revolution in einem einzelnen Land" sind nach wie vor gültig. In Zusammen-hang damit:
b) Internationale Faktoren spielen bei Länderrevolutionen eine größere Rolle.
c) Die regionale und internationale Rolle von Revolutionen in einzelnen Ländern gewinnen zunehmend an Bedeutung
d) Die Wahrscheinlichkeit von regio-nalen Revolutionen hat zugenommen.
Das revolutionäre Programm und die revolutionäre Strategie müssen diese Tatsachen, die die revolutionäre Theorie herausstellt, beachten und sich demnach rüsten.
Die internationalen Perspektiven der vereinten Revolution sind eine der Fragen auf die Strömungen, die behaupten, dass sie marxistisch und sozialistisch wären, ihre theoretischen Bemühungen nicht genügend konzentriert hatten. Diese Situation kann daher auch als Ergebnis von "natio-naler Engstirnigkeit" aufgefasst werden. Man kann schon im "voraus" feststellen, dass es gleichzeitig, umgekehrt das Gleiche produziert.
Diese Art von "nationaler Engstirnigkeit" bedeutet, die Frage der Revolution nur auf das Gebiet zu begrenzen, in dem wir leben, oder anders ausgedrückt, dass die Pers-pektiven für eine Weltrevo-lution nicht besonders ent-wickelt sind. Und so kam es denn auch, dass in unserem Land die Revolution von Beginn an fast als ein sich selbstgenügendes Ziel betrachtet wurde. Doch der 3. Kongress hat die Frage der "internationalen Perspektiven der vereinten Revolution in der Türkei" behandelt und als einen Beschluss festgehalten. Aus diesem Grund werden die angeblich marxistischen und sozialisti-schen Strömungen die überholte Einstellung nicht mehr verteidigen können.
Um die Neugier von DP und denjenigen, die es interessiert, zu befriedigen, möchten wir sagen, dass die Idee der Föderation schon von Anfang an Teil des Programms der Marxistischen Leninistischen Kommunistischen Partei gewesen ist. Im Programm wurde die Lösung der nationalen Frage folgendermaßen formuliert:
"13 - Die vollständige Gleichheit zwi-schen Türken und Kurden wird in allen Bereichen garantiert werden, Unter-drückungen sämtlicher Kulturen und Sprachen werden abgeschafft, ein systematischer Kampf gegen den tür-kischen Nationalismus wird geführt, Anstrengungen werden gemacht, damit die türkischen und kurdischen Völker genauso wie Lasen, Roma, Abchasen, Georgier, Tscherkessen, Araber, Armenier, Griechen und andere Nationalitäten in der Union der Sowjetrepubliken der Arbeiter und Werktätigen auf der Grundlage völlig gleicher Rechte und freiwillig zusammenleben werden."
Das Programm sieht für die Lösung der nationalen kurdischen Frage die Einheit von zwei gleichberechtigten Arbeiter-Werktätigen-Sowjetrepubliken vor, die nach dem Sieg der vereinten Revolution in Nordkurdistan und der Türkei gegründet werden. Dem Programm zufolge wird eine Staatsform existieren, die aus der Vereinigung der beiden Republiken hervorgehen wird und sie beinhaltet auch die Föderationsidee als Verei-nigungsform. Hier muss deshalb vor allem betont werden, dass die Marxistische Leninistische Kommuni-stische Partei bereit ist, demokratische oder sozialistische Föderationen mit den Völkern in der Region einzugehen. Beginnt man, nach einer Antwort auf die Frage, was denn die internationalen Perspektiven unserer vereinten Revo-lution sind, zu suchen, ist es nicht schwer, im Zusammenhang mit den sich entwickelnden Bedingungen für eine Weltrevolution auf den Gedanken der Föderationen der Völker in den Gebieten zu kommen. Es ist nicht schwer, weil es die Idee von regionalen Föderationen in der Schatzkammer der kommunistischen Bewegungen bereits gibt. Es war die revolutionäre Aufgabe der Marxistischen Leninistischen Kommunistischen Partei, die Idee der Föderation der kommunistischen Bewe-gung, die vergessen wurde oder die man in Vergessenheit geraten ließ, von neuem auf die Tagesordnung zu bringen, und zu aktualisieren. Es ist somit verständlich und logisch, dass jenen, die abseits stehen und die Fähigkeit zum Verstehen verloren haben, nur noch die Rolle zusteht, auf arrogante und besserwisserische Art und Weise Kritik zu üben, ohne verstanden zu haben, worum es geht, und in ihrem theoretischen Denken konservativ zu handeln.
