„Es ist lebenswichtig die Rojava-Revolution zu verteidigen''
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MLKP Rojava Vertreter Ahmet Sores gibt in einem Interview eine Auswertung der türkischen Invasion in Nord- und Ostsyrien und berichtet über die Lage in Rojava.

Das faschistische „Palast"-Regime hat unter der Bezeichnung ‚Friedensquelle‘ einen Besatzungskrieg begonnen. Wie bewertet ihr diesen Besatzungsangriff?
Der kolonialistische faschistische Staat unter der Führung des faschistischen Chefs Erdogan hat am 9. Oktober mit Genehmigung der Imperialisten einen Besatzungsangriff auf Rojava begonnen. Das kolonialistische Palast-Regime hat bereits seit langer Zeit diplomatische und militärische Vorbereitungen mit diesem Ziel verfolgt und sich bemüht mit allen Methoden der psychologischen Kriegsführung die Völker der Türkei auf diesen schmutzigen Krieg vorzubereiten. Schließlich hat das Regime die erwartete Genehmigung der USA und Russlands erhalten. Jetzt hat der Krieg zwischen Revolution und Konterrevolution, zwischen den Freiheitskräften und dem Faschismus, zwischen der regionalen Revolution und der regionalen Reaktion begonnen.
Vor allem muss gesagt werden, dass der faschistische Chef, der an der Spitze des Palast-Regimes steht, bezüglich seiner Zukunft alles auf diesen Krieg setzt. In diesem Sinne ist die konterrvolutionäre Mobilisierung und der begonnene Krieg nicht unbedeutend.
Das Niveau, welches unsere vereinigte Revolution der Türkei und Kurdistans, zu der auch Rojava gehört, erreicht hat, ist eine ernsthafte Gefahr für den Faschismus und hat ihn seines Existenzrechtes entledigt. Um seinen eigenen Zerfall hinauszuzögern greift der Faschismus nun unsere Revolution an. Das Ziel des Feindes ist, die fortgeschrittenste Stellung der Revolution in Kurdistan und im Mittleren Osten zu vernichten. Dieses Ziel soll erreichen, dass der Sieg der Revolution bzw. die Wahrscheinlichkeit der Ausbreitung einer regionalen Revolutionen hinausgezögert wird.
Außerdem liegen die Wurzeln dieser Aggression bereits in der Entstehungsgeschichte des faschistischen Kolonialismus. Der bürgerliche türkische Kolonialstaat will verhindern, dass Kurdistan oder irgendein Teil Kurdistans in irgendeiner Form einen anerkannten Status erlangt. Der türkische Staat weiß, dass die Befreiung von Rojava, die Zukunft von Kurdistan ist. Aus diesem Grund will der türkische Kolonalismus die Teile Kurdistans, die er vor 100 Jahren verloren hat, erneut unter die Herrschaft des türkischen Kolonialismus bringen und ergreift dazu auch die aller gröbsten Mittel des Kolonialismus.
Es ist wichtig, zu wissen, dass diese Zeit des Krieges gleichzeitig die brutalste und aggressivste Zeit der Herrschaft des faschistischen Chef-Regimes sein wird. Die faschistische Diktatur wird sich für diese Zeit wappnen. Das heißt, dass demokratische Rechte und Freiheiten abgeschafft und Proteste gegen die Invasion verboten werden und es immer mehr Verhaftungen geben wird. Das heißt, dass das Rede-, Aktions- und Organisationsrecht auf ein Minimum runtergeschraubt werden wird. Und das heißt, dass die Bedingungen dafür geschaffen werden, mit dem Krieg gegen Rojava die ganze Brutalität des Faschismus gegen die Völker und Unterdrückten zu entfesseln.
Natürlich ist das alles nichts Neues, aber es muss sich stärker bewusst gemacht werden, dass wir uns gerade nicht in irgendeiner Zeit des Krieges befinden. Das sind keine gewöhnlichen Zeiten, die wir gerade durchleben. Es ist das erste Mal, dass sich in Rojava die Streitkräfte von Revolution und Konterrevolution gegenüberstehen und das mit einem einem immensen Aufgebot. Dieser Krieg wird eine der letzten blutigen Konfrontationen zwischen Revolution und Konterrevolution in Rojava sein. Wenn wir siegen, und wir glauben an unseren Sieg, werden wir nicht nur Rojava von der Besatzung befreien. Dann wird auch eine neue Phase für die Revolution der Türkei und Kurdistans beginnen. Revolution und Konterrevolution befinden sich im offenen Krieg und stehen sich nun auf dem Schlachtfeld gegenüber. Antifaschistische Gruppen, Parteien der werktätigen Linken, unsere Völker und allen voran die Vorhut des revolutionär-demokratischen Kampfes müssen jetzt eine Aktions- und Kampfpraxis entwickeln, die dieser Realität entspricht.

