Die Werfarbeiter sagen: Es reicht!*
Share on Facebook Share on Twitter
 
weitere Artikel
 

Tuzla ist die größte Schiffswerft von Istanbul. Sie besteht aus privaten Firmen, die die Arbeiter sehr intensiv ausbeuten. Die Werftarbeiter haben keine sozialen Rechte, keine Sozialversicherung und nicht einmal ihre Lebenssicherheit ist garantiert. Auf der Werft arbei-ten zehntausende von Arbeitern, aber nicht mehr als Tausend sind registriert und haben Sozialversicherungen. Jeden Monat werden zahlreiche Arbeiter verletzt oder sterben in Folge von "Arbeitsunfällen". Diese Vorfälle sind weniger "Unfälle" als vielmehr die unvermeidbaren Folgen von der flexiblen und schlanken Produktion, die unbarmherzig auf der Werft angewendet wird. Die Arbeitgeber wenden keinerlei Mittel für die Arbeitssicherheit auf, was in einer Branche wie Schiffswerften zu einer fatalen Situation führt. Die Arbeiter auf der Werft sind durch Ausgliederung der Leistungen in Hunderte von kleineren Firmen gespalten.

Am 14. Juni ereignete sich ein weiterer "Arbeitsunfall", in dessen Folge ein Arbeiter starb und sieben weitere schwer verletzt wurden.

Am frühen Morgen des 16.06. legten tausende von Werftarbeitern die Arbeit nieder und marschierten, dem Aufruf ihrer Gewerkschaft Limter-Is folgend, zu der Hauptstraße der Werft. Während sie von Werft zu Werft marschierten nahm ihre Anzahl immer mehr zu, und als sie die Torgem-Werft erreicht hatten, wo der "Unfall" passiert war, waren sie bereits über 4.000.

Die Werftstraße wurde 3 Stunden lang von den Arbeitern blockiert, was auch zu einer starken Beeinträchtigung der E-5, der Hauptautobahn von Istanbul führte. Die Straßen- sperren sind eine Kampfform, die unsere Arbeiterklasse zunehmend im Kampf gegen Ausbeutung, Privatisierung und neoliberale Angriffe benutzt. Diese Form des Kampfes entwickelte sich vor allem in der Bewegung der arbeitslosen Arbeiter in Lateinamerika und wurde besonders durch revolutionäre und Vorhutkräfte in unserem Land eingeführt. Außerdem wurde die Produktion auf der Werft für 3 Stunden gestoppt.

Tausende von Werftarbeitern vereinigten ihre stille Wut in einer großen, wütenden Demonstration: Ya Basta, Es reicht! Die Arbeiter forderten in ihren Parolen Arbeitssicherheit, Herabsetzung der Arbeitszeit, Verbesserung der harten Arbeitsbedingungen und die Anerkennung von der Gewerkschaft Limter-Is seitens der Werftchefs.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Limter-Is, Cem Dinc, gab eine Erklärung vor der Werft ab, wo sich der "Unfall" ereignete. Dinc kritisierte das Ausbeutungssystem der Bosse, dass zu toten und verwundeten Arbeitern führt und sagte "Wir wollen nicht beim Arbeiten sterben. Wir wollen menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Wir wollen ein gerechtes, menschliches Leben. Wir wollen das Recht auf Organisierung für alle Arbeiter. Wir wollen Sozialver-sicherung. Die Bosse unterdrücken das Recht auf Organisierung. Tuzla ist der Himmel für die Bosse aber die Hölle für die Arbeiter."

Der Stellvertretende Vorsitzende der Revolutionären Arbeitergewerkschaftskonföderation ( DISK ), Adnan Serdaroglu und der Vorsitzende der Ledergewerkschaft (Deri-Is) Kreis Tuzla, Hasan Sonkaya, hielten an die Arbeiter gerichtete Reden.

"Wir lehnen das alte, bürokratische Gewerkschaftswesen ab"

Limter-Is (Gewerkschaft der Dock- und Werftarbeiter) ist eine revolutionäre Gewerkschaft die oft Ziel der Angriffe von den Bossen und des Staates war. Seit über 10 Jahren versuchen sie sich auf den Werften zu organisieren. Aber sie konnten noch immer nicht das Recht erlangen, Tarifverträge mit den Arbeitgebern abzuschließen. Immer wenn sie sich in einem Betrieb organisieren, werden die Arbeiter sofort von den Bossen auf die Straße geworfen. Die Bosse erhalten umfangreiche materielle Unterstützung vom Staat gegen den Streik der Arbeiter. Die Bedingungen auf der Werft sind ein anderes wichtiges Hindernis, denn nur sehr wenige der Arbeiter sind registriert, an die 85-90 % der Arbeiter arbeiten ohne Papiere.

