Die Frauenrevolution
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Roter Morgen / Ausgabe 17 / Herbst 2018


Die patriarchale Ordnung des Kapitals
Wir werden nicht auf die historischen Grundlagen dieses Themas eingehen. Diese Geschichte kennen wir schon. Mit der Entstehung des Privateigentums hat die Sklaverei der Frau begonnen und in jeder Form der Klassengesellschaft ist sie mit der jeweiligen Gesellschaftsform verschmolzen, hat in den Institutionen der jeweiligen herrschenden Klasse Gestalt angenommen und sich somit fortgesetzt...
Im Kapitalismus angekommen entstanden schließlich, von denen der vorherigen Klassengesellschaften verschiedene, folgende Bedingungen im Zusammenhang mit gesellschaftlichem Geschlecht, Patriarchat und Frauenbefreiung:
1) Im Kapitalismus hat sich die Produktion vergesellschaftet und ausnahmslos alle gesellschaftlichen Beziehungen zwischen den verschiedene Klassen und Schichten wurden nach vergesellschaftetem Maßstab aufgebaut in vergesellschaftetem Ausmaß eingegangen. . Das bedeutet auch, dass sich die männliche Verfügungsgewalt über Arbeit und Körper der Frau in der kapitalistischen Ordnung vergesellschaftet, egal welcher Klasse und gesellschaftlichen Schicht sie angehört.
Die Herrschaft des Mannes institutionalisiert sich auf Grundlage der bürgerlichen Familie, zugleich
treten die Frauen sowohl als Ware Arbeitskraft als auch als sexuelle Ware in Beziehung zum Kapital. Die Frau wird einerseits sowohl als Hauswerktätige als auch als Lohnarbeiterin unterdrückt und gleichzeitig wird der Körper der Frau zu einer allgemeinen Ware und zu einem allgemeinen Kapitalinvestitionsbereich. Kommerzialisiert wird nicht nur der Körper einer bestimmten Frau einer bestimmten Klasse, der weibliche Körper ist ein allgemeiner Kapitalinvestitionsbereich.
Das männliche Geschlecht unterdrückt das weibliche Geschlecht in gesellschaftlichem Ausmaß. Mit anderen Worten: alle Männer unterdrücken alle Frauen. Dass dieses Verhältnis von unterdrücken und unterdrückt werden zwischen den Geschlechtern vollständig in vergesellschaftetem Maße verwirklicht wird, führt nicht dazu, dass der Mann, der von der kapitalistischen Ordnung unterdrückt und ausgebeutet wird, kein Teil der patriarchalen Ordnung ist oder werden kann, und dass die Frauen, die in der kapitalistischen Ordnung der herrschenden Klasse angehören, sexuell nicht unterdrückt werden.
2) Genau wie in den vorherigen Klassengesellschaften, wurde das Patriarchat im Kapitalismus von der vorherigen Gesellschaftsordnung übernommen und verschmilzt mit der kapitalistischen Ordnung und seinen Institutionen. Aber anders als bei den vorherigen Formen, ist diese Einheit von Anfang an widersprüchlich.
Genauso wie die vorherigen Klassengesellschaften, sind die ökonomischen, politischen und militärischen Institutionen (Familie, Schule, Justiz, Bürokratie, Militär, Monopol, Unternehmen u.ä.) gleichzeitig die Institutionen des Patriarchats. Das Patriarchat wird mit Hilfe dieser Institutionen aufrecht erhalten. Auf der anderen Seite setzt der grundlegende Widerspruch des Kapitalismus sich auch in der gesellschaftlichen Geschlechterteilung fort. Dieser grundlegende Widerspruch ist der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der privaten Aneignung und während die eine Seite dieses Widerspruchs die Frau ständig als Produzentin, Konsumentin und Ware unausweichlich mitten ins gesellschaftliche Leben stößt, drängt die andere Seite sie ständig aus dem gesellschaftlichen Leben ins Haus hinein. Während die Bourgeoisie auf der einen Seite die häusliche Abhängigkeit aufrecht erhält und gezwungenermaßen sogar noch Schritte zu ihrer Verstärkung unternimmt, zieht sie die Frau auf der anderen Seite im Rahmen der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft oder ihres Körpers aus dem Haus heraus. Insgesamt führt diese Situation dazu, dass die objektiven und subjektiven Bedingungen für die Aufhebung des Patriarchats gestärkt werden.
3) Nicht auf einmal, aber im Verlaufe des Kapitalismus und aufgrund des großen Drucks des Freiheitskampfs der Frau „gehören" die Frauen im Gegensatz zu den vorherigen Klassengesellschaften nicht mehr einer Klasse, sie werden ihr „angehörig". Selbst die Frauen der Könige und Sultane in der Sklaverei und in der feudaler Gesellschaft waren wie die Frauen der herrschenden Klasse insgesamt nicht einer Klasse zugehörig, sie waren Eigentum der Klasse. Die Privilegien der herrschenden Klasse haben sie nicht als Teil der herrschenden Klasse, sondern als die ihr gehörende Ware genossen. Sie konnten also nicht selbstständig, eigenständig existieren. Die Beteiligung an der Produktion der proletarischen Frau, der Verkauf ihrer Arbeitskraft als eigenständiges Individuum, die Veränderungen im Erb- und Eigentumsrecht für die bürgerliche Frau und die Gesamtheit der Bedingungen für alle Frauen haben in der bürgerlichen Gesellschaft Schritt für Schritt dazu geführt, dass sie nicht mehr einer Klasse gehören, sondern zu Angehörigen dieser wurden.
Diese Grundlage hat die Frauen zu Frauen-Individuen gemacht und die Bedingungen für die Erlangung einer kollektiven Existenz auf Basis des Geschlechtsbewusstseins geschaffen.
4) Diese direkte Form der Klassendifferenzierung innerhalb des weiblichen Geschlechts lässt neue Bündnisse und Bündnismöglichkeiten, neue Antagonismen und nicht antagonistische Widersprüche zwischen dem unterdrückenden und dem unterdrückten Geschlecht, sowie der ausbeutenden und ausgebeuteten Klassen entstehen.
Die besondere Form der Klassenunterscheidung innerhalb des unterdrückten Geschlechts und die Geschlechtsunterscheidung innerhalb der unterdrückten Klasse führt dazu, dass wie bei Mann und Frau, Bourgeoisie und Proletariat auf der einen Seite politisch gespalten werden und sich andererseits politisch vereinigen müssen.
Die Teile des weiblichen Geschlechts, die sich Privateigentum aneignen und Teil der bürgerlichen Klasse werden, verhalten sich nicht anders als der bürgerliche Mann. Die Frau hat kein „natürliches Wesen", keine Barriere oder sonstiges, was sie davon abhalten würde. Schließlich entfremdet sich die Frau, die Privateigentum besitzt, von ihrem eigenen Geschlecht und wird zum Teil der patriarchalen, kapitalistischen Ordnung.
Auch das männliche Geschlecht ist nicht homogen. Das Schicksal eines Teiles vereint sich mit dem Freiheitskampf des weiblichen Geschlechts, welches von ihm geschlechtlich unterdrückt wird, sei es auf Grundlage der Klassengeschwisterlichkeit (und wegen der klassenbedingten Entfremdung und Verfeindung im Verhältnis zu den Herrschenden des eigenen Geschlechts), oder sei es als Bündniskraft.


Das Patriarchat als materielle Herrschaft des Mannes:
Das Patriarchat ist nicht nur eine geistige Haltung, die den politischen Kämpfen der Frauen und den einzelnen Befreiungsaktionen der Frauen entgegen tritt, es stellt sich ihr als konkrete materielle Macht entgegen. Das Patriarchat ist nicht körperlos, formlos, institutionslos, ohne Organisiation und materielle Existenz. Es ist materiell, es hat eine Gestalt und wie bei jedem Herrschaftssystem ist diese organisierte Struktur das Element, welches es als erstes zu zerstören gilt. Die bürgerliche Herrschaft ist eine patriarchale Herrschaft und die heutige patriarchale Herrschaft ist eine bürgerliche. Da die Freiheit der Frau keine formlose Substanz im Weltall ist, wird sie das Patriarchat in seiner heutigen Form zerstören und das bedeutet unausweichlich die Zerstörung der bürgerlichen Herrschaft.
Alle Formen der geschlechtlichen Unterdrückung und Ausbeutung der Frau in der kapitalistischen Gesellschaft; die Lohnsklaverei außerhalb sowie innerhalb des Hauses, die unbezahlte Sklaverei innerhalb und außerhalb des Hauses und alle anderen Formen und Erscheinungen der Verfügung des Mannes über ihre Arbeit oder ihren Körper, sei es in Form von Aneignung oder zur Waremachung, manifestieren sich in der materiellen gesellschaftlichen Realität des Patriarchats, der ökonomischen und politischen Macht des Mannes, in den Institutionen der bürgerlichen Herrschaft. Durch diese werden sie umgesetzt. Diese Erscheinungen umfassen die Ausbeutung der Hausarbeit der Frau durch das Patriarchats, sei es in Gestalt des Mannes oder durch die Bourgeoisie, die Aneignung des weiblichen Körpers durch einzelne Männer oder das Kapital, die Vermarktung des weiblichen Körpers sowie der sexuellen Betätigung der Frau und ihre Ausnutzung als Branche der Kapitalinvestition, die Ausbeutung der Frau als billige Arbeitskraft in der gesellschaftlichen Produktion und die Gewalt die dabei angewendet wird (Gewalt, Versklavung durch sexuelle und physische Angriffe, Unterdrückung individueller und organisierter/gesellschaftlicher Freiheitsbestrebungen).
Natürlich sind die einzelnen reaktionären Aktionen der Männer, die Unterdrückung und Herrschaft über die Frau Bestandteile der materiellen Existenz des Patriarchats. Auch die Herrschaftsbeziehungen, die die Männer der unterdrückten Klasse mit der Frau aufbauen, die Gewalt und der reaktionäre Zwang, die sie ihnen zufügen sobald diese Herrschaft bedroht wird, gehören zur patriarchalen Ordnung und sind genauso materiell. Um es kurz zu fassen, die bürgerliche Familie, die Institutionen des Ehemanns und des Vaters gehören auch zu den institutionellen Strukturen des Patriarchats. Wenn die einzelnen Männeraktionen nicht Teil der gesamtheitlichen Herrschaft des Mannes wären und nicht von ihren Herrschaftsinstitutionen unterstützt würden; sie nicht in Form vom Staatsapparat, der Polizei, Armee, Justiz und weiteren ideologischen Apparate institutionalisiert wäre, nicht jedem Widerstand der Frau, sei er organisiert oder individuell, militärische Apparate, die Justiz als Schutzinstanz der reaktionären Männergewalt und ähnliche Formen entgegentreten würden, dann würden die materiellen Voraussetzungen zur Fortsetzung dieser Herrschaft der einzelnen Männer nicht mehr vorhanden sein und wir bräuchten nur noch einen Kampf um die Denkweise führen. Solange diese institutionellen Grundfesten allerdings weiter bestehen, unterstützen sie die einzelenen Handlungsweisen und die Herrschaft der Männer in der Ehe, bei der Scheidung, bei Gewalt und sexuellen Angriffen.
Solange die materiellen Grundfesten des Patriarchats nicht aufgehoben sind, kann keine geschlechterlose Gesellschaft entstehen (geschlechterlos hier sowohl im biologischen als auch politischen Sinne).
Aus diesem Grund muss der Frauenbefreiungskampf sich auf die Abschaffung der gesellschaftlich materiellen Grundfesten des Patriarchats ausrichten. Der Kampf für die Zerschlagung einer materiellen Macht muss mit seiner Organisation, seiner Politik, der Massenkraft und Massenlinie auch in gleicher Weise materiell sein. Das Zurückdrängen des patriarchalen Geistes, die Veränderung gesellschaftlicher Normen und ähnliche Ziele können nur in einem solchen materiellen Kampf verwirklicht werden. Wenn diese Ziele nicht mit einem solchen materiellen Kampf verbunden werden, erreicht man nichts als leere Phrasen.
Da also die materielle Herrschaft des Patriarchats mit der bürgerlichen Herrschaft verschmolzen ist, überschneidet sich der Kampf, selbst wenn er ausschließlich auf der Suche nach einem Weg zur Aufhebung des gesellschaftlichen Geschlechts, der geschlechtsgeteilten Gesellschaft, ausschließlich zur Befreiung der Frau (und der LGBTI-Befreiung) ist sich mit dem revolutionären Weg des Proletariats.

Der Umfang der gesellschaftlichen Geschlechterpolitik
Zum Inhalt einer Politik des gesellschaftliches Geschlechterwiderspruchs gehört thematisch der Einfluss (es verändern, vertiefen oder schwächen, es umkehren etc.) auf das Verhältnis zwischen der unterdrückten und geleiteten Frau und dem unterdrückenden und leitenden Mann.
Das Programm des Patriarchats sucht natürlich nach einem für den herrschenden Mann möglichst profitablen und schmerzlosen Weg dafür dieses Verhältnis zwischen unterdrücken und unterdrückt werden aufrecht zu erhalten. In den Programmen, die die über unzählige Nuancen des Patriarchats verfügen (imperialistische Globalisierung, verschiedene nationalistisch-Antiglobalisierungsprogramme, politisch-islamische oder faschistische Programme etc.) findet sich der gesellschaftliche Geschlechterwiderspruch in diesem Sinne wieder. Themen wie der Platz, den die Frau in den Gesetzen einnimmt, Ehe, Scheidung und Bevölkerungspolitik, Hausarbeit, Ausbeutung der Arbeitskraft der Frau in verschiedenen Bereichen, Verfügungsgewalt über den Körper der Frau und alle anderen werden auf dieser Grundlage angegangen.
Ganz grundsätzlich betrachtet kann man die Programme der Frauenbefreiung in zwei unterteilen:

Evolutionäre Programme versuchen dieses Verhältnis zu erleichtern, Stellungen für die Frauen zu gewinnen, verschiedene Lebensräume und politische Bereiche für Frauen zu öffnen. Mit diesen gewonnenen Stellungen versuchen sie in verschiedenen Variationen Schlag für Schlag das Patriarchat abzuschaffen. Die Hauptvertreter dieser Politik sind die Feministen mit all ihren Strömungen.
Ein revolutionäres Programm in diesem Bereich verfolgt das Ziel, das Verhältnis zwischen unterdrücken und unterdrückt werden, leiten und geleitet werden zwischen Frauen und Männern auf dem möglichst kürzesten Weg durch die Aufhebung der Institutionen, die dieses Verhältnis verkörpern, aufzuheben. Die Vertreter dieses Programms sind die Kommunisten.
Die Geschlechterkämpfe werden einzeln, lokal, allgemein, bewusst, spontan etc. in unzähligen Formen und Orten um diese Programme herum geführt.


