Afrin und der Klassenkampf. Was will die türkische Bourgeoisie?
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Angefangen mit den bürgerlichen Industrie- und Unternehmensverbänden TÜSIAD und MÜSIAD haben alle Vertreter der Bourgeoisie in der Türkei dem Krieg und Besatzunugsangriff in Afrin ihre Unterstützung zugesagt. Manche Chefs sind sogar so weit gegangen dem Staat zu versichern, soviele Arbeiter aus der Fabrik in den Krieg zu schicken, wie man nur möchte. Es wurde versichert alle bei der Rückkehr wieder einzustellen.
Was will die kolonialistische Bourgeosie der Türkei in Afrin? Etwa Absatzmärkte?
Wahrscheinlich wird niemand dem zustimmen. Aber woher kommt diese überschwengliche Unterstützung?
Man darf nicht vergessen, die türkische Bourgeosie beutet nicht nur aus, sie ist auch kolonialistisch. Jeder Fortschritt in der nationalen Befreiung Kurdistans, jeder Gewinn eines Status in irgendeinem Teil erweckt in der Türkei Ängste, dass Nordkurdistan, das in den Grenzen der Türkei eingesperrt ist, auch unabhängig wird. Also sei es das Unabhängigskeitsreferendum in Südkurdistan in den Grenzen des Irak oder sei es die Revolution in Rojava, dort wo sich der kurdische, nationale Freiheitskampf entwickelt, dort greift der türkische Staat an.
Wenn Nordkurdistan nämlich frei sein würde, wäre die Türkei nicht mehr die heutige Türkei. Ein freies Nordkurdistan würde die Auflösung des türkischen Staates bedeuten. Darum ist die Unterdrückung des kurdischen nationalen Befreiungskampfes eine Existenzfrage für die Türkei. Die türkische Bourgeosie profitiert von der Unterdrückung der Kurden. Sie plündert Reichtümer Kurdistans aus, die lokalen Wirtschaftsstrukturen werden zerschlagen um den Markt unter die Kontrolle der türkischen Bourgeoisie zu bringen und die Kurden sind billige Arbeitskräfte. Das ist ein direktes Ergebnis der Privilegien der unterdrückenden Nation. Aber war das schon alles? Nein. Dank der Kolonialherrschaft über Nordkurdistan ist die Türkei überhaupt ein wichtiges Verbindungsland zwischen Europa, dem Mittleren Osten und Katar. Das Öl und Erdgas aus der Region wird über die Türkei nach Europa importiert. Die Türkei versucht dadurch eine Hegemonie in der Region zu werden. Die geostrategische Bedeutung der Türkei rührt also nur aus Nordkurdistan her, wenn ein Teil Kurdistans befreit werden würde, hieße das den Verlust dieses Status. Ohne Nordkurdistan wäre die Türkei nur irgendein Land des Kaukasus oder des Balkan.
Darum auch dieses Gebrüll der türkischen nationalistischen und politisch islamistischen Faschisten, man wolle sie ja nach Anatolien zurückdrängen.
Der herrschende Chauvinismus in der Türkei und die kolonialistischen Angriffe beruhen auf dieser Klassenrealität. Auch in Afrin wird dieser Klassenkampf geführt. Deshalb greift die türkische Bourgeosie an.
Darum ist Afrin nicht nur Afrin. Es geht um die Kurden und Kurdistan. Es geht um die Zerschlagung des kurdischen nationalen Befreiungskampfes. Während es den Kurden dabei um nationale Freiheiten geht, ist es Klassenkampf für den türkischen Staat. Die bürgerlichen Parteien und der Staat sind bloß die Mittel dieser Klasseninteressen.

