Über die Erfahrung des Aufbau des Sozialismus und über den Prozess der Restauration des Kapitalismus
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Die Große Oktoberrevolution ist der erste Schritt des Aufbaus des Sozialismus, den es bis dahin nur in der Theorie gegeben hat. Marx und Engels haben in ihren Lehren den Aufbau des Sozialismus nur in den Ländern, in denen die Produktivkräfte stärker entwickelt waren, für möglich gehalten. Jedoch hat die Oktoberrevolution den Aufbau des Sozialismus in Russland, das in Bezug auf die Entwicklung des Kapitalismus ziemlich rückständig war, auf die Tagesordnung gebracht. Dies bedeutete auch einen Kampf gegen eine Reihe von zusätzlichen Schwierigkeiten. Trotz der Schwierigkeiten, auf die wir wegen des begrenzen Umfangs des Artikels an dieser Stelle nicht eingehen werden, hat die Oktoberrevolution den Weg zum Aufbau der Diktatur des Proletariats und zum Aufbau des Sozialismus in dem jungen Sowjetland geebnet.
In diesem Prozess hatte die Diktatur des Proletariats die Aufgabe, einerseits den Sozialismus aufzubauen und zu vertiefen, andererseits gegen den Klassenfeind im In- und Ausland zu kämpfen.
Die Sowjeterfahrung muss man in zwei Phasen betrachten:

Erste Phase: Die Aufbauphase des Sozialismus. Nach unserer Auffassung wurde bis zum Tod von Stalin oder, wenn wir es allgemeiner betrachten, bis zum XX. Parteitag der KPdSU ein erfolgreicher Kampf für den Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion und gegen die sich im In- und Ausland befindenden Klassenfeinde geführt.
Zweite Phase: Der XX. Parteitag markiert den Sieg der Konterrevolution und die vorübergehende Niederlage des Sozialismus in der Sowjetunion. Die modernen Revisionisten vom Schlage Chruschtschow haben auf diesem Kongress die politische Macht usurpiert und den Weg zur Restauration des Kapitalismus freigemacht.

Die Grundmerkmale der ersten Phase:
Die Aufbauphase des Sozialismus, die mit der Oktoberrevolution begann, erreichte Ende der 30er Jahre eine Stufe, auf der das sozialistische System in der Ökonomie, also das sozialistische Eigentum vorherrschend war. Einige Angaben hierzu beweisen diese Tatsache:

Vom 1924 bis 1937 stieg der Anteil der sozialistischen Ökonomie an den Produktions-Anlagefonds (ohne Arbeitsvieh) von 59,8 % auf 99,6 %; beim Nationaleinkommen von 35 % auf 99,1 %; in der industriellen Bruttoproduktion von 76,3 % auf 99,8 %; in der Bruttoproduktion der Landwirtschaft (einschließlich persönliche Nebeneinkünfte der Kolchosmitglieder) von 1,5 % auf 98,5 %; beim Einzelhandelsumsatz der Handelsbetriebe, (einschließlich Gaststätten und Speisebetriebe) von 47,3 % auf 100 %. (Siehe: "40 Jahre Sowjetmacht in Zahlen", Berlin 1958, s. 48).

Im Bezug auf die Kollektivierung der Landwirtschaft: Während 1928 nur 1,7 % der Landwirtschafsbetriebe und 2,3 % der bebauten Felder kollektiviert waren, stiegen diese Anteile im Jahr 1940 (innerhalb der Grenzen von 1939) auf 96,9 % und 99,9 %. (A.a.O. S. 59).

Im Vergleich zu der Situation in den wichtigen Industriesektoren von 1913, als das Land durchschnittlich Platz 5 und 6 weltweit und in Europa einnahm, kommt man zu dem Schluss, dass die Sowjetunion im Jahr 1956 in Europa auf den ersten und weltweit auf den 2. Platz gerückt waren. (Siehe; A.a.O. s. 57).
Diese Angaben zeigen, dass in der Sowjetunion beim Aufbau des Sozialismus wichtige Schritte unternommen wurden, ja, dass der Sozialismus aufgebaut wurde. Aber dies bedeutet nicht, dass die Sowjetgesellschaft soweit entwickelt war, dass sie sich im Übergang zum Kommunismus befand. Der Übergang zum Kommunismus kann nur dann möglich sein, wenn die Produktionsmittel tatsächlich vergesellschaftet worden sind. Die Sowjetunion war aber noch am Anfang dieser Entwicklung. In diesem Land hatte sich der Klassencharakter des Eigentums geändert, die Produktionsmittel waren aus dem Privateigentum in Staatseigentum übergegangen. Sicherlich bedeutet Staatseigentum oder Volkseigentum nicht, dass die Produktionsmittel tatsächlich vergesellschaftet worden sind. Staats- oder Volkseigentum ist die erste Phase der Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Dies geschah in der Sowjetunion.