Die Palastmedien behaupten, dass die TSK (türkische Streitkräfte) und ihre Banden schnell in Rojava vorankommen würden und in die Städte von Rojava eindringen werden. Wie sieht die Lage vor Ort aus?
Der Krieg, der am 9. Oktober mit dem Angriff auf Serêkaniyê und Girê Spî durch Granaten und Kampfflieger begonnen worden ist, hat sich in weniger als 48 Stunden auf ganz Rojava und Nordsyrien ausgedehnt. Wir können sagen, dass jeder Fleck unseres Bodens nun eine Stellung im Krieg ist. Und an jeder einzelnen Stellung hat der Krieg gnadenlosen Charakter. In Afrin, Serewa, Ayn Isa, Manbidsch, Kobane, Girê Spî Serêkaniyê und Tirbespiye, Qamishlo und Derik, an fast 15 Punkten und an einer 450 km langen Grenzlinie gibt es Zusammenstöße. In Girê Spî und Serêkaniyê sind momentan die umfangreichsten und heftigsten Gefechte.
In diesen beiden Städte werden die ersten Beispiele des historischen Widerstandes geschaffen. Ganz gleich wie oft die faschistischen Palastmedien erzählen, es würde in diesen Städten keinen Widerstand geben, egal wie oft diese die Geschichte auftischen, das unsere Völker bald kapitulieren würden: Keine*r sollte der schmutzigen Kriegspropaganda glauben schenken. Die kolonialistische Armee und ihre Banden, schaffen es trotz Luftangriffe nicht, sich den Stadtzentren von Serêkaniyê und Girê Spî zu nähern. Die Kämpfer*innen der Revolution schaffen es trotz aller Ungleichheit, die Banden aufzuhalten und erfolgreiche Gegenaktionen zu realisieren.
Wir haben den Krieg nicht unvorbereitet begonnen. Tagelang, monatelang hat es militärische Vorbereitungen auf diesen Widerstand gegeben. Wir haben Logistik und, was noch wichtiger ist: Wir sind entschlossen. Das Kolonialregime fängt bereits an, zu erkennen, dass es dieser Besatzungsangriff teuer zu stehen kommen wird. Sowohl in Rojava, als auch in Nordsyrien greifen wir die feindlichen Stellungen und Kräfte an. Überall, wo diese in die Stadtzentren eindringen wollen, verhindern wir mit schwerem Geschütz ihren Vormarsch. Sämtliche kolonialistischen Institutionen, Strukturen und sonstigen Kräfte der Besatzung in unserer Reichweite haben wir im Visier - ganz gleich auf welcher Seite der Grenze diese sich befinden. Das kolonialistische Regime soll wissen: Wir werden unsere Revolution nicht verteidigen, indem wir uns zurückziehen, sondern in dem wir an vorderster Front stehen.
Trotz all dem lässt sich bereits ausmachen, dass all das erst der Anfang ist. Wir sind eine Kraft, die diesen Krieg kennt und es versteht zu kämpfen. Genauso wie wir den Sieg nicht in kurzer Zeit erwarten, werden wir auch dem faschistischen kolonialen Palastregime keinen einfachen Sieg bescheren. Das, was die IS-Banden nicht geschafft haben, wird auch dem Palast-Regime nicht gelingen. In jedem Viertel, jeder Straße und in jedem Haus werden wir Widerstand leisten.
Der Feind, der auf seine technische Kapazität vertraut, schafft es vielleicht bald, sich den Stadtzentren zu nähern. Aber er kann sich darauf verlassen, dass er es nicht wieder aus den Städten heraus schaffen wird, die er versucht hat, zu besatzen. Rojava und Nordsyrien wird das Grab des kolonialen, faschistischen Palast-Regimes sein.


Welche Verantwortung tragen die Kommunist*innen in diesem Krieg?