Welche Schlussfolgerungen können aus der Niederlage der kurdischen nationalen Revolution im Hinblick auf die internationalen Perspektiven der vereinten Revolution gezogen werden? Welche internationalen Perspektiven hat die vereinte türkische Revolution? Diese Frage kann auch folgendermaßen formuliert werden: Wie groß mag der revolutionäre Einfluss der vereinten Revolution in der Türkei und Nordkurdistan auf internationaler Ebene sein? Was für Möglichkeiten für die Verteidigung der Revolution gibt es gegenüber den imperialistischen An-griffen, die versuchen, die Revolution zum Scheitern zu bringen und daher offen den konterrevolutionären Weg gehen? Oder wie kann sich "unsere Revolution" selbst dagegen verteidigen? Wie stark ist, bzw. welches Ausmaß wird der internationale Einfluss unserer vereinten Revolution haben? Die entscheidende Bedeutung dieser Fragen und Antworten für die revolutionäre Theorie, das Programms und die Strategie d.h. für die Aktion und Vorbereitung insgesamt, steht außer jeglichem Zweifel. Doch genauso klar ist auch, dass diejenigen, die auf diese Fragen keine Antworten suchen, wahrlich nicht von sich behaupten können, eine revolutionäre Führung zu sein.
Die nationale kurdische Revolution, die es nicht geschafft hat, die Arbeiter-klasse und die Völker der Region, allen voran die kurdische Arbeiterklasse und das türkische Volk, zu organisieren, sie zu aktiven Mitstreitern zu machen, und somit isoliert wurde, wurde durch die imperialistische Einmischung erdros-selt, ihr wurde eine vernichtende Niederlage beigebracht. Die nationale Engstirnigkeit der Strategie der Führung der nationalen Revolution ist nun einmal eine Tatsache. Doch eine andere Tatsache, die nicht außer Acht gelassen werden darf, ist der begrenzte revolutionäre Einfluss, den die nationale Revolution objektiv ausübt. Trotzdem wies die nationale Revolution eine Tendenz zur Ausbreitung auf die anderen Gebiete Kurdistans auf und die Strategie der Führung wurde demnach festgelegt.
Aus dieser Niederlage der nationalen Revolution ist folgende Schlussfol-gerung für die Revolution in der Türkei und Nordkurdistan zu ziehen: Wenn das türkische und kurdische Proletariat nur die Perspektive einer eigenen Revo-lution innerhalb der "nationalen Gren-zen" - das heißt innerhalb der Türkei - hat, wird sie mit großer Wahrschein-lichkeit nicht vermeiden können, zum gleichen Ergebnis zu kommen. Sie wird vom Imperialismus, der Reaktion in der Region und den konterrevolutionären Kräften isoliert und niedergeschlagen werden. Es ist nicht schwer zu erraten, dass der Imperialismus zum Beispiel Griechenland und Zypern in Interven-tionsstützpunkte verwandeln würde, um eine strikte Isolation und ein Embargo durchzusetzen.
Wie bekannt ist der türkische kollabo-rierende Kapitalismus strikt an die imperialistische Weltökonomie gebunden. Neben den Beziehungen zu den USA sind die ökonomischen Beziehungen zu den europäischen Imperialisten le- bensnotwendig. Doch auch diese haben große lebenswichtige Interessen in der Türkei. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts hat der kollaborierende Kapitalismus alles dafür getan, um an die Restrukturierung der imperialisti-schen Weltökonomie angekoppelt und darin integriert zu werden und noch stärkere Beziehungen mit der imper- ialistischen Weltökonomie zu ent- wickeln. Besonders die Bedingungen in den Jahren nach 1990 machten es dem kollaborierenden Kapitalismus möglich, als ein ökonomischer Akteur der Region hervorzutreten und den Anfang für ökonomische Beziehungen mit der Russischen Föderation und den Balkan-staaten zu machen.
Es ist nicht möglich, vorauszusehen, welches Ausmaß diese Revolution auf Europa und die Weltökonomie annehmen wird. Doch es ist offensichtlich, dass unsere vereinte Revo-lution, die auf ihren Sieg zuläuft, erschütternde Einflüsse hauptsächlich in Europa aber auch innerhalb der Weltökonomie ausüben wird. Diese erschütternden Einflüsse werden auf dem Balkan zweifelsohne ein stärkeres Ausmaß annehmen.