Unsere Partei ist nicht der Auffassung, dass es während des Aufbauprozesses des Sozialismus in der Sowjetunion keine Fehler gab. Es ist unstrittig, dass in dieser Phase Fehler gemacht worden sind. Wir sind der Auffassung, dass die gemachten Fehler, soweit sie als Fehler begriffen worden sind, auch korrigiert wurden. Die Bolschewistische Partei hat die Waffe der Kritik und Selbstkritik ständig benutzt.
Der Aufbauprozess des Sozialismus in der Sowjetunion ist aus heutiger Sicht Geschichte. Aber jede kommunistische Partei, die für den Sozialismus kämpft, muss diesen Prozess kritisch betrachten und aus diesen Erfahrungen Lehren ziehen. Das ist ein Kriterium dafür, ob eine Kommunistische Partei es tatsächlich verdient, diesen Namen zu tragen.

Die Grundmerkmale der zweiten Phase:
Unsere Partei versteht den Revisionismus an der Macht als bürgerliche Macht. Unter diesem Regime bewegt sich die Basis, also die Ökonomie nach den objektiven ökonomischen Gesetzen des Kapitalismus, auch wenn die Institutionen des Überbaus sich als „sozialistisch" geben. In der Sowjetunion ist die Zeit zwischen dem XX. und dem XXII. Parteitag, also von 1956 bis 1961 die Phase, in der in der Ökonomie der Sozialismus zerstört wurde und der Übergang zur kapitalistischen Wirtschaft vollzogen wurde. In dieser Phase rückten der Profit und die Ausbeutung der Arbeitskraft ins Zentrum der wirtschaftlichen Aktivität. Die Privatisierung von Produktionsmitteln in der Landwirtschaft und in der Industrie, und Schritte in diese Richtung sind Tatsachen, die bekannt sind.

Sicherlich ist die neue Klasse, die bürokratische kapitalistische Klasse in der Sowjetunion nicht plötzlich, sofort nach dem XX. Parteitag entstanden. Es ist offensichtlich, dass diese Formierung das Ergebnis von Fehlern ist, die vorher gemacht worden sind. Man hat folgendes nicht richtig verstanden: Insbesondere der falsche Umgang mit den Fehlern, die bei der Anwendung der sozialistische Demokratie ab der zweiten Hälfte der 30er Jahren entstanden waren; die Elemente der abgeschafften ausbeuterischen Klassen, deren Organisierung zwar abgeschafft wurde, die aber dennoch ihre zerstörerische Aktivitäten fortsetzen würden und die Aktivitäten konterrevolutionärer Kräfte gegen die Diktatur des Proletariats, die nur als „kriminelle" Taten gesehen wurden; die bürgerlichen Elemente, die sich in die Partei und in den Überbau eingeschlichen hatten, konnten sich versteckt halten und wenn sie Gelegenheit dazu fanden, haben sie degenerative Schritte in Theorie und Praxis eingeleitet. So entstand in der Sowjetgesellschaft eine bestimmte kleinbürgerliche bürokratische Schicht. Die bürokratische bürgerliche Klasse, die am XX. Parteitag die politische Macht an sich riss und den Weg für den Wiederaufbau des Kapitalismus eröffnete, ist aus dieser Schicht entstanden.

Wir können die Entwicklungen in der Wirtschaft und Politik nach dem XX. Parteitag in der Sowjetunion, im Rahmen dieses Artikels in einigen Punkten zusammenfassen.
Zumindest mit der Umwandlung der Diktatur des Proletariats in den „Staat des ganzes Volkes", in „die Partei des ganzes Volkes" war sie zerstört worden, und somit wird die Präsentierung der unterschiedlichen Klassen, wie der Begriff „Volk" selbst sagt, in der kommunistischen Partei akzeptiert. In der Wirtschaft wird nichts übrig gelassen, was die sozialistische Wirtschaft zum Ausdruck bringt. Die Produktionsmittel werden gekauft und verkauft, und die materiellen Anreize werden für den maximalen Profit und für die Produktivität der Arbeit als Grundlage genommen, und die Ausbeutung der Arbeitskraft wird als grundlegend genommen.