Jetzt ist klar wie es um die türkische Bourgeosie steht. Aber was ist mit den türkischen Unterdrückten?
Der Chauvinismus läuft auf Hochtouren. Freiwillige Arbeiter beteiligen sich am Krieg. 300 allein in einer Fabrik in Elazig. Gewerkschaften rufen zur Unterstützung des Krieges auf. Frauen an der Grenze bereiten Essen für "ihre" Soldaten vor. Einiges davon ist direkt durch die psychologische Kriegspropaganda vorbereitet worden. Aber der bürgerliche Nationalismus und Chauvinismus der Unterdrückernation beeinflusst die gesamte Nation, sowie die Arbeiter und Werktätigen unter ihnen. Ihre Klasseninteressen ruhen nicht nur auf der Kolonialisierung Kurdistans. Der Chauvinismus einer unterdrückenden Nation dient auch dazu, dass die eigenen Arbeiter und Werktätigen keinen Kampf gegen die eigene Bourgeosie führen und kein Klassenbewusstsein entwickeln. Sie werden damit zu Soldaten der bürgerlichen Klasseninteressen.
Marx sagte einst über die Klassenbefreiung der englischen Arbeiter in Anbetracht des kolonialistischen Jochs Irlands durch England, dass er früher glaubte, die Zerstörung des Regimes in Irland hänge von der Entwicklung und Stärkung der englischen Arbeiterklasse ab. Danach hat er jedoch das genaue Gegenteil verteidigt. Bis Irland nicht befreit sein würde, werde die englische Arbeiterklasse keinen Erfolg haben. Die Wurzeln der englischen Reaktion lägen nämlich in der Unterdrückung Irlands.
Die Beziehung zwischen der nationalen Befreiung der Kurden und der Befreiung der türkischen Arbeiter und Werktätige ist dieselbe. Bevor die Kurden keine nationale Befreiung verwirklicht haben, werden sich die türkischen Arbeiter und Werktätige nicht befreien können. Die Wurzeln der türkischen Reaktion liegen im Kolonialismus Kurdistans. Darum ist der kurdische nationale Befreiungskampf Klassenkampf der türkischen Arbeiter und Werktätigen!
Jede Unterstützung der Unterdrückung Kurdistans stärkt die türkische Bourgeoisie. Jede Unterstützung des kurdischen nationalen Befreiungskampfes ist ein direkter Gewinn der eigenen Klasseninteressen. Darum geht es um mehr als nur Unterstützung. Es geht um Wertschätzung und darum, dass man diesen Kampf selber führt. Solange die türkische Arbeiterklasse nicht versteht, dass der kurdische nationale Befreiungskampf der eigene Klassenkampf ist, solange wird er den revolutionären Weg nicht finden und sich nicht von der politischen und ideologischen Hegemonie des türkischen Staates befreien können.
Darum ist Afrin nicht nur Afrin. Afrin ist Klassenkampf. Die Niederlage der türkischen Besatzerarmee ist nicht nur Niederlage des türkischen Staates, sondern all der Chefs, ihrem ideologischen Werkzeug, dem Chauvinismus, sowie der links-gefärbte Sozialchauvinismus.
Genauso wie die türkische Bourgeosie mit aller Kraft die Besatzerarmee verteidigt, muss die türkische Arbeiterklasse mit aller Kraft in der Verteidigung Afrins teilnehmen. Die Frontenbildung im Klassenkampf verläuft genau in dieser Form. Neutralität und Zurückhaltung bedeutet ganz klare Unterstützung des türkischen Staates.

Der Angriff des türkischen Staates gegen Afrin ist der erste Schlag im Krieg gegen Rojava. Rojava ist im Mittleren Osten und weltweit zur Hoffnung geworden. Sie ist eine Frauenrevolution. Sie ist eine revolutionäre, demokratische neue Gesellschaftsordnung im Aufbau. Darum ist die Revolution in Rojava auch internationaler Klassenkampf. Die Verteidigung Afrins ist die Verteidigung der Revolution. Afrin ist die Türkei, der Mittlere Osten und die ganze Welt. Alle Fortschrittlichen und Revolutionäre der Welt müssen an der Verteidigung und Unterstützung Afrins teilnehmen.
Das ist Klassenkamp! Das ist die Verteidigung der revolutionären Hoffnung!