Die patriarchale Kritik am Feminismus
Es wurde schon eine Menge über die Unterschiede der Frauenbefreiung der Feministen und Kommunisten gesagt, sowohl von beiden Seiten, als auch von unbeteiligten Dritten.
Die werktätigen linken Parteien weltweit, vor allem die, die einen marxistischen Anspruch haben, haben seit Dutzenden Jahren im Durchschnitt folgende Sichtweise bezüglich der grundlegenden Unterschiede zwischen Feministen und Kommunisten, oder besser gesagt folgendes auswendig gelernt: „Feministen betrachten das Problem nicht vom Klassenstandpunkt aus, sie sehen das Problem im Mann."
Also wenn die Feministen das Problem im Mann sehen, dann muss man akzeptieren, dass sie das Problem richtig erkannt haben. Wenn die Feministen das Problem im Mann sehen, die Kommunisten es aber nicht im Mann erkennen können, heißt das, dass die Kommunisten das Problem eher gar nicht sehen.
Ihr sprecht von einem Ausbeutungs- und Unterdrückungsmechanismus, das ihr Männerherrschaft (Patriarchat) nennt, aber das Problem soll nicht der Mann sein! Diese Theorie ist wie ein geschmackloser Film, der gerade an der spannendsten Stelle aufhört, ohne die Sache aufzuklären! Dieser These nach, ist das Problem, eine in der Theorie vom Mann vertretende, sich in der Praxis aber nicht in den Zugehörigen dieses Geschlechts verkörpernde, also anders gesagt eine „übergeschlechtliche" „Ordnung des Kapitals". Ein Kampf gegen diese kapitalistische Ordnung, der in der Theorie auf Seiten der Frau steht, sich in der Praxis aber weder in einer Frauenpolitik, einer Frauenorganisation noch in einer Frauentheorie manifestiert, also wieder ein „übergeschlechtlicher" Kampf soll der Zerschlagung dieses Patriarchats den Weg ebnen. Also eurer Vorstellung nach soll es eine Gesellschaftsordnung geben, in der Männer nicht gleich Männer sind, sondern die kapitalistische Ordnung männlich ist. Aber die Frauen, sollen Frauen bleiben, obendrauf noch mit allen Aufgaben verpflichtet, ihr Geschlecht zu organisieren und zum kämpfen zu bringen. Die konkreten Frauen sind nach dieser Definition Frau und das Problem, aber konkrete Männer sind weder Mann noch ein Problem!
Diese idealistische Definition, der Männlichkeit, deren „Geist sich von der Materie gelöst hat", wird auch noch als materialistischste aller Theorien verkauft.
Das ist in etwa so, als würde man dem Proletariat sagen, „das Problem ist nicht die Bourgeoisie, die einzelnen Chefs schon gar nicht, das Problem ist die Klassengesellschaft und das Privateigentum". Das ist in etwa so, als würde man das Proletariat davon abhalten, sowohl gegen einzelne Chefs als auch gegen die Struktur der ökonomischen und politischen Institutionen der Bourgeoisie zu kämpfen, es also vom tagtäglichen politischen und ökonomischen Kampf zu isolieren, es ohne Taktik, ohne Politik zu lassen, zu Aktionslosigkeit zu verurteilen und dabei zu versuchen es zu einer Revolution zu mobilisieren, von der ungewiss ist wann und wie sie sich ereignen wird.
Die Definition, das Problem sei „gesellschaftlich" und nicht biologisch wird der Frau hier nicht als Waffe in die Hand gegeben, sondern dem Mann als Verteidigungsschild. Die Frau steht dem Patriarchat dadurch ohne Feind und ohne Waffe gegenüber. Sie wird de facto eingeladen stattdessen den Feind des Mannes mit den Waffen des Mannes zu bekämpfen.
Was daran überzeugt die kommunistischen Frauen? Was hat die Kommunisten insgesamt dazu gebracht, dutzende Jahre diese leere Phrase auswendig zu wiederholen? Natürlich ist das eine patriarchale Definition des Feminismus und die Offenbarung eines patriarchalen Verständnis in den Reihen der Kommunisten. Aber man muss hierbei neben den männlichen Kommunisten, die das behaupten auch die kommunistischen Frauen ins Visier nehmen, die es „schaffen" davon überzeugt zu sein und es zu reproduzieren. Die Subjekte sollen ihre Subjektivität nämlich verstehen. Kurz und gut sollten die Kommunistinnen in diesem Punkt in Theorie und Praxis eine revolutionäre Kritik ihrer eigenen Haltung üben.
Natürlich ist der Mann das Problem! Das Problem der patriarchalen Ordnung ist die Männlichkeit.
Als die Aufhebung der gesellschaftlichen Geschlechterteilung als „Frauenfrage/problem" formuliert wurde, war das unter den damaligen Verhältnissen eine fortschrittliche Politik und hat dazu gedient, das Ungesehene sichtbar zu machen, die Freiheit der Frau zu thematisieren. An dieser Formulierung, die damals eine revolutionäre Rolle gespielt hat, die nächsten 150 Jahre kleben zu bleiben ist allerdings erbärmlich!
Nach 150 Jahren immer noch nicht an den Punkt „das Problem der Männerherrschaft ist die Männlichkeit" gelangt zu sein, ist nichts anderes als das Ergebnis des tapferen Widerstandes (!) der Männer - auch in den revolutionären Reihen - bei dem um jede Handbreit Boden unter den Füßen gerungen wird. Es ist nichts anderes, als dass die Frau nicht den Willen aufgebracht hat, sich ihren eigenen Weg zu bahnen.
Es kann kein Frauenbefreiungsprogramm ohne die Problematisierung des Mannes geben. Es ist genau diese eklektizistische Herangehensweise die bei den kommunistischen Frauen, die darauf brennen Frauenpolitik zu machen, sowohl dem Feminismus gegenüber als auch dem Kommunismus gegenüber eine verschämte, gehemmte Haltung ohne Selbstbewusstsein verursacht.
Ja, es ist nichts anderes als eine eklektizistische Herangehensweise und leeres Geschwätz. Sie führt politisch zu nichts anderem als dass die kommunistischen Frauen unorganisiert bleiben und die Frauenbefreiung ohne Politik bleibt.
Das Frauenbefreiungsprogramm der Kommunisten und ihre Perspektive problematisiert sowohl die einzelnen Männer als auch Gruppenweise, Schicht für Schicht, Klasse für Klasse, auch das männliche Geschlecht, genauso wie die Männlichkeit, und die materielle gesellschaftliche Existenz des Patriarchats ebenso wie seine institutionelle Struktur (auf welcher Grundlage mit welchen dieser problematisierten materiellen Kräfte in Beziehung getreten wird, wird weiter unten diskutiert). In der Theorie sowie in den gesammelten praktischen Erfahrungen lassen sich unzählige reale Belege und Beispiele der Vorhutrolle von eben dieser Haltung des Kommunismus finden, aber dieses Erbe wurde nicht produktiv angetreten. Anstatt es zu nutzen wurde es eingerahmt und an die Wand gehängt. Darum konnten die Kommunisten ihr eigenes revolutionäres Potential nicht vertiefen und einbringen.
Dass Feministen das Problem nicht vom Klassenstandpunkt aus betrachten ist genauso leeres Geschwätz. Viele feministische Strömungen, die das Problem sehr wohl vom Klassenstandpunkt aus betrachten, sind nicht über die Praxis der Teile hinausgekommen, die gar nicht klassenspezifisch herangehen und das ist nicht das eigentlich Wichtige. Wichtig ist, auf welche Grundlage man das Erwartungsniveau bezüglich der Kassen an den Feminismus gründen muss. Feministen sehen ihren eigenen Existenzgrund in der Frauenbefreiung und zu diskutieren, ob sie darüber hinaus gehen oder nicht ist eine sinnlose Beschäftigung. Genauso wie man revolutionäre Kritik an nationalen Befreiungsorganisationen nicht auf der Basis üben kann, ob sie Marxisten sind oder nicht. Es ist ein genauso sinnloses Unterfangen wie der Versuch, einen nationalen Befreiungskampf mit der Behauptung, es sei für die Klasse noch weitgehender für ein Programm gewinnen zu wollen ohne eine für die Nation revolutionärere Praxis und für die Nation weitergehendes revolutionäres Programm vorzulegen. Darüber hinaus ist die Geschlechterfrage sowohl älter als auch langlebiger und kann, anders als der nationale Kampf, mit dem Klassenkampf verglichen werden. Deshalb ist diese Herangehensweise in Bezug auf den Geschlechterkampf umso absurder und sinnloser.
Wenn wir diese beiden Frauenbefreiungsprogramme vergleichen und uns davon bedeutende politische Ergebnisse erhoffen, so lautet die Frage, welches dieser beiden Programme fähig und tauglich dazu ist, das Ziel der Frauenbefreiung zu erreichen. Das Frauenbefreiungsprogramm der Feministen im Bezug auf seine Tauglichkeit für die Klassenbefreiung zu verurteilen ist sinnlos. Dem Feminismus das Frauenbefreiungsprogramm der Kommunisten im Bezug auf seine Tauglichkeit für die Klassenbefreiung entgegenzusetzen ist genauso sinnlos.
Sonst würde das Bewusstsein der kommunistischen Frauen und aller Kommunisten, genauso wie der Inhalt den die Kommunisten unter den Massen verbreiten praktisch auf diese lächerliche Weise verfälscht und entstellt werden (oder die oben zusammengefasste Sichtweise würde folgende Spuren im Bewusstsein der Vorhut und der Massen hinterlassen):
Eigentlich taugt der Feminismus für die Frauenbefreiung. Aber für die Klasse, für die Befreiung der Klasse verzichten wir auf die Wohltaten des Feminismus.
In dieser Gleichung würde der Kommunismus als Negativfaktor für den Fauenbefreiungskampf definiert. Aber das ist nicht richtig. Eine Frau, die nicht mindestens genauso wütend auf die unzähligen Erscheinungen des Patriarchats ist wie die Feministen, sollte ihr Geschlechtsbewusstsein genauso wie ihr Kommunistin sein hinterfragen.
Die Kritik des Kommunismus am Feminismus darf sich nicht darauf konzentrieren, dass er keine Befreiung der Klasse bewirkt, sondern dass er keine Befreiung der Frau bewirkt und sowohl die Bündnispolitik als auch der ideologische Kampf mit feministischen Strömungen muss auf dieser Grundlage geführt werden.
Wenn es so wäre, dass der Feminismus den Mann problematisiert, der Kommunismus aber nicht, wenn es zwei Pole geben würde, von denen der Feminismus das Geschlecht, der Kommunismus hingegen die Klasse repräsentiert, dann müsste man die kommunistischen Frauen wahrhaftig fragen, was genau sie eigentlich in den Reihen der Kommunisten zu suchen haben? Wenn du schon aufgrund deiner beiden Identitäten unterdrückt wirst, warum ziehst du eine der anderen vor? Wenn der Kommunismus kein weitergehendes (und realistischeres!) Frauenbefreiungsprogramm als der Feminismus ist, wenn er das nicht bieten kann, wenn darüber hinaus der Kommunismus nicht das einzige revolutionäre Programm für die Befreiung der Frau ist, warum sollten Frauen sich dann den Reihen des Kommunismus anschließen? Warum soll sie eine Wahl zwischen klassenmäßiger und geschlechtlicher Unterdrückung treffen? Und warum sollte die tägliche Vergewaltigung für die Frau weniger wichtig sein als die tägliche Armut?
Ein solcher Kommunismus-Feminismus-Vergleich geht nicht über den von Hartmann treffend als „die unglückliche Ehe des Marxismus mit dem Feminismus" bezeichneten Horizont hinaus. Diese entstellte und eklektizistische Definition des Patriarchats, in der kommunistische Frauen hin und her gerissen "zwischen den Stühlen" stehen, wird den Weg der kommunistischen Frauen nicht aufklären, sondern trüben. Einen kontinuierlichen politischen Kampf, politische Taktiken selbst auf niedrigstem Niveau wird sie schon gar nicht hervorbringen. Es handelt sich hierbei um eine Erscheinung der bürgerlichen Auffassung, die die Frau zwischen gesellschaftlicher Produktion und häuslicher Sklaverei aufreibt, sie zu einer schizophrenen Haltung zwingt, in der sie eine künstliche Wahl zwischen Klasse und Geschlecht treffen muss und ihrer politischen Produktivität sowie ihrem Legitimitätsbewusstsein schadet.
Der offensichtliche Grund, warum die Argumente der Frauenbefreiung gegen den Feminismus im Bereich der Theorie, in dem die Männer und das patriarchale Verständnis dominieren, derart fade und niveaulos blieben, besteht darin, dass das richtige und revolutionäre Bemühen, die Frauen anstatt des Feminismus vom Kommunismus zu überzeugen, davon getrübt und verwässert wird, dass man gleichzeitig versucht, sie unter die Führung der Männer zu rufen. Wenn ihr die Mittel zur Entwicklung der Frauenführung nicht aufbaut, dann ist es sowieso absolut unvermeidlich, dass dieses Zusammentreffen in der Praxis, mit allen rückschrittlichen Erscheinungen in Geist und Aktion zusammen mit Verständnisproblemen und Schwächen sich unter der Führung der Männer entfaltet.