Was für eine Ökonomie war die Sowjetwirtschaft? Denn in einer solchen Situation kann von der Diktatur des Proletariats, vom Sozialismus nicht gesprochen werden. Es handelte sich in der Sowjetunion nicht um Kapitalismus, der sich durch die Kleinproduktion, Warenproduktion entwickelt hatte. In diesem Land gab es auch keine Restauration des Kapitalismus, der auf dem Privateigentum basierte, wie wir dies in den klassischen kapitalistischen Ländern sehen.
Was in der Sowjetunion geschah, war die Umwandlung des sozialistischen Aufbaus, der sozialistischen Ökonomie; der hochgradig konzentrierten Ökonomie in die kapitalistische Ökonomie. Das war nicht direkt der auf privater Konkurrenz basierende Kapitalismus. Weil die Konzentration hochgradig war, war der restaurierte Kapitalismus ein hochgradig organisierter Monopolstaatskapitalismus. Also Imperialismus. Ist so eine Umwandlung möglich? Gab es in der Geschichte ein Bespiel dafür? Es gab vorher kein Beispiel, und die Entwicklungen in der Sowjetunion haben gezeigt, dass so eine Umwandlung möglich ist. Lenin und Stalin haben mehrmals die theoretische Erklärung für diese Möglichkeit erbracht. Aber die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion hat sich nicht auf die Weise entwickelt, die sie als Gefahr darstellen.

Der Revisionismus, der konzentrierte Opportunismus ist so das erste Mal an die Macht gekommen und zeigte, wie der Sozialismus in der Wirtschaft und in der Politik zerstört werden kann. Der Prozess in der Sowjetunion nach dem XX. Parteitag bewies die Richtigkeit folgender Worte Lenins: „Sozialismus in Worten, Imperialismus in der Tat, Hinüberwachsen des Opportunismus als Imperialismus".

"Fabier-Imperialismus" und "Sozialimperialismus". Das ist ein und dasselbe: „Sozialismus in Worten, Imperialismus in der Tat, Hinüberwachsen des Opportunismus als Imperialismus" (Lenin; Bd. 29, S., 493, "Über die Aufgaben der III. Internationale").

Der Revisionismus trägt im Prozess des Übergangs vom Sozialismus zum klassischen Kapitalismus den Charakter eines Übergangregimes. In diesem System werden die objektiven Gesetze der kapitalistischen Ökonomie in einen Rahmen gepresst in dem sie wirken, der aber nicht ihrem entsprechenden Aufbau entspricht. Die "sozialistisch" aussehenden Überbauinstitutionen stützen sich auf die kapitalistische Ökonomie. Dies zeigt, dass der Revisionismus beim Übergang vom Sozialismus zum klassischen Kapitalismus ein Übergangsregime darstellt. Einige "sozialistisch" aussehende Merkmale in diesem Übergangsregime führen dazu, dass der Revisionismus als Sozialismus verstanden wird. Es wurde ja damals vom Aufbau, der ständigen Vertiefung des "Realsozialismus" gesprochen.
So wie der Aufbau des Sozialismus ein Prozess ist, ist auch seine Zerstörung das Ergebnis eines Prozesses.
Das revisionistische Sowjetsystem, das in den 60er Jahren imperialistisch wurde, brach als Ergebnis der Entwicklung eigener innerer Widersprüche im Jahr 1991 zusammen.

Die imperialistische Weltbourgeoisie, die nach dem Untergang dieses Systems den endgültigen Sieg des Kapitalismus verkündete, hat angefangen mit einem geballten Antikommunismus auch die sozialistische Theorie anzugreifen. Auch die kleinbürgerlichen gekauften Schreiberlinge haben sich an diesem Angriffschor beteiligt. Es sind Personen aufgetaucht, die angeblich die sozialistische Theorie weiter entwickeln. Personen, die vom Ende der Arbeiterklassen sprachen. Dies war begleitet vom Theoretisieren von Auffassungen, nach denen der Imperialismus nicht mehr der Imperialismus wäre, wir in einer neuen Ära; in der Ära der Globalisierung lebten, man sprach von der nicht näher definierten „Möglichkeit einer neuen Welt" als Alternative zur sozialistischen Revolution, aber wie diese Welt aussehen soll bleibt ungewiss. Heutzutage rennen alle, bewusst oder unbewusst, hinter diesem Mode gewordenen Begriff her. Jetzt benutzt ein jeder diesen Modebegriff, ob bewusst oder nicht. Jeder hat ein eigenes Verständnis der Aussage "eine neue Welt ist möglich". Aber wenn wir sie mit diesen entarteten Ideen vergleichen, werden wir sehen, dass die objektive Realität anders aussieht. Es hat sich an der Tatsache der kapitalistischen Ökonomie, an der Gültigkeit der objektiven Gesetze der kapitalistischen Ökonomie, und an der Tatsache, dass wir in der imperialistischen Epoche Leben, nichts geändert: Die Veränderung in der Entwicklung der Wirtschaft und Gesellschaft ist nicht qualitativ, sondern quantitativ. Die Verbreitung der Globalisierung, die nichts anderes als die Internationalisierung des Kapitals und der Produktion bedeutet, zeigt höchstens, dass die objektiven Gesetze der kapitalistischen Ökonomie gültig sind.