Wir als die Kommunist*innen von Rojava und Nordsyrien, stehen wie in allen Etappen der Revolution und des Krieges wieder an vorderster Front. Wir übernehmen wichtige Verantwortungen im Krieg gegen den faschistischen Kolonialismus und kommandieren Gefechte, die aus Sicht der Revolution Folgen von strategischer Bedeutung haben können.
Das Sehit Serkan Bataillon und die Sehit Aliser Deniz Brigade führen die Verteidigung von Serêkaniyê, das als erstes vom faschistischen Kolonialismus angegriffen worden ist. Unsere beiden militärischen Einheiten, das Bataillon und die Brigade, haben in so gut wie allen Bereichen der Verteidigung der Stadt Aufgaben, Verantwortung und Kommandanturen übernommen. Unsere Kräfte führen Aktionen mit Mörsern und Raketen durch, welche die feindlichen Kräfte daran hindern, in die Stadt einzudringen. Auch Sabotage-Aktionen, die den Vormarsch des Feindes verhindern, sind unter den erfolgreichen Aktionen unserer Kräfte. An allen Stellungen in Serêkaniyê, in allen Vierteln kämpfen unsere militärischen Kräfte gegen die Angreifer.
Deshalb hatte das faschistische koloniale Palastregime auch bei dem ersten Luftangriff auf Rojava, mit dem der Krieg eingeleitet worden ist, unser Sehit Serkan Bataillon im Visier. Es ist sich der revolutionären Mission dieses Bataillons in der Rojava-Reolution bewusst geworden. Das Regime wollte unseren Stützpunkt angreifen, an dem hunderte Kämpfer*innen ausgebildet worden sind und an dem unsere unzähligen Märtyrer*innen ihre Spuren hinterlassen haben, auch um damit unsere Moral zu treffen.
Unsere Kräfte befinden sich auch an vielen Stellungen außerhalb von Serêkaniyê und haben dort Aufgaben der Selbstverteidigung übernommen. Wir müssen sagen, dass es für die Kommunist*innen in Rojava von nun an keinen Unterschied mehr gibt zwischen dem politischen und dem militärischen Bereich. Ausschlaggebend sind jetzt die Bedürfnisse des Krieges. Unsere Kräfte außerhalb des Bataillons und der Brigade haben sich entsprechend dieser Perspektive in die Reihen der Volksselbstverteidigung eingegliedert. In Qamishlos, Dirbesiye, Serêkaniyê, Til Temir und Kobane verteidigen sie als Volksmiliz und Selbstverteidigungskräfte die Revolution.
Aber das darf nicht falsch verstanden werden. Als Teil einer großen revolutionären Volksarmee, erfüllen wir unsere revolutionären Aufgaben im Krieg als kommunstische Kämpfer*innen und Kommandant*innen der Volksarmee gegen die Besatzung. Alle Aufgaben und Verantwortungen, die wir übernommen haben, stehen im Kontext der Bedürfnisse und Verantwortungen der revolutionären Volksarmee. Und in allen Kriegsstellungen stehen wir Schulter an Schulter mit den Kräften der YPG und SDF.
Als die Imperialisten dem faschistischen Kolonialregime die Erlaubnis zur Besatzung erteilt haben, hätten sie genau erzählen sollen, was ihnen in Vietnam widerfahren ist, denn diese Länder hier werden zu einem Vietnam für Besatzungskräften des Palastes werden. Unser Krieg wird als historischer Widerstand in die Geschichte eingehen. Jedes Haus, jede Straße ist eine Festung gegen den Feind. Der Boden wird für den Feind zu einem Sumpf werden. Je näher der Feind heran rückt, desto tiefer wird er in diesem Sumpf versinken. Dann, wenn er es am wenigsten erwartet, wird er auf unsere Kämpfer*innen der Revolution stoßen. So wie Vietnam den Völkern dieser Erde Widerstandskraft geschenkt und die Kampfkraft der Völker gegen den Imperialismus empor gehalten hat, so glauben wir, wird unser Widerstand die Tür für regionale Revolutionen öffnen und die Entschlossenheit der Völker zum Widerstand stärken. Das ist die Bedeutung, welche die Kommunist*innen in Rojava dem großen historischen Widerstand gegen die Besatzung des kolonialistischen Palastregimes beimessen, und dieser Bedeutung entsprechend erfüllen sie ihre Aufgaben in diesem Krieg.

Es wird gesagt, dass die USA den Luftraum für die Türkei gesperrt hätte und keine Kampf und Spähflieger zulassen würde, nachdem sie der Operation zugestimmt hat. Stimmt diese Information?