Revolutionäre Kritik am Feminismus (den Feminismen)
Unzählige Strömungen des Feminismus haben die unterschiedlichsten Gesellschaftsanalysen und Feststellungen bezüglich der „eigentlichen Ursache des Problems". Natürlich bringen diese Analysen verschiedene politische Programme, aktuelle Kämpfe, Taktiken und Organisierungsformen hervor. Jede einzeln in die Hand zu nehmen, wäre weit von dem Zweck dieses Textes entfernt. Darum werden wir uns damit begnügen, sie grob zusammenzufassen.
Wir können die feministischen Programme in diese drei Gruppen einteilen: reformistische Programme, utopische Programme und Kritik am Programm/Programmlosigkeit.
Der Feminismus, der sich als politische Frauen-Massenbewegung entwickelt hat (in der ersten Welle überwiegend Forderungen im Kampf um das Wahlrecht, in der zweiten Welle zur Politik des Schwangerschaftsabbruchs und des Körpers), hat einen Teil dieser Reformkämpfe zum Abschluss gebracht. Die Frauen der besitzlosen Klasse konnten zum Teil keinen direkten Nutzen daraus ziehen, zu einem Teil aber schon. Aber die Gesamtheit dieser Kämpfe bereitete dem weiblichen Geschlecht und allen Frauen Errungenschaften wichtiger politischer und ideologischer Positionen.
Das Problem ist, dass der Feminismus alle diese gewonnenen oder nicht gewonnenen Reformkämpfe nicht mit einem revolutionären Programm verbunden hat, welches das Patriarchat beendet. In Zeiten, in denen er sich als politische Massenbewegung entwickelt hat, konnte er keinen Bezug zu gleichzeitig stattfindenden revolutionären Kämpfen aufbauen und mit der Zeit löste der Feminismus sich immer mehr von der Politik und entwickelte sich von reformistischen Programmen (und einer revolutionslosen Politik) hin zu utopischen Programmen (und politiklosen Revolutionen).
Dieses Abrutschen und Utopisieren war unausweichlich, denn je mehr die Frauenbefreiung innerhalb der bürgerlichen Ordnung sich mit den neuen Errungenschaften ihren eigenen Grenzen nährte, desto mehr nährte sie sich dem Ende eines bürgerlichen Programms der Frauenbefreiung, also dem Ende einer Frauenpolitik, die nicht das Ziel hat, die bürgerliche Ordnung zu stürzen. Utopien nahmen den Platz der aktuellen Politik ein.
Der utopisierte Feminismus manifestiert sich in einigen Haupttendenzen (wobei er sie in vielen Fällen alle beinhaltet). Die anarchistischen Versionen des Feminismus (oder die feministischen Versionen der Anarchie) haben mit der Perspektive, entgesellschaftete Gemeinschaften innerhalb der Gesellschaft in Form von ideologisch-intellektuellen Arbeitsgruppen zu schaffen, mit der politischen Massenbewegung der Frau gebrochen. Innerhalb der utopischen Strömungen verdient das Programm am meisten Aufmerksamkeit, dass die Aufhebung oder das Verlieren der Bedeutung des biologischen Geschlechts beinhaltet. Dieses Programm kam sowohl den logischen Schlussfolgerungen des Feminismus als auch einem revolutionären feministischen Programm und in letzter Konsequenz eigentlich auch realistischem feministischen Programm am nächsten. Aber diese Perspektive schafft es nicht politisch darzulegen, wie die Herrschaft über Wissenschaft und Technologie den Männern entrissen werden kann oder wie sie so vergesellschaftet werden kann, so dass nicht nur ein privilegierter Teil sondern alle Frauen daraus Nutzen ziehen können. Somit findet sie keinen Widerhall in Form einer aktuellen politischen Bewegung und konnte sich nicht einmal in intellektueller Hinsicht vom Evolutionärsein befreien.
Utopische Programme an sich entsprechen zwar bereits der Politiklosigkeit, doch der Trend zu kompletter Programmlosigkeit, der die Notwendigkeit eines Programms negiert ist noch unter ein utopisches Programm gesunken und als prägende Tendenz sind postmoderne Feminismen in vielerlei Formen aufgetaucht, die ein Lob auf die Programmlosigkeit singen.
Diese Strömungen haben sowieso nicht den Anspruch einer materiellen Revolution, einer politischen Auseinandersetzung, dennoch haben sie als eine neue gedankliche und aktionistische Dynamik des Geschlechterkampfs, mittels der LGBTI-Bewegung, die als frische gesellschaftliche Kraft entstanden ist, eine Basis der Politisierung gefunden und konnten eine konkrete praktische, fortschrittliche Rolle spielen.
Die fortschrittlichste programmatische Formulierung des Feminismus ist die Frauenrevolution, die in der Zeit entstanden ist, in der der Feminismus am politisiertesten war und sich am meisten mit seiner eigenen Masse vereinen konnte. Aber der materielle Weg, gegen wen, mit wem und mit welchen Mitteln diese Frauenrevolution verwirklicht werden kann, wurde nicht aufgeklärt und das wurde auch nicht als Problem gesehen. Darum sind sowohl Frauenrevolution als auch Patriarchat zunächst wieder nur als „von der Materie losgelöster Geist", als idealistische und abstrakte Aussage in der Luft hängen geblieben.
Genauso wie die oben beschriebene, patriarchale Kritiklinie das Patriarchat von den Männern und der „Männer-Materie" trennt und abstrahiert, trennt der Feminismus gleichermaßen das Patriarchat von seiner strukturell-institutionellen Existenz, seiner „Herrschafts-Materie" und abstrahiert, vergeistigt es. Die Politiklosigkeit im Bezug auf die Frage der Befreiung der Frau ist die Gemeinsamkeit welche die beiden gegensätzlichen Annäherungen in der abschließenden Analyse zusammentreffen lässt.
Wenn die Kritik am Patriarchat sich nicht mit der „Kritik der Waffen" vereint, wenn sie den Willen einbüßt, sich mit den Massen der Frauen zu vereinen, die die gesellschaftliche Basis für einen Angriff auf das Patriarchat bilden, wenn anstelle eines Kampfes zum Sturze der Macht eine abstrakte „Gegenerschaft gegen die Macht" gestellt wird, wenn die Macht mit dem Mann assoziiert und die Machtlosigkeit der Frau theoretisiert wird, wenn man auf die Funktion einer Reserve für die Erhaltung der Macht des Mannes herab sinkt... Kurz gesagt, wenn die Frauenbefreiung mit ihrer eigenen, materiell existierenden Basis, dem Ziel, die materiell existierende Männerherrschaft zu stürzen und den materiell existierenden Bündnismöglichkeiten bricht, wenn sie sowohl ihre Kräfte als auch ihre Ziele auf eine Art geistigen Krieg reduziert, dann, ja dann wird selbst die schlagkräftigste Kritik an der Männlichkeit und dem Patriarchat nicht einmal die Kraft haben, dem Patriarchat die Nase blutig zu schlagen. All die vom Feminismus angesammelte zerstörerische Kritik am Mann kann wahrhaftig nur in der Hand der Kommunisten zu einer Waffe werden, die nicht nur mit Platzpatronen schießt.
Die Kommunisten unterschieden sich also von vielen verschiedenen feministischen Strömungen bezüglich der Definition des „Problems" in jeweils unterschiedlicher Art und weise. Von einigen dagegen unterscheiden sie sich in dieser Hinsicht nicht wesentlich.
Der wesentliche Unterschied zwischen dem kommunistischen und dem feministischen Programm liegt nicht in der Problematisierung des Mannes, auch nicht darin, ob ein Kampf gegen die Männer und das Patriarchat geführt wird oder nicht, sondern in der Qualität des Kampfes, den man gegen die Männer und das Patriarchat führt.
Das FrauenbefreiunDer Kampf um Reformen und die politische Massenbewegung gsprogramm der Feministen ist mit allen seinen Strömungen (von sozialistischen Feministen bis hin zu politischen Lesben), mit allen seinen politischen Ausrichtungen evolutionär. Es beruht nicht auf einem Kampf, der die materielle Herrschaft des Patriarchats zerstört. Jede Kampferfahrung des Feminismus, auch die Kämpfe, in denen einzelne Männer ins Visier genommen wurden, können sich durchaus von den Kommunisten zu eigen gemacht und praktiziert werden. So gut wie jeder Angriff, den er gegen diese oder jene Institution des Patriarchats gerichtet hat, kann sich zu eigen gemacht werden. Jede Änderung, die er in den patriarchalen Gesetzen fordert, kann eine fortschrittliche Rolle spielen. Das Grundgerüst dessen, was sie an der Kritik der Männlichkeit vorgebracht haben, die ideologischen Argumente, die sie im Kampf gegen die Männlichkeit und die Männer anführen, kann von den Kommunisten geteilt werden. Aber keine der feministischen Strömungen und auch nicht der Feminismus als Ganzes wird diese ganzen Aktionen auf das Ziel einer gesellschaftlichen Revolution richten, die die materielle Herrschaft des Patriarchats aufhebt.
Der Feminismus betrachtet die Frau nicht als gesellschaftliche revolutionäre Dynamik, nicht als gesellschaftliches Subjekt, sondern letztendlich als Objekt der Gesellschaft. Die Frau wird nicht zum Subjekt der aktiven-Aktion, des Kampfes und der Zerstörung (da sie nicht zerstört, baut sie auch nicht auf), sondern zum Subjekt einer passiven-Aktion, der Opposition (der Gegnerschaft gegenüber der Aktion des aktiven-Subjekts der Herrschenden) und zu etwas, was geschützt wird.


Die Frauenrevolution
Die Frauenrevolution als die Hälfte der gesellschaftlichen Revolution ist das revolutionäre Programm der Befreiung der Frau.
Wie wir bereits festgestellt haben bedeutet die Aufhebung des Patriarchats als erstes die Zerstörung, Zerschlagung und Aufhebung seiner grundlegenden materiellen, gesellschaftlichen Stützen. Es handelt sich dabei um das Privateigentum der Produktionsmittel und die politisch-ökonomische Institutionsstruktur, die sich darauf stützt.
Aus diesem Grund bedeutet die Liquidierung der materiellen Stützen des Patriarchats und die Aufhebung seiner institutionellen Struktur unausweichlich die Zerschlagung des bürgerlichen Staates und die Liquidierung des Privateigentums an den Produktionsmitteln. Die Frauenrevolution überschneidet sich darum unausweichlich mit einer gesellschaftlichen Revolution, die den Aufbau des Sozialismus anstrebt und mit dem Sozialismus selbst. Dieses Abenteuer endet erst im Kommunismus. Die Frauenrevolution gestaltet sich als eines seiner Hauptelemente.
Mit anderen Worten vereinfacht ausgedrückt: Auch wenn wir die Frage nur vom Standpunkt der Befreiung des weiblichen Geschlechts aus betrachten, auch wenn unser Streben gänzlich auf die Befreiung des weiblichen Geschlechts beschränkt ist, führt dieser Weg zwangsläufig über eine gesellschaftliche Revolution, die die Ordnung des Kapitals und die Gesellschaften mit Privateigentum zerstört.
Das unterdrückte weibliche Geschlecht bereitet seine eigene Revolution innerhalb der gesellschaftlichen Revolution der unterdrückten Klasse und über sie vor und verwirklicht sie. Umgekehrt bedeutet das für die gesellschaftliche Revolution der unterdrückten Klasse, dass sie die Frauenrevolution unbedingt und ganz bewusst beinhalten muss, um Kraft und Dynamik im Kampf gegen alle Überbleibsel des Privateigentums zu gewinnen.
Solch eine gesellschaftliche Revolution und mit ihr der Sozialismus können die objektive Grundlage für Geschlechtsunterschiede jedoch nicht mit einem Schlag aufheben. Die neue Gesellschaft muss ein solches Produktivitätsniveau erreichen, dass sie sowohl alle mit der menschlichen Reproduktion zusammenhängenden Aufgaben (Hausarbeit, Kinderbetreuung, Alten- und Krankenpflege u.ä.) ausnahmslos vergesellschaften, als auch das Privateigentum an den persönlichen Konsumprodukten, welches die Grundlage der Fortführung der persönlichen Besitzanhäufung auf Familienebene bildet, komplett aufheben kann. Bis dieses Niveau unter Anstrengung aller erdenklichen Mittel erreicht ist, wird die Geschlechtergesellschaft, in der die Frau das zweite Geschlecht ist, andauern. Nachdem die Frauen ihre Situation durch Zerschlagung der patriarchalen, kapitalistischen Ordnung tief greifend verändert haben müssen sie deshalb anschließend Formen schaffen, wie sie diese revolutionären Vorstoß in der neuen Gesellschaft weiter vorwärts treiben können.

Daraus ergibt sich vor, während und nach der gesellschaftlichen Revolution, die das Schicksal des unterdrückten Geschlechts und der unterdrückten Klasse miteinander vereint, das Bedürfnis einer konkreten Geschlechterpolitik und organisatorischen Linie, die sich auf jeden Fall in voneinander verschiedenen gesellschaftspolitischen Aufgaben und organisatorischen Formen ausdrücken muss.
Eine gesellschaftliche Revolution, die die Tür zum Sozialismus öffnet, eine Stufe und ein Niveau der Frauenbefreiung, wird ohne Zweifel schon mit den Errungenschaften der ersten Stunde ein mit der heutigen Situation unvergleichlich fortschrittlicheres Niveau aufweisen. Sie wird allerdings keine absolute Befreiung bringen, sondern den Weg dahin ebnen. Damit dieser Weg tatsächlich geebnet wird ist deswegen wichtig, wie viel Anteil die Frau an der Macht in dieser neuen Gesellschaftsordnung hat, in der die Herrschaft des Menschen über den Menschen noch nicht aufgehoben ist. Das bedeutet, dass die eigene autonome Organisierung der Frau auf Grundlage des Geschlechtsbewusstseins (oder richtiger ausgedrückt, da wir von einer riesigen neuen Gesellschaftsordnung sprechen, unzählige Arten der autonomen Organisierung) zwingend erforderlich sind, damit sie in der Partei, im Staat, im Militär, in der Justiz sowohl das dafür erforderliche Niveau der Quantität erreicht, als auch mit ihrer eigenen geschlechtlichen Qualität, sprich als kollektive, gesellschDer Kampf um Reformen und die politische Massenbewegung aftliche Kraft teilnimmt. Wie viel Anteil sie an der zu errichtenden Macht haben wird, hängt sowohl von der Präsenz in jedem Bereich der Revolution, als auch davon ab, wie sie ihre materielle Existenz organisiert einsetzt (ob sie die Anforderungen eine herrschende Kraft zu werden erfüllt).
Außerdem muss die Frau ihren Platz in dieser Gesellschaftsordnung nicht nur als materielle Garantie ihrer eigenen Freiheit auf organisierte Weise einnehmen, sondern auch als Garantie des Fortbestehens dieser Ordnung, weil sie eine der fortschrittlichsten Dynamiken dieser Ordnung ist, vielleicht sogar die fortschrittlichste Dynamik. Darüber hinaus reicht die Abschaffung des Privateigentums an den Produktionsmitteln, die die Aufhebung der Bedingungen für kapitalistische Ausbeutung mit sich bringt, für die Aufhebung der Bedingungen der geschlechtlichen Ausbeutung nicht aus. Für die Befreiung der Frau ist ein Fortschreiten zu der Aufhebung des Privateigentums an den Konsummitteln zwingend erforderlich. Die Frau ist auch im Sozialismus eine Dynamik, die das größte Interesse an einem Fortschreiten der Revolution hat und im Rahmen ihrer Geschlechtsidentität am meisten dazu geneigt ist, spontan ein Bewusstsein für dieses Interesses zu entwickeln. Mit anderen Worten, die Frau ist eine der vorwärts gewandesten revolutionären Dynamiken für die Weiterentwicklung des Sozialismus zum Kommunismus und die Frauenrevolution wird auf dieser Grundlage weitergehen.


Die Verbündeten der Frauenrevolution
Damit kommen wir zu dem grundlegenden strategischen Punkt jedes politischen Programms. Um das Thema zu vereinfachen, stellen wir die Frage erneut ausschließlich vom Standpunkt der Befreiung des weiblichen Geschlechts: mit welchen gesellschaftlichen Kräften müssen sich die Frauen verbünden, welche sind ihre Reserve?
Im Zentrum der Bündnisfrage steht, wieder im Vergleich von evolutionären und revolutionären Programmen, diese Frage: „handelt es sich um eine revolutionäre Strategie, die die materiellen Grundlagen des Patriarchats zerstören, zerschlagen und liquidieren will oder um eine evolutionäre Strategie, die diese Grundlagen nicht anrührt?"
Denn in der Politik muss man gegen die aufmarschierten Kräfte aufstellen. Wenn ihr anstrebt, die materielle Herrschaft des Patriarchats zu zerstören, unterscheiden sich der Umfang und die Qualität der Kräfte die ihr braucht und der Kräfte, die ihr im Visier habt. Umgekehrt stellt sich die Frage der Kräfte ebenfalls anders, wenn ihr euch gegen das Patriarchat stellen, Einwände erheben, es verändern und euch als Oppositionselement verteidigen wollt.
Wenn eure Antwort ersteres lautet, ist die Frage, die Klarheit in die Frage der gesellschaftlichen Kräfte dieser Revolution bringt nicht „wer wird geschlechtlich unterdrückt?". Die Frage lautet „Wer hat außer uns ein Interesse daran, dass die materiellen Grundlagen des Patriarchats (diese, diese und diese konkreten Stützen) liquidiert werden?". Wenn das so ist, wird der revolutionäre Weg der Frauenbefreiung einen Teil der Männer zu Bündnisbeziehungen einladen und zwar den Teil, der in einem antagonistischen Widerspruch zum Privateigentum und zur bürgerlichen politischen Struktur steht, die das Privateigentum schützen und aufrecht erhalten.
Wenn eure Antwort zweiteres wäre, also eine evolutionäre Strategie, dann würde die strategische Frage „wer wird geschlechtlich unterdrückt?" lauten. Bei ersterem lautet die grundlegende Frage nämlich „wie befreien wir" bei zweiterem hingegen „wen verteidigen wir".
Dadurch positionieren sich die Frauen in der gesellschaftlichen Revolution entsprechend der revolutionären Strategie sowohl als Bestandteil der Klasse und Schichten, der ein Interesse an der gesellschaftlichen Revolution hat, als die Hälfte dieser Revolution im Namen eben dieser Klassen; als auch als Geschlecht, das ein Interesse an dieser Revolution hat, als eigene gesellschaftliche Dynamik, im Namen des Geschlechts.
Aus Sicht der proletarischen Klasse ist die Situation wie folgt: die proletarische Frau ist sowohl als Teil des Proletariats selbst im Kampf für die Befreiung ihrer Klasse und als ihr Vertreter Bestandteil der Revolution, aber als Geschlecht ist sie auch Bündnispartner des proletarischen Mannes.
Diese Politik sieht zwischen Frau und Mann, oder um es exakter zu formulieren zwischen der proletarischen Frau und dem proletarischen Mann keinen gesellschaftlichen Frieden, keine Geschlechtsaussöhnung vor, sondern eine Kampfgemeinschaft und ein revolutionäres Bündnis. Aus diesem Grund bedeutet das nicht, dass die kommunistische Frau den Mann nicht zum Problem macht, genauso wie es bedeutet, dass der geschlechtliche Kampf auch innerhalb dieses Bündnis manchmal in Form von ideologischen und manchmal in Form von politischen Kämpfen fortgeführt wird.
Auch wenn man nur aus der Perspektive der Befreiung des weiblichen Geschlechts handelt sind bürgerliche Frauen nicht Teil der gesellschaftlichen Basis des weiblichen Subjekts, genauso wie sie keine grundlegenden Verbündeten sind, obwohl sie auch von geschlechtlicher Unterdrückung betroffen sind. Die grundlegenden Verbündeten sind die proletarischen Männer. Diese Wahl heißt allerdings ganz und gar nicht, dass den Schwestern, den Geschlechtsschwestern der Rücken zugekehrt wird. Tatsächlich beinhaltet diese Haltung nicht einmal einen Bruchteil der Sünden, die der Feminismus auf sich lädt indem er sich für seine eigenen Schwestern nicht auf einen zerstörerischen und Opfer fordernden Kampf einlässt, indem er es akzeptiert, innerhalb der Grenzen der bürgerlichen Ordnung zu verweilen und sich somit dem bürgerlichen Mann gegenüber versöhnlerisch verhält.
Die anderen strategischen Verbündeten der Frauenrevolution sind die Klassen und Schichten, die mit dieser gesellschaftlichen Revolution verbündet sind.
Zweifellos kann ein auf der Basis dieser revolutionären Strategie geführter Kampf in verschiedenen Phasen, zu verschiedenen Tagesordnungspunkten und Themen taktische Bündnisse mit bürgerlichen Frauen und sie vertretenden politischen Subjekten umfassen.
Wenn man von der Ebene der gesellschaftlichen Kräfte (gesellschaftliche Klassen, Schichten, Geschlechter) zu der Ebene der politischen Kräfte (Kommunisten, Feministen, verschiedene reformistische Strukturen etc.) kommt, dann kann das weibliche Geschlecht sogar unzählige tatkische Bündnisse mit politischen Subjekten eingehen, die ein evolutionär-reformistisches feministisches Programm verteidigen, solange sie gesellschaftliche Schichten repräsentieren, die ein Interesse an dieser gesellschaftlichen Revolution haben oder als Reserven für diese Revolution gewonnen werden können. Konkret können feministische, politische Subjekte sogar für einen langen Zeitraum zu den Hauptansprechpartnern von längerfristigen taktischen Bündnissen werden.
Darüber hinaus kann ein Teil der feministischen politischen Subjekte innerhalb des sich entwickelnden gesellschaftlichen Revolutionsprozesses eine revolutionäre Haltung einnehmen und ihre eigene politische Existenz wahrend Teil der strategischen Bündnisse werden. Aber im Endeffekt ändert sich nichts an den grundlegenden gesellschaftlichen Kräften der gesellschaftlichen Revolution, dessen Bestandteil die Frauenrevolution ist.
Wenn die gesellschaftliche Revolution ihre ersten und grundlegenden Aufgaben erfüllt hat, also im Sozialismus, verändert sich damit von neuem die Anordnung gesellschaftlicher Kräfte und die Rolle der politischer Subjekte. Wenn die ausbeutenden Klassen liquidiert werden und sich auch innerhalb des weiblichen Geschlechts die Klassendifferenzierungen, auch einen Teil der Frauen umfassend, die sich ihrem Geschlecht entfremdet haben, verändern, müssen diese Bündnisse sowohl bezüglich ihrer Beteiligten als auch ihres Inhalts neu strukturiert werden.
Der Doppelcharakter der Beziehung zwischen dem unterdrückten Geschlecht und der unterdrückten Klasse, diese Beziehung als Bündnis sowie als inbegriffener Teil ist, diese Situation, sowohl Teil der gesellschaftlichen Vorhutdynamik zu sein als auch als eine eigenständige gesellschaftliche Dynamik Bündnispartner dieser Vorhutdynamik zu sein, findet vor allem in der kommunistischen Partei Ausdruck.
Allerdings wird dieser Doppelcharakter sich natürlich nicht in der Form äußern, die er in den Reihen der werktätigen Linken annimmt, wo die Linie der Frauenbefreiung einer „Programmlosigkeit" gleichkommt; wo die Frauen als einzelne Frauen-Individuen in den revolutionären Reihen teilnehmen. Damit die Frau das eigentliche revolutionäre Potential ihrer eigenen politischen Forderungen und ihre Kampflinie hervorbringen kann, muss sie ihre eigene kollektive Existenz organisatorisch gewährleisten.
Die Entsprechung der sowohl Bündnis als auch inbegriffener Teil sein Beziehung auf der Ebene der gesellschaftlichen Kräfte auf der Ebene der politischen Subjekte muss sich allen anderen Mitteln des Kampfes und der Organisation zuvor in der kommunistischen Partei; in der parteilichen Organisation, in der Organisierung als Hälfte der Partei, innerhalb und parallel zur kommunistischen Partei, in Form von autonomer Organisation konkretisieren. Das muss natürlich auch in anderen organisatorischen Mitteln des politischen Kampfes (Vereine, Gewerkschaften, Fronten, Aktionseinheiten usw.) verbreitet werden und muss nach der gesellschaftlichen Revolution in den Apparaten der revolutionären Macht ähnliche Entsprechungen finden. Außerdem haben die bisherigen Kämpfe für die eigenen geschlechtsspezifischen Forderungen der Frauen eine Reihe von unabhängigen Massenorganisationen der Frauen geschaffen und werden es auch weiterhin tun.