Bei unserem praktischen Kampf, theoretischen Bemühungen und programmatischen Verständnis berücksichtigen wir selbstverständlich die neuen Entwicklungen.

Die objektive Realität zeigt uns, dass die Revolution und der Aufbau des Sozialismus in einem Land bei der aktuellen sozialistischen Strategie immer noch gültig sind. In der kapitalistischen Wirtschaft wirkt weiterhin das Gesetz der ungleichen Entwicklung, welches immer noch die Grundlage bildet. Überall, wo das Gesetz der ungleichen Entwicklung wirkt, ist der Reifungsprozess der Revolutionen ebenso ungleich. Dies ist nicht vom Willen der Kommunistischen Parteien abhängig.

Wir sind der Auffassung, dass sich an der Tatsache, dass die Arbeiterklasse ihre historische Rolle in der sozialistischen Revolution spielen muss, nichts geändert hat. In diesem Sinne kann durch die sozialistische Revolution nur die Diktatur des Proletariats, die die Diktatur der Arbeiterklasse bedeutet, aufgebaut werden, daher kann im Sozialismus vom Staat des Volkes keine Rede sein.

Nach unserem Verständnis ist der Sozialismus das Gesellschaftssystem nach dem Kapitalismus, und in der sozialistischen Gesellschaft müssen alle Produktionsmittel vergesellschaftet werden. Sicherlich fängt die Vergesellschaftung der Produktionsmittel damit an, dass sie erst in das Staatseigentum, in das sozialistisches Staatseigentum übergehen. Dies ist der erste Schritt zur Vergesellschaftung der Produktionsmittel. Wie lange dieser Schritt dauern wird, hängt vom Entwicklungsgrad der Produktivkräfte im jeweiligem Land ab; Je mehr die Produktivkräfte entwickelt sind, desto schneller wird sich der Übergang vom Staatseigentum, dem ersten Schritt zur Vergesellschaftung der Produktionsmittel, zum gesellschaftlichen Eigentum vollziehen.

Die Frage nach dem Staat und der Wirtschaft ist die Frage der Revolution. Diese Frage der Revolution darf nicht, wie einige sagen, als eine von der Weltrevolution abhängige Frage betrachtet werden. Sicherlich sind wir auch für die Weltrevolution. Aber für die Weltrevolution einzutreten darf nicht so verstanden werden, dass die objektive Realität abgelehnt wird. Die ungleiche Entwicklung im Kapitalismus wird dazu führen, dass die Revolution in jedem Land nicht gleichzeitig verwirklicht wird, sondern in einigen früher und in anderen später. Daher sehen wir die Strategie und Taktik in jedem Land als Vorbereitung der zukünftigen Revolution, nicht in erster Linie zur Vorbereitung der internationalen Revolution. Unsere Partei ist der Auffassung, dass die Weltrevolution sich über die Revolutionen in einzelnen Ländern und über regionale Revolutionen entwickeln wird.

Es ist offensichtlich, dass die internationale kommunistische Bewegung sich in einer ideologischen und organisatorischen Krise befindet. Um die Perspektive der Weltrevolution zu haben, muss die Weltpartei gegründet werden. Dies ist eine neue Kommunistische Internationale. Nur eine solche Internationale oder die Weltpartei kann die Strategie der Weltrevolution vorbereiten und dies gilt für alle Kommunistische Parteien. Aber wie wir sehen, hat jede Strömung bereits ihre Internationale gegründet oder kämpft dafür, sie zu gründen. In einer solchen Situation entstehen mehrere Weltrevolutionsstrategien. Wir denken, dass diese Situation vorübergehend ist.

In der Ideologie und Theorie gibt es keinen Raum für die Verschwommenheit und Farblosigkeit. In diesem Sinne werden wir von den Sozialismus-Erfahrungen lernend, die von Marx, Engels, Lenin und Stalin theoretisiert und angewandt wurden, die Theorie des Sozialismus im Lichte der gesellschaftlichen und ökonomischen Entwicklungen weiter entwickelnd, weiter vorwärts gehen.