Das revolutionäre Einflussgebiet der nationalen Revolution, die in Nordkur-distan ausbrach, kann nicht mit dem Einflussgebiet der vereinten Revolution in der Türkei und Nordkurdistan verglichen werden. Die vereinte Revolution wird den Weg für revolutionäre Beben im Mittleren Osten frei machen, weil sie den konterrevolutionären Beziehungen des türkischen Bourgeoisstaates mit dem Imperialismus und den herrschenden Klassen in Israel, im Iran, Irak und in Syrien ein Ende setzen und all diese imperialistischen und reaktionären Bündnisse liquidieren wird und sie wird dies tun, weil sie gleichzeitig eine Hauptkomponente wie die kurdische nationale Revo-lution (vor allem im Iran, Syrien und im "Irak" hat.
Andererseits zeigen all die Faktoren, wie z.B. die Beziehun-gen zwischen dem türkischen Volk und den Völkern in der Region aufgrund des 700 Jahre alten historischen und kulturellen Erbes des Osmanischen Reichs vor allem auf dem Balkan und in der Region, der Einfluss des türkischen Bourgeois-staates aufgrund der internationalen Lage, die Ende des 20. Jahrhunderts entstand, auf die Region und, noch wichtiger, die Bündnisbeziehungen, die er mit den herrschenden Klassen der anderen Länder gegen die Völker in der Region eingegangen ist, und die Ausbreitung des türkischen Kapitalis-mus auf die genannten Gebiete und die Entwicklung von bedeutenden Bezieh-ungen, etc., dass es möglich und sogar bis zu einem gewissem Grade unvermeidlich ist, dass die vereinigte Revolution das Proletariat und die Völker auf dem Balkan, im Kaukasus und dem Kaspischen Becken stark beeinflussend aufrütteln und in Bewe-gung setzen wird. Der türkische Bourgeoisstaat ist eine wichtige Stütze für die imperialistischen kollaborierenden bürgerlichen, reaktionären und ähnlichen Regimes auf dem Balkan, im Kaukasus, dem Kaspischen Becken und dem Mittleren Osten. Unsere vereinte Revolution wird bei den Völ-kern in der Region, die von den türki-schen herrschenden Klassen und Jahrhunderte lang von ihren Vorgän-gern, dem Osmani-schen Reich, unterdrückt wurden, große Sympathie hervorrufen. Sie wird sowohl die Völker in der Region in Bewe-gung setzen als auch dazu beitragen, die herrschenden Klassen in den Ländern der Region zu schwächen und sie zu stürzen.
Aus all dem ergibt sich die Schlussfol-gerung, dass die revolutionäre Pers-pektive des kurdischen und türkischen revolutionären Proletariats, die sich aufgrund der vereinten Revolution zusammen organisieren und gemeinsam für sozialistische Ziele kämpfen, sich nicht nur auf das "geographische Gebiet der Türkei" und die "nationalen Grenzen" beschränken lassen kann. Die vereinte Revolution in der Türkei und Nordkur-distan muss die Perspektiven haben, den revolutionären Einfluss, den sie auf dem Balkan, im Gebiet um den Kaukasus bis zum Kaspischen Meer und im Mittleren Osten ausübt, zu realisieren, das Proletariat und die Werktätigen in den oben genannten Regionen und Ländern in Bewegung zu setzen, sie zum Aufstand zu motivieren, und in all diese "Richtungen" fortzu-schreiten. Die internationale Perspek-tive der ununterbrochen verlaufenden "vereinten Revolution" oder ihre Beziehung zur Weltrevolution werden an dieser Stelle deutlich.
Wie sieht das Ziel eines revolutionären strategischen Programms aus, das darauf ausgerichtet ist, den Einfluss, den die vereinte Revolution schaffen wird, zu realisieren? Diese Frage bringt uns zu der Idee von der Föderation.
Die Idee von regionalen Föderationen existiert bereits mindestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Obwohl es nicht so vorgesehen war, wurde die Sowjet-union als Föderation gegründet und später in die UdSSR verwandelt. So gab es zum Beispiel innerhalb der Republiken, die die UdSSR bildeten, auch Föderationen wie zum Beispiel die Russische Föderation.
Die Strategie der "Balkanföderation" war eine Antwort der Kommunisten auf die Strategie der "Balkanisierung" der Bourgeoisie und Imperialisten, die darauf zielten, die Völker zu schwächen und unter ihre Herrschaft zu bringen, indem sie sie mittels nationaler und religiöser Unterschiede in kleinste Volksgruppen trennen. Doch zweifellos geht der Ursprung der Idee von der "Balkanföderation" auf die Theorie und das Programm der Weltrevolution der III. Internationale zurück.