Die Rolle der Gewalt in der Frauenrevolution

Sei es in der vorherigen Gesellschaftsform oder in ihrer Form innerhalb der kapitalistischen Ordnung, die patriarchale Ordnung ist eine Ordnung der gesellschaftlichen Unterdrückung und wie alle gesellschaftlichen Ordnungen der Unterdrückung kann sie nur mit Waffengewalt aufrecht erhalten werden. Eine gesellschaftliche Revolution, die diese Ordnung gesellschaftlicher Unterdrückung stürzen will, ist gezwungen, angesichts dieser bewaffneten Gewalt sich ihren eigenen Weg ebenfalls auf dem Weg der Gewalt zu bahnen und die Gewalt der Herrschenden mit Gewalt zu beantworten. Das ist sowohl für den Sturz der herrschenden Klasse als auch dafür, neue konterrevolutionäre Versuche zurück zuschlagen solange zwingend notwendig, bis alle materiellen Grundlagen dieses Herrschafsverhältnisses restlos aufgehoben sind.
Auch die Frauenrevolution muss der patriarchalen Ordnung mit einem Kampf entgegentreten, der auch Formen der Gewalt umfasst.
Hier kann die Tatsache, dass die Frauenrevolution sich als eine gestaltende Kraft der gesellschaftlichen Revolution entwickelt, die die kapitalistische Ordnung und die Klassengesellschaften stürzt, nicht zu der Verallgemeinerung führen, dass eine Beteiligung einzelner Frauen an den Gewaltapparaten der gesellschaftlichen Revolution ausreichend wäre.
Damit die Frauen zu den Mitteln der Gewalt solch ein Verhältnis aufbauen können, das den Weg für die Befreiung ihes eigenen Geschlechts frei macht, müssen sie erstens ein einflussreiches Subjekt sein, das den Erfolg in dem gesamten Kampf für die gesellschaftliche Revolution garantiert. Diese Haltung wird, auch wenn es sich dabei wie oben dargestellt um eine Beteiligung als einzelne Frau handelt, da sie den Weg für die gesellschaftliche Revolution frei macht, objektiv die Befreiung der Frau näher bringen. Aber das reicht nicht aus. In der Gesamtheit des Kampfes für die gesellschaftliche Revolution, auch im Verhältnis zu den Mitteln der Gewalt, muss sie diese Aktion, die wir als Subjektivierung [Anm. der Übersetzer: Im Sinne von Subjektwerdung] bezeichnen, mit einer kollektiven Identität durchführen.

Also muss sie in den bewaffneten Kämpfen mit der Organisation, Politik und Perspektive ihres Geschlechts teilnehmen, um diesen Kämpfen nicht nur ihre Quantität einzelner Frauen, sondern ihre Qualität als gesellschaftliche Kraft zu verleihen und um auch als Geschlecht ihren Anteil der Errungenschaften dieser Kämpfe zu erhalten. Zweitens, und vielleicht bis heute die Ebene, auf der die Frauen in ihrem Verhältnis zu den bewaffneten Kampfformen am ungenügendsten waren, geht es um die Schaffung und Anwendung eigener organisierte gewaltsamer Mittel auch bezüglich unmittelbar frauenspezifischer politischer Fragen. Mit anderen Worten müssen sexistische Gesetze, Gewalt an Frauen, verschiedene Formen sexueller Angriffe und Vergewaltigung zum Gegenstand der bewaffneten Formen des Frauenbefreiungskampfes werden, egal ob sie von patriarchalen gesellschaftlichen Institutionen (dem patriarchalen bürgerlichen Staat und den Apparate in diesem Rahmen), oder den Handlangern dieser patriarchalen Apparate; den einzelnen Männern, die bewaffnete zivile Schützer und Vollstrecker der patriarchalen Ordnung sind, umgesetzt werden.


Die Entwicklung der Frau zur Führerin
Das doppelte Revolutionär-sein gegen die doppelte Ausbeutung erfordert natürlicherweise eine doppelte Organisierung und eine doppelte Entwicklung zur Führerin.
Die Frage der Entwicklung der Frau zur Führerin ist im Wesentlichen zusammengefasst auch die Frage der Herausbildung einer Führung der Frauenrevolution. Aber aufgrund des Doppelcharakters der gesellschaftlichen Revolution und der doppelten Aufgabe der Frau in dieser Revolution kann man die Frage der Entwicklung der Frau zur Führerin oder auch die Frage der Herausbildung einer Führung der Frauenrevolution in zwei miteinander verbundenen Ebenen diskutieren: die Frage der Führungswerdung des weiblichen Geschlechts in der gesellschaftlichen Revolution und die Entstehung einer Führung des Frauenkampfs.
Den doppelten Charakter dieser Entwicklung zu einer Führung kann man auch als „Führung der Frauenkämpfe" und „die Frauenführung der gesellschaftlichen Kämpfe" formulieren. Das Führung-Werden der Frau muss in den Vorhut-/führenden Organisationen und bei den Vorhut-/führenden Frauen in der Verbindung dieser beiden Linien Gestalt annehmen.
Der Umfang des Führungswerdens der Frau umfasst die Entstehung der organisatorischen und politischen Führung der Frauenrevolution, die Ausarbeitung einer revolutionären Analyse und eines eben solchen Programms, sowie dass der entsprechende ideologische Rahmen zumindest bei den Hauptkräften der Frauenrevolution und ihren wichtigsten Bündnispartnern vorherrscht.
Das heißt, dass das weibliche Geschlecht auch zur Führung innerhalb des Freiheitskampfes der gesamten Menschheit werden muss und das wiederum bedeutet, dass die Kräfte des Frauenbefreiungskampfes die Forderungen und Sehnsüchte der unterdrückten und ausgebeuteten Klasse und Schichten sich in höchstem Grade zu eigen machen und mit allen Themen gesellschaftlicher Kämpfe eine lebendige politische Beziehung aufbauen müssen.
Zu dem historisch entstandenen Wissen einer politisch-organisatorischen-ideologischen Führung des weiblichen Geschlechts und ihrer Führungsmittel, gehören verschiedene Organisationsformen, verschiedene Mittel von Quoten bis zu Co-Vertretung, die Lebenspraxis und Beiträge einzelner Frauenführerinnen. Die aktuelle Herausbildung der Frauenführungwerdung wird vorwärts schreiten, indem sie diese Errungenschaften auch miteinbezieht.
Die Führungswerdung der Frau kann nur als kollektive Aktion der Subjektwerdung und auf Grundlage eines kollektiven Geschlechtsbewusstseins verwirklicht werden. Natürlich wird diese Praxis der Führungswerdung sich in einzelnen Personen konkretisieren. Das weibliche Geschlecht hat seine Führerinnen hervorgebracht und wird weitere hervorbringen.
Das wird jedoch keineswegs einen Schatten auf die kollektive Qualität der Führungswerdung werfen. Wenn die Frau nicht als Geschlecht zur Führung wird, kann sie als Individuum auch nicht auf der Basis ihrer eigenen Identität zur Führung werden und darüber hinaus kann sich eine Führungspraxis, die sich nicht auf die eigene gesellschaftliche Basis stützt, nicht verbreiten. Natürlich ist die Führungspraxis einzelner Frauen, auch wenn sie sich als Einzelaktion von Individuen entwickelt, ohne Zweifel eine Errungenschaft im Namen aller Frauen, aber eine Entwicklung der Frau zur Führerin auf diese Weise ähnelt im Wesentlichen dem „Bestreben das System zu verändern, indem man im System gute Positionen erreicht". Ihr fehlt es an Kontinuität und Systematik.
Die Führungswerdung der Frau entwickelt wie jede Führungspraktik den Kampf, den sie anführen will. Führerinnen als Person sowie Führerinnen als Organisation müssen neben der revolutionären Anleitung ihrer eigenen Entwicklung, ihre Aufmerksamkeit nicht darauf konzentrieren, sich selber zu entwickeln, sondern auf die Entwicklung der Organisierung der Frau, des Frauenbefreiungskampf und seiner Politik um führend zu werden.
Die Entwicklung der Frau zur Führung beinhaltet, die im Namen der Frauen gewonnen Stellungen als die eigenen zu betrachten und zu verteidigen. Aus diesem Grund ist die Aneignung und politische Verteidigung der eigenen Führungspraktiken (sei es als Person, als Organisation, auch wenn eine bestimmte Gruppe/ein Teil die Praxis verwirklicht hat) auch ein Aspekt, in dem die Teilnahme an der Praxis der Führungswerdung der Frau sich konkret manifestieren muss.


Der Kampf um Reformen und die politische Massenbewegung
Als die Hälfte der gesellschaftlichen Revolution muss die Frauenrevolution sich in den heutigen Kämpfen als politische Massenbewegung der Frauen sehen und die Einheit und Kontinuität von Organisation und Politik erreichen.
Diese politische Kontinuität beinhaltet die Mobilisierung der Frauen zu verschiedenen Themen der gesellschaftlichen Kämpfe, die Mobilisierung der Frauen für den Kampf ihrer eigenen geschlechtlichen Forderungen und Themen und auch die Dynamiken der gesellschaftlichen Revolution sowie die fortschrittlichen Kräfte der Gesellschaft für politische Kämpfen zu Themen im Rahmen des Geschlechts und zu einer gesellschaftlichen Konfrontation damit zu mobilisieren.
Wenn man den Kampf gegen das Patriarchat auf nach der Revolution oder in eine unbestimmte Zukunft verschiebt und ein Frauenbefreiungsverständnis hegt, das von der täglichen Politik losgelöst ist, kann sich weder das Geschlechtsbewusstsein einzelner Frauen entwickeln, noch die kollektive Identität der Frauen und ihre gesellschaftliche Aktion.
Die politische Massenbewegung der Frauen muss sich aufgrund des Doppelcharakters der Revolution unbedingt zweiseitig entwickeln. Auf der einen Seite steht die Erhöhung der kollektiven Beteiligung (und nicht die massenhafte Beteiligung einzelner Frauen-Individuen) der Frauen an allen gesellschaftlichen Kämpfe als gesellschaftliche Kraft, als Geschlecht. Dann gibt es den Kampf der Frauen gegen die verschiedenen Auswüchse der Unterdrückung und Erniedrigung, die sie aufgrund ihres Geschlechts erleiden. Und es gilt auch, diesen Kampf auf die gesamten gesellschaftlichen, kämpferischen Dynamiken auszuweiten.
Die verschiedenen Themen und Probleme der Befreiung der Frau müssen zum Thema der Tageskämpfe werden. Die Kämpfe der Frauen für verschiedene ökonomische, politische und gesellschaftliche Reformen müssen an das revolutionäre Programm gebunden werden, dieses revolutionäre Programm hingegen muss, die Kämpfe um Reformen inbegriffen, auf kontinuierliche Weise in täglichen politischen Kämpfen und politischen Taktiken konkretisiert werden.
Diese Kämpfe, die für Reformen geführt werden, ermöglichen vor allem anderen, dass die Frauen in diesen Kämpfen gebildet werden, ein kollektives Bewusstsein, sowie die Fähigkeit zusammen in Aktion zu treten gewinnen und politische Kampferfahrung sammeln. Mehr noch schaffen erkämpfte Reformen vorteilhaftere politische Bedingungen für die Organisierung und Politisierung von Frauen und ihre Beteiligung am gesellschaftlichen Leben und am Kampf. Indem das Patriarchat praktisch zurückgedrängt wird, das Patriarchat durch erkämpfte Reformen rechtliche, politische und ideologische Stellungen verliert, seine Legitimität einbüßt, weniger Raum einnimmt, wird letztendlich die Subjektivierung der Frauen in gesellschaftlichen Kämpfen gefördert.
Die Frauenmassen können nur innerhalb dieser Kämpfe mit ihrer eigenen Vorhut zusammenkommen und der Frauenbefreiungskampf seine eigene Führung hervorbringen.