Der Bildungssekretär der Gewerkschaft, ein bekannter politischer Arbeiterführer, Süleyman Yeter, wurde am 7. März 1999 in Haft von der Polizei ermordet. In dem Prozess gegen seine Mörder bekam nur ein Polizist eine äußerst geringe Strafe.

Der Vorsitzende der Gewrkschaft Cem Dinc sagte in einem Interview "Die Geschichte der Arbeiter von der Werft in Tuzla ist gleichzeitig die Geschichte von Millionen Arbeitern rund um die ganze Welt. Der Prozess der imperialistischen Globalisierung zerstörte die sozialen Rechte und Sicherheiten der Arbeiter. Die Betriebe wurden in winzige Teile zersplittert. Aber ich weiß auch, dass sich unsere Arbeitergenossen überall auf der Welt organisieren. Sie versuchen, die kapitalistische Blockade niederzureißen und sich in einer neuen und klassenkämpferischen Art und Weise zu organisieren.

Unsere Gewerkschaft lehnt den alten und bürokratischen Typ von Gewerkschaften ab. Unsere Gewerkschaft stützt sich auf die Initiative der Basis. Unser Kampf beruht nicht auf Legalität, sondern auf Legitimität. Wir grenzen uns nicht durch die Gesetze ein, die die herrschende Klasse verabschiedet. Unser Kampf beruht nicht auf der Organisierung nach Betrieben, sondern nach Industriegebieten. Wir organisieren uns nicht nur auf den Schiffswerften, sondern auch in den Vierteln, wo die Arbeiter leben.

Wir lernen von unseren Genossen in Argentinien und Bolivien die Methode der Straßenblockaden und wenden sie an. Wir lernen auch von dem militanten Kampf der spanischen Werftarbeiter. Ich möchte den spanischen und lateinamerikanischen Arbeitern die Grüße unserer Werftarbeiter übermitteln. Adelante compañeros, wir werden siegen!"

* Dieser Artikel ist der Webseite www.atilim.org entnommen.

 

 

Archiv

 

2020
Januar
2019
Dezember November
Oktober September
August Juli
Juni Mai
April Februar
Januar

 

Die Werfarbeiter sagen: Es reicht!*
fc Share on Twitter
 

Tuzla ist die größte Schiffswerft von Istanbul. Sie besteht aus privaten Firmen, die die Arbeiter sehr intensiv ausbeuten. Die Werftarbeiter haben keine sozialen Rechte, keine Sozialversicherung und nicht einmal ihre Lebenssicherheit ist garantiert. Auf der Werft arbei-ten zehntausende von Arbeitern, aber nicht mehr als Tausend sind registriert und haben Sozialversicherungen. Jeden Monat werden zahlreiche Arbeiter verletzt oder sterben in Folge von "Arbeitsunfällen". Diese Vorfälle sind weniger "Unfälle" als vielmehr die unvermeidbaren Folgen von der flexiblen und schlanken Produktion, die unbarmherzig auf der Werft angewendet wird. Die Arbeitgeber wenden keinerlei Mittel für die Arbeitssicherheit auf, was in einer Branche wie Schiffswerften zu einer fatalen Situation führt. Die Arbeiter auf der Werft sind durch Ausgliederung der Leistungen in Hunderte von kleineren Firmen gespalten.

Am 14. Juni ereignete sich ein weiterer "Arbeitsunfall", in dessen Folge ein Arbeiter starb und sieben weitere schwer verletzt wurden.

Am frühen Morgen des 16.06. legten tausende von Werftarbeitern die Arbeit nieder und marschierten, dem Aufruf ihrer Gewerkschaft Limter-Is folgend, zu der Hauptstraße der Werft. Während sie von Werft zu Werft marschierten nahm ihre Anzahl immer mehr zu, und als sie die Torgem-Werft erreicht hatten, wo der "Unfall" passiert war, waren sie bereits über 4.000.

Die Werftstraße wurde 3 Stunden lang von den Arbeitern blockiert, was auch zu einer starken Beeinträchtigung der E-5, der Hauptautobahn von Istanbul führte. Die Straßen- sperren sind eine Kampfform, die unsere Arbeiterklasse zunehmend im Kampf gegen Ausbeutung, Privatisierung und neoliberale Angriffe benutzt. Diese Form des Kampfes entwickelte sich vor allem in der Bewegung der arbeitslosen Arbeiter in Lateinamerika und wurde besonders durch revolutionäre und Vorhutkräfte in unserem Land eingeführt. Außerdem wurde die Produktion auf der Werft für 3 Stunden gestoppt.