Das Programm der III. Internationale betrachtet den Kommunismus als ein "Weltsystem":
"Das Endziel, das die Kommunistische Internationale erstrebt, ist die Ersetzung der kapitalistischen Weltwirtschaft durch das Weltsystem des Kommunis-mus. Die kommunistische Gesell-schaftsordnung, die durch den ganzen Ablauf der geschichtlichen Entwicklung vorbereitet wird, ist der einzige Ausweg für die Menschheit, denn nur diese Gesellschaft vermag die grundlegenden Widersprüche des kapitalistischen Systems aufzuheben, die die Mensch-heit mit Entartung und Untergang bedrohen". (Programm der Kommunisti-schen Internationale, Protokolle des VI. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale, Band: IV, S. 61).
Im Programmpunkt "Das Endziel der Kommunistischen Internationale: Der Weltkommunismus" wird zunächst auf das angestrebte "kommunistische Weltsystem" und die "kommunistische Weltgesellschaft" eingegangen und anschließend auf den Punkt "Der Übergang vom Kapitalismus zum Sozialis-mus und die Diktatur des Proletariats": "Zwischen der kapitalistischen Gesell-schaft und der kommunistischen Gesellschaft liegt die Periode der revolutionären Umwandlung der einen in die andere, deren Staat nichts anderes sein kann als die revolutionäre Diktatur des Proletariats. Der Übergang von der Weltdiktatur des Imperialismus zur Weltdiktatur des Proletariats umfasst eine lange Periode von Kämpfen, Niederlagen und Siegen des Prole- tariats; eine Periode der Fortdauer der allgemeinen Krise des kapitalistischen Systems und des Heranreifens sozialistischer Revolutionen, d. h. der Bürger-kriege des Proletariats gegen die Bourgeoisie: eine Periode nationaler Kriege und kolonialer Aufstände, die - ohne sozialistische Bewegungen des revolutionären Proletariats zu sein - objektiv zu einem Bestandteil der proletarischen Weltrevolution werden, soweit sie die Herrschaft des Impe- rialismus erschüttern; eine Periode des Nebenein-anderbestehens kapitalistischer und sozialistischer sozioökonomischer Sys-teme innerhalb der Welt-wirtschaft mit "friedlichen Beziehungen" wie be-waffneten Kämpfen; eine Periode der Bildung des Bundes sozia-listischer Rätestaaten, eine Periode der Kriege der imperialistischen Staaten gegen sie, eine Periode des immer engeren Zusammenschlusses dieser Staaten mit den Kolonialvölkern usw." (S. 64).
"Die Diktatur des Weltproletariats ist daher die notwendigste und entscheidende Vorbedingung des Übergangs von der kapitalistischen Weltwirtschaft zur sozialistischen. Diese Diktatur kann jedoch nur durch den Sieg des Sozialismus in einzelnen Ländern oder Ländergruppen verwirklicht werden. Sie erfordert, dass die neu entstehenden proletarischen Republiken sich mit den bereits bestehenden verbünden, dass das Netz dieser Föderationen - das auch die das imperialistische Joch abwerfende Kolonien mit einbezieht - , ständig wächst und dass die Föderationen schließlich zur Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken der Welt werden, die den Zusammen-schluss der Menschheit unter der Hegemonie des staatlich organisierten Weltproletariats verwirklicht"(S. 65).
Die Frage, wie sehr die Kommunisten eines jeden Landes während des 20. Jahrhunderts an das Programm der III. Inter-nationale gebunden wa-ren, ist offen und muss diskutiert werden. Doch betrachtet man die Dinge aus der Perspektive der Weltrevolution und kennt man sich mit der internationalen kommunistischen Bewegung aus, dann ist es "nicht schwer", auf die Schlussfolgerungen der "Gründung von demokratischen oder sozialistischen Föderationen mit den Völkern des Balkans, des Kaukasus und Mittleren Ostens" zu stoßen, die wir im Rahmen der internationalen Perspektiven unse-rer vereinten Revolution gezogen haben.
Der große Verdienst von DP besteht einzig und allein darin, in nur einem Satz so viele Fehler zu machen die Föderation nur auf die nationale Frage zu beziehen und sie wie das Programm von nationalen Bewegungen zu betrachten.
* Übersetzung eines Artikels aus der Zeitschrift Teoride Dogrultu (Richtung in der Theorie), Nr. 17, Juli/August 2004
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