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Roter Morgen / Ausgabe 17 / Herbst 2018


Die patriarchale Ordnung des Kapitals
Wir werden nicht auf die historischen Grundlagen dieses Themas eingehen. Diese Geschichte kennen wir schon. Mit der Entstehung des Privateigentums hat die Sklaverei der Frau begonnen und in jeder Form der Klassengesellschaft ist sie mit der jeweiligen Gesellschaftsform verschmolzen, hat in den Institutionen der jeweiligen herrschenden Klasse Gestalt angenommen und sich somit fortgesetzt...
Im Kapitalismus angekommen entstanden schließlich, von denen der vorherigen Klassengesellschaften verschiedene, folgende Bedingungen im Zusammenhang mit gesellschaftlichem Geschlecht, Patriarchat und Frauenbefreiung:
1) Im Kapitalismus hat sich die Produktion vergesellschaftet und ausnahmslos alle gesellschaftlichen Beziehungen zwischen den verschiedene Klassen und Schichten wurden nach vergesellschaftetem Maßstab aufgebaut in vergesellschaftetem Ausmaß eingegangen. . Das bedeutet auch, dass sich die männliche Verfügungsgewalt über Arbeit und Körper der Frau in der kapitalistischen Ordnung vergesellschaftet, egal welcher Klasse und gesellschaftlichen Schicht sie angehört.
Die Herrschaft des Mannes institutionalisiert sich auf Grundlage der bürgerlichen Familie, zugleich
treten die Frauen sowohl als Ware Arbeitskraft als auch als sexuelle Ware in Beziehung zum Kapital. Die Frau wird einerseits sowohl als Hauswerktätige als auch als Lohnarbeiterin unterdrückt und gleichzeitig wird der Körper der Frau zu einer allgemeinen Ware und zu einem allgemeinen Kapitalinvestitionsbereich. Kommerzialisiert wird nicht nur der Körper einer bestimmten Frau einer bestimmten Klasse, der weibliche Körper ist ein allgemeiner Kapitalinvestitionsbereich.
Das männliche Geschlecht unterdrückt das weibliche Geschlecht in gesellschaftlichem Ausmaß. Mit anderen Worten: alle Männer unterdrücken alle Frauen. Dass dieses Verhältnis von unterdrücken und unterdrückt werden zwischen den Geschlechtern vollständig in vergesellschaftetem Maße verwirklicht wird, führt nicht dazu, dass der Mann, der von der kapitalistischen Ordnung unterdrückt und ausgebeutet wird, kein Teil der patriarchalen Ordnung ist oder werden kann, und dass die Frauen, die in der kapitalistischen Ordnung der herrschenden Klasse angehören, sexuell nicht unterdrückt werden.
2) Genau wie in den vorherigen Klassengesellschaften, wurde das Patriarchat im Kapitalismus von der vorherigen Gesellschaftsordnung übernommen und verschmilzt mit der kapitalistischen Ordnung und seinen Institutionen. Aber anders als bei den vorherigen Formen, ist diese Einheit von Anfang an widersprüchlich.
Genauso wie die vorherigen Klassengesellschaften, sind die ökonomischen, politischen und militärischen Institutionen (Familie, Schule, Justiz, Bürokratie, Militär, Monopol, Unternehmen u.ä.) gleichzeitig die Institutionen des Patriarchats. Das Patriarchat wird mit Hilfe dieser Institutionen aufrecht erhalten. Auf der anderen Seite setzt der grundlegende Widerspruch des Kapitalismus sich auch in der gesellschaftlichen Geschlechterteilung fort. Dieser grundlegende Widerspruch ist der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der privaten Aneignung und während die eine Seite dieses Widerspruchs die Frau ständig als Produzentin, Konsumentin und Ware unausweichlich mitten ins gesellschaftliche Leben stößt, drängt die andere Seite sie ständig aus dem gesellschaftlichen Leben ins Haus hinein. Während die Bourgeoisie auf der einen Seite die häusliche Abhängigkeit aufrecht erhält und gezwungenermaßen sogar noch Schritte zu ihrer Verstärkung unternimmt, zieht sie die Frau auf der anderen Seite im Rahmen der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft oder ihres Körpers aus dem Haus heraus. Insgesamt führt diese Situation dazu, dass die objektiven und subjektiven Bedingungen für die Aufhebung des Patriarchats gestärkt werden.
3) Nicht auf einmal, aber im Verlaufe des Kapitalismus und aufgrund des großen Drucks des Freiheitskampfs der Frau „gehören" die Frauen im Gegensatz zu den vorherigen Klassengesellschaften nicht mehr einer Klasse, sie werden ihr „angehörig". Selbst die Frauen der Könige und Sultane in der Sklaverei und in der feudaler Gesellschaft waren wie die Frauen der herrschenden Klasse insgesamt nicht einer Klasse zugehörig, sie waren Eigentum der Klasse. Die Privilegien der herrschenden Klasse haben sie nicht als Teil der herrschenden Klasse, sondern als die ihr gehörende Ware genossen. Sie konnten also nicht selbstständig, eigenständig existieren. Die Beteiligung an der Produktion der proletarischen Frau, der Verkauf ihrer Arbeitskraft als eigenständiges Individuum, die Veränderungen im Erb- und Eigentumsrecht für die bürgerliche Frau und die Gesamtheit der Bedingungen für alle Frauen haben in der bürgerlichen Gesellschaft Schritt für Schritt dazu geführt, dass sie nicht mehr einer Klasse gehören, sondern zu Angehörigen dieser wurden.
Diese Grundlage hat die Frauen zu Frauen-Individuen gemacht und die Bedingungen für die Erlangung einer kollektiven Existenz auf Basis des Geschlechtsbewusstseins geschaffen.
4) Diese direkte Form der Klassendifferenzierung innerhalb des weiblichen Geschlechts lässt neue Bündnisse und Bündnismöglichkeiten, neue Antagonismen und nicht antagonistische Widersprüche zwischen dem unterdrückenden und dem unterdrückten Geschlecht, sowie der ausbeutenden und ausgebeuteten Klassen entstehen.
Die besondere Form der Klassenunterscheidung innerhalb des unterdrückten Geschlechts und die Geschlechtsunterscheidung innerhalb der unterdrückten Klasse führt dazu, dass wie bei Mann und Frau, Bourgeoisie und Proletariat auf der einen Seite politisch gespalten werden und sich andererseits politisch vereinigen müssen.
Die Teile des weiblichen Geschlechts, die sich Privateigentum aneignen und Teil der bürgerlichen Klasse werden, verhalten sich nicht anders als der bürgerliche Mann. Die Frau hat kein „natürliches Wesen", keine Barriere oder sonstiges, was sie davon abhalten würde. Schließlich entfremdet sich die Frau, die Privateigentum besitzt, von ihrem eigenen Geschlecht und wird zum Teil der patriarchalen, kapitalistischen Ordnung.
Auch das männliche Geschlecht ist nicht homogen. Das Schicksal eines Teiles vereint sich mit dem Freiheitskampf des weiblichen Geschlechts, welches von ihm geschlechtlich unterdrückt wird, sei es auf Grundlage der Klassengeschwisterlichkeit (und wegen der klassenbedingten Entfremdung und Verfeindung im Verhältnis zu den Herrschenden des eigenen Geschlechts), oder sei es als Bündniskraft.


Das Patriarchat als materielle Herrschaft des Mannes:
Das Patriarchat ist nicht nur eine geistige Haltung, die den politischen Kämpfen der Frauen und den einzelnen Befreiungsaktionen der Frauen entgegen tritt, es stellt sich ihr als konkrete materielle Macht entgegen. Das Patriarchat ist nicht körperlos, formlos, institutionslos, ohne Organisiation und materielle Existenz. Es ist materiell, es hat eine Gestalt und wie bei jedem Herrschaftssystem ist diese organisierte Struktur das Element, welches es als erstes zu zerstören gilt. Die bürgerliche Herrschaft ist eine patriarchale Herrschaft und die heutige patriarchale Herrschaft ist eine bürgerliche. Da die Freiheit der Frau keine formlose Substanz im Weltall ist, wird sie das Patriarchat in seiner heutigen Form zerstören und das bedeutet unausweichlich die Zerstörung der bürgerlichen Herrschaft.
Alle Formen der geschlechtlichen Unterdrückung und Ausbeutung der Frau in der kapitalistischen Gesellschaft; die Lohnsklaverei außerhalb sowie innerhalb des Hauses, die unbezahlte Sklaverei innerhalb und außerhalb des Hauses und alle anderen Formen und Erscheinungen der Verfügung des Mannes über ihre Arbeit oder ihren Körper, sei es in Form von Aneignung oder zur Waremachung, manifestieren sich in der materiellen gesellschaftlichen Realität des Patriarchats, der ökonomischen und politischen Macht des Mannes, in den Institutionen der bürgerlichen Herrschaft. Durch diese werden sie umgesetzt. Diese Erscheinungen umfassen die Ausbeutung der Hausarbeit der Frau durch das Patriarchats, sei es in Gestalt des Mannes oder durch die Bourgeoisie, die Aneignung des weiblichen Körpers durch einzelne Männer oder das Kapital, die Vermarktung des weiblichen Körpers sowie der sexuellen Betätigung der Frau und ihre Ausnutzung als Branche der Kapitalinvestition, die Ausbeutung der Frau als billige Arbeitskraft in der gesellschaftlichen Produktion und die Gewalt die dabei angewendet wird (Gewalt, Versklavung durch sexuelle und physische Angriffe, Unterdrückung individueller und organisierter/gesellschaftlicher Freiheitsbestrebungen).
Natürlich sind die einzelnen reaktionären Aktionen der Männer, die Unterdrückung und Herrschaft über die Frau Bestandteile der materiellen Existenz des Patriarchats. Auch die Herrschaftsbeziehungen, die die Männer der unterdrückten Klasse mit der Frau aufbauen, die Gewalt und der reaktionäre Zwang, die sie ihnen zufügen sobald diese Herrschaft bedroht wird, gehören zur patriarchalen Ordnung und sind genauso materiell. Um es kurz zu fassen, die bürgerliche Familie, die Institutionen des Ehemanns und des Vaters gehören auch zu den institutionellen Strukturen des Patriarchats. Wenn die einzelnen Männeraktionen nicht Teil der gesamtheitlichen Herrschaft des Mannes wären und nicht von ihren Herrschaftsinstitutionen unterstützt würden; sie nicht in Form vom Staatsapparat, der Polizei, Armee, Justiz und weiteren ideologischen Apparate institutionalisiert wäre, nicht jedem Widerstand der Frau, sei er organisiert oder individuell, militärische Apparate, die Justiz als Schutzinstanz der reaktionären Männergewalt und ähnliche Formen entgegentreten würden, dann würden die materiellen Voraussetzungen zur Fortsetzung dieser Herrschaft der einzelnen Männer nicht mehr vorhanden sein und wir bräuchten nur noch einen Kampf um die Denkweise führen. Solange diese institutionellen Grundfesten allerdings weiter bestehen, unterstützen sie die einzelenen Handlungsweisen und die Herrschaft der Männer in der Ehe, bei der Scheidung, bei Gewalt und sexuellen Angriffen.
Solange die materiellen Grundfesten des Patriarchats nicht aufgehoben sind, kann keine geschlechterlose Gesellschaft entstehen (geschlechterlos hier sowohl im biologischen als auch politischen Sinne).
Aus diesem Grund muss der Frauenbefreiungskampf sich auf die Abschaffung der gesellschaftlich materiellen Grundfesten des Patriarchats ausrichten. Der Kampf für die Zerschlagung einer materiellen Macht muss mit seiner Organisation, seiner Politik, der Massenkraft und Massenlinie auch in gleicher Weise materiell sein. Das Zurückdrängen des patriarchalen Geistes, die Veränderung gesellschaftlicher Normen und ähnliche Ziele können nur in einem solchen materiellen Kampf verwirklicht werden. Wenn diese Ziele nicht mit einem solchen materiellen Kampf verbunden werden, erreicht man nichts als leere Phrasen.
Da also die materielle Herrschaft des Patriarchats mit der bürgerlichen Herrschaft verschmolzen ist, überschneidet sich der Kampf, selbst wenn er ausschließlich auf der Suche nach einem Weg zur Aufhebung des gesellschaftlichen Geschlechts, der geschlechtsgeteilten Gesellschaft, ausschließlich zur Befreiung der Frau (und der LGBTI-Befreiung) ist sich mit dem revolutionären Weg des Proletariats.

Der Umfang der gesellschaftlichen Geschlechterpolitik
Zum Inhalt einer Politik des gesellschaftliches Geschlechterwiderspruchs gehört thematisch der Einfluss (es verändern, vertiefen oder schwächen, es umkehren etc.) auf das Verhältnis zwischen der unterdrückten und geleiteten Frau und dem unterdrückenden und leitenden Mann.
Das Programm des Patriarchats sucht natürlich nach einem für den herrschenden Mann möglichst profitablen und schmerzlosen Weg dafür dieses Verhältnis zwischen unterdrücken und unterdrückt werden aufrecht zu erhalten. In den Programmen, die die über unzählige Nuancen des Patriarchats verfügen (imperialistische Globalisierung, verschiedene nationalistisch-Antiglobalisierungsprogramme, politisch-islamische oder faschistische Programme etc.) findet sich der gesellschaftliche Geschlechterwiderspruch in diesem Sinne wieder. Themen wie der Platz, den die Frau in den Gesetzen einnimmt, Ehe, Scheidung und Bevölkerungspolitik, Hausarbeit, Ausbeutung der Arbeitskraft der Frau in verschiedenen Bereichen, Verfügungsgewalt über den Körper der Frau und alle anderen werden auf dieser Grundlage angegangen.
Ganz grundsätzlich betrachtet kann man die Programme der Frauenbefreiung in zwei unterteilen:

Evolutionäre Programme versuchen dieses Verhältnis zu erleichtern, Stellungen für die Frauen zu gewinnen, verschiedene Lebensräume und politische Bereiche für Frauen zu öffnen. Mit diesen gewonnenen Stellungen versuchen sie in verschiedenen Variationen Schlag für Schlag das Patriarchat abzuschaffen. Die Hauptvertreter dieser Politik sind die Feministen mit all ihren Strömungen.
Ein revolutionäres Programm in diesem Bereich verfolgt das Ziel, das Verhältnis zwischen unterdrücken und unterdrückt werden, leiten und geleitet werden zwischen Frauen und Männern auf dem möglichst kürzesten Weg durch die Aufhebung der Institutionen, die dieses Verhältnis verkörpern, aufzuheben. Die Vertreter dieses Programms sind die Kommunisten.
Die Geschlechterkämpfe werden einzeln, lokal, allgemein, bewusst, spontan etc. in unzähligen Formen und Orten um diese Programme herum geführt.