 

 

 

 

 

 

 

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Angefangen mit den bürgerlichen Industrie- und Unternehmensverbänden TÜSIAD und MÜSIAD haben alle Vertreter der Bourgeoisie in der Türkei dem Krieg und Besatzunugsangriff in Afrin ihre Unterstützung zugesagt. Manche Chefs sind sogar so weit gegangen dem Staat zu versichern, soviele Arbeiter aus der Fabrik in den Krieg zu schicken, wie man nur möchte. Es wurde versichert alle bei der Rückkehr wieder einzustellen.
Was will die kolonialistische Bourgeosie der Türkei in Afrin? Etwa Absatzmärkte?
Wahrscheinlich wird niemand dem zustimmen. Aber woher kommt diese überschwengliche Unterstützung?
Man darf nicht vergessen, die türkische Bourgeosie beutet nicht nur aus, sie ist auch kolonialistisch. Jeder Fortschritt in der nationalen Befreiung Kurdistans, jeder Gewinn eines Status in irgendeinem Teil erweckt in der Türkei Ängste, dass Nordkurdistan, das in den Grenzen der Türkei eingesperrt ist, auch unabhängig wird. Also sei es das Unabhängigskeitsreferendum in Südkurdistan in den Grenzen des Irak oder sei es die Revolution in Rojava, dort wo sich der kurdische, nationale Freiheitskampf entwickelt, dort greift der türkische Staat an.
Wenn Nordkurdistan nämlich frei sein würde, wäre die Türkei nicht mehr die heutige Türkei. Ein freies Nordkurdistan würde die Auflösung des türkischen Staates bedeuten. Darum ist die Unterdrückung des kurdischen nationalen Befreiungskampfes eine Existenzfrage für die Türkei. Die türkische Bourgeosie profitiert von der Unterdrückung der Kurden. Sie plündert Reichtümer Kurdistans aus, die lokalen Wirtschaftsstrukturen werden zerschlagen um den Markt unter die Kontrolle der türkischen Bourgeoisie zu bringen und die Kurden sind billige Arbeitskräfte. Das ist ein direktes Ergebnis der Privilegien der unterdrückenden Nation. Aber war das schon alles? Nein. Dank der Kolonialherrschaft über Nordkurdistan ist die Türkei überhaupt ein wichtiges Verbindungsland zwischen Europa, dem Mittleren Osten und Katar. Das Öl und Erdgas aus der Region wird über die Türkei nach Europa importiert. Die Türkei versucht dadurch eine Hegemonie in der Region zu werden. Die geostrategische Bedeutung der Türkei rührt also nur aus Nordkurdistan her, wenn ein Teil Kurdistans befreit werden würde, hieße das den Verlust dieses Status. Ohne Nordkurdistan wäre die Türkei nur irgendein Land des Kaukasus oder des Balkan.
Darum auch dieses Gebrüll der türkischen nationalistischen und politisch islamistischen Faschisten, man wolle sie ja nach Anatolien zurückdrängen.
Der herrschende Chauvinismus in der Türkei und die kolonialistischen Angriffe beruhen auf dieser Klassenrealität. Auch in Afrin wird dieser Klassenkampf geführt. Deshalb greift die türkische Bourgeosie an.
Darum ist Afrin nicht nur Afrin. Es geht um die Kurden und Kurdistan. Es geht um die Zerschlagung des kurdischen nationalen Befreiungskampfes. Während es den Kurden dabei um nationale Freiheiten geht, ist es Klassenkampf für den türkischen Staat. Die bürgerlichen Parteien und der Staat sind bloß die Mittel dieser Klasseninteressen.