Wir hatten bereits gesagt, dass der faschistische türkische Kolonialstaat die Rojava Revolution mit Erlaubnis der Imperialist angreift. Seit dem ersten Moment des Krieges fliegen türkische Kampfflieger Angriffe und es sind Spähflieger im Einsatz. Die Nachrichten, imperialistische Kräfte hätten den Luftraum für die Türkei gesperrt, ist falsch und verleugnet die Entschlossenheit, mit der wir in diesem Krieg kämpfen. Wenn es jemanden gibt, die*der trotz all dieser Luftschläge an diese Falschinformationen glaubt, dann glaubt diese Person nicht an Kräfte der Revolution.
Es ist abzusehen, dass die Türkei weiterhin Kampf- und Spähflieger einsetzen wird. Gegensätzliche Behauptungen imperialistischer Kräfte sind nichts anderes als Lügen gegenüber den Völkern dieser Welt.
Diese Lügen brauchen uns auch nicht zu wundern. Dort, wo die Rojava-Revolution und die große Widerstandsarmee ihres revolutionären Volkes geschwächt sind, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass regionale Widersprüche und Konfrontationen zwischen den Imperialist*innen mit einer Revolution zusammen treffen. Dort werden revolutionäre Kräfte „in die Grenzen der herrschende Ordnung" gezogen. Aus diesem Grund werden alle Entwicklungen ausgenutzt, um der Revolution schaden. Manche mögen sich über die Genehmigung des Invasionskrieges seitens der imperialistischen Kräfte wundern. Die Geschichte der Revolutionen zeigt jedoch, dass es kein Vertrauen in die Imperialisten geben darf und dass diese, in welcher Form auch immer, letztendlich der Feind der Revolution sind. Der Besatzungsangriff des faschistischen Kolonialismus hat diese Wahrheit wieder einmal bestätigt.
Trotzdem möchten wir eine Sachen anmerken: Unsere Revolution hat seit Beginn ihres Bestehens immer nur auf ihre eigene Kraft vertraut. Sie hat sich auf die Völker von Rojava und Nordsyrien gestützt. Es ist unsinnig zu erwarten, dass Kräfte des Imperialismus die Interessen der Revolution beschützen würden. Diejenigen, die den antiimperialistischen Charakter unserer Revolution hinterfragen, sollen sich heute die Tatsache vor Augen führen, dass die Front zwischen Revolution und Konterrevolution nun so klar ist wie nie zuvor. Der Krieg, den wir gegen den faschistischen kolonialen Palastfaschismus führen, ist auch ein Krieg, den wir gegen den Imperialismus und dessen politische Entscheidungen führen.

Was ist eurer Aufruf an die Völker dieser Welt?
Der Krieg, der heute zwischen Rojava und dem kolonialistischen türkischen Staat geführt wird, hat die Qualität, entscheidend für das Schicksal der Revolution und Konterrevolution zu sein. Wenn wir gewinnen, wird der Weg für die Revolution der Türkei und Kurdistan geebnet werden, die regionale Revolution wird gestärkt und ein wichtiges Hindernis für die Erlangung der historischen Rechte des kurdischen Volkes wird beseitigt worden sein. Wenn das faschistische Chef-Regime in diesem Krieg eine Niederlage erfährt, wird ihm der Boden unter den Füßen weg brechen. Danach öffnen sich vor unseren Völkern die Tore zur Freiheit.
Für die Völker dieser Welt hat es lebenswichtige Bedeutung, dass sie sich an die Seite der Rojava-Revolution stellen und diese verteidigen. Während diese aller reaktionärste faschistische Kraft der Region angreift, wird Rojava die erste Revolution unseres Zeitalters des Widerstandes verwirklichen und die Revolution der Freiheit in eine Frauenrevolution umwandeln. Diese Revolution ist die Kraft, welche den IS, der zur Qual für die Völker der ganzen Welt geworden ist, besiegt hat. Es darf nicht vergessen werden, dass Rojava, trotz all seiner Unzulänglichkeiten und Schwächen, sich auf Volksdemokratie und Kommunen stützt und heute die einzige Vertreterin einer wirklichen Revolution der Welt ist. In dieser Revolution ist zusammen mit dem Blut der Völker der Türkei und Kurdistans und der arabischen Völker, auch das Blut internationaler Revolutionär*innen geflossen. Das, was diese Revolution repräsentiert, ist viel viel größer, als das geographische Ausmaß des Gebietes auf dem sie stattfindet.
Hier in den Stellungen des Krieges erfüllen wir die Aufgaben der Revolution. Unsere Völker und ihre Vorhut müssen ihre Verantwortungen erfüllen, auf die Straßen gehen, das kolonialistische Palastregime ins Visier nehmen und das faschistische Chef-Regime bereuen lassen, diesen Krieg jemals begonnen zu haben.