Die patriarchale Kritik am Feminismus
Es wurde schon eine Menge über die Unterschiede der Frauenbefreiung der Feministen und Kommunisten gesagt, sowohl von beiden Seiten, als auch von unbeteiligten Dritten.
Die werktätigen linken Parteien weltweit, vor allem die, die einen marxistischen Anspruch haben, haben seit Dutzenden Jahren im Durchschnitt folgende Sichtweise bezüglich der grundlegenden Unterschiede zwischen Feministen und Kommunisten, oder besser gesagt folgendes auswendig gelernt: „Feministen betrachten das Problem nicht vom Klassenstandpunkt aus, sie sehen das Problem im Mann."
Also wenn die Feministen das Problem im Mann sehen, dann muss man akzeptieren, dass sie das Problem richtig erkannt haben. Wenn die Feministen das Problem im Mann sehen, die Kommunisten es aber nicht im Mann erkennen können, heißt das, dass die Kommunisten das Problem eher gar nicht sehen.
Ihr sprecht von einem Ausbeutungs- und Unterdrückungsmechanismus, das ihr Männerherrschaft (Patriarchat) nennt, aber das Problem soll nicht der Mann sein! Diese Theorie ist wie ein geschmackloser Film, der gerade an der spannendsten Stelle aufhört, ohne die Sache aufzuklären! Dieser These nach, ist das Problem, eine in der Theorie vom Mann vertretende, sich in der Praxis aber nicht in den Zugehörigen dieses Geschlechts verkörpernde, also anders gesagt eine „übergeschlechtliche" „Ordnung des Kapitals". Ein Kampf gegen diese kapitalistische Ordnung, der in der Theorie auf Seiten der Frau steht, sich in der Praxis aber weder in einer Frauenpolitik, einer Frauenorganisation noch in einer Frauentheorie manifestiert, also wieder ein „übergeschlechtlicher" Kampf soll der Zerschlagung dieses Patriarchats den Weg ebnen. Also eurer Vorstellung nach soll es eine Gesellschaftsordnung geben, in der Männer nicht gleich Männer sind, sondern die kapitalistische Ordnung männlich ist. Aber die Frauen, sollen Frauen bleiben, obendrauf noch mit allen Aufgaben verpflichtet, ihr Geschlecht zu organisieren und zum kämpfen zu bringen. Die konkreten Frauen sind nach dieser Definition Frau und das Problem, aber konkrete Männer sind weder Mann noch ein Problem!
Diese idealistische Definition, der Männlichkeit, deren „Geist sich von der Materie gelöst hat", wird auch noch als materialistischste aller Theorien verkauft.
Das ist in etwa so, als würde man dem Proletariat sagen, „das Problem ist nicht die Bourgeoisie, die einzelnen Chefs schon gar nicht, das Problem ist die Klassengesellschaft und das Privateigentum". Das ist in etwa so, als würde man das Proletariat davon abhalten, sowohl gegen einzelne Chefs als auch gegen die Struktur der ökonomischen und politischen Institutionen der Bourgeoisie zu kämpfen, es also vom tagtäglichen politischen und ökonomischen Kampf zu isolieren, es ohne Taktik, ohne Politik zu lassen, zu Aktionslosigkeit zu verurteilen und dabei zu versuchen es zu einer Revolution zu mobilisieren, von der ungewiss ist wann und wie sie sich ereignen wird.
Die Definition, das Problem sei „gesellschaftlich" und nicht biologisch wird der Frau hier nicht als Waffe in die Hand gegeben, sondern dem Mann als Verteidigungsschild. Die Frau steht dem Patriarchat dadurch ohne Feind und ohne Waffe gegenüber. Sie wird de facto eingeladen stattdessen den Feind des Mannes mit den Waffen des Mannes zu bekämpfen.
Was daran überzeugt die kommunistischen Frauen? Was hat die Kommunisten insgesamt dazu gebracht, dutzende Jahre diese leere Phrase auswendig zu wiederholen? Natürlich ist das eine patriarchale Definition des Feminismus und die Offenbarung eines patriarchalen Verständnis in den Reihen der Kommunisten. Aber man muss hierbei neben den männlichen Kommunisten, die das behaupten auch die kommunistischen Frauen ins Visier nehmen, die es „schaffen" davon überzeugt zu sein und es zu reproduzieren. Die Subjekte sollen ihre Subjektivität nämlich verstehen. Kurz und gut sollten die Kommunistinnen in diesem Punkt in Theorie und Praxis eine revolutionäre Kritik ihrer eigenen Haltung üben.
Natürlich ist der Mann das Problem! Das Problem der patriarchalen Ordnung ist die Männlichkeit.
Als die Aufhebung der gesellschaftlichen Geschlechterteilung als „Frauenfrage/problem" formuliert wurde, war das unter den damaligen Verhältnissen eine fortschrittliche Politik und hat dazu gedient, das Ungesehene sichtbar zu machen, die Freiheit der Frau zu thematisieren. An dieser Formulierung, die damals eine revolutionäre Rolle gespielt hat, die nächsten 150 Jahre kleben zu bleiben ist allerdings erbärmlich!
Nach 150 Jahren immer noch nicht an den Punkt „das Problem der Männerherrschaft ist die Männlichkeit" gelangt zu sein, ist nichts anderes als das Ergebnis des tapferen Widerstandes (!) der Männer - auch in den revolutionären Reihen - bei dem um jede Handbreit Boden unter den Füßen gerungen wird. Es ist nichts anderes, als dass die Frau nicht den Willen aufgebracht hat, sich ihren eigenen Weg zu bahnen.
Es kann kein Frauenbefreiungsprogramm ohne die Problematisierung des Mannes geben. Es ist genau diese eklektizistische Herangehensweise die bei den kommunistischen Frauen, die darauf brennen Frauenpolitik zu machen, sowohl dem Feminismus gegenüber als auch dem Kommunismus gegenüber eine verschämte, gehemmte Haltung ohne Selbstbewusstsein verursacht.
Ja, es ist nichts anderes als eine eklektizistische Herangehensweise und leeres Geschwätz. Sie führt politisch zu nichts anderem als dass die kommunistischen Frauen unorganisiert bleiben und die Frauenbefreiung ohne Politik bleibt.
Das Frauenbefreiungsprogramm der Kommunisten und ihre Perspektive problematisiert sowohl die einzelnen Männer als auch Gruppenweise, Schicht für Schicht, Klasse für Klasse, auch das männliche Geschlecht, genauso wie die Männlichkeit, und die materielle gesellschaftliche Existenz des Patriarchats ebenso wie seine institutionelle Struktur (auf welcher Grundlage mit welchen dieser problematisierten materiellen Kräfte in Beziehung getreten wird, wird weiter unten diskutiert). In der Theorie sowie in den gesammelten praktischen Erfahrungen lassen sich unzählige reale Belege und Beispiele der Vorhutrolle von eben dieser Haltung des Kommunismus finden, aber dieses Erbe wurde nicht produktiv angetreten. Anstatt es zu nutzen wurde es eingerahmt und an die Wand gehängt. Darum konnten die Kommunisten ihr eigenes revolutionäres Potential nicht vertiefen und einbringen.
Dass Feministen das Problem nicht vom Klassenstandpunkt aus betrachten ist genauso leeres Geschwätz. Viele feministische Strömungen, die das Problem sehr wohl vom Klassenstandpunkt aus betrachten, sind nicht über die Praxis der Teile hinausgekommen, die gar nicht klassenspezifisch herangehen und das ist nicht das eigentlich Wichtige. Wichtig ist, auf welche Grundlage man das Erwartungsniveau bezüglich der Kassen an den Feminismus gründen muss. Feministen sehen ihren eigenen Existenzgrund in der Frauenbefreiung und zu diskutieren, ob sie darüber hinaus gehen oder nicht ist eine sinnlose Beschäftigung. Genauso wie man revolutionäre Kritik an nationalen Befreiungsorganisationen nicht auf der Basis üben kann, ob sie Marxisten sind oder nicht. Es ist ein genauso sinnloses Unterfangen wie der Versuch, einen nationalen Befreiungskampf mit der Behauptung, es sei für die Klasse noch weitgehender für ein Programm gewinnen zu wollen ohne eine für die Nation revolutionärere Praxis und für die Nation weitergehendes revolutionäres Programm vorzulegen. Darüber hinaus ist die Geschlechterfrage sowohl älter als auch langlebiger und kann, anders als der nationale Kampf, mit dem Klassenkampf verglichen werden. Deshalb ist diese Herangehensweise in Bezug auf den Geschlechterkampf umso absurder und sinnloser.
Wenn wir diese beiden Frauenbefreiungsprogramme vergleichen und uns davon bedeutende politische Ergebnisse erhoffen, so lautet die Frage, welches dieser beiden Programme fähig und tauglich dazu ist, das Ziel der Frauenbefreiung zu erreichen. Das Frauenbefreiungsprogramm der Feministen im Bezug auf seine Tauglichkeit für die Klassenbefreiung zu verurteilen ist sinnlos. Dem Feminismus das Frauenbefreiungsprogramm der Kommunisten im Bezug auf seine Tauglichkeit für die Klassenbefreiung entgegenzusetzen ist genauso sinnlos.
Sonst würde das Bewusstsein der kommunistischen Frauen und aller Kommunisten, genauso wie der Inhalt den die Kommunisten unter den Massen verbreiten praktisch auf diese lächerliche Weise verfälscht und entstellt werden (oder die oben zusammengefasste Sichtweise würde folgende Spuren im Bewusstsein der Vorhut und der Massen hinterlassen):
Eigentlich taugt der Feminismus für die Frauenbefreiung. Aber für die Klasse, für die Befreiung der Klasse verzichten wir auf die Wohltaten des Feminismus.
In dieser Gleichung würde der Kommunismus als Negativfaktor für den Fauenbefreiungskampf definiert. Aber das ist nicht richtig. Eine Frau, die nicht mindestens genauso wütend auf die unzähligen Erscheinungen des Patriarchats ist wie die Feministen, sollte ihr Geschlechtsbewusstsein genauso wie ihr Kommunistin sein hinterfragen.
Die Kritik des Kommunismus am Feminismus darf sich nicht darauf konzentrieren, dass er keine Befreiung der Klasse bewirkt, sondern dass er keine Befreiung der Frau bewirkt und sowohl die Bündnispolitik als auch der ideologische Kampf mit feministischen Strömungen muss auf dieser Grundlage geführt werden.
Wenn es so wäre, dass der Feminismus den Mann problematisiert, der Kommunismus aber nicht, wenn es zwei Pole geben würde, von denen der Feminismus das Geschlecht, der Kommunismus hingegen die Klasse repräsentiert, dann müsste man die kommunistischen Frauen wahrhaftig fragen, was genau sie eigentlich in den Reihen der Kommunisten zu suchen haben? Wenn du schon aufgrund deiner beiden Identitäten unterdrückt wirst, warum ziehst du eine der anderen vor? Wenn der Kommunismus kein weitergehendes (und realistischeres!) Frauenbefreiungsprogramm als der Feminismus ist, wenn er das nicht bieten kann, wenn darüber hinaus der Kommunismus nicht das einzige revolutionäre Programm für die Befreiung der Frau ist, warum sollten Frauen sich dann den Reihen des Kommunismus anschließen? Warum soll sie eine Wahl zwischen klassenmäßiger und geschlechtlicher Unterdrückung treffen? Und warum sollte die tägliche Vergewaltigung für die Frau weniger wichtig sein als die tägliche Armut?
Ein solcher Kommunismus-Feminismus-Vergleich geht nicht über den von Hartmann treffend als „die unglückliche Ehe des Marxismus mit dem Feminismus" bezeichneten Horizont hinaus. Diese entstellte und eklektizistische Definition des Patriarchats, in der kommunistische Frauen hin und her gerissen "zwischen den Stühlen" stehen, wird den Weg der kommunistischen Frauen nicht aufklären, sondern trüben. Einen kontinuierlichen politischen Kampf, politische Taktiken selbst auf niedrigstem Niveau wird sie schon gar nicht hervorbringen. Es handelt sich hierbei um eine Erscheinung der bürgerlichen Auffassung, die die Frau zwischen gesellschaftlicher Produktion und häuslicher Sklaverei aufreibt, sie zu einer schizophrenen Haltung zwingt, in der sie eine künstliche Wahl zwischen Klasse und Geschlecht treffen muss und ihrer politischen Produktivität sowie ihrem Legitimitätsbewusstsein schadet.
Der offensichtliche Grund, warum die Argumente der Frauenbefreiung gegen den Feminismus im Bereich der Theorie, in dem die Männer und das patriarchale Verständnis dominieren, derart fade und niveaulos blieben, besteht darin, dass das richtige und revolutionäre Bemühen, die Frauen anstatt des Feminismus vom Kommunismus zu überzeugen, davon getrübt und verwässert wird, dass man gleichzeitig versucht, sie unter die Führung der Männer zu rufen. Wenn ihr die Mittel zur Entwicklung der Frauenführung nicht aufbaut, dann ist es sowieso absolut unvermeidlich, dass dieses Zusammentreffen in der Praxis, mit allen rückschrittlichen Erscheinungen in Geist und Aktion zusammen mit Verständnisproblemen und Schwächen sich unter der Führung der Männer entfaltet.