Jetzt ist klar wie es um die türkische Bourgeosie steht. Aber was ist mit den türkischen Unterdrückten?
Der Chauvinismus läuft auf Hochtouren. Freiwillige Arbeiter beteiligen sich am Krieg. 300 allein in einer Fabrik in Elazig. Gewerkschaften rufen zur Unterstützung des Krieges auf. Frauen an der Grenze bereiten Essen für "ihre" Soldaten vor. Einiges davon ist direkt durch die psychologische Kriegspropaganda vorbereitet worden. Aber der bürgerliche Nationalismus und Chauvinismus der Unterdrückernation beeinflusst die gesamte Nation, sowie die Arbeiter und Werktätigen unter ihnen. Ihre Klasseninteressen ruhen nicht nur auf der Kolonialisierung Kurdistans. Der Chauvinismus einer unterdrückenden Nation dient auch dazu, dass die eigenen Arbeiter und Werktätigen keinen Kampf gegen die eigene Bourgeosie führen und kein Klassenbewusstsein entwickeln. Sie werden damit zu Soldaten der bürgerlichen Klasseninteressen.
Marx sagte einst über die Klassenbefreiung der englischen Arbeiter in Anbetracht des kolonialistischen Jochs Irlands durch England, dass er früher glaubte, die Zerstörung des Regimes in Irland hänge von der Entwicklung und Stärkung der englischen Arbeiterklasse ab. Danach hat er jedoch das genaue Gegenteil verteidigt. Bis Irland nicht befreit sein würde, werde die englische Arbeiterklasse keinen Erfolg haben. Die Wurzeln der englischen Reaktion lägen nämlich in der Unterdrückung Irlands.
Die Beziehung zwischen der nationalen Befreiung der Kurden und der Befreiung der türkischen Arbeiter und Werktätige ist dieselbe. Bevor die Kurden keine nationale Befreiung verwirklicht haben, werden sich die türkischen Arbeiter und Werktätige nicht befreien können. Die Wurzeln der türkischen Reaktion liegen im Kolonialismus Kurdistans. Darum ist der kurdische nationale Befreiungskampf Klassenkampf der türkischen Arbeiter und Werktätigen!
Jede Unterstützung der Unterdrückung Kurdistans stärkt die türkische Bourgeoisie. Jede Unterstützung des kurdischen nationalen Befreiungskampfes ist ein direkter Gewinn der eigenen Klasseninteressen. Darum geht es um mehr als nur Unterstützung. Es geht um Wertschätzung und darum, dass man diesen Kampf selber führt. Solange die türkische Arbeiterklasse nicht versteht, dass der kurdische nationale Befreiungskampf der eigene Klassenkampf ist, solange wird er den revolutionären Weg nicht finden und sich nicht von der politischen und ideologischen Hegemonie des türkischen Staates befreien können.
Darum ist Afrin nicht nur Afrin. Afrin ist Klassenkampf. Die Niederlage der türkischen Besatzerarmee ist nicht nur Niederlage des türkischen Staates, sondern all der Chefs, ihrem ideologischen Werkzeug, dem Chauvinismus, sowie der links-gefärbte Sozialchauvinismus.
Genauso wie die türkische Bourgeosie mit aller Kraft die Besatzerarmee verteidigt, muss die türkische Arbeiterklasse mit aller Kraft in der Verteidigung Afrins teilnehmen. Die Frontenbildung im Klassenkampf verläuft genau in dieser Form. Neutralität und Zurückhaltung bedeutet ganz klare Unterstützung des türkischen Staates.

Der Angriff des türkischen Staates gegen Afrin ist der erste Schlag im Krieg gegen Rojava. Rojava ist im Mittleren Osten und weltweit zur Hoffnung geworden. Sie ist eine Frauenrevolution. Sie ist eine revolutionäre, demokratische neue Gesellschaftsordnung im Aufbau. Darum ist die Revolution in Rojava auch internationaler Klassenkampf. Die Verteidigung Afrins ist die Verteidigung der Revolution. Afrin ist die Türkei, der Mittlere Osten und die ganze Welt. Alle Fortschrittlichen und Revolutionäre der Welt müssen an der Verteidigung und Unterstützung Afrins teilnehmen.
Das ist Klassenkamp! Das ist die Verteidigung der revolutionären Hoffnung!