 

 

 

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2016
Dezember

 

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MLKP Rojava Vertreter Ahmet Sores gibt in einem Interview eine Auswertung der türkischen Invasion in Nord- und Ostsyrien und berichtet über die Lage in Rojava.

Das faschistische „Palast"-Regime hat unter der Bezeichnung ‚Friedensquelle‘ einen Besatzungskrieg begonnen. Wie bewertet ihr diesen Besatzungsangriff?
Der kolonialistische faschistische Staat unter der Führung des faschistischen Chefs Erdogan hat am 9. Oktober mit Genehmigung der Imperialisten einen Besatzungsangriff auf Rojava begonnen. Das kolonialistische Palast-Regime hat bereits seit langer Zeit diplomatische und militärische Vorbereitungen mit diesem Ziel verfolgt und sich bemüht mit allen Methoden der psychologischen Kriegsführung die Völker der Türkei auf diesen schmutzigen Krieg vorzubereiten. Schließlich hat das Regime die erwartete Genehmigung der USA und Russlands erhalten. Jetzt hat der Krieg zwischen Revolution und Konterrevolution, zwischen den Freiheitskräften und dem Faschismus, zwischen der regionalen Revolution und der regionalen Reaktion begonnen.
Vor allem muss gesagt werden, dass der faschistische Chef, der an der Spitze des Palast-Regimes steht, bezüglich seiner Zukunft alles auf diesen Krieg setzt. In diesem Sinne ist die konterrvolutionäre Mobilisierung und der begonnene Krieg nicht unbedeutend.
Das Niveau, welches unsere vereinigte Revolution der Türkei und Kurdistans, zu der auch Rojava gehört, erreicht hat, ist eine ernsthafte Gefahr für den Faschismus und hat ihn seines Existenzrechtes entledigt. Um seinen eigenen Zerfall hinauszuzögern greift der Faschismus nun unsere Revolution an. Das Ziel des Feindes ist, die fortgeschrittenste Stellung der Revolution in Kurdistan und im Mittleren Osten zu vernichten. Dieses Ziel soll erreichen, dass der Sieg der Revolution bzw. die Wahrscheinlichkeit der Ausbreitung einer regionalen Revolutionen hinausgezögert wird.
Außerdem liegen die Wurzeln dieser Aggression bereits in der Entstehungsgeschichte des faschistischen Kolonialismus. Der bürgerliche türkische Kolonialstaat will verhindern, dass Kurdistan oder irgendein Teil Kurdistans in irgendeiner Form einen anerkannten Status erlangt. Der türkische Staat weiß, dass die Befreiung von Rojava, die Zukunft von Kurdistan ist. Aus diesem Grund will der türkische Kolonalismus die Teile Kurdistans, die er vor 100 Jahren verloren hat, erneut unter die Herrschaft des türkischen Kolonialismus bringen und ergreift dazu auch die aller gröbsten Mittel des Kolonialismus.
Es ist wichtig, zu wissen, dass diese Zeit des Krieges gleichzeitig die brutalste und aggressivste Zeit der Herrschaft des faschistischen Chef-Regimes sein wird. Die faschistische Diktatur wird sich für diese Zeit wappnen. Das heißt, dass demokratische Rechte und Freiheiten abgeschafft und Proteste gegen die Invasion verboten werden und es immer mehr Verhaftungen geben wird. Das heißt, dass das Rede-, Aktions- und Organisationsrecht auf ein Minimum runtergeschraubt werden wird. Und das heißt, dass die Bedingungen dafür geschaffen werden, mit dem Krieg gegen Rojava die ganze Brutalität des Faschismus gegen die Völker und Unterdrückten zu entfesseln.
Natürlich ist das alles nichts Neues, aber es muss sich stärker bewusst gemacht werden, dass wir uns gerade nicht in irgendeiner Zeit des Krieges befinden. Das sind keine gewöhnlichen Zeiten, die wir gerade durchleben. Es ist das erste Mal, dass sich in Rojava die Streitkräfte von Revolution und Konterrevolution gegenüberstehen und das mit einem einem immensen Aufgebot. Dieser Krieg wird eine der letzten blutigen Konfrontationen zwischen Revolution und Konterrevolution in Rojava sein. Wenn wir siegen, und wir glauben an unseren Sieg, werden wir nicht nur Rojava von der Besatzung befreien. Dann wird auch eine neue Phase für die Revolution der Türkei und Kurdistans beginnen. Revolution und Konterrevolution befinden sich im offenen Krieg und stehen sich nun auf dem Schlachtfeld gegenüber. Antifaschistische Gruppen, Parteien der werktätigen Linken, unsere Völker und allen voran die Vorhut des revolutionär-demokratischen Kampfes müssen jetzt eine Aktions- und Kampfpraxis entwickeln, die dieser Realität entspricht.