Revolutionäre Kritik am Feminismus (den Feminismen)
Unzählige Strömungen des Feminismus haben die unterschiedlichsten Gesellschaftsanalysen und Feststellungen bezüglich der „eigentlichen Ursache des Problems". Natürlich bringen diese Analysen verschiedene politische Programme, aktuelle Kämpfe, Taktiken und Organisierungsformen hervor. Jede einzeln in die Hand zu nehmen, wäre weit von dem Zweck dieses Textes entfernt. Darum werden wir uns damit begnügen, sie grob zusammenzufassen.
Wir können die feministischen Programme in diese drei Gruppen einteilen: reformistische Programme, utopische Programme und Kritik am Programm/Programmlosigkeit.
Der Feminismus, der sich als politische Frauen-Massenbewegung entwickelt hat (in der ersten Welle überwiegend Forderungen im Kampf um das Wahlrecht, in der zweiten Welle zur Politik des Schwangerschaftsabbruchs und des Körpers), hat einen Teil dieser Reformkämpfe zum Abschluss gebracht. Die Frauen der besitzlosen Klasse konnten zum Teil keinen direkten Nutzen daraus ziehen, zu einem Teil aber schon. Aber die Gesamtheit dieser Kämpfe bereitete dem weiblichen Geschlecht und allen Frauen Errungenschaften wichtiger politischer und ideologischer Positionen.
Das Problem ist, dass der Feminismus alle diese gewonnenen oder nicht gewonnenen Reformkämpfe nicht mit einem revolutionären Programm verbunden hat, welches das Patriarchat beendet. In Zeiten, in denen er sich als politische Massenbewegung entwickelt hat, konnte er keinen Bezug zu gleichzeitig stattfindenden revolutionären Kämpfen aufbauen und mit der Zeit löste der Feminismus sich immer mehr von der Politik und entwickelte sich von reformistischen Programmen (und einer revolutionslosen Politik) hin zu utopischen Programmen (und politiklosen Revolutionen).
Dieses Abrutschen und Utopisieren war unausweichlich, denn je mehr die Frauenbefreiung innerhalb der bürgerlichen Ordnung sich mit den neuen Errungenschaften ihren eigenen Grenzen nährte, desto mehr nährte sie sich dem Ende eines bürgerlichen Programms der Frauenbefreiung, also dem Ende einer Frauenpolitik, die nicht das Ziel hat, die bürgerliche Ordnung zu stürzen. Utopien nahmen den Platz der aktuellen Politik ein.
Der utopisierte Feminismus manifestiert sich in einigen Haupttendenzen (wobei er sie in vielen Fällen alle beinhaltet). Die anarchistischen Versionen des Feminismus (oder die feministischen Versionen der Anarchie) haben mit der Perspektive, entgesellschaftete Gemeinschaften innerhalb der Gesellschaft in Form von ideologisch-intellektuellen Arbeitsgruppen zu schaffen, mit der politischen Massenbewegung der Frau gebrochen. Innerhalb der utopischen Strömungen verdient das Programm am meisten Aufmerksamkeit, dass die Aufhebung oder das Verlieren der Bedeutung des biologischen Geschlechts beinhaltet. Dieses Programm kam sowohl den logischen Schlussfolgerungen des Feminismus als auch einem revolutionären feministischen Programm und in letzter Konsequenz eigentlich auch realistischem feministischen Programm am nächsten. Aber diese Perspektive schafft es nicht politisch darzulegen, wie die Herrschaft über Wissenschaft und Technologie den Männern entrissen werden kann oder wie sie so vergesellschaftet werden kann, so dass nicht nur ein privilegierter Teil sondern alle Frauen daraus Nutzen ziehen können. Somit findet sie keinen Widerhall in Form einer aktuellen politischen Bewegung und konnte sich nicht einmal in intellektueller Hinsicht vom Evolutionärsein befreien.
Utopische Programme an sich entsprechen zwar bereits der Politiklosigkeit, doch der Trend zu kompletter Programmlosigkeit, der die Notwendigkeit eines Programms negiert ist noch unter ein utopisches Programm gesunken und als prägende Tendenz sind postmoderne Feminismen in vielerlei Formen aufgetaucht, die ein Lob auf die Programmlosigkeit singen.
Diese Strömungen haben sowieso nicht den Anspruch einer materiellen Revolution, einer politischen Auseinandersetzung, dennoch haben sie als eine neue gedankliche und aktionistische Dynamik des Geschlechterkampfs, mittels der LGBTI-Bewegung, die als frische gesellschaftliche Kraft entstanden ist, eine Basis der Politisierung gefunden und konnten eine konkrete praktische, fortschrittliche Rolle spielen.
Die fortschrittlichste programmatische Formulierung des Feminismus ist die Frauenrevolution, die in der Zeit entstanden ist, in der der Feminismus am politisiertesten war und sich am meisten mit seiner eigenen Masse vereinen konnte. Aber der materielle Weg, gegen wen, mit wem und mit welchen Mitteln diese Frauenrevolution verwirklicht werden kann, wurde nicht aufgeklärt und das wurde auch nicht als Problem gesehen. Darum sind sowohl Frauenrevolution als auch Patriarchat zunächst wieder nur als „von der Materie losgelöster Geist", als idealistische und abstrakte Aussage in der Luft hängen geblieben.
Genauso wie die oben beschriebene, patriarchale Kritiklinie das Patriarchat von den Männern und der „Männer-Materie" trennt und abstrahiert, trennt der Feminismus gleichermaßen das Patriarchat von seiner strukturell-institutionellen Existenz, seiner „Herrschafts-Materie" und abstrahiert, vergeistigt es. Die Politiklosigkeit im Bezug auf die Frage der Befreiung der Frau ist die Gemeinsamkeit welche die beiden gegensätzlichen Annäherungen in der abschließenden Analyse zusammentreffen lässt.
Wenn die Kritik am Patriarchat sich nicht mit der „Kritik der Waffen" vereint, wenn sie den Willen einbüßt, sich mit den Massen der Frauen zu vereinen, die die gesellschaftliche Basis für einen Angriff auf das Patriarchat bilden, wenn anstelle eines Kampfes zum Sturze der Macht eine abstrakte „Gegenerschaft gegen die Macht" gestellt wird, wenn die Macht mit dem Mann assoziiert und die Machtlosigkeit der Frau theoretisiert wird, wenn man auf die Funktion einer Reserve für die Erhaltung der Macht des Mannes herab sinkt... Kurz gesagt, wenn die Frauenbefreiung mit ihrer eigenen, materiell existierenden Basis, dem Ziel, die materiell existierende Männerherrschaft zu stürzen und den materiell existierenden Bündnismöglichkeiten bricht, wenn sie sowohl ihre Kräfte als auch ihre Ziele auf eine Art geistigen Krieg reduziert, dann, ja dann wird selbst die schlagkräftigste Kritik an der Männlichkeit und dem Patriarchat nicht einmal die Kraft haben, dem Patriarchat die Nase blutig zu schlagen. All die vom Feminismus angesammelte zerstörerische Kritik am Mann kann wahrhaftig nur in der Hand der Kommunisten zu einer Waffe werden, die nicht nur mit Platzpatronen schießt.
Die Kommunisten unterschieden sich also von vielen verschiedenen feministischen Strömungen bezüglich der Definition des „Problems" in jeweils unterschiedlicher Art und weise. Von einigen dagegen unterscheiden sie sich in dieser Hinsicht nicht wesentlich.
Der wesentliche Unterschied zwischen dem kommunistischen und dem feministischen Programm liegt nicht in der Problematisierung des Mannes, auch nicht darin, ob ein Kampf gegen die Männer und das Patriarchat geführt wird oder nicht, sondern in der Qualität des Kampfes, den man gegen die Männer und das Patriarchat führt.
Das FrauenbefreiunDer Kampf um Reformen und die politische Massenbewegung gsprogramm der Feministen ist mit allen seinen Strömungen (von sozialistischen Feministen bis hin zu politischen Lesben), mit allen seinen politischen Ausrichtungen evolutionär. Es beruht nicht auf einem Kampf, der die materielle Herrschaft des Patriarchats zerstört. Jede Kampferfahrung des Feminismus, auch die Kämpfe, in denen einzelne Männer ins Visier genommen wurden, können sich durchaus von den Kommunisten zu eigen gemacht und praktiziert werden. So gut wie jeder Angriff, den er gegen diese oder jene Institution des Patriarchats gerichtet hat, kann sich zu eigen gemacht werden. Jede Änderung, die er in den patriarchalen Gesetzen fordert, kann eine fortschrittliche Rolle spielen. Das Grundgerüst dessen, was sie an der Kritik der Männlichkeit vorgebracht haben, die ideologischen Argumente, die sie im Kampf gegen die Männlichkeit und die Männer anführen, kann von den Kommunisten geteilt werden. Aber keine der feministischen Strömungen und auch nicht der Feminismus als Ganzes wird diese ganzen Aktionen auf das Ziel einer gesellschaftlichen Revolution richten, die die materielle Herrschaft des Patriarchats aufhebt.
Der Feminismus betrachtet die Frau nicht als gesellschaftliche revolutionäre Dynamik, nicht als gesellschaftliches Subjekt, sondern letztendlich als Objekt der Gesellschaft. Die Frau wird nicht zum Subjekt der aktiven-Aktion, des Kampfes und der Zerstörung (da sie nicht zerstört, baut sie auch nicht auf), sondern zum Subjekt einer passiven-Aktion, der Opposition (der Gegnerschaft gegenüber der Aktion des aktiven-Subjekts der Herrschenden) und zu etwas, was geschützt wird.


Die Frauenrevolution
Die Frauenrevolution als die Hälfte der gesellschaftlichen Revolution ist das revolutionäre Programm der Befreiung der Frau.
Wie wir bereits festgestellt haben bedeutet die Aufhebung des Patriarchats als erstes die Zerstörung, Zerschlagung und Aufhebung seiner grundlegenden materiellen, gesellschaftlichen Stützen. Es handelt sich dabei um das Privateigentum der Produktionsmittel und die politisch-ökonomische Institutionsstruktur, die sich darauf stützt.
Aus diesem Grund bedeutet die Liquidierung der materiellen Stützen des Patriarchats und die Aufhebung seiner institutionellen Struktur unausweichlich die Zerschlagung des bürgerlichen Staates und die Liquidierung des Privateigentums an den Produktionsmitteln. Die Frauenrevolution überschneidet sich darum unausweichlich mit einer gesellschaftlichen Revolution, die den Aufbau des Sozialismus anstrebt und mit dem Sozialismus selbst. Dieses Abenteuer endet erst im Kommunismus. Die Frauenrevolution gestaltet sich als eines seiner Hauptelemente.
Mit anderen Worten vereinfacht ausgedrückt: Auch wenn wir die Frage nur vom Standpunkt der Befreiung des weiblichen Geschlechts aus betrachten, auch wenn unser Streben gänzlich auf die Befreiung des weiblichen Geschlechts beschränkt ist, führt dieser Weg zwangsläufig über eine gesellschaftliche Revolution, die die Ordnung des Kapitals und die Gesellschaften mit Privateigentum zerstört.
Das unterdrückte weibliche Geschlecht bereitet seine eigene Revolution innerhalb der gesellschaftlichen Revolution der unterdrückten Klasse und über sie vor und verwirklicht sie. Umgekehrt bedeutet das für die gesellschaftliche Revolution der unterdrückten Klasse, dass sie die Frauenrevolution unbedingt und ganz bewusst beinhalten muss, um Kraft und Dynamik im Kampf gegen alle Überbleibsel des Privateigentums zu gewinnen.
Solch eine gesellschaftliche Revolution und mit ihr der Sozialismus können die objektive Grundlage für Geschlechtsunterschiede jedoch nicht mit einem Schlag aufheben. Die neue Gesellschaft muss ein solches Produktivitätsniveau erreichen, dass sie sowohl alle mit der menschlichen Reproduktion zusammenhängenden Aufgaben (Hausarbeit, Kinderbetreuung, Alten- und Krankenpflege u.ä.) ausnahmslos vergesellschaften, als auch das Privateigentum an den persönlichen Konsumprodukten, welches die Grundlage der Fortführung der persönlichen Besitzanhäufung auf Familienebene bildet, komplett aufheben kann. Bis dieses Niveau unter Anstrengung aller erdenklichen Mittel erreicht ist, wird die Geschlechtergesellschaft, in der die Frau das zweite Geschlecht ist, andauern. Nachdem die Frauen ihre Situation durch Zerschlagung der patriarchalen, kapitalistischen Ordnung tief greifend verändert haben müssen sie deshalb anschließend Formen schaffen, wie sie diese revolutionären Vorstoß in der neuen Gesellschaft weiter vorwärts treiben können.

Daraus ergibt sich vor, während und nach der gesellschaftlichen Revolution, die das Schicksal des unterdrückten Geschlechts und der unterdrückten Klasse miteinander vereint, das Bedürfnis einer konkreten Geschlechterpolitik und organisatorischen Linie, die sich auf jeden Fall in voneinander verschiedenen gesellschaftspolitischen Aufgaben und organisatorischen Formen ausdrücken muss.
Eine gesellschaftliche Revolution, die die Tür zum Sozialismus öffnet, eine Stufe und ein Niveau der Frauenbefreiung, wird ohne Zweifel schon mit den Errungenschaften der ersten Stunde ein mit der heutigen Situation unvergleichlich fortschrittlicheres Niveau aufweisen. Sie wird allerdings keine absolute Befreiung bringen, sondern den Weg dahin ebnen. Damit dieser Weg tatsächlich geebnet wird ist deswegen wichtig, wie viel Anteil die Frau an der Macht in dieser neuen Gesellschaftsordnung hat, in der die Herrschaft des Menschen über den Menschen noch nicht aufgehoben ist. Das bedeutet, dass die eigene autonome Organisierung der Frau auf Grundlage des Geschlechtsbewusstseins (oder richtiger ausgedrückt, da wir von einer riesigen neuen Gesellschaftsordnung sprechen, unzählige Arten der autonomen Organisierung) zwingend erforderlich sind, damit sie in der Partei, im Staat, im Militär, in der Justiz sowohl das dafür erforderliche Niveau der Quantität erreicht, als auch mit ihrer eigenen geschlechtlichen Qualität, sprich als kollektive, gesellschDer Kampf um Reformen und die politische Massenbewegung aftliche Kraft teilnimmt. Wie viel Anteil sie an der zu errichtenden Macht haben wird, hängt sowohl von der Präsenz in jedem Bereich der Revolution, als auch davon ab, wie sie ihre materielle Existenz organisiert einsetzt (ob sie die Anforderungen eine herrschende Kraft zu werden erfüllt).
Außerdem muss die Frau ihren Platz in dieser Gesellschaftsordnung nicht nur als materielle Garantie ihrer eigenen Freiheit auf organisierte Weise einnehmen, sondern auch als Garantie des Fortbestehens dieser Ordnung, weil sie eine der fortschrittlichsten Dynamiken dieser Ordnung ist, vielleicht sogar die fortschrittlichste Dynamik. Darüber hinaus reicht die Abschaffung des Privateigentums an den Produktionsmitteln, die die Aufhebung der Bedingungen für kapitalistische Ausbeutung mit sich bringt, für die Aufhebung der Bedingungen der geschlechtlichen Ausbeutung nicht aus. Für die Befreiung der Frau ist ein Fortschreiten zu der Aufhebung des Privateigentums an den Konsummitteln zwingend erforderlich. Die Frau ist auch im Sozialismus eine Dynamik, die das größte Interesse an einem Fortschreiten der Revolution hat und im Rahmen ihrer Geschlechtsidentität am meisten dazu geneigt ist, spontan ein Bewusstsein für dieses Interesses zu entwickeln. Mit anderen Worten, die Frau ist eine der vorwärts gewandesten revolutionären Dynamiken für die Weiterentwicklung des Sozialismus zum Kommunismus und die Frauenrevolution wird auf dieser Grundlage weitergehen.


Die Verbündeten der Frauenrevolution
Damit kommen wir zu dem grundlegenden strategischen Punkt jedes politischen Programms. Um das Thema zu vereinfachen, stellen wir die Frage erneut ausschließlich vom Standpunkt der Befreiung des weiblichen Geschlechts: mit welchen gesellschaftlichen Kräften müssen sich die Frauen verbünden, welche sind ihre Reserve?
Im Zentrum der Bündnisfrage steht, wieder im Vergleich von evolutionären und revolutionären Programmen, diese Frage: „handelt es sich um eine revolutionäre Strategie, die die materiellen Grundlagen des Patriarchats zerstören, zerschlagen und liquidieren will oder um eine evolutionäre Strategie, die diese Grundlagen nicht anrührt?"
Denn in der Politik muss man gegen die aufmarschierten Kräfte aufstellen. Wenn ihr anstrebt, die materielle Herrschaft des Patriarchats zu zerstören, unterscheiden sich der Umfang und die Qualität der Kräfte die ihr braucht und der Kräfte, die ihr im Visier habt. Umgekehrt stellt sich die Frage der Kräfte ebenfalls anders, wenn ihr euch gegen das Patriarchat stellen, Einwände erheben, es verändern und euch als Oppositionselement verteidigen wollt.
Wenn eure Antwort ersteres lautet, ist die Frage, die Klarheit in die Frage der gesellschaftlichen Kräfte dieser Revolution bringt nicht „wer wird geschlechtlich unterdrückt?". Die Frage lautet „Wer hat außer uns ein Interesse daran, dass die materiellen Grundlagen des Patriarchats (diese, diese und diese konkreten Stützen) liquidiert werden?". Wenn das so ist, wird der revolutionäre Weg der Frauenbefreiung einen Teil der Männer zu Bündnisbeziehungen einladen und zwar den Teil, der in einem antagonistischen Widerspruch zum Privateigentum und zur bürgerlichen politischen Struktur steht, die das Privateigentum schützen und aufrecht erhalten.
Wenn eure Antwort zweiteres wäre, also eine evolutionäre Strategie, dann würde die strategische Frage „wer wird geschlechtlich unterdrückt?" lauten. Bei ersterem lautet die grundlegende Frage nämlich „wie befreien wir" bei zweiterem hingegen „wen verteidigen wir".
Dadurch positionieren sich die Frauen in der gesellschaftlichen Revolution entsprechend der revolutionären Strategie sowohl als Bestandteil der Klasse und Schichten, der ein Interesse an der gesellschaftlichen Revolution hat, als die Hälfte dieser Revolution im Namen eben dieser Klassen; als auch als Geschlecht, das ein Interesse an dieser Revolution hat, als eigene gesellschaftliche Dynamik, im Namen des Geschlechts.
Aus Sicht der proletarischen Klasse ist die Situation wie folgt: die proletarische Frau ist sowohl als Teil des Proletariats selbst im Kampf für die Befreiung ihrer Klasse und als ihr Vertreter Bestandteil der Revolution, aber als Geschlecht ist sie auch Bündnispartner des proletarischen Mannes.
Diese Politik sieht zwischen Frau und Mann, oder um es exakter zu formulieren zwischen der proletarischen Frau und dem proletarischen Mann keinen gesellschaftlichen Frieden, keine Geschlechtsaussöhnung vor, sondern eine Kampfgemeinschaft und ein revolutionäres Bündnis. Aus diesem Grund bedeutet das nicht, dass die kommunistische Frau den Mann nicht zum Problem macht, genauso wie es bedeutet, dass der geschlechtliche Kampf auch innerhalb dieses Bündnis manchmal in Form von ideologischen und manchmal in Form von politischen Kämpfen fortgeführt wird.
Auch wenn man nur aus der Perspektive der Befreiung des weiblichen Geschlechts handelt sind bürgerliche Frauen nicht Teil der gesellschaftlichen Basis des weiblichen Subjekts, genauso wie sie keine grundlegenden Verbündeten sind, obwohl sie auch von geschlechtlicher Unterdrückung betroffen sind. Die grundlegenden Verbündeten sind die proletarischen Männer. Diese Wahl heißt allerdings ganz und gar nicht, dass den Schwestern, den Geschlechtsschwestern der Rücken zugekehrt wird. Tatsächlich beinhaltet diese Haltung nicht einmal einen Bruchteil der Sünden, die der Feminismus auf sich lädt indem er sich für seine eigenen Schwestern nicht auf einen zerstörerischen und Opfer fordernden Kampf einlässt, indem er es akzeptiert, innerhalb der Grenzen der bürgerlichen Ordnung zu verweilen und sich somit dem bürgerlichen Mann gegenüber versöhnlerisch verhält.
Die anderen strategischen Verbündeten der Frauenrevolution sind die Klassen und Schichten, die mit dieser gesellschaftlichen Revolution verbündet sind.
Zweifellos kann ein auf der Basis dieser revolutionären Strategie geführter Kampf in verschiedenen Phasen, zu verschiedenen Tagesordnungspunkten und Themen taktische Bündnisse mit bürgerlichen Frauen und sie vertretenden politischen Subjekten umfassen.
Wenn man von der Ebene der gesellschaftlichen Kräfte (gesellschaftliche Klassen, Schichten, Geschlechter) zu der Ebene der politischen Kräfte (Kommunisten, Feministen, verschiedene reformistische Strukturen etc.) kommt, dann kann das weibliche Geschlecht sogar unzählige tatkische Bündnisse mit politischen Subjekten eingehen, die ein evolutionär-reformistisches feministisches Programm verteidigen, solange sie gesellschaftliche Schichten repräsentieren, die ein Interesse an dieser gesellschaftlichen Revolution haben oder als Reserven für diese Revolution gewonnen werden können. Konkret können feministische, politische Subjekte sogar für einen langen Zeitraum zu den Hauptansprechpartnern von längerfristigen taktischen Bündnissen werden.
Darüber hinaus kann ein Teil der feministischen politischen Subjekte innerhalb des sich entwickelnden gesellschaftlichen Revolutionsprozesses eine revolutionäre Haltung einnehmen und ihre eigene politische Existenz wahrend Teil der strategischen Bündnisse werden. Aber im Endeffekt ändert sich nichts an den grundlegenden gesellschaftlichen Kräften der gesellschaftlichen Revolution, dessen Bestandteil die Frauenrevolution ist.
Wenn die gesellschaftliche Revolution ihre ersten und grundlegenden Aufgaben erfüllt hat, also im Sozialismus, verändert sich damit von neuem die Anordnung gesellschaftlicher Kräfte und die Rolle der politischer Subjekte. Wenn die ausbeutenden Klassen liquidiert werden und sich auch innerhalb des weiblichen Geschlechts die Klassendifferenzierungen, auch einen Teil der Frauen umfassend, die sich ihrem Geschlecht entfremdet haben, verändern, müssen diese Bündnisse sowohl bezüglich ihrer Beteiligten als auch ihres Inhalts neu strukturiert werden.
Der Doppelcharakter der Beziehung zwischen dem unterdrückten Geschlecht und der unterdrückten Klasse, diese Beziehung als Bündnis sowie als inbegriffener Teil ist, diese Situation, sowohl Teil der gesellschaftlichen Vorhutdynamik zu sein als auch als eine eigenständige gesellschaftliche Dynamik Bündnispartner dieser Vorhutdynamik zu sein, findet vor allem in der kommunistischen Partei Ausdruck.
Allerdings wird dieser Doppelcharakter sich natürlich nicht in der Form äußern, die er in den Reihen der werktätigen Linken annimmt, wo die Linie der Frauenbefreiung einer „Programmlosigkeit" gleichkommt; wo die Frauen als einzelne Frauen-Individuen in den revolutionären Reihen teilnehmen. Damit die Frau das eigentliche revolutionäre Potential ihrer eigenen politischen Forderungen und ihre Kampflinie hervorbringen kann, muss sie ihre eigene kollektive Existenz organisatorisch gewährleisten.
Die Entsprechung der sowohl Bündnis als auch inbegriffener Teil sein Beziehung auf der Ebene der gesellschaftlichen Kräfte auf der Ebene der politischen Subjekte muss sich allen anderen Mitteln des Kampfes und der Organisation zuvor in der kommunistischen Partei; in der parteilichen Organisation, in der Organisierung als Hälfte der Partei, innerhalb und parallel zur kommunistischen Partei, in Form von autonomer Organisation konkretisieren. Das muss natürlich auch in anderen organisatorischen Mitteln des politischen Kampfes (Vereine, Gewerkschaften, Fronten, Aktionseinheiten usw.) verbreitet werden und muss nach der gesellschaftlichen Revolution in den Apparaten der revolutionären Macht ähnliche Entsprechungen finden. Außerdem haben die bisherigen Kämpfe für die eigenen geschlechtsspezifischen Forderungen der Frauen eine Reihe von unabhängigen Massenorganisationen der Frauen geschaffen und werden es auch weiterhin tun.