Tausende von Werftarbeitern vereinigten ihre stille Wut in einer großen, wütenden Demonstration: Ya Basta, Es reicht! Die Arbeiter forderten in ihren Parolen Arbeitssicherheit, Herabsetzung der Arbeitszeit, Verbesserung der harten Arbeitsbedingungen und die Anerkennung von der Gewerkschaft Limter-Is seitens der Werftchefs.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Limter-Is, Cem Dinc, gab eine Erklärung vor der Werft ab, wo sich der "Unfall" ereignete. Dinc kritisierte das Ausbeutungssystem der Bosse, dass zu toten und verwundeten Arbeitern führt und sagte "Wir wollen nicht beim Arbeiten sterben. Wir wollen menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Wir wollen ein gerechtes, menschliches Leben. Wir wollen das Recht auf Organisierung für alle Arbeiter. Wir wollen Sozialver-sicherung. Die Bosse unterdrücken das Recht auf Organisierung. Tuzla ist der Himmel für die Bosse aber die Hölle für die Arbeiter."

Der Stellvertretende Vorsitzende der Revolutionären Arbeitergewerkschaftskonföderation ( DISK ), Adnan Serdaroglu und der Vorsitzende der Ledergewerkschaft (Deri-Is) Kreis Tuzla, Hasan Sonkaya, hielten an die Arbeiter gerichtete Reden.

"Wir lehnen das alte, bürokratische Gewerkschaftswesen ab"

Limter-Is (Gewerkschaft der Dock- und Werftarbeiter) ist eine revolutionäre Gewerkschaft die oft Ziel der Angriffe von den Bossen und des Staates war. Seit über 10 Jahren versuchen sie sich auf den Werften zu organisieren. Aber sie konnten noch immer nicht das Recht erlangen, Tarifverträge mit den Arbeitgebern abzuschließen. Immer wenn sie sich in einem Betrieb organisieren, werden die Arbeiter sofort von den Bossen auf die Straße geworfen. Die Bosse erhalten umfangreiche materielle Unterstützung vom Staat gegen den Streik der Arbeiter. Die Bedingungen auf der Werft sind ein anderes wichtiges Hindernis, denn nur sehr wenige der Arbeiter sind registriert, an die 85-90 % der Arbeiter arbeiten ohne Papiere.

Der Bildungssekretär der Gewerkschaft, ein bekannter politischer Arbeiterführer, Süleyman Yeter, wurde am 7. März 1999 in Haft von der Polizei ermordet. In dem Prozess gegen seine Mörder bekam nur ein Polizist eine äußerst geringe Strafe.

Der Vorsitzende der Gewrkschaft Cem Dinc sagte in einem Interview "Die Geschichte der Arbeiter von der Werft in Tuzla ist gleichzeitig die Geschichte von Millionen Arbeitern rund um die ganze Welt. Der Prozess der imperialistischen Globalisierung zerstörte die sozialen Rechte und Sicherheiten der Arbeiter. Die Betriebe wurden in winzige Teile zersplittert. Aber ich weiß auch, dass sich unsere Arbeitergenossen überall auf der Welt organisieren. Sie versuchen, die kapitalistische Blockade niederzureißen und sich in einer neuen und klassenkämpferischen Art und Weise zu organisieren.

Unsere Gewerkschaft lehnt den alten und bürokratischen Typ von Gewerkschaften ab. Unsere Gewerkschaft stützt sich auf die Initiative der Basis. Unser Kampf beruht nicht auf Legalität, sondern auf Legitimität. Wir grenzen uns nicht durch die Gesetze ein, die die herrschende Klasse verabschiedet. Unser Kampf beruht nicht auf der Organisierung nach Betrieben, sondern nach Industriegebieten. Wir organisieren uns nicht nur auf den Schiffswerften, sondern auch in den Vierteln, wo die Arbeiter leben.

Wir lernen von unseren Genossen in Argentinien und Bolivien die Methode der Straßenblockaden und wenden sie an. Wir lernen auch von dem militanten Kampf der spanischen Werftarbeiter. Ich möchte den spanischen und lateinamerikanischen Arbeitern die Grüße unserer Werftarbeiter übermitteln. Adelante compañeros, wir werden siegen!"

* Dieser Artikel ist der Webseite www.atilim.org entnommen.