Die Palastmedien behaupten, dass die TSK (türkische Streitkräfte) und ihre Banden schnell in Rojava vorankommen würden und in die Städte von Rojava eindringen werden. Wie sieht die Lage vor Ort aus?
Der Krieg, der am 9. Oktober mit dem Angriff auf Serêkaniyê und Girê Spî durch Granaten und Kampfflieger begonnen worden ist, hat sich in weniger als 48 Stunden auf ganz Rojava und Nordsyrien ausgedehnt. Wir können sagen, dass jeder Fleck unseres Bodens nun eine Stellung im Krieg ist. Und an jeder einzelnen Stellung hat der Krieg gnadenlosen Charakter. In Afrin, Serewa, Ayn Isa, Manbidsch, Kobane, Girê Spî Serêkaniyê und Tirbespiye, Qamishlo und Derik, an fast 15 Punkten und an einer 450 km langen Grenzlinie gibt es Zusammenstöße. In Girê Spî und Serêkaniyê sind momentan die umfangreichsten und heftigsten Gefechte.
In diesen beiden Städte werden die ersten Beispiele des historischen Widerstandes geschaffen. Ganz gleich wie oft die faschistischen Palastmedien erzählen, es würde in diesen Städten keinen Widerstand geben, egal wie oft diese die Geschichte auftischen, das unsere Völker bald kapitulieren würden: Keine*r sollte der schmutzigen Kriegspropaganda glauben schenken. Die kolonialistische Armee und ihre Banden, schaffen es trotz Luftangriffe nicht, sich den Stadtzentren von Serêkaniyê und Girê Spî zu nähern. Die Kämpfer*innen der Revolution schaffen es trotz aller Ungleichheit, die Banden aufzuhalten und erfolgreiche Gegenaktionen zu realisieren.
Wir haben den Krieg nicht unvorbereitet begonnen. Tagelang, monatelang hat es militärische Vorbereitungen auf diesen Widerstand gegeben. Wir haben Logistik und, was noch wichtiger ist: Wir sind entschlossen. Das Kolonialregime fängt bereits an, zu erkennen, dass es dieser Besatzungsangriff teuer zu stehen kommen wird. Sowohl in Rojava, als auch in Nordsyrien greifen wir die feindlichen Stellungen und Kräfte an. Überall, wo diese in die Stadtzentren eindringen wollen, verhindern wir mit schwerem Geschütz ihren Vormarsch. Sämtliche kolonialistischen Institutionen, Strukturen und sonstigen Kräfte der Besatzung in unserer Reichweite haben wir im Visier - ganz gleich auf welcher Seite der Grenze diese sich befinden. Das kolonialistische Regime soll wissen: Wir werden unsere Revolution nicht verteidigen, indem wir uns zurückziehen, sondern in dem wir an vorderster Front stehen.
Trotz all dem lässt sich bereits ausmachen, dass all das erst der Anfang ist. Wir sind eine Kraft, die diesen Krieg kennt und es versteht zu kämpfen. Genauso wie wir den Sieg nicht in kurzer Zeit erwarten, werden wir auch dem faschistischen kolonialen Palastregime keinen einfachen Sieg bescheren. Das, was die IS-Banden nicht geschafft haben, wird auch dem Palast-Regime nicht gelingen. In jedem Viertel, jeder Straße und in jedem Haus werden wir Widerstand leisten.
Der Feind, der auf seine technische Kapazität vertraut, schafft es vielleicht bald, sich den Stadtzentren zu nähern. Aber er kann sich darauf verlassen, dass er es nicht wieder aus den Städten heraus schaffen wird, die er versucht hat, zu besatzen. Rojava und Nordsyrien wird das Grab des kolonialen, faschistischen Palast-Regimes sein.


Welche Verantwortung tragen die Kommunist*innen in diesem Krieg?