Die Rolle der Gewalt in der Frauenrevolution

Sei es in der vorherigen Gesellschaftsform oder in ihrer Form innerhalb der kapitalistischen Ordnung, die patriarchale Ordnung ist eine Ordnung der gesellschaftlichen Unterdrückung und wie alle gesellschaftlichen Ordnungen der Unterdrückung kann sie nur mit Waffengewalt aufrecht erhalten werden. Eine gesellschaftliche Revolution, die diese Ordnung gesellschaftlicher Unterdrückung stürzen will, ist gezwungen, angesichts dieser bewaffneten Gewalt sich ihren eigenen Weg ebenfalls auf dem Weg der Gewalt zu bahnen und die Gewalt der Herrschenden mit Gewalt zu beantworten. Das ist sowohl für den Sturz der herrschenden Klasse als auch dafür, neue konterrevolutionäre Versuche zurück zuschlagen solange zwingend notwendig, bis alle materiellen Grundlagen dieses Herrschafsverhältnisses restlos aufgehoben sind.
Auch die Frauenrevolution muss der patriarchalen Ordnung mit einem Kampf entgegentreten, der auch Formen der Gewalt umfasst.
Hier kann die Tatsache, dass die Frauenrevolution sich als eine gestaltende Kraft der gesellschaftlichen Revolution entwickelt, die die kapitalistische Ordnung und die Klassengesellschaften stürzt, nicht zu der Verallgemeinerung führen, dass eine Beteiligung einzelner Frauen an den Gewaltapparaten der gesellschaftlichen Revolution ausreichend wäre.
Damit die Frauen zu den Mitteln der Gewalt solch ein Verhältnis aufbauen können, das den Weg für die Befreiung ihes eigenen Geschlechts frei macht, müssen sie erstens ein einflussreiches Subjekt sein, das den Erfolg in dem gesamten Kampf für die gesellschaftliche Revolution garantiert. Diese Haltung wird, auch wenn es sich dabei wie oben dargestellt um eine Beteiligung als einzelne Frau handelt, da sie den Weg für die gesellschaftliche Revolution frei macht, objektiv die Befreiung der Frau näher bringen. Aber das reicht nicht aus. In der Gesamtheit des Kampfes für die gesellschaftliche Revolution, auch im Verhältnis zu den Mitteln der Gewalt, muss sie diese Aktion, die wir als Subjektivierung [Anm. der Übersetzer: Im Sinne von Subjektwerdung] bezeichnen, mit einer kollektiven Identität durchführen.

Also muss sie in den bewaffneten Kämpfen mit der Organisation, Politik und Perspektive ihres Geschlechts teilnehmen, um diesen Kämpfen nicht nur ihre Quantität einzelner Frauen, sondern ihre Qualität als gesellschaftliche Kraft zu verleihen und um auch als Geschlecht ihren Anteil der Errungenschaften dieser Kämpfe zu erhalten. Zweitens, und vielleicht bis heute die Ebene, auf der die Frauen in ihrem Verhältnis zu den bewaffneten Kampfformen am ungenügendsten waren, geht es um die Schaffung und Anwendung eigener organisierte gewaltsamer Mittel auch bezüglich unmittelbar frauenspezifischer politischer Fragen. Mit anderen Worten müssen sexistische Gesetze, Gewalt an Frauen, verschiedene Formen sexueller Angriffe und Vergewaltigung zum Gegenstand der bewaffneten Formen des Frauenbefreiungskampfes werden, egal ob sie von patriarchalen gesellschaftlichen Institutionen (dem patriarchalen bürgerlichen Staat und den Apparate in diesem Rahmen), oder den Handlangern dieser patriarchalen Apparate; den einzelnen Männern, die bewaffnete zivile Schützer und Vollstrecker der patriarchalen Ordnung sind, umgesetzt werden.


Die Entwicklung der Frau zur Führerin
Das doppelte Revolutionär-sein gegen die doppelte Ausbeutung erfordert natürlicherweise eine doppelte Organisierung und eine doppelte Entwicklung zur Führerin.
Die Frage der Entwicklung der Frau zur Führerin ist im Wesentlichen zusammengefasst auch die Frage der Herausbildung einer Führung der Frauenrevolution. Aber aufgrund des Doppelcharakters der gesellschaftlichen Revolution und der doppelten Aufgabe der Frau in dieser Revolution kann man die Frage der Entwicklung der Frau zur Führerin oder auch die Frage der Herausbildung einer Führung der Frauenrevolution in zwei miteinander verbundenen Ebenen diskutieren: die Frage der Führungswerdung des weiblichen Geschlechts in der gesellschaftlichen Revolution und die Entstehung einer Führung des Frauenkampfs.
Den doppelten Charakter dieser Entwicklung zu einer Führung kann man auch als „Führung der Frauenkämpfe" und „die Frauenführung der gesellschaftlichen Kämpfe" formulieren. Das Führung-Werden der Frau muss in den Vorhut-/führenden Organisationen und bei den Vorhut-/führenden Frauen in der Verbindung dieser beiden Linien Gestalt annehmen.
Der Umfang des Führungswerdens der Frau umfasst die Entstehung der organisatorischen und politischen Führung der Frauenrevolution, die Ausarbeitung einer revolutionären Analyse und eines eben solchen Programms, sowie dass der entsprechende ideologische Rahmen zumindest bei den Hauptkräften der Frauenrevolution und ihren wichtigsten Bündnispartnern vorherrscht.
Das heißt, dass das weibliche Geschlecht auch zur Führung innerhalb des Freiheitskampfes der gesamten Menschheit werden muss und das wiederum bedeutet, dass die Kräfte des Frauenbefreiungskampfes die Forderungen und Sehnsüchte der unterdrückten und ausgebeuteten Klasse und Schichten sich in höchstem Grade zu eigen machen und mit allen Themen gesellschaftlicher Kämpfe eine lebendige politische Beziehung aufbauen müssen.
Zu dem historisch entstandenen Wissen einer politisch-organisatorischen-ideologischen Führung des weiblichen Geschlechts und ihrer Führungsmittel, gehören verschiedene Organisationsformen, verschiedene Mittel von Quoten bis zu Co-Vertretung, die Lebenspraxis und Beiträge einzelner Frauenführerinnen. Die aktuelle Herausbildung der Frauenführungwerdung wird vorwärts schreiten, indem sie diese Errungenschaften auch miteinbezieht.
Die Führungswerdung der Frau kann nur als kollektive Aktion der Subjektwerdung und auf Grundlage eines kollektiven Geschlechtsbewusstseins verwirklicht werden. Natürlich wird diese Praxis der Führungswerdung sich in einzelnen Personen konkretisieren. Das weibliche Geschlecht hat seine Führerinnen hervorgebracht und wird weitere hervorbringen.
Das wird jedoch keineswegs einen Schatten auf die kollektive Qualität der Führungswerdung werfen. Wenn die Frau nicht als Geschlecht zur Führung wird, kann sie als Individuum auch nicht auf der Basis ihrer eigenen Identität zur Führung werden und darüber hinaus kann sich eine Führungspraxis, die sich nicht auf die eigene gesellschaftliche Basis stützt, nicht verbreiten. Natürlich ist die Führungspraxis einzelner Frauen, auch wenn sie sich als Einzelaktion von Individuen entwickelt, ohne Zweifel eine Errungenschaft im Namen aller Frauen, aber eine Entwicklung der Frau zur Führerin auf diese Weise ähnelt im Wesentlichen dem „Bestreben das System zu verändern, indem man im System gute Positionen erreicht". Ihr fehlt es an Kontinuität und Systematik.
Die Führungswerdung der Frau entwickelt wie jede Führungspraktik den Kampf, den sie anführen will. Führerinnen als Person sowie Führerinnen als Organisation müssen neben der revolutionären Anleitung ihrer eigenen Entwicklung, ihre Aufmerksamkeit nicht darauf konzentrieren, sich selber zu entwickeln, sondern auf die Entwicklung der Organisierung der Frau, des Frauenbefreiungskampf und seiner Politik um führend zu werden.
Die Entwicklung der Frau zur Führung beinhaltet, die im Namen der Frauen gewonnen Stellungen als die eigenen zu betrachten und zu verteidigen. Aus diesem Grund ist die Aneignung und politische Verteidigung der eigenen Führungspraktiken (sei es als Person, als Organisation, auch wenn eine bestimmte Gruppe/ein Teil die Praxis verwirklicht hat) auch ein Aspekt, in dem die Teilnahme an der Praxis der Führungswerdung der Frau sich konkret manifestieren muss.


Der Kampf um Reformen und die politische Massenbewegung
Als die Hälfte der gesellschaftlichen Revolution muss die Frauenrevolution sich in den heutigen Kämpfen als politische Massenbewegung der Frauen sehen und die Einheit und Kontinuität von Organisation und Politik erreichen.
Diese politische Kontinuität beinhaltet die Mobilisierung der Frauen zu verschiedenen Themen der gesellschaftlichen Kämpfe, die Mobilisierung der Frauen für den Kampf ihrer eigenen geschlechtlichen Forderungen und Themen und auch die Dynamiken der gesellschaftlichen Revolution sowie die fortschrittlichen Kräfte der Gesellschaft für politische Kämpfen zu Themen im Rahmen des Geschlechts und zu einer gesellschaftlichen Konfrontation damit zu mobilisieren.
Wenn man den Kampf gegen das Patriarchat auf nach der Revolution oder in eine unbestimmte Zukunft verschiebt und ein Frauenbefreiungsverständnis hegt, das von der täglichen Politik losgelöst ist, kann sich weder das Geschlechtsbewusstsein einzelner Frauen entwickeln, noch die kollektive Identität der Frauen und ihre gesellschaftliche Aktion.
Die politische Massenbewegung der Frauen muss sich aufgrund des Doppelcharakters der Revolution unbedingt zweiseitig entwickeln. Auf der einen Seite steht die Erhöhung der kollektiven Beteiligung (und nicht die massenhafte Beteiligung einzelner Frauen-Individuen) der Frauen an allen gesellschaftlichen Kämpfe als gesellschaftliche Kraft, als Geschlecht. Dann gibt es den Kampf der Frauen gegen die verschiedenen Auswüchse der Unterdrückung und Erniedrigung, die sie aufgrund ihres Geschlechts erleiden. Und es gilt auch, diesen Kampf auf die gesamten gesellschaftlichen, kämpferischen Dynamiken auszuweiten.
Die verschiedenen Themen und Probleme der Befreiung der Frau müssen zum Thema der Tageskämpfe werden. Die Kämpfe der Frauen für verschiedene ökonomische, politische und gesellschaftliche Reformen müssen an das revolutionäre Programm gebunden werden, dieses revolutionäre Programm hingegen muss, die Kämpfe um Reformen inbegriffen, auf kontinuierliche Weise in täglichen politischen Kämpfen und politischen Taktiken konkretisiert werden.
Diese Kämpfe, die für Reformen geführt werden, ermöglichen vor allem anderen, dass die Frauen in diesen Kämpfen gebildet werden, ein kollektives Bewusstsein, sowie die Fähigkeit zusammen in Aktion zu treten gewinnen und politische Kampferfahrung sammeln. Mehr noch schaffen erkämpfte Reformen vorteilhaftere politische Bedingungen für die Organisierung und Politisierung von Frauen und ihre Beteiligung am gesellschaftlichen Leben und am Kampf. Indem das Patriarchat praktisch zurückgedrängt wird, das Patriarchat durch erkämpfte Reformen rechtliche, politische und ideologische Stellungen verliert, seine Legitimität einbüßt, weniger Raum einnimmt, wird letztendlich die Subjektivierung der Frauen in gesellschaftlichen Kämpfen gefördert.
Die Frauenmassen können nur innerhalb dieser Kämpfe mit ihrer eigenen Vorhut zusammenkommen und der Frauenbefreiungskampf seine eigene Führung hervorbringen.


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