Wir als die Kommunist*innen von Rojava und Nordsyrien, stehen wie in allen Etappen der Revolution und des Krieges wieder an vorderster Front. Wir übernehmen wichtige Verantwortungen im Krieg gegen den faschistischen Kolonialismus und kommandieren Gefechte, die aus Sicht der Revolution Folgen von strategischer Bedeutung haben können.
Das Sehit Serkan Bataillon und die Sehit Aliser Deniz Brigade führen die Verteidigung von Serêkaniyê, das als erstes vom faschistischen Kolonialismus angegriffen worden ist. Unsere beiden militärischen Einheiten, das Bataillon und die Brigade, haben in so gut wie allen Bereichen der Verteidigung der Stadt Aufgaben, Verantwortung und Kommandanturen übernommen. Unsere Kräfte führen Aktionen mit Mörsern und Raketen durch, welche die feindlichen Kräfte daran hindern, in die Stadt einzudringen. Auch Sabotage-Aktionen, die den Vormarsch des Feindes verhindern, sind unter den erfolgreichen Aktionen unserer Kräfte. An allen Stellungen in Serêkaniyê, in allen Vierteln kämpfen unsere militärischen Kräfte gegen die Angreifer.
Deshalb hatte das faschistische koloniale Palastregime auch bei dem ersten Luftangriff auf Rojava, mit dem der Krieg eingeleitet worden ist, unser Sehit Serkan Bataillon im Visier. Es ist sich der revolutionären Mission dieses Bataillons in der Rojava-Reolution bewusst geworden. Das Regime wollte unseren Stützpunkt angreifen, an dem hunderte Kämpfer*innen ausgebildet worden sind und an dem unsere unzähligen Märtyrer*innen ihre Spuren hinterlassen haben, auch um damit unsere Moral zu treffen.
Unsere Kräfte befinden sich auch an vielen Stellungen außerhalb von Serêkaniyê und haben dort Aufgaben der Selbstverteidigung übernommen. Wir müssen sagen, dass es für die Kommunist*innen in Rojava von nun an keinen Unterschied mehr gibt zwischen dem politischen und dem militärischen Bereich. Ausschlaggebend sind jetzt die Bedürfnisse des Krieges. Unsere Kräfte außerhalb des Bataillons und der Brigade haben sich entsprechend dieser Perspektive in die Reihen der Volksselbstverteidigung eingegliedert. In Qamishlos, Dirbesiye, Serêkaniyê, Til Temir und Kobane verteidigen sie als Volksmiliz und Selbstverteidigungskräfte die Revolution.
Aber das darf nicht falsch verstanden werden. Als Teil einer großen revolutionären Volksarmee, erfüllen wir unsere revolutionären Aufgaben im Krieg als kommunstische Kämpfer*innen und Kommandant*innen der Volksarmee gegen die Besatzung. Alle Aufgaben und Verantwortungen, die wir übernommen haben, stehen im Kontext der Bedürfnisse und Verantwortungen der revolutionären Volksarmee. Und in allen Kriegsstellungen stehen wir Schulter an Schulter mit den Kräften der YPG und SDF.
Als die Imperialisten dem faschistischen Kolonialregime die Erlaubnis zur Besatzung erteilt haben, hätten sie genau erzählen sollen, was ihnen in Vietnam widerfahren ist, denn diese Länder hier werden zu einem Vietnam für Besatzungskräften des Palastes werden. Unser Krieg wird als historischer Widerstand in die Geschichte eingehen. Jedes Haus, jede Straße ist eine Festung gegen den Feind. Der Boden wird für den Feind zu einem Sumpf werden. Je näher der Feind heran rückt, desto tiefer wird er in diesem Sumpf versinken. Dann, wenn er es am wenigsten erwartet, wird er auf unsere Kämpfer*innen der Revolution stoßen. So wie Vietnam den Völkern dieser Erde Widerstandskraft geschenkt und die Kampfkraft der Völker gegen den Imperialismus empor gehalten hat, so glauben wir, wird unser Widerstand die Tür für regionale Revolutionen öffnen und die Entschlossenheit der Völker zum Widerstand stärken. Das ist die Bedeutung, welche die Kommunist*innen in Rojava dem großen historischen Widerstand gegen die Besatzung des kolonialistischen Palastregimes beimessen, und dieser Bedeutung entsprechend erfüllen sie ihre Aufgaben in diesem Krieg.

Es wird gesagt, dass die USA den Luftraum für die Türkei gesperrt hätte und keine Kampf und Spähflieger zulassen würde, nachdem sie der Operation zugestimmt hat. Stimmt diese Information?

Wir hatten bereits gesagt, dass der faschistische türkische Kolonialstaat die Rojava Revolution mit Erlaubnis der Imperialist angreift. Seit dem ersten Moment des Krieges fliegen türkische Kampfflieger Angriffe und es sind Spähflieger im Einsatz. Die Nachrichten, imperialistische Kräfte hätten den Luftraum für die Türkei gesperrt, ist falsch und verleugnet die Entschlossenheit, mit der wir in diesem Krieg kämpfen. Wenn es jemanden gibt, die*der trotz all dieser Luftschläge an diese Falschinformationen glaubt, dann glaubt diese Person nicht an Kräfte der Revolution.
Es ist abzusehen, dass die Türkei weiterhin Kampf- und Spähflieger einsetzen wird. Gegensätzliche Behauptungen imperialistischer Kräfte sind nichts anderes als Lügen gegenüber den Völkern dieser Welt.
Diese Lügen brauchen uns auch nicht zu wundern. Dort, wo die Rojava-Revolution und die große Widerstandsarmee ihres revolutionären Volkes geschwächt sind, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass regionale Widersprüche und Konfrontationen zwischen den Imperialist*innen mit einer Revolution zusammen treffen. Dort werden revolutionäre Kräfte „in die Grenzen der herrschende Ordnung" gezogen. Aus diesem Grund werden alle Entwicklungen ausgenutzt, um der Revolution schaden. Manche mögen sich über die Genehmigung des Invasionskrieges seitens der imperialistischen Kräfte wundern. Die Geschichte der Revolutionen zeigt jedoch, dass es kein Vertrauen in die Imperialisten geben darf und dass diese, in welcher Form auch immer, letztendlich der Feind der Revolution sind. Der Besatzungsangriff des faschistischen Kolonialismus hat diese Wahrheit wieder einmal bestätigt.
Trotzdem möchten wir eine Sachen anmerken: Unsere Revolution hat seit Beginn ihres Bestehens immer nur auf ihre eigene Kraft vertraut. Sie hat sich auf die Völker von Rojava und Nordsyrien gestützt. Es ist unsinnig zu erwarten, dass Kräfte des Imperialismus die Interessen der Revolution beschützen würden. Diejenigen, die den antiimperialistischen Charakter unserer Revolution hinterfragen, sollen sich heute die Tatsache vor Augen führen, dass die Front zwischen Revolution und Konterrevolution nun so klar ist wie nie zuvor. Der Krieg, den wir gegen den faschistischen kolonialen Palastfaschismus führen, ist auch ein Krieg, den wir gegen den Imperialismus und dessen politische Entscheidungen führen.

Was ist eurer Aufruf an die Völker dieser Welt?
Der Krieg, der heute zwischen Rojava und dem kolonialistischen türkischen Staat geführt wird, hat die Qualität, entscheidend für das Schicksal der Revolution und Konterrevolution zu sein. Wenn wir gewinnen, wird der Weg für die Revolution der Türkei und Kurdistan geebnet werden, die regionale Revolution wird gestärkt und ein wichtiges Hindernis für die Erlangung der historischen Rechte des kurdischen Volkes wird beseitigt worden sein. Wenn das faschistische Chef-Regime in diesem Krieg eine Niederlage erfährt, wird ihm der Boden unter den Füßen weg brechen. Danach öffnen sich vor unseren Völkern die Tore zur Freiheit.
Für die Völker dieser Welt hat es lebenswichtige Bedeutung, dass sie sich an die Seite der Rojava-Revolution stellen und diese verteidigen. Während diese aller reaktionärste faschistische Kraft der Region angreift, wird Rojava die erste Revolution unseres Zeitalters des Widerstandes verwirklichen und die Revolution der Freiheit in eine Frauenrevolution umwandeln. Diese Revolution ist die Kraft, welche den IS, der zur Qual für die Völker der ganzen Welt geworden ist, besiegt hat. Es darf nicht vergessen werden, dass Rojava, trotz all seiner Unzulänglichkeiten und Schwächen, sich auf Volksdemokratie und Kommunen stützt und heute die einzige Vertreterin einer wirklichen Revolution der Welt ist. In dieser Revolution ist zusammen mit dem Blut der Völker der Türkei und Kurdistans und der arabischen Völker, auch das Blut internationaler Revolutionär*innen geflossen. Das, was diese Revolution repräsentiert, ist viel viel größer, als das geographische Ausmaß des Gebietes auf dem sie stattfindet.
Hier in den Stellungen des Krieges erfüllen wir die Aufgaben der Revolution. Unsere Völker und ihre Vorhut müssen ihre Verantwortungen erfüllen, auf die Straßen gehen, das kolonialistische Palastregime ins Visier nehmen und das faschistische Chef-Regime bereuen lassen, diesen Krieg jemals begonnen zu haben.